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Es werden Posts vom Oktober, 2014 angezeigt.

Sonntagsevangelium (151)

Allerseelen: Joh 11,17-27 Die Wundergeschichten des Johannes-Evangeliums werden in drei Fällen durch »Ich-bin-Worte« in ihrem metaphorischen Gehalt erläutert (Brotvermehrung: 6,35 ; Blindenheilung: 9,5 ; Auferweckung des Lazarus: 11,25f). Dadurch tritt der Grundzug dieser Erzählungen deutlich hervor: Sie sind Zeichen, die auf die Bedeutung des Wundertäters verweisen. In der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus ist das Ich-bin-Wort eingebettet in den Dialog Jesu mit Martha, der deshalb als Kernstück der Wundergeschichte bezeichnet werden kann. Martha eröffnet das Gespräch mit einem Bekenntnis zur Wundermacht Jesu: Er hätte den Tod ihres Bruders verhindern können. Traut sie Jesus auch zu, die Grenze des Todes zu überwinden? Der Text bleibt in der Schwebe. »Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir geben wird, was immer du erbittest.« Da die Auferweckung des Lazarus mit dem Gebet Jesu zum Vater verbunden wird ( 11,41f ), kann man einerseits in den Worten Marthas die Hoffnung ausge

Verstorbener Papst durfte nicht an der Synode teilnehmen!

Die Nachsorgeuntersuchungen zur Bischofssynode reißen nicht ab, sie scheinen aber nicht immer sehr zuverlässig durchgeführt zu werden. Kardinal Joachim Meisner   hat am Gedenktag des hl. Johannes Paul II. einen Artikel in der Tagespost   veröffentlicht, in dem er beklagte, dass das »in Rom existierende Institut 'Heiliger Johannes Paul II.' für Studien über Ehe und Familie … durch keine Vertreterin oder keinen Vertreter in den Vorbereitungsgremien und dann während der Synode in einem der Beratungsgremien dabei« war. Seine Interpretation des Vorgangs reicht über die Grenzen von Raum und Zeit hinaus: »Der heilige Papst Johannes Paul II. wurde unbegreiflicherweise gleichsam von den Vorbereitungsgremien der Synode ausgeschlossen.«  Dies erscheint als umso schwerwiegender, als dieser heilige Papst in die Kirchengeschichte eingehen wollte »als der Papst, der für die Heiligung von Ehe und Familie eingetreten ist. Diesem Anliegen hat sein ganzes theologisches und pastorales Interesse

Sonntagsevangelium (150)

30. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,34-40 In der Erzählung von der Frage nach dem größten Gebot hat Matthäus seine Vorlage Mk 12,28-34 in starkem Maß verändert. Bereits die szenische Einleitung unterscheidet sich. Bei Markus geht der Schriftgelehrte auf Jesus zu, weil der den Sadduzäern gut geantwortet hatte (s. Mk 12,18-28 ); er sucht das Gespräch mit einem kompetenten Lehrer. Im Matthäus-Evangelium dagegen entsteht der Eindruck, dass die Pharisäer für die geschlagenen Sadduzäer in die Bresche springen: eine konzertierte Aktion der Pharsiäer und Sadduzäer, die mit der Frage nach der Erlaubtheit der Kaisersteuer begann ( 22,15-22 ), mit der nach der Totenauferstehung fortgesetzt wurde ( 22,23-33 ) und jetzt das Thema des wichtigsten Gebotes der Tora behandelt. Pharisäer und Sadduzäer wechseln sich  dabei als Gegner Jesu ab. Zum polemischen Kontext passt auch, dass Matthäus die Passage übergeht, die vom Einverständnis zwischen Fragesteller und Jesus handelt (Mk 12,32-34). Aus der

