Posts

Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

Stephanus und die »Hellenisten«

Stephanus ist als der erste Märtyrer der Kirche bekannt. Er hat aber nicht nur durch sein Zeugnis im Tod Bedeutung für die Kirche, sondern mindestens ebenso durch sein Wirken davor. Er gehörte zum Kreis der »Hellenisten«, die in der Apostelgeschichte neben den »Hebräern« genannt werden. Man versteht darunter gewöhnlich zwei Gruppen in der Jerusalemer Urgemeinde, die sich vor allem durch ihre Sprache unterscheiden. Die Hellenisten sind griechisch sprechende Judenchristen, die ursprünglich aus der Diaspora stammten; mit den Hebräern sind aramäisch sprechende palästinische Judenchristen gemeint. Die »Hellenisten« sind also keine Griechen im Sinne von Heiden, auch nicht Juden, die der hellenistischen Kultur angepasst waren. Beide Gruppen geraten in Konflikt miteinander, nach Darstellung der Apostelgeschichte aufgrund von Missständen bei den gemeinsamen Mahlzeiten: Die Witwen der Hellenisten seien hier übersehen worden. Daraufhin werden sieben Männer ausgewählt (alle mit griechischen Nam

Pegidaisierung des Abendlands

Ich habe hier nicht vor, auf die Diskussionen um die Montagsretter des Abendlands   einzugehen. Aber wer wissen will, warum sich so viele an den  Pegida- Demonstrationen beteiligen, könnte auch die Rolle der auflagenstärksten deutschen Tages»zeitung« bedenken. Wie es zur angeblichen Forderung von Politikern und dem Zentralrat der Muslime kam, muslimische Lieder in den Weihnachtsgottesdiensten zu singen, ist auf bildblog.de dokumentiert. Wenn eine Redakteurin bei einem Politiker anruft und ihn für ihre zu Weihnachten üblichen guten Nachrichten fragt, ob er der Idee zustimmen könne, in Weihnachtsgottesdiensten muslimische Lieder zu singen, und wenn der Politiker darauf antwortet: nein, höchstens wenn auch christliche Lieder in der Moschee gesungen werden, und daraus (wie aus weiteren aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten) die Überschrift gebastelt wird: »Christen sollen im Weihnachts-Gottesdienst muslimische Lieder singen« – dann wüsste ich nicht, wie man besser illustrieren könnt

Rein und unrein

In den Kommentaren kam neulich die Frage auf, wie das biblische Konzept von Reinheit und Unreinheit zu verstehen sei (s. hier ). Im Folgenden versuche ich auf die Frage zu antworten. Das ist kein besonders adventliches oder weihnachtliches Thema, einen kleinen kirchenjahreszeitlichen Abstecher habe ich dennoch unternommen.  Im Alten Testament wird in unterschiedlichen Zusammenhängen von Reinheit und Unreinheit gesprochen. In weisheitlichen und prophetischen Überlieferungen kann mit der Rede von Unreinheit auf moralische Verhältnisse gezielt werden (z.B. Spr 20,9 ;  Jes 6,5 ; Ez 36,17 ), dies ist aber bereits Metaphorisierung eines ursprünglich anderen Konzepts. Darin geht es allgemein gesprochen um die Kennzeichnung dessen, was von der kultischen Begegnung mit Gott ausschließt oder vom Menschen grundsätzlich zu meiden ist. Unfähig zur Teilnahme am Kult wird man durch alles, was mit den Sphären von Sexualität oder Tod verbunden ist. Menschen mit Hautanomalien sind nicht nur vom Kul

Who's who (13) - Lösung

Der Gesuchte wird in allen vier Evangelien des Neuen Testaments erwähnt. In mancher Hinsicht fällt seine Beschreibung detaillierter aus als diejenige Jesu, wird doch sein Speiseplan ebenso mitgeteilt wie das, was er aus seinem Kleiderschrank herausholt ... (der ganze Text noch einmal hier )

Who's who (13) - Rätsel

Biblische Personen in ungewohnter Umschreibung. Heute eine männliche Person aus dem Neuen Testament.   Der Gesuchte wird in allen vier Evangelien des Neuen Testaments erwähnt. In mancher Hinsicht fällt seine Beschreibung detaillierter aus als diejenige Jesu, wird doch sein Speiseplan ebenso mitgeteilt wie das, was er aus seinem Kleiderschrank herausholt. Dass das kein besonders feiner Zwirn ist, stellt Jesus einmal ausdrücklich fest. Der Gesuchte ist auf Wasser angewiesen, und das liegt in seinem Fall nicht nur daran, dass Leben, wie wir es kennen, nun einmal Wasser benötigt. In der Frage irregulärer Ehen hat er sich als konsequenter Verfechter vorgegebener Norm positioniert, ist dabei aber größere Risiken eingegangen, als es in heutigen Debatten der Fall ist. Zwei Evangelisten erzählen diese Geschichte; einer scheint von ihr so mitgenommen, dass er dabei erzähltechnisch etwas aus dem Tritt kommt. Auf Fragen nach seiner Identität kann der Gesuchte sehr ausweichend reagieren. Au

