Sonntagsevangelium (132)
Dreifaltigkeitssonntag (A): Joh 3,16-18
Das Gespräch Jesu mit Nikodemus (3,1-21) nutzt der Evangelist für grundsätzliche theologische Aussagen. Sie erscheinen zwar literarisch als Antwort Jesu an Nikodemus, sie lesen sich aber zum Teil eher wie ein Gemeindebekenntnis (s. vor allem 3,11). Jesus als Sprecher des Bekenntnisses der Glaubenden – dies kann man verstehen als literarische Umsetzung des johanneischen Gedankens, dass der nach Ostern gesandte Geist eine bleibende Verbindung mit Jesus schafft. Möglicherweise hat Johannes in 3,1-21 deshalb bewusst offen gestaltet: Einen klar gesetzten Abschluss hat die nächtliche Szene nicht.
Im Abschnitt des Sonntagsevangeliums erscheint erstmals der Hoheitstitel, der für das Johannes-Evangelium kennzeichnend ist: Jesus als der Sohn – gewöhnlich im Gegenüber zum Vater, in 3,17 aber verbunden mit Gott (deshalb findet sich in den Übersetzungen häufig die übliche Formulierung: Gott sandte seinen Sohn). Der Sohn wird als »einziger, einziggezeugter« bezeichnet (3,16.18). Dies betont die Ausschließlichkeit der in Jesus ergangenen Offenbarung; es schafft außerdem eine Verbindung zum Prolog, wo zwar nicht vom Sohn, wohl aber absolut vom »Einzigen, Einziggezeugten« (griechisch: μονογενής) die Rede ist (1,14; s.a. 1,18). Damit wird die im Ur-Anfang gründende Nähe des Sohnes zu Gott wachgerufen (s. 1,1f) und so auch die Bedeutung der Sendung profiliert. Der Evangelist scheint darauf besonderen Wert gelegt zu haben, denn die Bewegung in die Welt (3,17) greift ebenfalls auf den Prolog zurück (1,9). In 3,19 ist der Bezug zum Prolog noch deutlicher, da wie in 1,9 davon die Rede ist, dass das Licht in die Welt kam.
Die Sendung des Sohnes ist begründet in der Liebe Gottes, der die Welt retten will (3,16f). Die Welt muss dieses Angebot nur annehmen, und das heißt: glauben, dass Jesus in seiner Person Gott offenbart und dass er ihn als Liebe offenbart (s.a. 1Joh 4,8). Glauben hat bei Johannes in erster Linie nicht die Bedeutung von vertrauen (so häufig in den Wundergeschichten der synoptischen Evangelien); es heißt vor allem, einen Anspruch anerkennen. Und weil diese Anerkennung sich auf den richtet, der in seiner Person das Heil ist, ist es nur konsequent, dass mit dem Glauben auch die Rettung verbunden ist.
Ein weiteres Merkmal des Johannes-Evangeliums begegnet im Zusammenhang der Rede vom Gericht. Was traditionelle urchristliche Eschatologie von der Zukunft erwartete, ereignet sich Johannes zufolge schon jetzt, in der Entscheidung zwischen Glaube oder Unglaube:
Wenn der Unglaube in der Ablehnung der Liebe Gottes zur Welt besteht, zieht er sich das Gericht selbst zu. Ein solches Ende ist nach Joh 3,16-18 nicht Ziel der Sendung Jesu (3,18). Dagegen heißt es in 9,39, Jesus sei »zum Gericht« in die Welt gekommen. Dies soll sicher nicht als Korrektur der früheren Aussage gelesen werden, wie sich aus dem jeweiligen Zusammenhang ergibt. Das Nikodemus-Gespräch handelt grundsätzlich von Jesus und dem Sinn seines Kommens, die Gerichtsansage in 9,39 reagiert auf die Ablehnung Jesu durch die Pharisäer (9,1-34). Erst angesichts der Zurückweisung kann davon gesprochen werden, dass Jesu Sendung auf das Gericht ausgerichtet sei. In solchen Aussagen soll das Rätsel des Unglaubens verarbeitet werden, indem auch der Unglaube mit Gottes Handeln in Verbindung gebracht wird. Wie dies mit der (grundsätzlich geltenden) Entschiedenheit Gottes zum Heil zusammengedacht werden kann, klärt Johannes nicht.
