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Es werden Posts vom Oktober, 2013 angezeigt.

Sonntagsevangelium (100)

30. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 18,9-14 Wie bereits im Gleichnis vom ungerechten Richter und der Witwe, das unmittelbar vorausgeht, gibt Lukas auch beim Beispiel vom Pharisäer und Zöllner im Tempel vorab einen Hinweis, wie er die Erzählung versteht: Sie wendet sich gegen eine Haltung, die Selbstgerechtigkeit mit der Herabsetzung anderer verbindet (18,9). Auch am Ende erfolgt eine Auswertung der Beispielgeschichte. Ihr zufolge richtet sich die Erzählung gegen Selbsterhöhung und empfiehlt Selbsterniedrigung (18,14). Die beiden Rahmenteile fügen sich unterschiedlich gut zur eigentlichen Erzählung. In ihr werden zwei Gebete einander gegenübergestellt. Der Pharisäer dankt Gott dafür, dass er kein Sünder ist, und nennt seine religiös bedeutsamen Taten (18,11f). Diese sind in sich gut. Es wird auch nicht deutlich, dass er sein Gottesverhältnis auf seinen Taten aufbaute, sich also die Gunst Gottes verdienen wollte; eine falsche Motivation in seinem Tun ist nicht erkennbar. Man könnte

Ein Motto für die Winzergenossenschaft im 1.Timotheusbrief?

Dass die Winzer zur Zeit besonders aktiv sind, ist Anlass für eine Anregung zur Gestaltung der Flaschenetikette des 2013er-Jahrgangs. Wie wäre es mit einem Hinweis auf 1Tim 5,23? Zwischen »Spätburgunder Rotwein trocken«, der Notiz von der »Erzeugerabfüllung« und der amtlichen Prüfnummer würde sich diese biblische Referenz durchaus anbieten (z.B. AP.-Nr.4334 176 0201/vgl. 1Tim 5,23). Zwar hat unter Marketing-Aspekten auch jener Bibelvers noch Schwächen. In jedem Fall wäre er aber dem Spruch vorzuziehen, mit dem eine Winzergenossenschaft in der Freiburger Gegend warb: »Macht die Frau ein Donnerwetter, trink ein Viertel Ehrenstetter!« (s. hier ). Besser wäre es doch, wenn man den Weingenuss nicht durch Störungen der zwischenmenschlichen Kommunikation begründen würde, sondern prinzipiell biblisch verankern könnte (zumal da das zitierte Motto eine bedauerliche androzentrische Engführung aufweist). Gegenüber der Feststellung von Ps 104,15 (»Wein erfreut des Menschen Herz«) hätte 1Tim 5,23 d

Sonntagsevangelium (99)

29. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 18,1-8 Das Gleichnis vom ungerechten Richter ist durch eine Konstellation geprägt, die sich auch andernorts in antiker Literatur findet: Einer Frau wird die gerichtliche Behandlung ihrer Klage verweigert, sie protestiert trotz ihrer rechtlich schwachen Stellung und hat damit schließlich Erfolg. In Lk 18,2-5 ist dies aber nicht als eine fortlaufende Geschichte gestaltet, in der der Gleichniserzähler die einzelnen Stationen der Handlung bis hin zum guten Ende für die Bittstellerin mitteilen würde. Die Besonderheit des Gleichnisses besteht darin, dass die Wende in einen Monolog des Richters eingebettet ist (18,4f). Die Geschichte will nicht nur zeigen, dass die Frau ihr Ziel erreicht, sondern auch, was ihre Hartnäckigkeit bei dem Richter auslöst.

Sonntagsevangelium (98)

28. Sonntag im Jahreskreis (C):  Lk 17,11-19 Nach den in 15,3 beginnenden Redeteilen erinnert Lukas (wie bereits in 13,22 ) daran, dass Jesus sich auf dem Weg nach Jerusalem befindet. Eine strukturierende Funktion im eigentlichen Sinn kann man diesen beiden »Reisenotizen« nicht zuschreiben. Es ist jedenfalls nicht erkennbar, dass sie den erzählten Stoff in bestimmte thematische Blöcke unterteilten oder ein anderweitig wichtiges Signal gesetzt würde. Dass Lukas gerade bei der Eröffnung der Geschichte von der Heilung der zehn Aussätzigen das Unterwegssein Jesu erwähnt, dürfte kein Zufall sein: Die Geschichte muss sich im Freien abspielen. Auffällig ist die Formulierung, Jesus sei auf seinem Weg nach Jerusalem (im Süden) »mitten durch Samarien und Galiläa« gezogen, da Samarien südlich von Galiläa liegt. Seit langem wird dies als Indiz gewertet, dass der Verfasser des Lukas-Evangeliums mit den geographischen Verhältnissen in Palästina nicht vertraut war. Manche Handschriften bieten eine

