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Es werden Posts vom Februar, 2011 angezeigt.

Who's who? (1)

Biblische Personen in ungewohnter Beschreibung. Heute eine Gestalt aus dem Neuen Testament. Dieser Häuslebesitzer musste mehr Höhenmeter zurücklegen als die meisten aus seiner Wandergruppe. Dennoch war er konditionell nicht der Stärkste. Ausdauernder als im Lauf war er im Wort, immerhin fühlte er sich zum Reden geradezu verpflichtet. Dass er einem nur Dasitzenden Beine machen konnte, hing nicht mit seiner Chefstellung zusammen, an der im Übrigen seine Nachfolger stärker interessiert waren als er selbst. Am Orontes hatte er einmal den undankbaren Platz zwischen allen Stühlen; wie er sich aus der Affäre zog, wissen wir nicht. Während damals Differenzen das Bild bestimmten, besaß er dennoch die erstaunliche Fähigkeit, mit seinen Kollegen ganze Sätze synchron zu sprechen. Unterschiedliche Erfahrungen machte er auch mit Türen. Geradezu modern mutet das Erlebnis automatischer Türöffnung an, das ihm zu nächtlicher Stunde nicht ganz ungelegen kam. Andererseits musste er feststellen, dass ma

Jesus, der Akrobat? Oder: Wie setzt man sich gleichzeitig auf zwei Esel (Mt 21,7)?

Wieviele Esel benutzte Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem? Richtet man diese Frage an Markus, Lukas und Johannes, erhält man die erwartete Antwort: einen (Mk 11,7; Lk 19,35; Joh 12,14). Dagegen überrascht Matthäus mit der Verdoppelung des Reittiers. Schon im Auftrag zu dessen ungewöhnlicher Beschaffung gibt sich Jesus nicht mit einem Esel zufrieden. Die Jünger sollen einen Esel und sein Füllen beibringen (Mt 21,2). Wozu »braucht sie der Herr« (21,3)? Zusätzliche Transportaufgaben verbinden sich mit dem zweiten Esel nicht, es geht ausschließlich um Reittiere für Jesus. Zwar kann man die Formulierung »er setzte sich auf sie« (21,7; eindeutig Plural) auf die zuvor erwähnten Kleider beziehen; da diese aber auf beide Tiere gelegt werden, löst sich das Problem dadurch nicht. Die Einheitsübersetzung will eventuell aufkommende Fragen nach akrobatischen Fähigkeiten Jesu vermeiden und schreibt: »Er setzte sich darauf«. Bildliche Darstellungen zeigen Jesus, wie er seitlich auf dem Muttertier si

»Das Problem des Memorandums wird sich biologisch lösen«

Zum folgenden fiktiven Text ist die Warnung vor den Nebenwirkungen zu beachten. Alexander Kissler, ein rüstiger Anfangvierziger nur wenige Jahre vor der midlife crisis, hat sich als scharfer Kritiker des Memorandums der Theologen hervorgetan. In einer Aufsehen erregenden Studie hat er nun nachgewiesen, dass das Memorandum gar keine nennenswerte Unterstützung aus der deutschen Professorenschaft erhalten hat. Unser Mitarbeiter Peter Schwarzer sprach mit ihm über diesen Etikettenschwindel . P.S.: Herr Kissler, Sie haben in Ihrer Studie die Altersstruktur der Unterzeichner des Memorandums untersucht und sind auf sensationelle Ergebnisse gestoßen. Was konnten Sie eruieren?  A.K.: Nun, wir haben herausgefunden, dass nicht nur die überwältigende Mehrheit aller Emeriti über 65 Jahre alt ist, sondern auch, dass diese Gruppe einen erheblichen Anteil der Unterzeichner des Memorandums ausmacht. Selbst wenn man die für das Memorandum günstigeren Daten vom 16.2.2011 zugrundelegt, ist die Methus

Zwangsjogging? Oder: Warum sollte mich jemand nötigen, eine Meile mit ihm zu gehen (Mt 5,41)?

