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Es werden Posts vom Oktober, 2012 angezeigt.

Sonntagsevangelium (49)

30. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 10,46-52 Die Geschichte von der Heilung des blinden Bartimäus hat einige auffallende Merkmale, die sie von anderen Wundererzählungenen unterscheidet. Jesus fragt, was der Blinde von ihm will (10,51) – ein einmaliger Erzählzug in den Wundergeschichten der Evangelien. Es findet sich auch kein eigentliches Heilwort im Mund Jesu, sondern nur der Zuspruch: »Dein Glaube hat dich gerettet« (10,52). Dass eine Bitte um Heilung erscheint, entspricht dem typischen Muster von Heilungswundergeschichten; nicht aber, dass sie sich fast über die ganze Geschichte hinzieht (10,47-51).

Noch einmal: Jesus und Eherecht

Der Vorsitzende des Forums deutscher Katholiken ,  Hubert Gindert,  gibt in dieser Funktion immer wieder Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen heraus. Dass er die Bildung der neuen Priesterinitiative im Bistum Augsburg unkommentiert ließe, war nicht zu erwarten. Und so ist wieder eine Presseerklärung   entstanden. Mit aktuellem Seitenblick wird der Initiative ein Plagiat vorgeworfen, weil sie mit dem Motto »Mit brennender Sorge« an die Öffentlichkeit gegangen sei. Zumindest auf der Homepage der Initiative ist ein solches Motto nicht zu finden. Es wäre nicht als Plagiat einzustufen, sondern als intertextuelle  Anspielung , und zwar als eine missglückte, weil »die brennende Sorge« der Enzyklika Papst Pius' XI. sich auf Probleme von ganz anderem Ausmaß gerichtet hat. Der einzige Hinweis auf  das  »Motto« , der sich abseits der genannten Stellungnahme im Netz entdecken ließ , deutet darauf hin, dass es  aus der Überschrift der Druckausgabe der »Augsburger Allgemeinen« stammt, als

Sonntagsevangelium (48)

29. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 10,35-45 (oder 10,42-45) Unmittelbar im Anschluss an die dritte Leidensweissagung ( 10,32-34 ) richten Jakobus und Johannes die Bitte an Jesus, die Plätze zu seiner Rechten und Linken in der himmlischen Herrlichkeit zu erhalten. Zum dritten Mal folgt damit auf die Ankündigung der Passion eine unangemessene Reaktion von Jüngerseite. Zunächst hatte Petrus gegen das Leiden des Messias protestiert ( 8,32 ), beim zweiten Mal stritten die Jünger, wer von ihnen der Größte sei ( 9,34 ). Wenn es jetzt um die himmlischen Ehrenplätze geht, soll Jakobus und Johannes kaum insofern Einsicht zugeschrieben werden, als sie keine irdische Hoheitsstellung anzielen. Viel stärker erscheint der Kontrast zwischen den Aussagen über die Erniedrigung des Menschensohns und dem direkt darauf folgenden Wunsch nach himmlischer Ehre . Dazu passt, dass Jesus die beiden Brüder auf das ihnen bevorstehende Leiden verweist (in der metaphorischen Rede von Kelch und Taufe), Zusagen für

Eigenplagiat?

Gestern ist die Meldung durch die Medien gegangen, dem Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf liege ein 75-seitiges Gutachten zur Beratung vor, dem zufolge die Dissertation von Bundesbildungsministerin Annette Schavan »das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise« biete (s. hier ). Ob das zutrifft oder nicht, ist nicht Gegenstand dieses Beitrags. Die Plagiatsjäger auf VroniPlag   waren jedenfalls mehrheitlich nicht der Ansicht, dass hier ein Plagiat vorliegt, das man der Öffentlichkeit zugänglich machen müsste. Ein Einzelkämpfer hat sein abweichendes Urteil ins Netz gestellt. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass der Fall ganz anders gelagert ist als derjenige des smarten Freiherrn. Aber das ist, wie gesagt, nicht Thema hier.

Sonntagsevangelium (47)

28. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 10,17-30 (oder 10,17-27) Die Geschichte vom Mann, der fragt, wie das ewige Leben zu gewinnen sei, nimmt überraschende Wendungen. Zunächst verweist ihn Jesus auf die Gebote (10,19), in freier Wiedergabe der  » zweiten Tafel « , also jener Gebote des Dekalogs, die sich auf das Verhältnis zu den Mitmenschen beziehen (vgl. Ex 20,12-17 ). Damit ist gesagt: Die Antwort auf die Frage nach dem Gewinn des ewigen Lebens kann nur in der Erfüllung des Willens Gottes liegen. Der Fragesteller lebt den Geboten Gottes entsprechend, also könnte er zufrieden sein – da erhält er ungefragt eine zweite Antwort. Nun erst kommt der Reichtum des Mannes ins Spiel, außerdem die Nachfolge Jesu, nach der er nicht gefragt hatte. So wird die Episode zur Geschichte eines Nachfolgerufes, der am Reichtum des Gerufenen scheitert.

Sonntasgevangelium (46)

27. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 10,2-16 (10,2-12) Das Streitgespräch um die Ehescheidung (10,2-9) will Jesu Ablehnung der Ehescheidung aus der Schrift begründen. Es wird häufig dem historischen Jesus abgesprochen. Sicher trägt der Abschnitt Spuren urchristlicher Überlieferung (etwa in der Verwendung der griechischen Übersetzung von Gen 2,24),  dennoch dürfte der Kernbestand ins Wirken Jesu zurückreichen. Jesus kann kaum darauf verzichtet haben, seine Ablehnung des Scheidebriefs zu begründen. Außerdem hat der Begründungsweg im Streitgespräch eine Parallele in der Art und Weise, wie Jesus seine Sabbatpraxis rechtfertigt. Wie er sich auf den ursprünglichen Schöpferwillen bezieht, um den Sinn des Sabbats als Einrichtung zum Wohl des Menschen zu kennzeichnen ( Mk 2,27 ) , so ist auch hier der ursprüngliche Wille Gottes entscheidend.

War er nun, oder war er nicht?

Dass ein Papyrusfetzen das Interesse der Medien findet, ist eigentlich nicht zu erwarten - es sei denn, es gibt einen Hinweis, der das überlieferte Jesusbild in Frage stellt: War Jesus verheiratet? Diese Frage beschäftigte in den den letzten zwei Wochen so manche Feuilleton- oder Wissensseite in den Zeitungen, nachdem auf einem Koptologen-Kongress in Rom ein kleines Papyrus-Fragment präsentiert worden war, in dem Jesus  „ meine Frau “  erwähnt. Dr. Stephan Witetschek , Habilitand an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München, hat an dem genannten Kongress teilgenommen und die anschließende Diskussion verfolgt. Ich habe ihn gebeten, seine Einschätzung zur Debatte um die Echtheit des Fragments darzulegen (die Links führen überwiegend auf Seiten aus dem  englischsprachigen Raum, wo die Debatte besonders intensiv geführt wird  ).  Von Stephan Witetschek Zwei Wochen sind eine lange Zeit – jedenfalls in den Medien. Zwei Wochen ist es nun her, dass Prof. Dr. Karen King