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Sonntagsevangelium (109)

Sonntag in der Weihnachtsoktav (A): Mt 2,13-15.19-23 Als einziger Evangelist erzählt Matthäus von der Flucht der Familie Jesu nach Ägypten und der Rückkehr in das Land Israel. Die Vorgeschichte in Mt 2 (also einschließlich der Magier-Geschichte in 2,1-12 ) weist Parallelen auf zu antiken Erzählungen, die von der Verfolgung und Bewahrung des Königskindes handeln. Besonders stark sind die Parallelen zur Figur des Mose. Schon im Buch Exodus wird von der Bedrohung und Errettung des Kindes Mose erzählt ( Ex 1,15-2,10 ). Diese Geschichte ist in der späteren jüdischen Überlieferung weiter ausgestaltet worden. Zur Fassung, die sich beim jüdischen Schriftsteller Flavius Josephus findet ( Antiquitates Iudaicae II 205-216   [engl.]), lassen sich zwei Erzählzüge in der matthäischen Flucht-Geschichte vergleichen: Der Herrscher reagiert auf die Nachricht von der Geburt eines Rivalen dadurch, dass er alle in Frage kommenden Kinder töten lässt ( Mt 2,16 ); der Plan schlägt aber fehl, weil das Kind

Sonntagsevangelium (108)

Vierter Adventssonntag (A): Mt 1,18-24 Matthäus erzählt die Ankündigung der Geburt Jesu aus der Perspektive Josefs. Ihm, nicht Maria, erscheint ein Engel und offenbart den Ursprung des Kindes (1,20). Außerdem erhält Josef den Auftrag zur Namensgebung. Der Name »Jesus« wird erklärt mit Hinweis auf die Erlösung von den Sünden (1,21). Das trifft nicht ganz den Sinn des zugrundeliegenden hebräischen Namens: Jeschua bedeutet »Jahwe ist Hilfe/Rettung«. Der Bezug auf die Erlösung von den Sünden wird in der Abendmahlstradition aufgenommen. Als einziger Evangelist erwähnt Matthäus, das Blut Jesu werde vergossen zur Vergebung der Sünden  ( 26,28 ) – eine Formulierung, die aus der Täufertradition (s. Mk 1,4 ; Lk 3,3 ) an diese Stelle versetzt ist. Dass der Name Jesu, konkreter als von der Ethymologie gedeckt, auf die Sündenvergebung bezogen wird, schlägt also einen Bogen, der bis in die Passionsgeschichte reicht, und unterstreicht die programmatische Bedeutung der Erzählung von der Ankündigun

Sonntagsevangelium (107)

Dritter Adventssonntag (A): Mt 11,2-11 Den ersten großen Teil zum Wirken Jesu (4,23-11,30) hat Matthäus recht eigenständig aufgebaut und sich dabei nur in geringem Ausmaß an seiner Vorlage (Markus-Evangelium) orientiert. Die Bedeutung Jesu wird entfaltet als »Messias des Wortes« (Bergpredigt: Kapp. 5-7) und als »Messias der Tat« (Wunderzyklus: Kapp 8-9), dessen Wirken sich ausweitet durch die Aussendung der Jünger (Kap. 10). In Kapitel 11 wird in dieser Hinsicht eine »Zwischenbilanz« gezogen. Am Ende erscheint Jesus als der, der allein die Offenbarung Gottes bringt ( 11,25-30 ), am Anfang wird er in die Botschaft des Täufers eingeordnet (11,2-6). Dass der Täufer fragt , ob Jesus der von ihm angekündigte Kommende sei (s. 3,11f ), überrascht im Matthäusevangelium insofern, als Johannes die Würde Jesu bereits erkannt hat (3,14). Der Evangelist will kaum andeuten, dass der Täufer in dieser Haltung unsicher geworden sei, die Frage also meine: »Bist du wirklich der Kommende (oder habe

Sehnsucht nach der Höllenpredigt?

Kardinal Reinhard Marx hat Post aus Siena bekommen (s. hier ). Katharina heißt jetzt Victoria und lebt in Wien. Eine Pressemitteilung über eine Katechese des Kardinals war für sie Anlass, einen Brief zu schreiben, der nicht nur eine Fülle begeisterter Leserkommentare hervorgebracht hat, sondern auch Fanpost, die wiederum als Beitrag auf kath.net erschienen ist (s. hier ). Der Erzbischof von München und Freising wird gerügt für seine Aussagen über Hölle und Fegefeuer. Folgendes wird aus der Katechese zitiert und wiedergegeben: »Die Kirche habe mit Bildern wie dem des Fegefeuers und der Hölle Angst vor dem Tod gemacht, 'und dafür müssen wir Buße tun'. Denn Jesus ginge es nicht darum, Sünden aufzuzählen, sondern jedem Menschen Heil und Rettung zuzusagen. 'Die Kirche muss im Miteinander die Angst vertreiben', unterstrich Kardinal Marx. Um sich vorzustellen, was nach dem Tod komme, brauche der Mensch Bilder, 'aber das müssen Bilder der Zuversicht, der Hoffnung sein,

Sonntagsevangelium (106)

Zweiter Adventssonntag (A): Mt 3,1-12 Matthäus bringt gleich zu Beginn seiner Darstellung Johannes des Täufers einen eigenen Akzent in dessen Botschaft ein: »Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe« (3,2). Mit genau denselben Worten fasst der Evangelist die Botschaft Jesu zusammen ( 4,17 ). Jesus und Johannes werden also, stärker als in den anderen Evangelien, aneinander angeglichen. Der Täufer bereitet die Verkündigung Jesu von der Gottesherrschaft unmittelbar vor; umgekehrt übernimmt Jesus im Matthäus-Evangelium Motive aus der Gerichtsbotschaft des Täufers. Das Wort vom Baum, der keine Früchte bringt (3,10b) erscheint wörtlich wieder in der Bergpredigt ( 7,19 ). Das Bild vom Sammeln des Weizens in der Scheune, vom Täufer auf den Kommenden hin angewendet (3,12), begegnet erneut in der Auslegung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen ( 13,30 ). Zu dieser weitgehenden Parallelisierung passt, dass Johannes als eine in der Schrift verheißene Gestalt erscheint. Nicht nur seine

Sonntagsevangelium (105)

Erster Adventssonntag (A): Mt 24,37-44 (oder 24,29-44) Heute aus Zeitgründen ein etwas kürzerer Text.  Niemand kennt den Zeitpunkt des Endes, der Wiederkunft des Herrn – unter diesem Leitgedanken steht der Abschnitt aus der Endzeitrede Mt 24,36-41. Deshalb ist beim Vergleich mit der Generation Noahs nicht deren Sündhaftigkeit betont. Die Menschen damals werden nicht als böse, oberflächlich oder gottvergessen geschildert, sondern als ahnungslos (24,37-39). Da auch ihr Untergang zur Sprache kommt, erhält der Text eine bedrohliche Dimension, die noch verstärkt wird durch die Gegenüberstellung von Rettung und Verderben: Von zweien wird nur einer »mitgenommen«, d.h. gerettet werden (24,40f). Dies ist nicht im Sinn einer Vorhersage zu verstehen, so dass die Hälfte der Menschen in jedem Fall vom Heil ausgeschlossen wäre. Es handelt sich vielmehr um einen Weckruf. Er macht darauf aufmerksam, dass es mit der Wiederkunft Christi um Heil und Gericht geht. Um dieser Wirkung willen lassen d