Lehramt von unten

An besorgten Kommentaren zur Bischofssynode bestand während deren Verlauf so wenig Mangel wie an Sand in der Wüste. Die Sorge gründet in unangefochtener Gewissheit. So weiß Hubert Gindert , Vorsitzender des Forums deutscher Katholiken , genau: (s. hier ) »Würde die Kirche ihre Lehre über das Ehesakrament ändern, wäre sie nicht mehr die Katholische Kirche«. Wer mit solchem Wissen ausgestattet ist, konnte nur mit Bangen nach Rom schauen. Sollten der Papst und die Vertreter aus dem Kollegium der Bischöfe (also »die Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche«; Lumen Gentium 22) das anders sehen, müsste ihnen leider bescheinigt werden, nicht mehr in der Katholischen Kirche zu sein. Nach dem Zwischenbericht war die Befürchtung groß, eine solche Bescheiniung müsste tatsächlich ausgestellt werden. Die Erleichterung darüber, dass es nicht so kam, verschaffte sich in völlig überzogenen Überschriften Luft (»Roma locuta«). Was wäre gewesen, wenn ein anderes Signal aus Rom ge

Linzer Literarkritik

Zu den Methoden der Exegese gehört die Literarkritik. In diesem Schritt wird die Kohärenz eines Textes untersucht und der Blick auf Spannungen, Brüche, Widersprüche, Wiederholungen gerichtet. Erweist sich der Text als einheitlich oder lassen sich verschiedene Schichten in ihm erkennen? Wendet man diese Methode auf die Meldung von kath.net zum Abschlussdokument der Bischofssynode an, müsste man nicht wissen, dass Überschriften immer Sache der Redaktion sind, um die Schichtung des Textes zu erkennen. Man fragt sich sogar, ob die Überschrift über dem richtigen Text steht. Sie lautet (s. hier ): »Roma locuta - Die Synode sagt Nein!«  Zu was die Synode »nein« sagt, wird dann im Vorspann zur Meldung ausgeführt: »zu einer liberaleren Linie beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexualität«.  Liest man den Text weiter, erfährt man: »In der Abstimmung über das Abschlussdokument verfehlten die betreffenden Passagen des Textes am Samstagnachmittag die erforderliche Zwei

Sonntagsevangelium (149)

29. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,15-21 Die Erzählung von der Frage nach der Kaisersteuer hat Matthäus mit nur kleinen Änderungen aus dem Markus-Evangelium übernommen (s. Mk 12,13-17 ). Ob es erlaubt sei, dem Kaiser Steuer zu geben, kann man nur auf den Willen Gottes bezogen sinnvoll fragen. Im Rahmen des politischen Systems ist es nicht nur zweifellos erlaubt, sondern zwingend erforderlich, dem Kaiser Steuer zu geben. Strittig ist die Frage nur innerhalb des religiösen Systems, und dies bekanntermaßen gerade in der Zeit, in der Jesus gewirkt hat. Als im Jahr 6 nC das Herrschaftsgebiet des Herodessohns Archelaos direkter römischer Verwaltung unterstellt wurde, wurde eine Steuerschätzung durchgeführt. Sie rief den Protest jüdischer Frommer hervor, und dies in einem Gebiet, das von der Steuerschätzung gar nicht betroffen war: Galiläa. Dieser Umstand unterstreicht, dass die Problematik der Kaisersteuer nicht allein in der finanziellen Last gesehen wurde, sondern Fragen der Treue zur