Hinweis

Mit dem Ende des Kirchenjahres ist auch der dreijährige Zyklus zu den Sonntagsevangelien abgeschlossen. Neue Beiträge in dieser Rubrik werden nur noch in Ausnahmefällen erscheinen: um fehlende Sonntage im Jahreskreis, eventuell auch einzelne Feste, zu ergänzen. In der rechten Spalte oben werde ich künftig in einer neuen Rubrik einen Link auf die Auslegung vom jeweiligen Sonntag legen. Außerdem ist unter den Seiten im Kopfbereich des Blogs die Rubrik »Sonntagsevangelium« aufgenommen. Hier sollen in einer Übersicht, nach Lesejahren geordnet, alle Beiträge verlinkt werden. Durchgeführt ist dies bislang für das jetzt beginnende Lesejahr B.

Bischöfe vor dem kath.net-Karren

Das Trauerspiel hat einen zweiten Akt. Die Bischöfe von Linz und Graz haben dem Druck nachgegeben, den die digitale Glaubenskongregation gegen Rainer Bucher aufgebaut hat (s. hier ). Triumphierend wird vermeldet, dass sich Ludwig Schwarz und Egon Kapellari von den »Regime-Aussagen« distanziert haben. Da die Rede ist von einer »Stellungnahme gegenüber kath.net« und diese nicht unabhängig veröffentlicht zu sein scheint (warum auch?), bleibt der Text auf kath.net die einzige Quelle. Von Bischof Schwarz wird folgende Stellungnahme mitgeteilt: »Zu dieser Äußerung möchte ich sagen, dass es ein Verbalradikalismus ist, der nicht differenziert und daher auch nicht sehr hilfreich ist. Er wird somit auch der Komplexität des Themas nicht gerecht. Natürlich leben wir in einer Zeit großer Vereinfachung, aber diese Formulierung ist wenig geeignet, weil das Wort 'Regime' immer noch negativ belastet ist und an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Inhaltlich ist mit diesem Satz

Sonntagsevangelium (154)

34. Sonntag im Jahreskreis (A), Christkönigssonntag: Mt 25,31-46 Die Grundbotschaft der Szene vom großen Weltgericht ist klar: Taten der Liebe entscheiden, als dem Menschensohn erwiesene Barmherzigkeit, über Heil und Unheil im Endgericht. Umstritten ist aber das Verständnis von zwei Wendungen, die für die Auslegung der Szene wesentlich sind. Wer ist genau gemeint mit »alle Völker« und wer sind die »geringsten Brüder«, mit denen sich der Weltenrichter identifiziert (25,40)? Im ersten Fall geht es um die Frage, wer von der geschilderten Gerichtsszene betroffen ist; der zweite Streitpunkt betrifft die Reichweite des Einsatzes für Notleidende: Sind alle Menschen gemeint, die auf Werke der Barmherzigkeit angewiesen sind, oder ist der Bruderbegriff restriktiver zu fassen? Der mit »Völker« (gr. ἔθνη / ethne ) übersetzte Begriff kann verschiedene Nuancen haben. Im Gegenüber zum erwählten Gottesvolk Israel bezeichnet er die Nicht-Juden, also die Heiden. In diesem Sinn spricht Paulus in Gal

Jäger des verlorenen Satzes

Im Juni dieses Jahrs verwahrte sich die Redaktion von kath.net gegen die Charakterisierung als »'selbsternannte Glaubenshüter und Moralwächter'«, die »mit 'perfider Akribie' auf die Suche 'nach Verfehlungen und Häresien' gingen« (s. hier ). Die Klage, dieser Vorwurf sei »ohne Beweise« erhoben worden, überraschte schon damals, weil man doch eigentlich davon ausgehen konnte, dass die Redaktion weiß, was auf ihrer Seite erscheint (eine unvollständige Erinnerungsliste hier am Beginn des Beitrags). In der jüngsten Zeit fällt auf, dass Sätze oder gar Halbsätze genügen, damit in Linz die Skandal-Produktion anläuft. Johanna Rahner sagte in einem Interview, niemand besitze die Wahrheit – und schnell wurde ihr demonstriert, dass sich manche durch diesen Satz enteignet sehen (s. hier ). Das unwürdige Schauspiel um das angebliche Interview, in dem Kardinal Kasper angeblich sagte, die Bischofssynode solle die afrikanischen Bischöfe nicht ernst nehmen, ist kaum vorbei, da

Sonntagsevangelium (153)

33. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 25,14-30 (oder 25,14-15.19-21) Das Gleichnis vom anvertrauten Geld ist in zwei sehr unterschiedlichen Fassungen überliefert (s.a. Lk 19,11-27 ). Sie gehen so weit auseinander, dass fraglich ist, ob Matthäus und Lukas dieselbe Vorlage benutzt haben, sie also auf einen Text der ihnen gemeinsamen Spruchquelle ( Q ) zurückgreifen konnten. Möglich ist auch, dass sie verschiedene Versionen aus der mündlichen Überlieferung aufgenommen haben. Vergleicht man beide Fassungen bei der Suche nach der ursprünglichen Gestalt, ist keine eindeutig zu favorisieren. Sekundäre Merkmale begegnen sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas (vgl.  Ulrich Luz,  Das Evangelium nach Matthäus, Bd. III, Neukirchen-Vluyn/Ostfildern 1997, 496f). So dürfte im dritten Evangelium die Einbettung in ein machtpolitisches Szenario (mit Anspielungen auf die Geschichte des Herodessohns Archelaos) ein späteres Element sein. Matthäus dagegen bietet wohl eine nachträglich erhöhte Geldsumme; di

Noch einmal: Die angebliche Treue zum Wort Jesu

Die nachsynodale Kritik der außerordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie könnte von sich mit Mk 5,9 sagen: »Legion ist mein Name, denn viele sind wir.« Der biblische Bezug ist rein numerisch gemeint und soll nicht unterstellen, die kritischen Kommentierungen seien dämonisches Werk. Aber dass sich in ihnen immer göttliche Weisheit kundtue, kann man auch nicht ohne Zögern behaupten. Als besonders ärgerlich empfinde ich den ständig unternommenen Versuch, eine Änderung der Regelungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen durch Verweis auf das (angeblich) eindeutige Wort Jesu in dieser Frage abzuweisen. Martin Grichting , der neulich mit originellen historischen Vergleichen auf sich aufmerksam gemacht hat (s. hier ), freut sich ein Loch ins Kollar, weil der Beginn der Synode 2015 im Lesejahr B auf den 27. Sonntag im Jahreskreis fällt und deshalb Mk 10,2-16 das Tagesevangelium sein wird. »Der Heilige Geist führt Regie.« (s. hier ) Ja, da wird Kardinal Kasper aber Augen ma

Sonntagsevangelium (152)

  32. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 25,1-13   Zum Gleichnis von den zehn Jungfrauen wird das Verständnis des Geschehensablaufs diskutiert. Umstritten ist, wo die eigentliche Handlung beginnt. Üblicherweise wird der Eröffnungssatz vom Hinausziehen in diesem Sinn gedeutet, es folgt eine eingeschobene Personenbeschreibung (25,2-4), ehe in 25,5 der Erzählfaden wieder aufgenommen wird. Einem anderen Vorschlag zufolge ist 25,1 als Überschrift des Gleichnisses zu lesen, die Handlung beginne erst in 25,5 mit der Notiz, dass sich die Ankunft des Bräutigams verzögere. Deshalb heiße im nächsten Vers: »Geht hinaus zur Begegnung mit ihm!« Die Frauen sind also noch gar nicht hinausgegangen; erst jetzt werden sie dazu aufgefordert (vgl. Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, Bd. III, zu Mt 25,1-13). Die geschilderte Differenz hat Folgen für das Verständnis des ganzen Erzählganges: Beginnt die Handlung bereits mit dem Hinausgehen in 25,1, ist daran gedacht, dass die Jungfrauen mit brennenden

Sonntagsevangelium (151)

Allerseelen: Joh 11,17-27 Die Wundergeschichten des Johannes-Evangeliums werden in drei Fällen durch »Ich-bin-Worte« in ihrem metaphorischen Gehalt erläutert (Brotvermehrung: 6,35 ; Blindenheilung: 9,5 ; Auferweckung des Lazarus: 11,25f). Dadurch tritt der Grundzug dieser Erzählungen deutlich hervor: Sie sind Zeichen, die auf die Bedeutung des Wundertäters verweisen. In der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus ist das Ich-bin-Wort eingebettet in den Dialog Jesu mit Martha, der deshalb als Kernstück der Wundergeschichte bezeichnet werden kann. Martha eröffnet das Gespräch mit einem Bekenntnis zur Wundermacht Jesu: Er hätte den Tod ihres Bruders verhindern können. Traut sie Jesus auch zu, die Grenze des Todes zu überwinden? Der Text bleibt in der Schwebe. »Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir geben wird, was immer du erbittest.« Da die Auferweckung des Lazarus mit dem Gebet Jesu zum Vater verbunden wird ( 11,41f ), kann man einerseits in den Worten Marthas die Hoffnung ausge

Verstorbener Papst durfte nicht an der Synode teilnehmen!