Sonntagsevangelium (104)

34. Sonntag im Jahreskreis (C) - Christkönigssonntag: Lk 23,35-43 An den Passionsgeschichten lässt sich besonders klar erkennen, dass die Evangelien die Geschichte Jesu nicht berichten, sondern deuten. Sie beziehen sich alle auf ein und dasselbe Geschehen, tun dies aber in sehr unterschiedlicher Weise. Dies zeigt auch der Abschnitt, in dem von der Verspottung des Gekreuzigten erzählt wird. Während Johannes diese Szene ganz übergeht, ist sie in den synoptischen Evangelien mit jeweils eigenen Akzenten versehen, die nicht Niederschlag geschichtlicher Vorgänge sind, sondern die Intention der Evangelisten bezeugen. Besonders deutlich wird dies im Fall des Lukas-Evangeliums. Dreimal wird der gekreuzigte Jesus verspottet: von den jüdischen Autoritäten, von den römischen Soldaten und von einem der Mitgekreuzigten. Mit dieser Darstellung weicht Lukas stark von seiner Vorlage, dem Markus-Evangelium, ab. So hat das Volk nichts mit der Verspottung Jesu zu tun. Es steht schauend dabei (23,35)

Sonntagsevangelium (103)

33. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 21,5-19 Die Rede Jesu über die Endzeit hat Lukas aus dem Markus-Evangelium übernommen und stark bearbeitet. Der geschichtliche Standort des Evangelisten hat auf diese Bearbeitung entscheidend eingewirkt. Er schreibt gegen Ende des 1. Jahrhunderts, zu einer Zeit also, in der man nicht mehr mit der baldigen Wiederkunft Christi rechnet. Deshalb gestaltet Lukas die Endzeitrede so, dass die Nähe des Weltendes darin keine Rolle spielt, ja bisweilen sogar zurückgewiesen wird. Die Verführer, vor denen Jesus warnt, treten nicht nur fälschlich in seinem Namen auf (so Mk 13,6 ); sie behaupten auch, das Ende sei nahe (Lk 21,8). Es finden sich zwar auch in der lukanischen Fassung der Endzeitrede apokalyptische Motive. Dies ist angesichts der Tatsache, dass die markinische Endzeitrede verarbeitet wurde, auch nicht anders möglich. Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen (21,9-11) - dies sind Ereignisse, die fest zum Repertoire der endzeitlichen Katastrophen gehö

Lügengeschichten

Im »Haus am Dom« in Frankfurt hat eine Diskussionsveranstaltung stattgefunden, deren Besetzung zuvor nicht mit kath.net abgestimmt wurde. Der Moderator des Abends und Leiter des Hauses am Dom, Joachim Valentin , wird nicht nur angegriffen, weil das Podium einseitig mit Kritikern des Bischofs Tebartz-van Elst bestückt war; er wird auch und sogar in erster Linie als Lügner dargestellt (s. hier ). Dieser Vorwurf bezieht sich nicht auf den Abend selbst, sondern auf Aussagen, die Valentin bei Nachfragen durch kath.net getroffen hat. Was davon in dem Beitrag mitgeteilt wird, begründet die Beschuldigung, Valentin nehme es »mit der Wahrheit nicht so genau«, allerdings nur dann, wenn man »Behauptung« und »Beleg« für deckungsgleiche Begriffe hält. Das dümmliche Symbolbild (Pinocchio mit der langen Nase) könnte einen stärker selbstreferentiellen Bezug annehmen als von der Redaktion beabsichtigt.

Sonntagsevangelium (102)

32. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 20,27-38 (oder 20,27.34-38) Zur Erwartung der Totenauferstehung gab es im Judentum zur Zeit Jesu unterschiedliche Auffassungen: Neues Testament (s. Apg 23,8 ) und der jüdische Schriftsteller Flavius Josephus bezeugen, dass die Pharisäer, anders als die Sadduzäer, sich zu dieser Zukunftshoffnung bekannt haben. Jesus tritt im Streitgespräch mit den Sadduzäern also für eine Auffassung ein, die er mit den Pharisäern teilt. Entsprechend erwähnt Lukas am Ende, dass einige Schriftgelehrte die Antwort Jesu an die Sadduzäer loben ( 20,39 - nicht mehr im Lesungsabschnitt). Auch wenn die Position der Sadduzäer aus heutiger Sicht »modern« klingen mag, ist diese Gruppe doch als religiös konservativ zu bezeichnen: Sie hat sich den Neuerungen, die mit dem Durchbruch apokalyptischen Denkens im 2. Jahrhundert v. Chr. verbunden waren, verschlossen und beruft sich auf die althergebrachte Ordnung: Die fünf Bücher Mose, von den Sadduzäern wohl als einzige verbindlic

Spannende Unterhaltung mit Buchwerbung

Vielleicht ist es doch ein Naturgesetz, und man kann nichts dagegen unternehmen. Jedenfalls fällt auf, dass in bestimmten Zusammenhängen offenbar zwanghaft bestimmte Wörter verwendet werden. Gäbe es den Begriff »Prozess« nicht, wären religionspädagogische Texte wahrscheinlich unmöglich. Die Verkündigung des Evangeliums scheint heutzutage vorauszusetzen, dass etwas »immer wieder neu« geschieht, dem wir dann »gleichsam« irgendetwas mehr oder weniger Bildhaftes abgewinnen können, vor allem wenn dies uns in eine »Tiefe« führt, der wir »je und je«, wenigstens aber »ganz konkret« »nachspüren«. Wechseln wir die Branche, so lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten. Wer Werbe- oder Klappentexte für Bücher schreibt, unterliegt entweder einem Naturgesetz (s.o.) oder wird offensichtlich unter Androhung schwerster Strafen von Verlagen darauf verpflichtet, das Adjektiv »spannend« zu verwenden. Eine Reise in die Welt der Mathematik wird von den wenigstens gebucht; wenn sie aber lesen, dass si

Sonntagsevangelium (101)

31. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 19,1-10 Zum dritten Mal im Verlauf des Lukas-Evangeliums wird Jesus in der Gemeinschaft mit einem Zöllner gezeigt. In allen drei Fällen ist diese Nähe Gegenstand der Kritik: beim Gastmahl im Haus des Levi ( 5,30 ), in einer nur summarisch gezeichneten Szene, die die Gleichnisse vom Verlorenen einleitet ( 15,1f ), wie auch in der Geschichte vom Oberzöllner Zachäus (19,7). Jeweils wird die Szene mit Jesusworten abgeschlossen, die auf diese Kritik antworten und sie zurückweisen (5,32; 15,3-32; 19,9f). Am meisten Aufmerksamkeit ist der Figur des Zöllners in der Zachäus-Erzählung gewidmet. Während wir über Levi, der in die Nachfolge Jesu eintritt, kaum etwas erfahren (5,27-29), wird im Fall des Zachäus, der nicht zum Jünger Jesu wird, die Vorgeschichte zur Begegnung mit Jesus vergleichsweise breit erzählt (19,1-4). Dabei wird einerseits das Interesse an Jesus deutlich, das auch die Schwierigkeit der Kontaktaufnahme durch besonderen Einsatz überwindet (

Sonntagsevangelium (100)

30. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 18,9-14 Wie bereits im Gleichnis vom ungerechten Richter und der Witwe, das unmittelbar vorausgeht, gibt Lukas auch beim Beispiel vom Pharisäer und Zöllner im Tempel vorab einen Hinweis, wie er die Erzählung versteht: Sie wendet sich gegen eine Haltung, die Selbstgerechtigkeit mit der Herabsetzung anderer verbindet (18,9). Auch am Ende erfolgt eine Auswertung der Beispielgeschichte. Ihr zufolge richtet sich die Erzählung gegen Selbsterhöhung und empfiehlt Selbsterniedrigung (18,14). Die beiden Rahmenteile fügen sich unterschiedlich gut zur eigentlichen Erzählung. In ihr werden zwei Gebete einander gegenübergestellt. Der Pharisäer dankt Gott dafür, dass er kein Sünder ist, und nennt seine religiös bedeutsamen Taten (18,11f). Diese sind in sich gut. Es wird auch nicht deutlich, dass er sein Gottesverhältnis auf seinen Taten aufbaute, sich also die Gunst Gottes verdienen wollte; eine falsche Motivation in seinem Tun ist nicht erkennbar. Man könnte

Ein Motto für die Winzergenossenschaft im 1.Timotheusbrief?

Dass die Winzer zur Zeit besonders aktiv sind, ist Anlass für eine Anregung zur Gestaltung der Flaschenetikette des 2013er-Jahrgangs. Wie wäre es mit einem Hinweis auf 1Tim 5,23? Zwischen »Spätburgunder Rotwein trocken«, der Notiz von der »Erzeugerabfüllung« und der amtlichen Prüfnummer würde sich diese biblische Referenz durchaus anbieten (z.B. AP.-Nr.4334 176 0201/vgl. 1Tim 5,23). Zwar hat unter Marketing-Aspekten auch jener Bibelvers noch Schwächen. In jedem Fall wäre er aber dem Spruch vorzuziehen, mit dem eine Winzergenossenschaft in der Freiburger Gegend warb: »Macht die Frau ein Donnerwetter, trink ein Viertel Ehrenstetter!« (s. hier ). Besser wäre es doch, wenn man den Weingenuss nicht durch Störungen der zwischenmenschlichen Kommunikation begründen würde, sondern prinzipiell biblisch verankern könnte (zumal da das zitierte Motto eine bedauerliche androzentrische Engführung aufweist). Gegenüber der Feststellung von Ps 104,15 (»Wein erfreut des Menschen Herz«) hätte 1Tim 5,23 d

Sonntagsevangelium (99)

29. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 18,1-8 Das Gleichnis vom ungerechten Richter ist durch eine Konstellation geprägt, die sich auch andernorts in antiker Literatur findet: Einer Frau wird die gerichtliche Behandlung ihrer Klage verweigert, sie protestiert trotz ihrer rechtlich schwachen Stellung und hat damit schließlich Erfolg. In Lk 18,2-5 ist dies aber nicht als eine fortlaufende Geschichte gestaltet, in der der Gleichniserzähler die einzelnen Stationen der Handlung bis hin zum guten Ende für die Bittstellerin mitteilen würde. Die Besonderheit des Gleichnisses besteht darin, dass die Wende in einen Monolog des Richters eingebettet ist (18,4f). Die Geschichte will nicht nur zeigen, dass die Frau ihr Ziel erreicht, sondern auch, was ihre Hartnäckigkeit bei dem Richter auslöst.

Sonntagsevangelium (98)

28. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 17,11-19 Nach den in 15,3 beginnenden Redeteilen erinnert Lukas (wie bereits in 13,22 ) daran, dass Jesus sich auf dem Weg nach Jerusalem befindet. Eine strukturierende Funktion im eigentlichen Sinn kann man diesen beiden »Reisenotizen« nicht zuschreiben. Es ist jedenfalls nicht erkennbar, dass sie den erzählten Stoff in bestimmte thematische Blöcke unterteilten oder ein anderweitig wichtiges Signal gesetzt würde. Dass Lukas gerade bei der Eröffnung der Geschichte von der Heilung der zehn Aussätzigen das Unterwegssein Jesu erwähnt, dürfte kein Zufall sein: Die Geschichte muss sich im Freien abspielen. Auffällig ist die Formulierung, Jesus sei auf seinem Weg nach Jerusalem (im Süden) »mitten durch Samarien und Galiläa« gezogen, da Samarien südlich von Galiläa liegt. Seit langem wird dies als Indiz gewertet, dass der Verfasser des Lukas-Evangeliums mit den geographischen Verhältnissen in Palästina nicht vertraut war. Manche Handschriften bieten eine

Die angebliche Treue zur Botschaft Jesu

Kirchenspaltung droht, ein deutsches Erzbistum sagt sich praktisch los von Rom : Die Nachricht von der »Handreichung zum praxisgerechten Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten« des Erzbistums Freiburg hat die erwartbaren Reflexe ausgelöst. Noch werden verschämte Fragezeichen gesetzt und es gelingt die Formulierung, dass die Handreichung »im offensichtlichen Widerspruch zur Lehre der katholischen Kirche stehen dürfte « (Hervorhebung von mir). Die Stoßrichtung aber ist klar. Auch Erzbischof Gerhard Ludwig Müller wird aufgeboten, um die Tradition der Kirche zur Unauflöslichkeit der Ehe darzulegen. Wo das Eingehen auf pastorale Not als Synonym für »Zeitgeist« gilt, ist Verständnis für die Handreichung ebenso wahrscheinlich wie Packeis im Toten Meer. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die Position der katholischen Kirche zur Frage der Unauflöslichkeit der Ehe bekannt sei, weshalb der Widerspruch gegen den Freiburger Vorstoß nicht nur erwartbar, sondern unvermeidlich sei

Antimodernismus und Exegese (6)

Was bisher geschah:  Nach einer knappen geschichtlichen Verortung des Antimodernismus wurden die gegen die »Modernisten« gerichteten Dekrete vorgestellt ( Folge 1 ;  Folge 2 ). Es folgte der exemplarischen Blick auf die Konsequenzen dieser Maßnahmen in Forscherbiographien ( Folge 3 ) und die Folgen für das Fach »Neutestamentliche Exegese« als Disziplin der Katholischen Theologie ( Folge 4 ), ehe sich ein etwas umfangreicherer Beitrag mit dem Ende des antimodernistischen Kurses befasste ( Folge 5 ). In diesem letzten Beitrag soll es um die Frage gehen, wie die nun offiziell anerkannte historisch-kritische Exegese in der Kirche rezipiert wird.  IV.  Bestandsaufnahme: zur Rezeption der Exegese in der Kirche  Wir haben einen weite Strecke zurückgelegt, nicht nur im Blick auf den betrachteten Zeitraum, sondern mehr noch, wenn man die Entwicklung betrachtet, die sich auf lehramtlicher Seite seit dem Modernismusstreit ergeben hat. Diese Umkehr ist, wie erwähnt, als solche niemals m

Sonntagsevangelium (97)

27. Sonntag im Jahreskreis (C):   Lk 17,5-10 Am Beginn des 17. Kapitels wechseln die Adressaten der Rede Jesu. Nachdem sich Jesu Worte zuvor in erster Linie an die Pharisäer gerichtet hatten ( 16,14f ) und die Jünger als Hörer szenisch nur mitzudenken waren (s. 16,1 ), spricht Jesus nun wieder zu den Jüngern ( 17,1-10 ). Der thematische Leitfaden ist nicht ganz einfach zu erkennen. Vielleicht kann man die kleine Rede in zwei Abschnitte unterteilen, die zum einen das Verhältnis der Jünger bzw. der Glaubenden untereinander (17,1-4), zum anderen ihr Verhältnis zu Gott betreffen (17,5-10).