Synodenbeschuss

Da war ja heute was los in Rom. Was sonst gewöhnlich Aufgabe von Regierungssprechern ist, wurde zum Kennzeichen von Kardinälen. » Kardinal Müller dementiert angebliche Kritik an Bischofssynode «, » Kardinal Kasper dementiert Aussage über afrikanische Bischöfe «. Der zweite Fall ist brisanter, denn er bezieht sich auf ein Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Zenit, dessen Existenz Kardinal Kasper bestreitet. Er habe mit einem Vertreter der Agentur nicht gesprochen. In der Zwischenzeit hat sich der Journalist Edward Pentin zu Wort gemeldet, der – neben zwei weiteren – das Gespräch mit Kardinal Kasper geführt hat. Auf seiner Website hat er Mitschnitt und Niederschrift des Gesprächs veröffentlicht, nachdem der Text von der Agentur offline genommen worden war. Er bestreitet, dass es Kardinal Kasper nicht bewusst gewesen sei, in einer Interview-Situation zu sein. Das sieht der Gesprächspartner möglicherweise anders, sonst wäre sein scharfes Dementi unverständlich. Und nach dem

Ein Gleichnis auf der Folterbank

Victoria Fender heißt jetzt Victoria Bonelli, schreibt aber immer noch Briefe aus Siena   »an Persönlichkeiten der katholischen Kirche« (zu früheren Briefen s. hier und hier ). Die jüngste Ausgabe geht an Kardinal Kasper und beklagt das mangelnde Verständnis für die Eucharistie an der katholischen Basis. Da ist keine Ehrfurcht, kein Bewusstsein der notwendigen Würdigkeit und, so der Vorwurf zwischen den Zeilen, der meist gegebenen Unwürdigkeit. Im Blick auf die alltäglichen Herausforderungen, vor denen Katholiken in unseren Breiten stehen, muss dem Kardinal leider auch gesagt werden: »Glauben Sie mir bitte, hier unten würden viele nicht mehr für die konsekrierte Hostie das Leben geben, wie Sie das seit Ihrer Kardinalsernennung mit dem Märtyrerrot bekennen.«  Das kann man nicht erwarten von »diesen armen Menschen«, denen die Gottesbeziehung abhanden kommt, die vereinsamen und verbittern, weil sie sich von Gott und der Kirche aber auch gar nichts sagen lassen wollen. Adressat der A

Sonntagsevangelium (148)

28. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,1-14 (oder Mt 22,1-10) Das Gastmahl-Gleichnis ist in zwei Fassungen überliefert, die sich im Wortlaut zwar stark unterscheiden, aber dasselbe Grundgerüst aufweisen: Es erfolgt eine Einladung zu einem Gastmahl, die Eingeladenen lehnen ab, und daraufhin werden andere, ursprünglich nicht angezielte Gäste eingeladen. Im Wesentlichen besteht Einigkeit darüber, dass die ursprüngliche Form des Gleichnisses eher in Lk 14,16-24 bewahrt ist und Matthäus die Erzählung mit allegorischen Zügen angereichert hat. In seiner Fassung verändert sich das Personeninventar und der Anlass des Mahles. Nun lädt ein König ein, und zwar zur Hochzeitsfeier seines Sohnes. Die zweite Besonderheit der matthäischen Fassung: Es ergeht eine doppelte Einladung an die eigentlich angezielten Gäste (22,3f). Der erste Versuch findet eine schroffe Ablehnung. Der Erzähler stellt einfach kurz fest: »Sie aber wollten nicht kommen.« Dies ist, nicht zuletzt angesichts des Autoritätsgef

Heinrich VIII. in der Synodenaula

Manchmal wird man in der Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Vorfeld der Bischofssynode dann doch überrascht. Wenn man meint, es sei bereits ein hinreichend niederes Niveau erreicht, holt einer die Schaufel hervor und gräbt noch ein Stück tiefer. Im vorliegenden Fall müht sich Martin Grichting , Generalvikar des Bistums Chur, um die Absenkung. Dass er das in der Neuen Zürcher Zeitung , also einem säkularen Leitmedium, tun darf, stört zwar das Bild von der kirchenfeindlichen Medienwelt − aber doch nicht so sehr, dass man darüber in allzu differenziertes Denken verfallen müsste. Das Volk, der Tyrann Wer für eine Änderung der bisherigen Praxis eintritt, sieht sich jetzt in eine Reihe mit Heinrich VIII. und seine Parteigänger gestellt. Wie im 16. Jahrhundert gehe es »wieder einmal um die Frage nach der Unauflöslichkeit der Ehe. Und auch diesmal sind breit abgestützte Bittschriften nach Rom gesandt worden, verbunden − wie schon vor 500 Jahren − mit gelehrten

