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Es werden Posts vom Mai, 2011 angezeigt.

Der Zölibat ‑ eine apostolische Tradition? (4)

Im vierten und letzten Teil (hier Teil 1 , Teil 2 und Teil 3 ) werden die Aussagen   besprochen, die sich in den Pastoralbriefen (besonders im 1. Timotheusbrief) für die Frage einer Zölibatspflicht für Amtsträger finden. Gesprächspartner ist wieder Stefan Heid, Zölibat in der frühen Kirche (Paderborn 1997, 3. Auflage 2003). Die Pastoralbriefe enthalten Bestimmungen, in denen Anforderungen für Amtsträger festgehalten sind: in 1Tim 3,1-7 für Episkopen (Bischöfe), in 1Tim 3,8-13 für Diakone, in Tit 1,6-9 gehen die Amtsbezeichnungen von Presbyter und Bischof ineinander über. In allen drei Abschnitten heißt es, der Amtsträger müsse »Mann einer Frau« sein. Dies wird gewöhnlich so verstanden, dass die Pastoralbriefe vom verheirateten Amtsträger ausgehen und von ihm eine einwandfreie, vorbildliche Eheführung erwarten.  »Mann einer Frau«   Stefan Heid lehnt diese Deutung ab: Eine solche Anforderung wäre trivial, und aus den analogen Bestimmungen zum Anforderungsprofil an eine Gemei

Dialog und II. Vatikanum

Man kann in den Debatten um den Weg der Kirche in die Zukunft bisweilen sehr abfällige Kommentare über das Wort »Dialog « hören - bis hin zur Verballhornung »Diabolog«. Da tut es gut, den Beitrag zu lesen, den Eberhard Schockenhoff für die Zeitschrift »Christ in der Gegenwart« geschrieben hat (Nr. 22/2011, S.233f). Er zeigt die Bedeutung des Dialog-Begriffs für wichtige Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils auf. Dieser Begriff ist »keineswegs nur ein Lieblingswort fortschrittlicher Kirchenträumer«, er »enthält vielmehr eine Grundaussage über die Kirche, die in mehrfacher Hinsicht entfaltet wird«. Der Beitrag ist hier auch online veröffentlicht. Lesenswert!

Bischofs-Bashing

Nun also ein Bischof. Nachdem in den Debatten um Glaubens-, Gottes- oder Kirchenkrise die »Memorandums-Theologen«, Klaus Müller und Alois Glück heftig attackiert wurden, ist jetzt Gebhard Fürst an der Reihe, der Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Er hatte ein Gespräch mit der Redaktion der Ludwigsburger Kreiszeitung geführt, das nicht als Interview veröffentlicht, sondern in einem Bericht zusammengefasst wurde ( hier ). Aufgrund dieses Artikels ist der Bischof nicht nur ins Visier von kath.net geraten, sondern auch von Alexander Kissler. Der Kulturjournalist hat im Online-Tagebuch seiner Homepage einen Eintrag veröffentlicht unter dem Titel » Bischof Fürst schreitet fort « (verfügbar auch auf kath.net ). Wer der Vorstellung anhängt, Streit und Diskussion müssten fair geführt werden, wird bei der Lektüre auf eine harte Probe gestellt.

Wäre eine »Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten für Evangelisten« sinnvoll gewesen?

Professor: Ihre Arbeit, Herr Matthäus, ist zwar inhaltlich nicht schlecht gelungen, in formaler Hinsicht zeigen sich aber erhebliche Mängel. Sie dokumentieren Ihre Quellen nicht richtig. Hier z.B., bei diesem Abschnitt (deutet auf Mt 8,28-34 ) hätten Sie unbedingt eine Fußnote »Vgl. Mk 5,1-20« einfügen müssen. Matthäus: Entschuldigung, ich kenne kein »Mk 5,1-20«. Professor: Aber Sie stützen sich doch hier wesentlich auf das Markus-Evangelium. Streiten Sie das etwa ab? Matthäus: Ich hatte schon eine Vorlage, aber Markus-Evangelium hieß die bei uns nicht. Professor: Ich vermute, dass Sie außerdem noch eine zweite Hauptquelle hatten. Matthäus: Ja, aber woher wissen Sie das? Ich habe das nirgends erwähnt. Professor (lauter): Das ist ja das Problem! ( mahnend ) Sie sollten sich nicht auf die Spuren des Ethnarchen Agathooros [s.u.] begeben! Sie sehen ja, wir kommen den Quellen schon auf die Spur ( lacht )! Matthäus (lacht nicht) : Wie bitte, Agathooros? Von

Who's who? (5) - Lösung

Biblische Personen in ungewohnter Beschreibung. Heute eine männliche Gestalt aus dem Alten Testament. Als Handwerker verfolgte der Gesuchte ein größeres Projekt, das seiner Mitwelt außerhalb seiner Familie vollkommen unverständlich bleiben musste. Zwar erhielt er einige Hinweise, wie das Werkstück herzustellen war (der ganze Text noch einmal hier ).