Antimodernismus und Exegese (5)

Was bisher geschah:  Nach einer knappen geschichtlichen Verortung des Antimodernismus wurden die gegen die »Modernisten« gerichteten Dekrete vorgestellt ( Folge 1 ;  Folge 2 ). Es folgte der exemplarischen Blick auf die Konsequenzen dieser Maßnahmen in Forscherbiographien ( Folge 3 ) und die Folgen für das Fach »Neutestamentliche Exegese« als Disziplin der Katholischen Theologie ( Folge 4 ). In diesem etwas umfangreicheren Beitrag wird dargestellt, wie der antimodernistische Kurs verlassen wurde.  III. Korrekturen: Der Weg zur historisch-kritischen Exegese  Die bisherige Darstellung hat Anhaltspunkte dafür gegeben, dass der strikte Abgrenzungskurs in der Bibelwissenschaft nicht in der ursprünglich intendierten Konsequenz durchgehalten werden konnte. Er führte zwar zu einer stark gebremsten Exegese, die in ihren Veröffentlichungen jenseits der Textkritik kaum einen nennenswerten Beitrag zur Forschung leisten konnte. Zugleich hat sich aber auch gezeigt, dass das Ungenügen an dies

Sonntagsevangelium (96)

26. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 16,19-31 Den Gegensatz von Arm und Reich bringt die Beispielerzählung vom Reichen und dem armen Lazarus wirkungsvoll zur Geltung. Dies gelingt ihr nicht nur durch die Beschreibung von Luxus (Lk 16,19) und bitterster Armut (16,20f), sondern auch durch die Bemerkung, dass der Arme »vor der Tür des Reichen« lag. Zwischen beiden Figuren kommt es trotz der räumlichen Nähe zu keinem Kontakt. Unausgesprochen liegt darin ein Vorwurf an den Reichen: Dass Lazarus nicht einmal von dem essen konnte, was »vom Tisch des Reichen fiel«, er vielmehr selbst von den Hunden verkostet wurde (16,21), profiliert nicht nur den Gegensatz der Lebenssituation; durch diese Beschreibung wird mitgeteilt, dass dem Reichen das Schicksal des Lazarus gleichgültig war. Die Erzählung begnügt sich bei dieser Schilderung mit knappen Strichen, denn ihr Interesse liegt auf einem anderen Sachverhalt: den Folgen des geschilderten Gegensatzes nach dem Tod der beiden Hauptfiguren. Das s

Antimodernismus und Exegese (4)

Was bisher geschah: Nach einer knappen geschichtlichen Verortung des Antimodernismus wurden die gegen die »Modernisten« gerichteten Dekrete vorgestellt ( Folge 1 ; Folge 2 ). Nach dem exemplarischen Blick auf die Konsequenzen dieser Maßnahmen in Forscherbiographien ( Folge 3 ) soll es nun um die Folgen für das Fach »Neutestamentliche Exegese« als Disziplin der Katholischen Theologie gehen.  Schlaglichter auf die Konsequenzen für Forschung und Lehre  Dass unter den dargestellten Bedingungen die Forschung zum Neuen Testament nicht gedeihen konnte, liegt auch der Hand. Die lehramtlichen Vorgaben, die eine Auseinandersetzung mit den aufgebrochenen Fragen unterbinden wollten, und die Responsa der Bibelkommission, die ohne eigentliche Sachargumentation exegetische Fragen entschieden, mussten wie eine Fessel für die katholische Exegese wirken. Wenn deren Vertreter in Kontakt mit der zeitgenössischen protestantischen Exegese bleiben wollten, mussten sie äußerst vorsichtig vorgehen, um n

Sonntagsevangelium (95)

25. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 16,1-13 (oder 16,10-13) Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter (Lk 16,1-8) gehört zu den anstößigsten Texten in den Evangelien, denn hier wird ein betrügerisches Verhalten ausdrücklich gelobt. Ausgangspunkt ist die Situation, dass der Verwalter eines reichen Mannes dessen Vermögen verschwendet hat, genauer: dass dem reichen Mann dieses Verhalten zu Ohren kommt. Es spielt aber für die Geschichte keine Rolle, ob der Vorwurf zu Recht erhoben wird. Die Aufforderung, die Abrechnung vorzulegen (16,2), dient nicht der Eruierung des Sachverhalts, sondern wird mit der bereits beschlossenen Entlassung begründet: »... denn du kannst nicht länger Verwalter sein.« Auch der Verwalter selbst geht in seiner Reaktion  nicht davon aus, etwas für den Verbleib in seiner Stellung unternehmen zu können. Er erwägt Alternativen, die er aber sofort wieder verwirft: Harte körperliche Arbeit ist nichts für ihn (»graben kann ich nicht«), ein noch höherer Prestigeverlust

Antimodernismus und Exegese (3)

Was bisher geschah: In Fortführung der Strategie des 19. Jahrhunderts, die Kirche von allen Neuerungen in Gesellschaft und geistigem Leben abzuschotten, wurde unter Pius X. (1903-1914) ein streng antimodernistischer Kurs eingeschlagen, der sich in einem Syllabus (Lamentabili sane exitu), einer Enzyklika (Pascendi dominici gregis) und dem Antimodernisteneid niederschlug. Die Absicht, historisch-kritische Exegese aus der katholischen Theologie herauszuhalten, und der Wille, diese Linie mit Macht durchzusetzen und jede Abweichung zu sanktionieren, führte außerdem zu Entscheiden der Päpstlichen Bibelkommission, die gegen neuere Tendenzen in der Exegese ohne Argumentation das Gewicht der Tradition betonten ( Folge 1 ; Folge 2 ) Zwar war der antimodernistische Kurs durch römische Dekrete begründet, er wurde aber nicht nur auf den offiziell vorgesehenen Wegen verfolgt. Daneben etablierte sich in der Zeit Pius' X. auch ein Spitzelwesen im  Sodalitium Pianum  – ein Geheimbund von höch

Sonntagsevangelium (94)

24. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 15,1-32   (oder 15,1-10) In Lk 15 sind drei Gleichnisse zusammengestellt, die vom Verlieren und Wiederfinden erzählen. Die ersten beiden (vom verlorenen Schaf; von der verlorenen Drachme: Lk 15,1-10) sind einem Gleichnistyp zuzuordnen, der ausgehend von der Alltagserfahrung auf die Zustimmung der Hörer zielt. Deutlich wird dies an den rhetorischen Fragen: »Wer von euch ... wird nicht ...?«; »welche Frau ... wird nicht ...?« Sie lassen nur eine Antwort zu: Alle würden so handeln wie in dem Gleichnis erzählt. Der geschilderte Verlust erscheint im zweiten Fall noch härter als im ersten: Von zehn Drachmen, offensichtlich der ganze Besitz der Frau, geht eine Drachme verloren – entsprechend ist auch die Suche nach dem Verlorenen intensiver dargestellt (15,8). Der Grundgedanke ist allerdings in beiden Fällen derselbe: Ein Verlust führt zur Suche, die Suche zum Wiederfinden, der Fund zur Freude, ja sogar zur Mitfreude der Freunde und Nachbarn (15,6.9).