Die angebliche Treue zur Botschaft Jesu

Kirchenspaltung droht, ein deutsches Erzbistum sagt sich praktisch los von Rom : Die Nachricht von der »Handreichung zum praxisgerechten Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten« des Erzbistums Freiburg hat die erwartbaren Reflexe ausgelöst. Noch werden verschämte Fragezeichen gesetzt und es gelingt die Formulierung, dass die Handreichung »im offensichtlichen Widerspruch zur Lehre der katholischen Kirche stehen dürfte « (Hervorhebung von mir). Die Stoßrichtung aber ist klar. Auch Erzbischof Gerhard Ludwig Müller wird aufgeboten, um die Tradition der Kirche zur Unauflöslichkeit der Ehe darzulegen. Wo das Eingehen auf pastorale Not als Synonym für »Zeitgeist« gilt, ist Verständnis für die Handreichung ebenso wahrscheinlich wie Packeis im Toten Meer. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die Position der katholischen Kirche zur Frage der Unauflöslichkeit der Ehe bekannt sei, weshalb der Widerspruch gegen den Freiburger Vorstoß nicht nur erwartbar, sondern unvermeidlich sei

Antimodernismus und Exegese (6)

Was bisher geschah:  Nach einer knappen geschichtlichen Verortung des Antimodernismus wurden die gegen die »Modernisten« gerichteten Dekrete vorgestellt ( Folge 1 ;  Folge 2 ). Es folgte der exemplarischen Blick auf die Konsequenzen dieser Maßnahmen in Forscherbiographien ( Folge 3 ) und die Folgen für das Fach »Neutestamentliche Exegese« als Disziplin der Katholischen Theologie ( Folge 4 ), ehe sich ein etwas umfangreicherer Beitrag mit dem Ende des antimodernistischen Kurses befasste ( Folge 5 ). In diesem letzten Beitrag soll es um die Frage gehen, wie die nun offiziell anerkannte historisch-kritische Exegese in der Kirche rezipiert wird.  IV.  Bestandsaufnahme: zur Rezeption der Exegese in der Kirche  Wir haben einen weite Strecke zurückgelegt, nicht nur im Blick auf den betrachteten Zeitraum, sondern mehr noch, wenn man die Entwicklung betrachtet, die sich auf lehramtlicher Seite seit dem Modernismusstreit ergeben hat. Diese Umkehr ist, wie erwähnt, als solche niemals m

Sonntagsevangelium (97)

27. Sonntag im Jahreskreis (C):   Lk 17,5-10 Am Beginn des 17. Kapitels wechseln die Adressaten der Rede Jesu. Nachdem sich Jesu Worte zuvor in erster Linie an die Pharisäer gerichtet hatten ( 16,14f ) und die Jünger als Hörer szenisch nur mitzudenken waren (s. 16,1 ), spricht Jesus nun wieder zu den Jüngern ( 17,1-10 ). Der thematische Leitfaden ist nicht ganz einfach zu erkennen. Vielleicht kann man die kleine Rede in zwei Abschnitte unterteilen, die zum einen das Verhältnis der Jünger bzw. der Glaubenden untereinander (17,1-4), zum anderen ihr Verhältnis zu Gott betreffen (17,5-10).

Antimodernismus und Exegese (5)

Was bisher geschah:  Nach einer knappen geschichtlichen Verortung des Antimodernismus wurden die gegen die »Modernisten« gerichteten Dekrete vorgestellt ( Folge 1 ;  Folge 2 ). Es folgte der exemplarischen Blick auf die Konsequenzen dieser Maßnahmen in Forscherbiographien ( Folge 3 ) und die Folgen für das Fach »Neutestamentliche Exegese« als Disziplin der Katholischen Theologie ( Folge 4 ). In diesem etwas umfangreicheren Beitrag wird dargestellt, wie der antimodernistische Kurs verlassen wurde.  III. Korrekturen: Der Weg zur historisch-kritischen Exegese  Die bisherige Darstellung hat Anhaltspunkte dafür gegeben, dass der strikte Abgrenzungskurs in der Bibelwissenschaft nicht in der ursprünglich intendierten Konsequenz durchgehalten werden konnte. Er führte zwar zu einer stark gebremsten Exegese, die in ihren Veröffentlichungen jenseits der Textkritik kaum einen nennenswerten Beitrag zur Forschung leisten konnte. Zugleich hat sich aber auch gezeigt, dass das Ungenügen an dies