Die Nachsorgeuntersuchungen zur Bischofssynode reißen nicht ab, sie scheinen aber nicht immer sehr zuverlässig durchgeführt zu werden. Kardinal Joachim Meisner   hat am Gedenktag des hl. Johannes Paul II. einen Artikel in der Tagespost   veröffentlicht, in dem er beklagte, dass das »in Rom existierende Institut 'Heiliger Johannes Paul II.' für Studien über Ehe und Familie … durch keine Vertreterin oder keinen Vertreter in den Vorbereitungsgremien und dann während der Synode in einem der Beratungsgremien dabei« war. Seine Interpretation des Vorgangs reicht über die Grenzen von Raum und Zeit hinaus: »Der heilige Papst Johannes Paul II. wurde unbegreiflicherweise gleichsam von den Vorbereitungsgremien der Synode ausgeschlossen.«  Dies erscheint als umso schwerwiegender, als dieser heilige Papst in die Kirchengeschichte eingehen wollte »als der Papst, der für die Heiligung von Ehe und Familie eingetreten ist. Diesem Anliegen hat sein ganzes theologisches und pastorales Interesse

Sonntagsevangelium (150)

30. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,34-40 In der Erzählung von der Frage nach dem größten Gebot hat Matthäus seine Vorlage Mk 12,28-34 in starkem Maß verändert. Bereits die szenische Einleitung unterscheidet sich. Bei Markus geht der Schriftgelehrte auf Jesus zu, weil der den Sadduzäern gut geantwortet hatte (s. Mk 12,18-28 ); er sucht das Gespräch mit einem kompetenten Lehrer. Im Matthäus-Evangelium dagegen entsteht der Eindruck, dass die Pharisäer für die geschlagenen Sadduzäer in die Bresche springen: eine konzertierte Aktion der Pharsiäer und Sadduzäer, die mit der Frage nach der Erlaubtheit der Kaisersteuer begann ( 22,15-22 ), mit der nach der Totenauferstehung fortgesetzt wurde ( 22,23-33 ) und jetzt das Thema des wichtigsten Gebotes der Tora behandelt. Pharisäer und Sadduzäer wechseln sich  dabei als Gegner Jesu ab. Zum polemischen Kontext passt auch, dass Matthäus die Passage übergeht, die vom Einverständnis zwischen Fragesteller und Jesus handelt (Mk 12,32-34). Aus der

Lehramt von unten

An besorgten Kommentaren zur Bischofssynode bestand während deren Verlauf so wenig Mangel wie an Sand in der Wüste. Die Sorge gründet in unangefochtener Gewissheit. So weiß Hubert Gindert , Vorsitzender des Forums deutscher Katholiken , genau: (s. hier ) »Würde die Kirche ihre Lehre über das Ehesakrament ändern, wäre sie nicht mehr die Katholische Kirche«. Wer mit solchem Wissen ausgestattet ist, konnte nur mit Bangen nach Rom schauen. Sollten der Papst und die Vertreter aus dem Kollegium der Bischöfe (also »die Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche«; Lumen Gentium 22) das anders sehen, müsste ihnen leider bescheinigt werden, nicht mehr in der Katholischen Kirche zu sein. Nach dem Zwischenbericht war die Befürchtung groß, eine solche Bescheiniung müsste tatsächlich ausgestellt werden. Die Erleichterung darüber, dass es nicht so kam, verschaffte sich in völlig überzogenen Überschriften Luft (»Roma locuta«). Was wäre gewesen, wenn ein anderes Signal aus Rom ge

Linzer Literarkritik

Zu den Methoden der Exegese gehört die Literarkritik. In diesem Schritt wird die Kohärenz eines Textes untersucht und der Blick auf Spannungen, Brüche, Widersprüche, Wiederholungen gerichtet. Erweist sich der Text als einheitlich oder lassen sich verschiedene Schichten in ihm erkennen? Wendet man diese Methode auf die Meldung von kath.net zum Abschlussdokument der Bischofssynode an, müsste man nicht wissen, dass Überschriften immer Sache der Redaktion sind, um die Schichtung des Textes zu erkennen. Man fragt sich sogar, ob die Überschrift über dem richtigen Text steht. Sie lautet (s. hier ): »Roma locuta - Die Synode sagt Nein!«  Zu was die Synode »nein« sagt, wird dann im Vorspann zur Meldung ausgeführt: »zu einer liberaleren Linie beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexualität«.  Liest man den Text weiter, erfährt man: »In der Abstimmung über das Abschlussdokument verfehlten die betreffenden Passagen des Textes am Samstagnachmittag die erforderliche Zwei

Sonntagsevangelium (149)

29. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,15-21 Die Erzählung von der Frage nach der Kaisersteuer hat Matthäus mit nur kleinen Änderungen aus dem Markus-Evangelium übernommen (s. Mk 12,13-17 ). Ob es erlaubt sei, dem Kaiser Steuer zu geben, kann man nur auf den Willen Gottes bezogen sinnvoll fragen. Im Rahmen des politischen Systems ist es nicht nur zweifellos erlaubt, sondern zwingend erforderlich, dem Kaiser Steuer zu geben. Strittig ist die Frage nur innerhalb des religiösen Systems, und dies bekanntermaßen gerade in der Zeit, in der Jesus gewirkt hat. Als im Jahr 6 nC das Herrschaftsgebiet des Herodessohns Archelaos direkter römischer Verwaltung unterstellt wurde, wurde eine Steuerschätzung durchgeführt. Sie rief den Protest jüdischer Frommer hervor, und dies in einem Gebiet, das von der Steuerschätzung gar nicht betroffen war: Galiläa. Dieser Umstand unterstreicht, dass die Problematik der Kaisersteuer nicht allein in der finanziellen Last gesehen wurde, sondern Fragen der Treue zur