Antimodernismus und Exegese (2)

Was bisher geschah: Der antimodernistische Kurs Pius' X. wurde dargestellt als Fortsetzung der systematischen Abschottung der katholischen Kirche von allen geistesgeschichtlich relevanten Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, mit der Folge, dass historisches Arbeiten in der Bibelexegese verboten wurde. Der Versuch einer historisch verantworteten Exegese von Alfred Loisy wurde nicht nur mit Zensur belegt, sondern war auch die Zielscheibe des ersten der antimodernistischen Dekrete aus dem Jahr 1907: Lamentabili sane exitu (s. hier ).  Pascendi dominici gregis Während Lamentabili , wie in der ersten Folge bereits erwähnt, in einem langwierigen Prozess in den zuständigen vatikanischen Gremien entstand, ist die Enzyklika Pascendi  »relativ schnell in einem kleinen Beraterkreis um den Papst entworfen worden «  ( Arnold, Modernismus 109). Die Akten belegen, dass Pius X. nicht unbedarft unter den Einfluss antimodernistischer Kreise geriet, sondern selbst Antimodernist war (vgl. ebd.

Sonntagsevangelium (93)

23. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 14,25-33 In die Worte über die Bedingungen der Nachfolge ist ein Doppelgleichnis eingeflochten, das sich nur im Lukas-Evangelium findet (Lk 14,28-32). An ihm kann man sich sehr gut einen Grundsatz der Gleichnisauslegung klar machen. Gleichnishafte Texte können verstanden werden als Texte mit »doppeltem Boden« (so eine Formulierung von Kurt Erlemann ). Sie verweisen auf etwas, das nicht unmittelbar ausgedrückt wird. Diese zwei Seiten eines Gleichnisses kann man als »Bild- und Sachebene« bezeichnen: zum einen die erzählte Geschichte; der Text, wie er auf der Oberfläche begegnet (Bildebene), zum andern das, worauf der Text verweisen will; was er in der Sache meint (Sachebene). Die Sachebene erschließt sich, wenn man erkennt, woraufhin das auf der Bildebene Dargestellte zugespitzt ist, oder anders: was die Pointe des Bildes ist. Nicht jedes Element eines Gleichnisses hat eine Entsprechung auf der Sachebene, manches dient auch nur dem Arrangement des B

Antimodernismus und Exegese (1)

Beim Kongress »Freude am Glauben«, der am vergangenen Wochenende in Augsburg stattfand, hat Prälat Wilhelm Imkamp einen Vortrag gehalten mit dem Titel »Der Modernismus als Herausforderung im Jahr des Glaubens. Geschichtliche Anmerkungen zu einem bleibenden Problem«. Dem wohlwollenden Referat von Barbara Wenz zufolge bestand der Vortrag im Wesentlichen aus einer Polemik gegen den Modernismus, die auf die gegenwärtige Situation zielt. Eine inhaltliche Substanz, die Grundlage für eine sachliche Auseinandersetzung sein könnte, ist dem Referat nicht zu entnehmen. Für einen Exegeten wird die Freude am Glauben allerdings auf eine harte Probe gestellt, wenn im Blick auf die Enzyklika Pascendi dominici gregis vom »heiligen Genie Pius X.« die Rede ist, dem zu verdanken sei, dass das Phänomen des Modernismus »einmal scharf umrissen worden ist«. Da dies nicht der erste Hinweis dafür ist, dass der Antimodernismus vom Beginn des 20. Jahrhunderts wieder rehabilitiert wird, will ich hier in mehreren

Sonntagsevangelium (92)

22. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 14,1.7-14 Zum dritten Mal im Ablauf des Lukas-Evangeliums ist Jesus bei einem Pharisäer zu Gast (s.a. 7,36 ; 11,37 ). Diese Gastmahlszenen zeigen einerseits, dass Lukas das Verhältnis von Jesus und Pharisäern nicht nur im Sinne der Konfrontation gestaltet; andererseits sind die Begegnungen keineswegs spannungsfrei. Dieses Moment steigert sich sogar in der Abfolge der Szenen: vom inneren Widerspruch (7,39) über den Anstoß am Verhalten Jesu (11,38, wohl als Äußerung zu verstehen) hin zu einer grundsätzlich kritischen Haltung Jesus gegenüber: Im Haus des Pharisäers wird Jesus »beobachtet« (14,1), man richtet sich auf einen Verstoß gegen die Tora ein. Dies knüpft wesentlich an der Zeitangabe »Sabbat« an, hatte das Wirken Jesu doch bereits mehrfach zu Konflikten wegen des Verhaltens Jesu am Sabbat geführt (s. Lk 6,1-5 . 6-11 [hier ebenfalls das »Beobachten«]; 13,10-17 ). In der Szene Lk 14,1-24 ist diese Einleitung auf die Geschichte in 14,2-6 bezog

Sonntagsevangelium (91)

21. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 13,22-30 Die Belehrung Jesu über Heil und Gericht wird ausgelöst durch eine theoretische Frage: Werden nur wenige gerettet? (13,23) Diese Frage erhält keine Antwort. Jesus gibt keine Information über die Zahl der Geretteten, sondern spricht die Hörer auf ihr Engagement an. Von ihnen ist ganzer Einsatz gefordert, wenn sie am Reich Gottes teilhaben wollen (13,24). Die Aussage, viele würden trotz entsprechender Versuche nicht gerettet, meint deshalb nicht, dass tatsächlich nur wenige zum Heil gelangten. Sie unterstreicht vielmehr die Dringlichkeit der Mahnung. Dies ist auch mit dem Bild von der verschlossenen Tür (13,25-27) angezielt. Dass es ein »zu spät« geben kann, heißt nicht: Es wird auf alle Fälle Menschen geben, die vom Reich Gottes ausgeschlossen sind. Im Gegenteil: Damit werden die Hörer aufgefordert, alles dafür zu tun, dass dieses »zu spät« nicht eintrifft.  Auf was es dabei ankommt, wird nur allgemein benannt: Zu vermeiden ist das T

Sonntagsevangelium (90)

20. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 12,49-53 Heute aus Urlaubsgründen nur ein kürzerer Text.  Die Worte über den Sinn der Sendung Jesu, die in Lk 12,49-53 zusammengestellt sind, geben der Auslegung einige Rätsel auf. Besonders der Spruch vom Feuer (12,49) bleibt mehrdeutig. Dies liegt vor allem daran, dass der bildhafte Gebrauch von Feuer nicht auf einen Sinn festgelegt ist. In der Verkündigung Jesu ist am ehesten an das Moment der Läuterung zu denken (s. Sach 13,9 ; Mal 3,2f ). Eine Deutung auf das Strafgericht (so z.B. Am 5,6 ; Ez 38,22 ) gerät in Widerspruch zum Grundzug der Botschaft Jesu: Gott kommt den Menschen mit seiner Vergebung zuvor. Für Lukas dürfte die Verbindung mit der Ankündigung Jesu als des Geist- und Feuertäufers entscheidend sein ( Lk 3,16 ). Da er das Feuer auch als Symbol des heiligen Geistes kennt ( Apg 2,3f ), könnte er hier den Sinn der Sendung Jesu im Ganzen im Blick haben: bis hin zur nachösterlichen Mission, in Gang gesetzt durch die Gabe des Geistes.

