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Die sechste Bitte

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Die Zahl derer, die der sechsten Bitte des Vaterunsers in unserer Medienwelt Schlagzeilenpotential zugetraut haben, dürfte überschaubar sein. Tatsächlich hat es Papst Franziskus mit seiner Kritik an Übersetzungen dieser Bitte  sogar auf die Titelseite der Bild am Sonntag geschafft. »Führe uns nicht in Versuchung« sei eine schlechte Übersetzung, weil nicht Gott den Menschen in Versuchung stürze: »Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan«. Ob eine Übersetzung gut oder schlecht ist, entscheidet sich freilich nicht an der Übereinstimmung mit einer theologischen Überzeugung, sondern am Text, der übersetzt wird. In Mt 6,13 und Lk 11,4 heißt es: μὴ εἰσενέγκῃς ἡμᾶς εἰς πειρασμόν. μὴ εἰσενέγκῃς ist verneinter Imperativ, gebildet mit dem Konjunktiv Aorist von εἰσφέρω (hineinbringen, hineintragen), also: »bringe nicht hinein«. ἡμᾶς ist Personalpronomen, und zwar 1. Person Plural im Akkusativ: »bringe uns nicht hinein«. D