Synodenbeschuss

Da war ja heute was los in Rom. Was sonst gewöhnlich Aufgabe von Regierungssprechern ist, wurde zum Kennzeichen von Kardinälen. » Kardinal Müller dementiert angebliche Kritik an Bischofssynode «, » Kardinal Kasper dementiert Aussage über afrikanische Bischöfe «. Der zweite Fall ist brisanter, denn er bezieht sich auf ein Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Zenit, dessen Existenz Kardinal Kasper bestreitet. Er habe mit einem Vertreter der Agentur nicht gesprochen. In der Zwischenzeit hat sich der Journalist Edward Pentin zu Wort gemeldet, der – neben zwei weiteren – das Gespräch mit Kardinal Kasper geführt hat. Auf seiner Website hat er Mitschnitt und Niederschrift des Gesprächs veröffentlicht, nachdem der Text von der Agentur offline genommen worden war. Er bestreitet, dass es Kardinal Kasper nicht bewusst gewesen sei, in einer Interview-Situation zu sein. Das sieht der Gesprächspartner möglicherweise anders, sonst wäre sein scharfes Dementi unverständlich. Und nach dem

Ein Gleichnis auf der Folterbank

Victoria Fender heißt jetzt Victoria Bonelli, schreibt aber immer noch Briefe aus Siena   »an Persönlichkeiten der katholischen Kirche« (zu früheren Briefen s. hier und hier ). Die jüngste Ausgabe geht an Kardinal Kasper und beklagt das mangelnde Verständnis für die Eucharistie an der katholischen Basis. Da ist keine Ehrfurcht, kein Bewusstsein der notwendigen Würdigkeit und, so der Vorwurf zwischen den Zeilen, der meist gegebenen Unwürdigkeit. Im Blick auf die alltäglichen Herausforderungen, vor denen Katholiken in unseren Breiten stehen, muss dem Kardinal leider auch gesagt werden: »Glauben Sie mir bitte, hier unten würden viele nicht mehr für die konsekrierte Hostie das Leben geben, wie Sie das seit Ihrer Kardinalsernennung mit dem Märtyrerrot bekennen.«  Das kann man nicht erwarten von »diesen armen Menschen«, denen die Gottesbeziehung abhanden kommt, die vereinsamen und verbittern, weil sie sich von Gott und der Kirche aber auch gar nichts sagen lassen wollen. Adressat der A

Sonntagsevangelium (148)

28. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,1-14 (oder Mt 22,1-10) Das Gastmahl-Gleichnis ist in zwei Fassungen überliefert, die sich im Wortlaut zwar stark unterscheiden, aber dasselbe Grundgerüst aufweisen: Es erfolgt eine Einladung zu einem Gastmahl, die Eingeladenen lehnen ab, und daraufhin werden andere, ursprünglich nicht angezielte Gäste eingeladen. Im Wesentlichen besteht Einigkeit darüber, dass die ursprüngliche Form des Gleichnisses eher in Lk 14,16-24 bewahrt ist und Matthäus die Erzählung mit allegorischen Zügen angereichert hat. In seiner Fassung verändert sich das Personeninventar und der Anlass des Mahles. Nun lädt ein König ein, und zwar zur Hochzeitsfeier seines Sohnes. Die zweite Besonderheit der matthäischen Fassung: Es ergeht eine doppelte Einladung an die eigentlich angezielten Gäste (22,3f). Der erste Versuch findet eine schroffe Ablehnung. Der Erzähler stellt einfach kurz fest: »Sie aber wollten nicht kommen.« Dies ist, nicht zuletzt angesichts des Autoritätsgef

Heinrich VIII. in der Synodenaula

Manchmal wird man in der Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Vorfeld der Bischofssynode dann doch überrascht. Wenn man meint, es sei bereits ein hinreichend niederes Niveau erreicht, holt einer die Schaufel hervor und gräbt noch ein Stück tiefer. Im vorliegenden Fall müht sich Martin Grichting , Generalvikar des Bistums Chur, um die Absenkung. Dass er das in der Neuen Zürcher Zeitung , also einem säkularen Leitmedium, tun darf, stört zwar das Bild von der kirchenfeindlichen Medienwelt − aber doch nicht so sehr, dass man darüber in allzu differenziertes Denken verfallen müsste. Das Volk, der Tyrann Wer für eine Änderung der bisherigen Praxis eintritt, sieht sich jetzt in eine Reihe mit Heinrich VIII. und seine Parteigänger gestellt. Wie im 16. Jahrhundert gehe es »wieder einmal um die Frage nach der Unauflöslichkeit der Ehe. Und auch diesmal sind breit abgestützte Bittschriften nach Rom gesandt worden, verbunden − wie schon vor 500 Jahren − mit gelehrten