Sonntagsevangelium (89)

19. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 12,32-48   (oder 12,35-40) Der Beginn des Lesungstextes schlägt eine Brücke zum Thema des letzten Sonntags: Der rechte Umgang mit dem Besitz besteht darin, sich einen unerschöpflichen Schatz im Himmel zu verschaffen und so »bei Gott reich zu sein« (Lk 12,21) - und dies ist durch Trennung von irdischem Besitz zu erreichen (12,33). Ausgeblendet bleibt die Passage, die solches Verhalten mit dem Vertrauen in Gottes Fürsorge in Verbindung bringt ( 12,22-32 ).  Im Anschluss geht es vor allem um die Wiederkunft Jesu am Ende der Zeit (12,35-48). Den Gürtel nicht abzulegen (12,35) bedeutet: Man ist bereit zu Arbeit oder Reise (der Gürtel hält das hochgeraffte Gewand fest). Auch die entzündete Lampe symbolisiert Bereitschaft und Wachsamkeit, bezogen auf die nächtliche Stunde. Ein Vergleich erläutert diese Aufforderung: Die Jünger Jesu sollen wie Knechte bereit sein für die Ankunft ihres Herrn, der zu unbestimmter Zeit von einem Fest zurückkehrt (12,36).

Wenn der Papst in Satans Deichsel greift

Wird zur Kennzeichnung der gegenwärtigen kirchlichen Situation ein Klassiker von Bob Dylan, The Times they are a'changing , bemüht und dies auf einem eher traditionsbewussten Portal geradezu euphorisch begrüßt, könnte man sich tatsächlich dem Gedanken hingeben, dass sich die Zeiten ändern. Liest man den Artikel zu Ende, wäre jene Änderung allerdings nur in eine Verfallstheorie einzuordnen: Die Huldigung an Papst Franziskus mündet in einen Unsinn, dem man jenes apokalyptische Ausmaß zuschreiben müsste, von dem der Beitrag in anderem Zusammenhang spricht – wenn es denn so etwas wie ein »apokalyptisches Ausmaß« gäbe.

Sonntagsevangelium (88)

18. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 12,13-21 Mit dem richtigen Verhältnis zu Besitz und Reichtum befasst sich der Abschnitt Lk 12,13-34. Am Beginn steht die Warnung vor Habgier, eingebettet in eine kleine Szene, in der Jesus es ablehnt, als Schiedsrichter in Erbstreitigkeiten zu agieren. »Hütet euch vor jeglicher Habgier!« (12,15). Die Begründung dieser Aufforderung kann unterschiedlich aufgefasst werden. Entweder ist gemeint: »Das Leben beruht nicht darauf, aufgrund des Besitzes Überfluss zu haben« (in diesem Sinn z.B. die Einheitsübersetzung), oder es heißt: »Das Leben beruht, (auch) wenn jemand Überfluss hat, nicht auf dem Besitz« (so die Elberfelder Bibel). Die erste Möglichkeit schließt sich besser an die Warnung vor Habsucht an, die zweite schafft eine Verbindung zur folgenden Beispielerzählung von einem reichen Grundbesitzer.

Sonntagsevangelium (87)

17. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 11,1-13 Das Vaterunser ist bei Matthäus und Lukas in zwei Fassungen überliefert, die sich in Umfang, Kontext und einzelnen Formulierungen unterscheiden. Die lukanische Version (11,2-4) enthält nur fünf Bitten (es fehlt die Bitte um das Geschehen des göttlichen Willens), die letzte wird nicht in einer Bitte um Erlösung vom Bösen fortgeführt. Außerdem ist das Gebet als Antwort auf eine Bitte der Jünger dargestellt, die von Jesus im Gebet unterwiesen werden wollen (11,1). Diese Bitte wiederum setzt bei einer Notiz über das Beten Jesu an – ein für die Jesusdarstellung des Lukas typisches Motiv (s. z.B. 3,21 ; 5,16 ; 6,12 ; 9,28 ). Die Gegenüberstellung des Vaterunsers zum »Plappern der Heiden« ( Mt 6,7 ) spielt bei Lukas keine Rolle. Die christliche Gebetstradition ist von der matthäischen Fassung bestimmt, nur an einer Stelle hat sich die lukanische Formulierung durchgesetzt (s.u. zur Vergebungsbitte).

Wie viele bayerische Ortschaften werden in der Bibel erwähnt? (3)

Vor einem Jahr habe ich auf die Gründung des Instituts für bayerisch-biblische Textforschung hingewiesen und erste Forschungsergebnisse referiert, die eine zuvor bereits dokumentierte Phase des Projekts fortführten. Der Hinweis auf diese in der Fachwelt erst langsam rezipierten älteren Einsichten scheint notwendig, damit sich die Ernsthaftigkeit des nun vorliegenden dritten Berichts richtig ermessen lässt.  Wieder haben die Forschungen zu einigen eindeutigen Ergebnissen geführt. Kaum zu zählen (und deshalb hier nicht im Einzelnen aufgeführt) ist die Menge an Belegen für die Gemeinde Berg  (Oberfranken); ja, wenn man ehrlich ist, muss man auch die Ortschaft selbst für kaum überschaubar halten, denn es könnte auch die hier sein (Oberbayern) oder die hier (Oberpfalz). Nimmt man noch die Pluralform hinzu ( Bergen  [Oberbayern] oder Bergen   [Mittelfranken]), wird der Befund noch unüberschaubarer. Auffällig ist, dass sich fast alle Orte in Regionen befinden, die mit »Ober-« gebildet

Sonntagsevangelium (86)

16. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 10,38-42 Frauen spielen in der Jesusgeschichte des Lukas eine profiliertere Rolle als in den übrigen Evangelien. In Lk 8,2f werden neben den namentlich Genannten (Maria Magdalena, Johanna, Susanna) pauschal »viele andere« erwähnt, die ihr Vermögen für die Jesusbewegung einsetzten. Auch wenn Lukas sie nicht ausdrücklich als Jüngerinnen bezeichnet, so ordnet er sie doch dem engeren Kreis um Jesus zu, denn sie gehören wie die Zwölf zu jenen, die mit dem Künder der Gottesherrschaft umherziehen. Von denen, die Jesus in einem unmittelbaren Sinn nachfolgen, sind (auch in historischer Hinsicht) Anhänger zu unterscheiden, die man als Sympathisanten und Unterstützer bezeichnen kann. Sie bleiben in ihrem Lebenskreis, sind aber Jesus und den Jüngern nicht nur durch ein oberflächliches Interesse verbunden. Maria und Marta erscheinen als Vertreterinnen solch ortsfester Sympathisanten. Im Ablauf des Lukas-Evangeliums lässt sich ein Bezug zur Jüngeraussendung her

Sonntagsevangelium (85)

15. Sonntag im Jahreskreis (C):   Lk 10,25-37 Das Beispiel vom barmherzigen Samariter ist eingebettet in einen Dialog zwischen Jesus und einem Gesetzeslehrer. Das Gespräch verbindet die Frage eines Reichen aus Mk 10,17 (»Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?«) mit der (etwas modifizierten) Antwort Jesu auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot ( Mk 12,28-34 ). Allerdings ist der Dialog so gebaut, dass der Gesetzeslehrer selbst das Gebot von Gottes- und Nächstenliebe als Antwort auf seine Frage benennt. Jesus fragt ihn nur, was er im Gesetz zu seiner Frage lesen könne und bekräftigt die Aussage seines Gegenübers (»tu das, so wirst du leben«). Diese Gesprächsführung hat einen doppelten Effekt. Zum einen läuft der Versuch, Jesus auf die Probe zu stellen, dadurch ins Leere, dass Jesus die Rolle von Fragesteller und Antwortgeber vertauscht. So entsteht zum andern der Eindruck, dass der Gesetzeslehrer keine wirkliche Frage an Jesus hatte.

