Sonntagsevangelium (42)
23. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 7,31-37
Die Geschichte von der Heilung eines Taubstummen zeigt den typischen Aufbau einer Wundergeschichte, zeichnet sich aber auch durch einige Besonderheiten aus. So ist die Wunderhandlung recht breit geschildert - ähnlich nur noch in 8,22-26 -, und sie schließt die Verwendung heilender Mittel ein. Matthäus und Lukas haben diese Geschichte nicht übernommen.
Dass Jesus den Finger in die Ohren des Tauben steckt (7,33), könnte zu verstehen sein als zeichenhafte Durchbrechung des verschlossenen Gehörganges. Vielleicht erklärt sich der Gestus auch aus der Vorstellung heilender Kraftübertragung, die besonders über die Hand geschieht. Speichel galt in der Antike als Heilmittel, wohl weil er als Ausscheidung des Mundes in Beziehung zum Atem gesehen wurde, und damit als Träger besonderer Lebenskraft.
Neben die Heilgesten tritt das Heilwort. Dass es in einer fremden Sprache ergeht (»Effata«, 7,34), entspricht einem wiederkehrenden Motiv in antiken Heilungswundern: Das wunderwirkende Wort ist den Hörern unverständlich. Markus aber nimmt diesem geheimnisvollen Zug die Spitze, indem er das Wort übersetzt. Für ihn gewinnt die Geschichte wohl vor allem symbolischen Sinn: Dass der Geheilte wieder hört, steht in Kontrast zu den Jüngern, die nicht wirklich hören, also Jesus nicht verstehen. Auch darin besteht eine Verbindung zur Blindenheilung in 8,22-26, denn dort dürfte es in ähnlicher Weise um einen Kontrast zur bildlich verstandenen »Blindheit« der Jünger gehen. Ihr Unverständnis wird ihnen nicht nur in der unmittelbar vorangehenden Szene von Jesus attestiert (8,14-21); es zeigt sich auch im anschließenden Protest des Petrus gegen den Leidensweg des Messias (8,31f).
Diese Jüngerdarstellung ist kennzeichnend für das Markus-Evangelium. Sie ist Teil eines größeren Motivzusammenhangs, der darauf zielt, den Weg Jesu ans Kreuz zu profilieren. Die Jünger verstehen Jesus nicht, weil sie diesen Weg noch nicht kennen. Markus will zeigen: Jesus ist nicht nur der vollmächtige Wundertäter; wer sich zu ihm bekennt, muss auch seinen Weg in die Niedrigkeit des Kreuzes wahrnehmen. Diesem Ziel dienen auch Schweigegebote, wie in unserer Geschichte: »Und er trug ihnen auf, niemandem etwas zu sagen«(7,37a). Dass diesem Auftrag nicht entsprochen wird (7,37b), deutet aber an, dass Jesu Vollmacht und Würde nicht verborgen bleiben kann. Markus ist den Machttaten Jesu gegenüber nicht kritisch eingestellt (sein Werk enthält ja auch viele Wundergeschichten), er will nur das ausschließlich auf die Wunder fixierte Jesusbild korrigieren.
Die Geschichte von der Heilung eines Taubstummen zeigt den typischen Aufbau einer Wundergeschichte, zeichnet sich aber auch durch einige Besonderheiten aus. So ist die Wunderhandlung recht breit geschildert - ähnlich nur noch in 8,22-26 -, und sie schließt die Verwendung heilender Mittel ein. Matthäus und Lukas haben diese Geschichte nicht übernommen.
Dass Jesus den Finger in die Ohren des Tauben steckt (7,33), könnte zu verstehen sein als zeichenhafte Durchbrechung des verschlossenen Gehörganges. Vielleicht erklärt sich der Gestus auch aus der Vorstellung heilender Kraftübertragung, die besonders über die Hand geschieht. Speichel galt in der Antike als Heilmittel, wohl weil er als Ausscheidung des Mundes in Beziehung zum Atem gesehen wurde, und damit als Träger besonderer Lebenskraft.
Neben die Heilgesten tritt das Heilwort. Dass es in einer fremden Sprache ergeht (»Effata«, 7,34), entspricht einem wiederkehrenden Motiv in antiken Heilungswundern: Das wunderwirkende Wort ist den Hörern unverständlich. Markus aber nimmt diesem geheimnisvollen Zug die Spitze, indem er das Wort übersetzt. Für ihn gewinnt die Geschichte wohl vor allem symbolischen Sinn: Dass der Geheilte wieder hört, steht in Kontrast zu den Jüngern, die nicht wirklich hören, also Jesus nicht verstehen. Auch darin besteht eine Verbindung zur Blindenheilung in 8,22-26, denn dort dürfte es in ähnlicher Weise um einen Kontrast zur bildlich verstandenen »Blindheit« der Jünger gehen. Ihr Unverständnis wird ihnen nicht nur in der unmittelbar vorangehenden Szene von Jesus attestiert (8,14-21); es zeigt sich auch im anschließenden Protest des Petrus gegen den Leidensweg des Messias (8,31f).
Diese Jüngerdarstellung ist kennzeichnend für das Markus-Evangelium. Sie ist Teil eines größeren Motivzusammenhangs, der darauf zielt, den Weg Jesu ans Kreuz zu profilieren. Die Jünger verstehen Jesus nicht, weil sie diesen Weg noch nicht kennen. Markus will zeigen: Jesus ist nicht nur der vollmächtige Wundertäter; wer sich zu ihm bekennt, muss auch seinen Weg in die Niedrigkeit des Kreuzes wahrnehmen. Diesem Ziel dienen auch Schweigegebote, wie in unserer Geschichte: »Und er trug ihnen auf, niemandem etwas zu sagen«(7,37a). Dass diesem Auftrag nicht entsprochen wird (7,37b), deutet aber an, dass Jesu Vollmacht und Würde nicht verborgen bleiben kann. Markus ist den Machttaten Jesu gegenüber nicht kritisch eingestellt (sein Werk enthält ja auch viele Wundergeschichten), er will nur das ausschließlich auf die Wunder fixierte Jesusbild korrigieren.
