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Es werden Posts vom September, 2014 angezeigt.

Sonntagsevangelium (146)

26. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 21,28-32 Das Gleichnis von den zwei Söhnen, nur im Matthäus-Evangelium zu lesen, mündet in eine Anwendung, die auffälligerweise in einen Dialog eingebunden ist: Im Anschluss an das Gleichnis (21,28-30) stellt Jesus eine Frage, die sich auf den Inhalt der Geschichte bezieht, und erhält die unausweichliche Antwort (21,31a); auf diese Antwort hin erfolgt die Anwendung des Gleichnisses in zwei Stufen (21,31b.32). Die Erzählung ist einfach aufgebaut: Zwei Söhne werden von ihrem Vater zur Arbeit in den Weinberg geschickt. Der erste weigert sich, besinnt sich dann aber und geht doch; der zweite stimmt zu – und geht nicht. Der Geschichte kommt es nur auf die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Verhaltensweisen der beiden Söhne an. Andere, bei der erzählten Konstellation naheliegende Fragen werden nicht berührt. Etwa: Wie reagiert der Vater auf die Weigerung des ersten Sohnes? Erfährt er von dessen Sinneswandel? Sendet er den zweiten Sohn nur, weil der

Sonntagsevangelium (145)

25. Sonntag im Jahreskreis (A):  Mt 20,1-16a Das Bildfeld des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg entstammt der palästinischen Arbeitswelt zur Zeit Jesu. Hier gab es das System der Lohnarbeit, die jeden Tag neu vergeben wurde. Dieses System setzt das Gleichnis voraus, kritisiert es aber nicht, auch nicht durch die ungewöhnliche Lohnverteilung am Ende des Arbeitstages. Der Weinbergbesitzer argumentiert gegenüber dem Einspruch der Arbeiter der ersten Stunde u.a. auch damit, mit seinem Eigentum machen zu können, was ihm beliebt (16,15a). Die Art der Arbeitsorganisation wird also nicht angegriffen; innerhalb des Bildfeldes bleibt die Erzählung ganz im Rahmen jenes Konzeptes, das Arbeit an Tagelöhner vergab. Es wird nicht an der Person des Gutsherrn die Macht der Besitzenden und an den Tagelöhnern die Ohnmacht der Armen dargestellt bzw. kritisiert.  Das Gleichnis erzählt von einem Weinbergbesitzer, der mehrmals am Tage auszieht und Arbeiter für seinen Weinberg anwirbt. Warum

Was ist die SMS unter den Paulusbriefen?

Auch wenn in Zeiten von Whats App und Threema die SMS zurückgedrängt wird, ist vielleicht doch noch bekannt, was hinter dem Kürzel steckt. Short Message Service im eigentlichen Sinn dürfen wir von Paulus nicht erwarten, die Beschränkung auf eine bestimmte Zeichenzahl lag ihm nicht. Aber angesichts der (durchaus unterschiedlichen) Länge seiner Briefe fällt doch auf, wie kurz der Brief an Philemon ist. Im Neuen Testament steht er nicht zufällig als letzter in der Reihe der Paulusbriefe, denn der Umfang bestimmt (neben der Zusammenstellung von Briefen an dieselben Adressaten) die Abfolge. Der Brief fällt auch dadurch etwas aus dem Rahmen, dass er vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, an eine Einzelperson gerichtet ist. Unter den unumstritten echten Paulusbriefen ist das ein einmaliger Fall. Die Briefe an die Apostelschüler Timotheus und Titus gelten der heutigen Forschung meist als Schreiben aus der dritten oder vierten christlichen Generation, die unter dem Namen des Paulus abge

Sonntagsevangelium (144)

Kreuzerhöhung: Joh 3,13-17 Im Dialog zwischen Jesus und Nikodemus kommen Sendung und Bedeutung Jesu grundsätzlich zur Sprache. Der Lesungstext beginnt mit einer auffälligen Aussage über den Menschensohn. Dass der Menschensohn in den Himmel hinaufgestiegen sei (3,13), kann man eigentlich nur im Rückblick auf das Geschick Jesu sagen. Jesus ist hier also Sprecher des Gemeindebekenntnisses. Die Zeitebenen zwischen Jesus und gläubiger Gemeinde werden überblendet, wie es ja auch grundsätzlich für das Johannes-Evangelium gilt: In ihm verkündet Jesus nichts anderes als entfaltete, hoheitliche Christologie. Dass ausgeschlossen wird, ein anderer als der Menschensohn sei in den Himmel hinaufgestiegen, muss nicht gegen die gnostische Vorstellung vom Aufstieg der Seele in die obere Lichtwelt oder gegen apokalyptische Visionen gerichtet sein. Es drückt sich hier die exklusive Nähe Jesu zu Gott aus, die bereits im Prolog bekannt wurde. Diese ausschließliche Verbindung wird in die Rede von Abstieg

Sonntagsevangelium (143)

23. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 18,15-20 Ein Abschnitt der sogenannten Gemeinderede (Mt 18,1-35) befasst sich mit dem Verhalten dem sündigen Bruder gegenüber (18,15-17). Vorgesehen ist ein mehrstufiges Verfahren der Zurechtweisung bis hin zum Ausschluss aus der Gemeinde. In diesem Sinn ist die Formulierung »er sei für dich wie ein Heide und Zöllner« (18,17) wohl ursprünglich gemeint gewesen.  Damit gerät der Abschnitt aber in Spannung zu anderen Texten des Matthäus-Evangeliums: Jesus wendet sich den Zöllnern zu, beruft sogar einen von ihnen in den Zwölferkreis ( 9,9 ; 10,3 ); er verbietet zu richten ( 7,1f ) und sagt, erst das Gericht des Menschensohnes führe die endgültige Scheidung von Gut und Böse herbei ( 1 3,36-43 ).  Auch im Zusammenhang der Gemeinderede sind sonst die Akzente anders gesetzt. In 18,21f   wird die unbegrenzte Vergebungsbereitschaft gefordert; das Gleichnis vom verlorenen Schaf ( 18,12-14 ) ist im Rahmen der Mahnungen zum gegenseitigen Verhalten weniger a