Kardinäle im Streit um den Papst

Gegenwärtig entsteht nicht der Eindruck, dass man an der Kurie die Harmoniebekundungen übertreibt. Kurienkardinal Raymond Burke hat seinen (emeritierten) Kollegen Walter Kasper in einer Telefonkonferenz mit mehreren Reportern kritisiert, weil der beanspruche, für den Papst zu sprechen (s. hier ). Hintergrund sind Äußerungen Kaspers, der Papst unterstütze seine Bemühungen, wiederverheiratete Geschiedene wieder ganz in das kirchliche Leben zu integrieren; wer seine  Vorschläge kritisiere, kritisere auch den Papst. Burke kommentiert dies mit den Worten: »Der Papst hat keine Kehlkopfentzündung. Der Papst ist nicht stumm. Er kann für sich selbst sprechen«. Der Neutestamentler freut sich über das intertextuelle Spiel mit Joh 9,21 , fragt sich aber, wie die  Anspielung auf den Blindgeborenen zu verstehen ist. Hier gibt es, nicht untypisch für das Phänomen der Intertextualität, verschiedene Rezeptionsmöglichkeiten, die an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden können. Hier interessier

Sonntagsevangelium (147)

27. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 21,33-44 Das Gleichnis von den bösen Winzern hat Matthäus aus dem Markus-Evangelium übernommen ( Mk 12,1-12 ) und mit einigen Änderungen versehen: So wird nun von Anfang eine Mehrzahl von Knechten gesandt (21,34); die Winzer reagieren darauf schon beim ersten Mal mit der Tötung von Boten (21,35); der schließlich gesandte Sohn wird erst aus dem Weinberg geworfen und dann getötet (21,39). Den Dialog mit den Hörern – nach 21,23 Hohepriester und Älteste, nach 21,45 Hohepriester und Pharisäer – hat Matthäus umgestaltet und erweitert (21,43f). Der Stoff der Handlung ist prinzipiell der Lebenswelt Palästinas entnommen: Dass Landbesitz zur Bebauung verpachtet wurde und der Besitzer sich an einem anderen Ort aufhielt, war durchaus normal. Pächter von Landgut waren meist am unteren Ende der sozialen Skala angesiedelt (eine Stufe vor den Tagelöhnern). Die Bedingungen der Pachtverträge waren gewöhnlich ungünstig für die Pächter: Sie hatten das Risiko des Er

Kirchenpolitische Küchenpsychologie

Da weiß jemand ganz genau Bescheid: » Worum es in der Bischofssynode Ehe und Familie eigentlich geht «. Anders als der Titel nahelegt, handelt der Autor Peter Winnemöller nicht von der Bischofssynode selbst, sondern von der medialen Aufmerksamkeit, die diesem Ereignis zuteil wird. »Es verfassen ganze Heere von Journalisten, die sonst das Wort Kommunion nur mühsam schreiben können, Artikel über die eigentlich sehr komplexe Sakramententheologie.« Erstaunlich, wie genau der Autor über die Probleme seiner Kollegen in der Orthographie informiert ist. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu seiner Fähigkeit, die Psyche jener auszuleuchten, die er als Anhänger einer »60er/70er-Jahre Reformagenda« vorstellt. Eine abzuarbeitende »Reformagenda«? Der Begriff »Reformagenda« fällt nicht zufällig so häufig, nämlich 10-mal. Er assoziiert ein politisches Programm, das Interessengruppen durchsetzen wollen – ohne innere Verbindung zu Glaube und Pastoral. So heißt es denn auch am Schluss, in der