Kardinäle im Streit um den Papst

Gegenwärtig entsteht nicht der Eindruck, dass man an der Kurie die Harmoniebekundungen übertreibt. Kurienkardinal Raymond Burke hat seinen (emeritierten) Kollegen Walter Kasper in einer Telefonkonferenz mit mehreren Reportern kritisiert, weil der beanspruche, für den Papst zu sprechen (s. hier ). Hintergrund sind Äußerungen Kaspers, der Papst unterstütze seine Bemühungen, wiederverheiratete Geschiedene wieder ganz in das kirchliche Leben zu integrieren; wer seine  Vorschläge kritisiere, kritisere auch den Papst. Burke kommentiert dies mit den Worten: »Der Papst hat keine Kehlkopfentzündung. Der Papst ist nicht stumm. Er kann für sich selbst sprechen«. Der Neutestamentler freut sich über das intertextuelle Spiel mit Joh 9,21 , fragt sich aber, wie die  Anspielung auf den Blindgeborenen zu verstehen ist. Hier gibt es, nicht untypisch für das Phänomen der Intertextualität, verschiedene Rezeptionsmöglichkeiten, die an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden können. Hier interessier

Sonntagsevangelium (147)

27. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 21,33-44 Das Gleichnis von den bösen Winzern hat Matthäus aus dem Markus-Evangelium übernommen ( Mk 12,1-12 ) und mit einigen Änderungen versehen: So wird nun von Anfang eine Mehrzahl von Knechten gesandt (21,34); die Winzer reagieren darauf schon beim ersten Mal mit der Tötung von Boten (21,35); der schließlich gesandte Sohn wird erst aus dem Weinberg geworfen und dann getötet (21,39). Den Dialog mit den Hörern – nach 21,23 Hohepriester und Älteste, nach 21,45 Hohepriester und Pharisäer – hat Matthäus umgestaltet und erweitert (21,43f). Der Stoff der Handlung ist prinzipiell der Lebenswelt Palästinas entnommen: Dass Landbesitz zur Bebauung verpachtet wurde und der Besitzer sich an einem anderen Ort aufhielt, war durchaus normal. Pächter von Landgut waren meist am unteren Ende der sozialen Skala angesiedelt (eine Stufe vor den Tagelöhnern). Die Bedingungen der Pachtverträge waren gewöhnlich ungünstig für die Pächter: Sie hatten das Risiko des Er

Kirchenpolitische Küchenpsychologie

Da weiß jemand ganz genau Bescheid: » Worum es in der Bischofssynode Ehe und Familie eigentlich geht «. Anders als der Titel nahelegt, handelt der Autor Peter Winnemöller nicht von der Bischofssynode selbst, sondern von der medialen Aufmerksamkeit, die diesem Ereignis zuteil wird. »Es verfassen ganze Heere von Journalisten, die sonst das Wort Kommunion nur mühsam schreiben können, Artikel über die eigentlich sehr komplexe Sakramententheologie.« Erstaunlich, wie genau der Autor über die Probleme seiner Kollegen in der Orthographie informiert ist. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu seiner Fähigkeit, die Psyche jener auszuleuchten, die er als Anhänger einer »60er/70er-Jahre Reformagenda« vorstellt. Eine abzuarbeitende »Reformagenda«? Der Begriff »Reformagenda« fällt nicht zufällig so häufig, nämlich 10-mal. Er assoziiert ein politisches Programm, das Interessengruppen durchsetzen wollen – ohne innere Verbindung zu Glaube und Pastoral. So heißt es denn auch am Schluss, in der

Sonntagsevangelium (146)

26. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 21,28-32 Das Gleichnis von den zwei Söhnen, nur im Matthäus-Evangelium zu lesen, mündet in eine Anwendung, die auffälligerweise in einen Dialog eingebunden ist: Im Anschluss an das Gleichnis (21,28-30) stellt Jesus eine Frage, die sich auf den Inhalt der Geschichte bezieht, und erhält die unausweichliche Antwort (21,31a); auf diese Antwort hin erfolgt die Anwendung des Gleichnisses in zwei Stufen (21,31b.32). Die Erzählung ist einfach aufgebaut: Zwei Söhne werden von ihrem Vater zur Arbeit in den Weinberg geschickt. Der erste weigert sich, besinnt sich dann aber und geht doch; der zweite stimmt zu – und geht nicht. Der Geschichte kommt es nur auf die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Verhaltensweisen der beiden Söhne an. Andere, bei der erzählten Konstellation naheliegende Fragen werden nicht berührt. Etwa: Wie reagiert der Vater auf die Weigerung des ersten Sohnes? Erfährt er von dessen Sinneswandel? Sendet er den zweiten Sohn nur, weil der

Sonntagsevangelium (145)