Kommentare
dass Sie auch mit diesem Kommentar deutlich machen, dass es Markus um mehr geht, als einen jungen Wunderheiler, der mit dem Finger im Ohr das Gehör eines zufälligen Weggenossen heilte, diesen so auch noch sehend machte. Dass vielmehr eine Heilungsgeschichte komponiert wurde (wie sie auch bei griechischen Göttern galt bzw. als Kultur-Geschichte gebraucht wurde) aber bei Markus in Bezug auf das Verständnis von Jüngern bzw. denen zu lesen ist, die Jesus nachfolgen wollen, sich auf Josua berufen.
Und wenn das Heilungswort in fremder Sprache ergangen ist, dann weist auch das darauf hin, dass hier die damals griechisch definierte Vernunft von Taubheit und Blindheit befreit bzw. real gehandelt hat, die als schöpferisches Wesen galt und bei Reforjuden bzw. Christen den Namen Jesus hatte.
Während, wie Ihnen bekannt, die griechischen Weisheitslehrer wie Seneca die Vernunft in ähnlicher Weise wie Markus in Herkulesgeschichten zum Ausdruck brachten, dessen Verherrlichung auch am See Genezareth archäologisch zu sehen ist.
Die Anhänger des bildlosen Monotheismus, deren vielfältige Bewegungen am Anfang des christlichen Glaubens standen, verstanden die schöpferische Vernunft auf jüdische Weise: als ewiges Wort, das erst in der menschlichen Ausdrucksweise Jesus sichtbare messiansiche Wirk-lichkeit war.
Oder wollen Sie als Wissenschaftler, dem klar sein sollte, dass es dem urchristichen Denken am Anfang von Kanon und Kirche, das sich mit alten Glaubensvorstellungen (ob nichtssagenden griechischen Göttern oder tauber Gesetzlichkeit) auseinandersetzte und über das Wesen der Vernunft diskutierte, (wo ein Wunderheiler im banalen Sinne nicht zu sehen ist bzw. nichts zu sagen hätte), im Glauben lassen, da hätte ein Heilsprediger mit dem Finger von Taubheit und Blindheit befreit?
(Auf jeden Fall nicht von dem, der heute einfältigerweise für historisch gehalten und um den See gejagt wird. Auch wenn der antike Denker deutlich macht, warum das einfältige Volk dieses altbekannte Jesus-Bild zum Verständnis brauchte).
Und der gegenüber Celsos in der Diskussion um die wahre Vernunft/Wort deutlich macht, warum im Sinne des bildlosen Monotheismus dieses den Namen Jesus hat, jedoch kein menschliches Götterwesen ist.
In der Auseinandersetzung um das wahre Wort wird immer wieder deutlich, warum Jesus und nicht die damals selbst bei den monistischen Philosophen bzw. Weisheitslehren den Kult beherrschenden Göttergestalten der richtige Weg war und warum die menschliche Person (Rolle/Aufgabe)Jesus die vernünftige Ausdrucksweise war, die die Kultur weiterführte.
Übrigens auch, warum es völliger Schwachsinn, total unhaltbar wäre, Origenes & Co. die Verherrlichung dessen unterstellen zu wollen, der heute als der historische Jesus gilt. Nichts wäre den damaligen Denkern ferner gelegen, als einen Zeibeiner zu Gott machen bzw. in einem Heilsprediger den Messias zu sehen.
Ich höre gerade Celsos klagen: "Da siehst du, was bei deinen Lehren hinten rauskommt. Nicht nur das ungebildete Volk, das nach deiner Argumentation auf das menschliche Bild angewiesen ist, selbst Theologieprofessoren von Eliteuniversitäten im angeblichen Land der aufgeklärten Denker, gehen nun im 3. Jahrtausend davon aus, dass ein junger Prediger durch Handauflegung bzw. mit dem Finger im Ohr das Gehör heilte oder auf diese Weise, durch solche Geschichten verherrlicht werden sollte."
Und Origenes höre ich wieder argumentieren, dass es ja nicht zuletzt die Vorlage der heidnischen Göttergestalten war, nach denen auch die Vernunft mit Namen Jesus wie ein Asklepios auf menschliche Weise heilen musste, hierin das wahre Heil lag, das von Blindheit und Taubheit befreit und die Kulturen versöhnen bzw. in die Zukunft führte.
Und letztlich hätten nicht Herakles und Co. in Verbindung mit vielfältigen und abstrakten Logosspekulationen die westliche Kultur zur Aufklärung geführt. Vielmehr die klare Gestalt, wie sie in Fortfürhung der jüdischen Lehren bzw. Jesus durch Kanon und Kirche in der westlichen Kultur bis zur Aufklärung ein hoheitliches/schöpferisches Wesen war.
Und wenn heute die schöpferische Vernunft von Taubheit befreien, das lebendige Wort in allem wissenschafltich erklärten Werden verstehen zu wäre, woraus eine vernant-wort-liche Lehre bzw. Lebensweise entstehen würde. Dann wäre auch das weder den modernen Vernunftlehren oder Göttgestalten zu verdanken, sondern dem Auferstanden: dem aufgeklärten Verständnis der Vernunft mit Namen Jesus.