Unter der Aufforderung, demjenigen, der auf die rechte Wange schlägt, auch die andere Wange hinzuhalten (Mt 5,39), können wir uns auch heute unmittelbar etwas vorstellen. Dagegen gehört, nicht nur wegen des ungewohnten Längenmaßes, »das Zwingen zu einer Meile« nicht zu unserer Lebenswelt. Auch der zum Ausdauertraining angehaltene Sportler wird sich in dem Satz kaum entdecken können, und das aus zwei Gründen. Erstens heißt es: »... geh mit ihm zwei (Meilen)«; der Trainer müsste also mitlaufen, was höchst unwahrscheinlich ist. Zweitens würde ohne Angaben von Gründen das Laufpensum unterwegs verdoppelt, und das widerspricht heutigen genau ausgeklügelten Trainingsplänen.

»Hier dokumentiert sich der groteske Aufstand theologischer Zwerge«

Für den folgenden Beitrag ist die Warnung vor den Nebenwirkungen zu beachten. Die katholische Nachrichten-Site kath.net hat mit Pater Wolfgang Ockenfels ein Interview geführt, das all diejenigen eines Besseren belehrt hat, die meinten, der Tiefpunkt sei bereits in dem Gespräch mit Peter Seewald erreicht worden. Um die Substanzlosgkeit der Polemik zu demonstrieren, wird im folgenden Text das Interview fiktiv gewendet : Die Fragen richten sich an einen Unterzeichner des Memorandums. Deshalb ist die erste Frage ins Gegenteil verkehrt (im Original wurde gefragt, warum der Gesprächspartner die » Petition pro ecclesia  und nicht das Memorandum unterschrieben habe), ansonsten sind die Fragen belassen worden. Und auch die Antworten konnte ich zu weiten Teilen übernehmen. Daran zeigt sich, wie unspezifisch ihr Inhalt ist (nur um diesen Aufweis geht es, nicht darum, die Unterzeichner der Petition zu schmähen; s. zur ernsthaften Auseinandersetzung mit der Petition hier ). Einige Beleidigungen

Wer Wind sät, wird heiße Luft ernten

Den folgenden (hier leicht geänderten) Text habe ich an die Redaktion von kath.net geschickt mit der Bitte um Veröffentlichung auf ihrer Homepage, um den Lesern die polemische Strategie des Interviews mit Peter Seewald (»Wer Wind sät, wird Sturm ernten«) klar zu machen. Eine Antwort habe ich nicht erhalten.   D as Interview mit Peter Seewald bei kath.net hat in den dortigen Kommentaren ein begeistertes Echo ausgelöst: Endlich zeigt es einmal einer den arroganten Theologen, die da in antikirchlicher und papstfeindlicher Pose auf dem hohen Ross sitzen. Angesichts dieser eindeutigen Haltungen scheint der Versuch aussichtslos, jene Kommentatoren davon zu überzeugen, dass das Anliegen des Memorandums gerechtfertigt sein könnte. Genauso gut könnte man versuchen, eine Kuh dadurch zu einer Reaktion zu bewegen, dass man ihr ins Horn zwickt. Gegner des Memorandums, nicht aufregen! Das war nur einer der rhetorischen Tricks, die Peter Seewald in seinem Interview angewandt hat, als er von der

Das umstrittene Memorandum

D as Memorandum » Kirche 2011: ein notwendiger Aufbruch «, das aktuell 261 katholische Theologieprofessoren und -professorinnen unterzeichnet haben, ist ein umstrittener Text. Wäre es anders, könnte es einen solchen Aufruf gar nicht geben. Dass es Streit gibt, wenn in der katholischen Kirche auf Veränderungen hingewirkt wird, kann niemanden überraschen, der die letzten Jahrhunderte nicht auf dem Mond verbracht hat. Daraus folgt noch nichts zur Frage, ob die vorgetragenen Anliegen berechtigt sind oder nicht. Aber es relativiert die Tatsache, dass das Memorandum Debatten provoziert. Die in einigen Fällen zu beobachtende Schärfe der Polemik erstaunt allerdings und lässt ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Theologie durchblicken - jedenfalls gegen die Theologie, wie sie an Universitäten im deutschen Sprachraum betrieben wird. Man muss nicht jede Formulierung des Aufrufs glücklich finden und kann doch die Grundlinie mittragen. Ich habe unterzeichnet, obwohl mir die Rede von der »v