25. Sonntag im Jahreskreis (A):  Mt 20,1-16a Das Bildfeld des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg entstammt der palästinischen Arbeitswelt zur Zeit Jesu. Hier gab es das System der Lohnarbeit, die jeden Tag neu vergeben wurde. Dieses System setzt das Gleichnis voraus, kritisiert es aber nicht, auch nicht durch die ungewöhnliche Lohnverteilung am Ende des Arbeitstages. Der Weinbergbesitzer argumentiert gegenüber dem Einspruch der Arbeiter der ersten Stunde u.a. auch damit, mit seinem Eigentum machen zu können, was ihm beliebt (16,15a). Die Art der Arbeitsorganisation wird also nicht angegriffen; innerhalb des Bildfeldes bleibt die Erzählung ganz im Rahmen jenes Konzeptes, das Arbeit an Tagelöhner vergab. Es wird nicht an der Person des Gutsherrn die Macht der Besitzenden und an den Tagelöhnern die Ohnmacht der Armen dargestellt bzw. kritisiert.  Das Gleichnis erzählt von einem Weinbergbesitzer, der mehrmals am Tage auszieht und Arbeiter für seinen Weinberg anwirbt. Warum

Was ist die SMS unter den Paulusbriefen?

Auch wenn in Zeiten von Whats App und Threema die SMS zurückgedrängt wird, ist vielleicht doch noch bekannt, was hinter dem Kürzel steckt. Short Message Service im eigentlichen Sinn dürfen wir von Paulus nicht erwarten, die Beschränkung auf eine bestimmte Zeichenzahl lag ihm nicht. Aber angesichts der (durchaus unterschiedlichen) Länge seiner Briefe fällt doch auf, wie kurz der Brief an Philemon ist. Im Neuen Testament steht er nicht zufällig als letzter in der Reihe der Paulusbriefe, denn der Umfang bestimmt (neben der Zusammenstellung von Briefen an dieselben Adressaten) die Abfolge. Der Brief fällt auch dadurch etwas aus dem Rahmen, dass er vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, an eine Einzelperson gerichtet ist. Unter den unumstritten echten Paulusbriefen ist das ein einmaliger Fall. Die Briefe an die Apostelschüler Timotheus und Titus gelten der heutigen Forschung meist als Schreiben aus der dritten oder vierten christlichen Generation, die unter dem Namen des Paulus abge

Sonntagsevangelium (144)

Kreuzerhöhung: Joh 3,13-17 Im Dialog zwischen Jesus und Nikodemus kommen Sendung und Bedeutung Jesu grundsätzlich zur Sprache. Der Lesungstext beginnt mit einer auffälligen Aussage über den Menschensohn. Dass der Menschensohn in den Himmel hinaufgestiegen sei (3,13), kann man eigentlich nur im Rückblick auf das Geschick Jesu sagen. Jesus ist hier also Sprecher des Gemeindebekenntnisses. Die Zeitebenen zwischen Jesus und gläubiger Gemeinde werden überblendet, wie es ja auch grundsätzlich für das Johannes-Evangelium gilt: In ihm verkündet Jesus nichts anderes als entfaltete, hoheitliche Christologie. Dass ausgeschlossen wird, ein anderer als der Menschensohn sei in den Himmel hinaufgestiegen, muss nicht gegen die gnostische Vorstellung vom Aufstieg der Seele in die obere Lichtwelt oder gegen apokalyptische Visionen gerichtet sein. Es drückt sich hier die exklusive Nähe Jesu zu Gott aus, die bereits im Prolog bekannt wurde. Diese ausschließliche Verbindung wird in die Rede von Abstieg

Sonntagsevangelium (143)

23. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 18,15-20 Ein Abschnitt der sogenannten Gemeinderede (Mt 18,1-35) befasst sich mit dem Verhalten dem sündigen Bruder gegenüber (18,15-17). Vorgesehen ist ein mehrstufiges Verfahren der Zurechtweisung bis hin zum Ausschluss aus der Gemeinde. In diesem Sinn ist die Formulierung »er sei für dich wie ein Heide und Zöllner« (18,17) wohl ursprünglich gemeint gewesen.  Damit gerät der Abschnitt aber in Spannung zu anderen Texten des Matthäus-Evangeliums: Jesus wendet sich den Zöllnern zu, beruft sogar einen von ihnen in den Zwölferkreis ( 9,9 ; 10,3 ); er verbietet zu richten ( 7,1f ) und sagt, erst das Gericht des Menschensohnes führe die endgültige Scheidung von Gut und Böse herbei ( 1 3,36-43 ).  Auch im Zusammenhang der Gemeinderede sind sonst die Akzente anders gesetzt. In 18,21f   wird die unbegrenzte Vergebungsbereitschaft gefordert; das Gleichnis vom verlorenen Schaf ( 18,12-14 ) ist im Rahmen der Mahnungen zum gegenseitigen Verhalten weniger a

Sonntagsevangelium (142)