Sonntagsevangelium (84)

14. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 10,1-12.17-20 (oder 10,1-9) Die Aussendungsrede in Lk 10 kann man auf zwei Ebenen lesen. Als Teil der Erzählung vom Wirken Jesu ist sie bezogen auf die einmalige Vergangenheit der Geschichte Jesu. Diese Geschichte kommt aber so zur Sprache, dass urkirchliche Missionserfahrung erkennbar wird, also die Zeit der nachösterlichen Christusverkündigung. Diese Perspektive erklärt einige Besonderheiten des Textes: die Bitte um weitere Arbeiter für die Ernte (10,2), die offensichtlich nicht mehr die Situation des Wirkens Jesu vor Augen hat; den betonten Bezug auf die Verkündigung in den Städten (10,8.10), in dem sich vor allem urchristliche Missionspraxis spiegelt; vielleicht auch die scharfen Worte vom Gericht an den ungläubigen Städten (10,12), die sich stark unterscheiden von der Reaktion auf das ungastliche samaritanische Dorf ( 9,52-56 ). Wenn die Aussendungsrede nicht die Ablehnung des irdischen Jesus, sondern der Oster-Botschaft im Blick hat, ist e

Noch einmal: Der »Credo«-Faktencheck

Das Credo-Magazin zum Jahr des Glaubens wurde in der Süddeutschen Zeitung aufs Ganze nicht unfreundlich besprochen, dennoch macht sich kath.net an eine Kritik des Artikels. Dem Autor, Matthias Drobinski , wird vorgeworfen, dass er es »mit den Fakten nicht so genau nimmt und offensichtlich kaum recherchiert hat«. Da dabei auch der Faktencheck zu Jesus, den ich kürzlich hier besprochen habe, eine Rolle spielt, soll im Folgenden betrachtet werden, wie »kath.net … ein paar Behauptungen von Drobinksi genauer unter die Lupe genommen und die Fakten nachgeprüft« hat. Dabei arbeiten wir uns zu den Fragen um den Faktencheck vor.

Sonntagsevangelium (83)

13. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 9,51-62 Mit 9,51 ist ein wichtiger Einschnitt im Aufbau des Lukas-Evangeliums erreicht: Nun beginnt der Weg Jesu nach Jerusalem, an den der Evangelist noch zweimal erinnert ( 13,22 ; 17,11 ). Der Einschnitt ist auch durch eine besondere sprachliche Gestaltung herausgehoben, vor allem durch die auffallende Zeitbestimmung. Lukas spricht von den »Tagen seiner Aufnahme«, die »dabei waren, sich zu erfüllen«, und drückt damit den Gedanken eines von Gott gesetzten Zeitmaßes aus (vgl. Michael Wolter, Das Lukasevangelium, Tübingen 2008, 369). Der jetzt auf die Passion in Jerusalem und die Ostereignisse bis zur Himmelfahrt zulaufende Weg Jesu gründet also in Gottes Willen. Zugleich legt der Erzähler nahe, dass Jesus im Wissen um das gesetzte Zeitmaß auf Jerusalem zugeht.

Die Simulation eines Faktenchecks

Zum Jahr des Glaubens haben Peter Seewald und Bischof Gregor Maria Hanke in Kooperation mit L'Osservatore Romano ein Magazin mit dem Titel »Credo« herausgegeben, das großen überregionalen Zeitungen beiliegt und auch online verfügbar ist. In ihm findet sich ein Beitrag mit dem Titel »Jesus: Der Faktencheck« (S.37). Er soll klären, ob »wir wirklich so wenige historisch gesicherte Fakten [haben], wie Kritiker behaupten«. Als zweite Frage soll in den Text ziehen: »Stimmt es, dass die Evangelien immer wieder verändert und manipuliert wurden?« Wenn diese Fragen auf einer halben Heftseite abgehandelt werden, kann man sich von vornherein auf eine eher vereinfachte Beantwortung einstellen. Diese Erwartung wird auf unerfreuliche Weise nicht enttäuscht.

Sonntagsevangelium (82)

12. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 9,18-24 Wichtige Stationen des Wirkens Jesu werden im Lukas-Evangelium durch das Gebet Jesu vorbereitet ( 3,21 ; 6,12 ; 9,28 ), so auch die Offenbarung über das Leiden des Messias (9,18). Als Sprecher der Jünger bekennt Petrus Jesus als den »Messias Gottes« (9,20). Dieses Bekenntnis wird mit einem Schweigegebot belegt – nicht weil es falsch wäre, sondern weil es in dieser Form unvollständig ist. Zwar spricht die Leidensankündigung vom Menschensohn, und nicht vom Messias; aber es soll nicht der von Petrus verwendete Titel korrigiert, sondern sein Bekenntnis in den richtigen Rahmen gerückt werden: Jesus ist der Messias, aber er ist es, dem Willen Gottes entsprechend, durch das Leiden hindurch (siehe auch 24,26 . 46 ).

Sonntagsevangelium (81)

11. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 7,36-8,3 (oder 7,36-50) Im Lukas-Evangelium gibt es drei Gastmahlszenen, in denen Jesus von einem Pharisäer eingeladen wird (7,36-50; 11,37-52 ; 14,1-24 ). Auch wenn in diesen Szenen Differenzen anklingen oder, wie in 11,37-52, auch sehr deutlich formuliert werden, ergibt sich bei Lukas im Ganzen doch der Eindruck, dass das Verhältnis von Jesus und Pharisäern nicht nur durch Gegnerschaft bestimmt ist. Dies gilt besonders für die Geschichte von der Salbung Jesu durch die Sünderin, in der der Pharisäer sogar einen Namen hat (Simon). Die Frau bleibt namenlos. Die Identifizierung mit Maria Magdalena, die nachfolgend in 8,2 unter den Begleiterinnen Jesu genannt wird, hat zwar die Rezeptionsgeschichte bestimmt, aber keinen Anhalt im Lukas-Evangelium. Dort ist durch nichts nahegelegt, dass Maria die Frau aus der vorangegangenen Erzählung sein soll. Eine solche Gleichsetzung eröffnet sich nur dann, wenn man die johanneische Fassung der Salbungsgeschic

Hinweis

Bild
Das erste Bild in einem Post auf diesem Blog zeigt das gerade erschienene Heft der Münchener Theologischen Zeitschrift . Die zweite Ausgabe in diesem Jahr ist dem Thema der historischen Rückfrage nach Jesus gewidmet und beleuchtet den gegenwärtigen Stand der Jesusforschung. Auch wenn die verschiedenen Beiträge von grundsätzlichen Fragestellungen und Zugangsweisen ausgehen, ergibt sich im Ganzen auch ein facettenreiches Bild von Jesu Botschaft und Wirken. Wer die Beiträge liest, kann sich vom hohen Reflexionsniveau historischer Jesusforschung überzeugen und erkennen, wie sehr plumpe Pauschalangriffe auf die »liberale Exegese«, die hier jüngst Thema waren, das Bild verzerren. »Was sollen wir nun sagen?« (Röm 6,1a). Kann, weil das Heftkonzept in meinen Händen lag, das positive Urteil als Selbstlob ausgelegt werden? »Das sei ferne!« (Röm 6,2a: μὴ γένοιτο ) Das einzige, das ich mir zugute halten kann, ist, dass ich die richtigen Leute für das Heft gewonnen habe. Im Einzelnen finden sic