Böse, böse Kirchensteuer?

Der katholische Abenteurer Matthias Matussek hat ein Buch geschrieben. Seine bisherigen Beiträge haben mich nicht dazu verführen können, es zu kaufen. Aber der Spiegel tut was für seine Leute und veröffentlicht einen Auszug aus dem gerade erschienenen Werk ( hier auf Spiegel-Online ). Dass Matussek nicht behutsam mit abweichenden Meinungen umspringt, ist bekannt. Und da er seinem Buch »Das katholische Abenteuer« den Untertitel »Eine Provokation« gegeben hat, macht man sich auf einiges gefasst – und ist dann doch überrascht, wie sehr sich die Wucht der Formulierung von der Tiefe des Gedankens unterscheidet. Vielleicht ist ja beim Rest des Buches alles ganz anders. Was im Spiegel vorgelegt wird, ist gedanklich jedenfalls erstaunlich schlicht.

Who's who (5) - Rätsel

Biblische Personen in ungewohnter Beschreibung. Heute eine männliche Gestalt aus dem Alten Testament. Als Handwerker verfolgte der Gesuchte ein größeres Projekt, das seiner Mitwelt außerhalb seiner Familie vollkommen unverständlich bleiben musste. Zwar erhielt er einige Hinweise, wie das Werkstück herzustellen war; diese blieben aber recht vage und ließen dem Bastler kreative Freiheiten. Dabei musste er allerdings höchst sorgfältig arbeiten, denn eine Nachbesserung war praktisch ausgeschlossen. Schlampige Arbeit hätte angesichts des extremen Klimas tödliche Folgen gehabt. Die gesuchte Person war, wie sich gezeigt hat, nicht nur geschickter Verarbeiter von Zypressenholz, sondern auch innovativ: Er ließ die ersten Testflüge der Geschichte durchführen; außerdem verbindet sich mit ihm das Ende der konsequent vegetarischen Ernährung. Auch im Weinbau betätigte er sich, wusste aber die Folgen des Weingenusses noch nicht so recht abzuschätzen. Dies führte zu einer offensichtlich unkontrolli

Ist der »ungläubige Thomas« wirklich ungläubig?

Der »ungläubige Thomas« ist sprichwörtlich geworden. Thomas ist zwar nicht ausdrücklich zum Schutzpatron der Zweifler erhoben, inoffiziell aber könnte er durchaus diese Funktion wahrnehmen. Nun wäre ein solcher Heiliger gewiss nicht ohne Reiz; fraglich aber ist, ob sich diese Figur auf den Thomas des Johannes-Evangelium zurückführen ließe. Dessen Geschichte lässt sich auch anders lesen als unter dem Stichwort des Zweifels und »Unglaubens«. Thomas übernimmt nicht leichtfertig die Botschaft von der Begegnung mit dem gekreuzigten Herrn, sondern sucht Vergewisserung. Nur scheinbar verlangt er mehr als das, was auch den anderen Jüngern zuteil wurde. Seine Forderung nach Berührung von Wundmalen und Seite Jesu (20,25) geht zwar über die erste Erscheinung hinaus, da die Jünger die Wundmale Jesu nur gesehen haben (20,20). Die zweite Erscheinung wird aber nicht so erzählt, dass Thomas seine vorherige Forderung ausführte und daraufhin zum Glauben käme. Als Jesus kommt, ist die Berührung nicht

Das SPIEGEL-Bild von Jesus

In seiner Osterausgabe hat der Spiegel (Nr. 17/23.4.2011, S.106-116) Jesus wieder zum »Titelhelden« erhoben und ihn zum »Rebell Gottes« erklärt, der »Rom herausforderte«. Das Bild von Jesus als politischem Aufrührer ist nicht gerade revolutionär, sondern eigentlich ein alter Hut. Nun könnten ja auch alte Hüte vielleicht einfach nur im Schrank vergessen, aber noch ganz wertvoll sein. Wichtiger ist deshalb: Jenes Bild ist historisch nicht wahrscheinlich zu machen. Ein alter Hut: die Evangelien sind keine Geschichtsberichte  Der Autor der Titelgeschichte, Matthias Schulz, fragt: »War Christus wirklich so friedfertig, wie die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes weismachen wollen?« Religionswissenschaftler hätten »sich darangemacht, das Neue Testament anders zu bewerten. Die Lebensgeschichte Jesu, so ihr Verdacht, wurde verklärt und umfrisiert.« (108). Dass die Evangelien keine Geschichtsberichte sind, ist nach über 200 Jahren historischer Jesusforschung sicher keine Einsi