Stückls Werk und Schäfers Beitrag
Das Passionsspiel von Oberammergau 2022, die vierte von Christian Stückl geleitete Inszenierung, hat ganz überwiegend ein geradezu begeistertes Echo gefunden. Zum Abschluss hat sich allerdings eine Stimme zu Wort gemeldet, die in diesen Chor nicht einstimmt. Kurz bevor die Friseure in Oberammergau nach der Dernière ihre kürzende Arbeit an den Schauspielern ausführten, hat Peter Schäfer, Judaist von Weltruf, in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung das Werk noch radikaler behandelt und kein gutes Haar an ihm gelassen (der Beitrag ist nicht frei verfügbar). Die Perspektive der Kritik ist inhaltlich sehr fokussiert. Wie das Stück als Bühnenwerk wirkt: im Zusammenspiel von Orchester, Chor, Schauspiel und stehenden Bildern, mit dem Wechsel von Massenszenen (mit dem halben Dorf und allen Altersgruppen auf der Bühne) und ruhigeren Partien oder auch dramatischen Einzelszenen – das wird nicht zum Thema der Besprechung. Im Kern richtet sich die Kritik auf einen Punkt, der gew...