Sonntagsevangelium (80)

10. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 7,11-17 Von der Auferweckung des Jünglings von Nain erzählt Lukas als einziger Evangelist, und er erzählt so, dass Anspielungen auf eine alttestamentliche Geschichte erkennbar werden: die Auferweckung des Sohnes der Witwe von Sarepta ( 1Kön 17,17-24 ). Dafür sprechen mehrere Beobachtungen. (1) Nach 1 Kön 17,9f ging Elija hinein nach (wörtliche Übereinstimmung mit Lk) Sarepta, das Stadttor   ist als der Ort erwähnt, an dem Elija auf eine Witwe trifft, das Zusammentreffen ist mit und siehe eingeleitet. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird Elija den einzigen Sohn dieser Frau vom Tod erwecken . (2) Die Formulierung und er gab ihn seiner Mutter (V.15c) verdankt sich vor allem 1Kön 17,23. Sie stimmt wörtlich mit der griechischen Übersetzung dieser Stelle überein. Die Übereinstimmung ist deshalb besonders auffällig, weil im Rahmen der lukanischen Geschichte das »Geben« des Toten an die Mutter etwas deplatziert wirkt. Diese Formulierung weist eher

Der Exegesefälscher

Klaus Berger , »emeritierter Professor für Neutestamentliche Theologie, übt scharfe Grundsatzkritik an der historisch-kritischen Methode der Bibelauslegung« – so wird ein Interview angekündigt, mit dem anscheinend das neueste Buch aus Bergers Feder beworben werden soll: Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden , München 2013 (s. hier ). Auch wenn man Werbemaßnahmen eine gewisse Einseitigkeit und plakative Sprache zugesteht, wundert man sich doch, welche Register in diesem Interview gezogen werden. Wie kann ein so gelehrter Mann wie Klaus Berger eine derart plumpe Polemik vom Stapel lassen? Man könnte seine Einlassungen geradezu für eine Satire auf die Kritik an der Bibelkritik halten. Sie scheinen aber tatsächlich ernst gemeint zu sein.

Sonntagsevangelium (79)

9. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 7,1-10 Die Geschichte vom Hauptmann von Kapharnaum ist eines der wenigen Erzähl stücke, die Matthäus und Lukas nicht dem Markus-Evangelium, sondern wahrscheinlich ihrer zweiten Quelle, der nicht erhaltenen Spruchquelle Q, entnommen haben. Die Grundstruktur ist in beiden Fassungen ( Mt 8,5-13 ; Lk 7,1-10) gleich, jedoch finden sich auch einige nicht nebensächliche Unterschiede. Die Erzählung weist Züge einer Heilungswundergeschichte auf, es kommt ja schließlich auch zur Heilung des todkranken Dieners des Hauptmanns; sie bietet aber auch entfaltete dialogische Elemente, so dass die Heilungstat nicht im Zentrum steht. Mittlerfiguren spielen eine so starke Rolle, dass es bei Lukas in der ganzen Erzählung nicht zu einem direkten Kontakt zwischen Jesus und dem Hauptmann kommt.

Who's who (12) - Lösung

Der Gesuchte tritt im Neuen Testament erstmals als Garderobenmann in Erscheinung. Lange bleibt er nicht in dieser Stellung, sondern widmet sich bald einer weniger harmlosen Tätigkeit, die ihn weiter nördlich führt (der ganze Text hier ).

Sonntagsevangelium (78)

Dreifaltigkeitssonntag (C): Joh 16,12-15   Die Zukunft der Gemeinde unter dem Wirken des Geistes – dies ist das Leitthema des Abschnitts aus dem Johannes-Evangelium. Im Vergleich zum Text vom vergangenen Sonntag scheint auf den ersten Blick aber die Rückbindung des Geistes an das Wirken Jesu aufgegeben: Erst der Geist wird die Jünger in die ganze Wahrheit einführen; und er wird verkünden, was kommen wird (16,12f). Doch hat der Geist damit keine von Jesus unabhängige Bedeutung, wie die Fortsetzung klärt. Seine Verkündigung ist von dem genommen, was Jesus gehört (16,14). Dieses wiederum ist nicht unabhängig vom Vater:  » Alles, was der Vater hat, ist mein «  (16,15).  Dem Evangelisten geht es bei diesen Aussagen nicht um eine Betrachtung des dreieinen Wesens Gottes; er will vielmehr festhalten, dass sich Gott in Jesus Christus geoffenbart hat. Diese Offenbarung bleibt durch die Zeiten hindurch zugänglich durch das Wirken des Geistes. Dass dem Geist zunächst scheinbar eigenständig

Who's who (12) - Rätsel

Biblische Personen in ungewohnter Umschreibung. Heute eine männliche Person aus dem Neuen Testament.   Der Gesuchte tritt im Neuen Testament erstmals als Garderobenmann in Erscheinung. Lange bleibt er nicht in dieser Stellung, sondern widmet sich bald einer weniger harmlosen Tätigkeit, die ihn von Jerusalem gesehen weiter nördlich führt. Jedoch verhindern plötzlich auftretende Sehstörungen die Ausführung seiner Pläne. Sie brachten ihn - entgegen einem sich hartnäckig haltenden Gerücht - nicht dazu, seinen Namen zu ändern, wohl aber zu einer beruflichen Neuorientierung. In seiner neuen Stellung widmete er sich vor allem der Erweiterung des noch relativ schwachen Filialnetzes. Dabei war er zwar nicht der einzige, aber wohl der wirkungsvollste Mitarbeiter seiner Gesellschaft. Da diese noch durch sehr flache Hierarchien gekennzeichnet war, mussten grundsätzliche strategische Fragen ausdiskutiert werden. Der Gesuchte zeigte sich dabei ohne jedes Talent zum Kompromiss. Da es in seinem Wi

Sonntagsevangelium (77)

Pfingsten (C):   Joh 14,15-16.23b-26 (oder Joh 20,19-23) Zu Joh 20,19-23 s. hier .  Der Abschied Jesu von seinen Jüngern steht im Johannes-Evangelium unter der Verheißung der Wiederkunft. Allerdings versteht der Evangelist darunter nicht ein Geschehen am Ende der Zeit, wie dies im Urchristentum üblich war (z.B. 1Thess 4,15-17 ; Mk 13,24-27 ). Im Geist kommt der erhöhte Jesus zu seinen Jüngern und bleibt bei ihnen. Die Worte vom »Geist-Parakleten« sind eine kennzeichnende Besonderheit des Johannes-Evangeliums.  Das griechische Wort, das unübersetzt mit »Paraklet« wiedergegeben wird ( παράκλητος ), bedeutet wörtlich »der Herbeigerufene« und bezeichnet ursprünglich vor allem den Beistand vor Gericht, ohne allerdings auf diesen Bereich festgelegt zu sein. Es kann auch um eine Fürsprecher gehen, der in irgendeiner Form helfend und schützend für andere eintritt, oder auch um einen, der tröstet, ermahnt oder belehrt (der Begriff ist äußerst anpassungsfähig). Wenn in Joh 14,16 die