22. Sonntag im Jahreskreis (A):  Mt 16,21-27 Mit der ersten Leidensankündigung (16,21) kommt der Weg Jesu nach Jerusalem in den Blick. Die Verbindung von Messias-Titel und Leidensankündigung ( Mk 8,29-31 ) hat Matthäus dadurch abgeschwächt, dass er die Verheißungsworte Jesu an Petrus eingefügt hat ( 16,17-19 ). So rücken Leiden Jesu und Kreuzesnachfolge der Jünger (16,24-26) noch stärker zusammen. Den Einspruch des Petrus gegen das Leiden Jesu (16,22f) hat Matthäus deshalb wohl auch als Einspruch gegen die Leidensnachfolge der Glaubenden verstanden.  Dass sie besonders im Blick des Evangelisten sind, wird auch durch eine kleine Änderung der Markus-Vorlage unterstrichen: Nach Matthäus richtet sich die Belehrung Jesu zur Kreuzesnachfolge allein an die Jünger , das Volk ist nicht eingeschlossen (anders Mk 8,34 ). Selbstverleugnung und Kreuztragen sind im Zusammenhang der Christusnachfolge zu verstehen. Es geht nicht um ein asketisches Ideal oder um Verherrlichung des Leidens; es geht a

Hinweis

Da das Evangelium vom 21. Sonntag im Jahreskreis bereits am Fest »Peter und Paul« besprochen wurde, sei hier nur der Link auf die früheren Ausführungen gesetzt.

Sonntagsevangelium (141)

20. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 15,21-28 Die Grundstruktur der Erzählung von der Bitte einer nichtjüdischen Frau hat Matthäus aus dem Markus-Evangelium übernommen ( Mk 7,24-30 ), und dennoch eigene Akzente eingebracht. Gemeinsam ist beiden Fassungen: Jesus hält sich in überwiegend heidnisch besiedeltem Gebiet auf (bei Tyrus und Sidon), hat aber offensichtlich nicht vor, unter Heiden zu wirken. Dass Jesus sich in einem heidnischen Haus   aufgehalten hätte, dürfte auch Markus nicht angenommen haben. Matthäus markiert die Grenze aber noch deutlicher und lässt Jesus erst gar nicht in ein Haus gehen. In seiner Version kommt die Frau heraus  (Mt 15,22 ungenau die Einheitsübersetzung: »sie kam zu ihm«). Diese Aussage ist nicht mit der Ortsangabe zu verbinden (»eine kanaanäische Frau kam aus jener Gegend heraus«); sie deutet vielmehr an, dass die Szene auf der Straße spielt: »Eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam heraus«. Außerdem wird in der Fassung des Matthäus die ablehnende Halt

Wie viele bayerische Ortschaften werden in der Bibel erwähnt? (4)

Satzungsgemäß werden die neuesten Forschungen am Institut für bayerisch-biblische Textforschung spätestens nach der Vorlesungszeit des Sommersemesters präsentiert. Wer über die Ernsthaftigkeit des Projekts im Unklaren ist, kann sich in früheren Berichten kundig machen. Sie stehen alle online zur Verfügung, und zwar   hier und   hier und   hier . Beginnen wir mit den Funden, in denen die Textüberlieferung eindeutig ist, weil keinerlei Verschreibungen zu korrigieren sind und auch der Einfluss von Dialekten nicht zu erkennen ist. Dass der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nicht in Judäa oder Galiläa liegt, war bislang bekannt. Neu aber sind die Verbindungen nach Samarien. Jedenfalls fragt die samaritanische Frau in Joh 4:  »Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns Brunnen gegeben ... hat?« (Joh 4,12) Phonetisch klar bezeugt, fügt sich ein weiter nördlich gelegener Ort als Prädikat syntaktisch nicht ohne Schwierigkeiten in den Bibeltext ein. Möglicherweise bestand früher e

Sonntagsevangelium (140)

19. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 14,22-33 Die Geschichte vom Seewandel Jesu ist von zahlreichen Motiven geprägt, durch die die Bedeutung Jesu erzählerisch dargestellt wird. Der Berg  ist vom Alten Testament her mit dem Gedanken der besonderen Nähe zu Gott verbunden (z.B. Ex 19,3 ; Ex 24,15f ). Im Matthäus-Evangelium erscheint der Berg als Ort der Lehre Jesu ( 5,1ff ) und als Ort von Heilungen ( 15,29-31 ); mit ihm verbindet sich besondere Offenbarung ( 17,1-9 ; 28,16-20 ), in der Geschichte vom Seewandel ist er Ort des Gebetes. Die nachfolgende Erscheinung Jesu auf dem See (in göttlicher Macht) wird vorbereitet durch das Gebet auf dem Berg als dem besonderen Ort der Gottesnähe. Die Jünger im Boot sind mit mehreren Chaosmächten konfrontiert. Die Motive sind aus den Psalmen bekannt als Bilder äußerster Bedrängnis: Wasser (z.B. Ps 32,6 ; 69,2f ), Nacht ( Ps 91,5 ), Stürme ( Ps 107,23-32 ; Jon 1 ). Durch die Häufung der Motive hat der Gang Jesu auf dem Wasser auch den Aspekt, dass