Der Zölibat ‑ eine apostolische Tradition? (2)
Der erste Teil hat sich mit der Frage befasst, welche Ansatzpunkte die Jesustradition der Evangelien für das Urteil bietet, der Zölibat sei eine apostolische Tradition. Nun geht es um die nachösterliche Mission der Jesusjünger. Gesprächspartner bleibt Stefan Heid, dessen Buch »Zölibat in der frühen Kirche« (Paderborn 1997, 3. Auflage 2003) als Referenzwerk der »Zölibatsforschung« gilt. Fortsetzung des enthaltsamen Lebens? Die nachösterliche Mission ist nach Stefan Heid dadurch gekennzeichnet, dass die Apostel die enthaltsame Lebensweise fortgesetzt haben. Wie die bisherige Erörterung gezeigt hat, ist die Grundlage dieses Urteils äußerst unsicher: Der Nachweis, dass die vorösterliche Jesusbewegung grundlegend durch Ehelosigkeit (oder sexuelle Enthaltsamkeit trotz bestehender Ehe) gekennzeichnet war, lässt sich nicht führen. Das bestätigen indirekt Überlegungen, die Heid anführt, um die Fortsetzung der enthaltsamen Lebensweise zu begründen. Zu Mt 19,12 (dem so genannten »Eunuchen-S