Das Gespräch Jesu mit Nikodemus (3,1-21) nutzt der Evangelist für grundsätzliche theologische Aussagen. Sie erscheinen zwar literarisch als Antwort Jesu an Nikodemus, sie lesen sich aber zum Teil eher wie ein Gemeindebekenntnis (s. vor allem 3,11). Jesus als Sprecher des Bekenntnisses der Glaubenden – dies kann man verstehen als literarische Umsetzung des johanneischen Gedankens, dass der nach Ostern gesandte Geist eine bleibende Verbindung mit Jesus schafft. Möglicherweise hat Johannes in 3,1-21 deshalb bewusst offen gestaltet: Einen klar gesetzten Abschluss hat die nächtliche Szene nicht.
Im Abschnitt des Sonntagsevangeliums erscheint erstmals der Hoheitstitel, der für das Johannes-Evangelium kennzeichnend ist: Jesus als der Sohn – gewöhnlich im Gegenüber zum Vater, in 3,17 aber verbunden mit Gott (deshalb findet sich in den Übersetzungen häufig die übliche Formulierung: Gott sandte seinen Sohn). Der Sohn wird als »einziger, einziggezeugter« bezeichnet (3,16.18). Dies betont die Ausschließlichkeit der in Jesus ergangenen Offenbarung; es schafft außerdem eine Verbindung zum Prolog, wo zwar nicht vom Sohn, wohl aber absolut vom »Einzigen, Einziggezeugten« (griechisch: μονογενής) die Rede ist (1,14; s.a. 1,18). Damit wird die im Ur-Anfang gründende Nähe des Sohnes zu Gott wachgerufen (s. 1,1f) und so auch die Bedeutung der Sendung profiliert. Der Evangelist scheint darauf besonderen Wert gelegt zu haben, denn die Bewegung in die Welt (3,17) greift ebenfalls auf den Prolog zurück (1,9). In 3,19 ist der Bezug zum Prolog noch deutlicher, da wie in 1,9 davon die Rede ist, dass das Licht in die Welt kam.
Die Sendung des Sohnes ist begründet in der Liebe Gottes, der die Welt retten will (3,16f). Die Welt muss dieses Angebot nur annehmen, und das heißt: glauben, dass Jesus in seiner Person Gott offenbart und dass er ihn als Liebe offenbart (s.a. 1Joh 4,8). Glauben hat bei Johannes in erster Linie nicht die Bedeutung von vertrauen (so häufig in den Wundergeschichten der synoptischen Evangelien); es heißt vor allem, einen Anspruch anerkennen. Und weil diese Anerkennung sich auf den richtet, der in seiner Person das Heil ist, ist es nur konsequent, dass mit dem Glauben auch die Rettung verbunden ist.
Ein weiteres Merkmal des Johannes-Evangeliums begegnet im Zusammenhang der Rede vom Gericht. Was traditionelle urchristliche Eschatologie von der Zukunft erwartete, ereignet sich Johannes zufolge schon jetzt, in der Entscheidung zwischen Glaube oder Unglaube:
»Wer glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet« (3,18).Das Gericht ist also kein Ereignis, das in Verbindung mit der Wiederkunft Christi von einer mehr oder weniger nahen Zukunft noch zu erwarten wäre. Wer nicht glaubt, zieht sich das Gericht jetzt schon zu. Damit soll nicht behauptet werden, eine einmal getroffene Entscheidung sei nicht mehr umkehrbar. Es wird vielmehr deutlich gemacht, um was es in Glaube und Unglaube geht. Anders gesagt: Auch die Aussage »wer nicht glaubt, ist schon gerichtet« zielt darauf, dass der Unglaube überwunden wird.
Wenn der Unglaube in der Ablehnung der Liebe Gottes zur Welt besteht, zieht er sich das Gericht selbst zu. Ein solches Ende ist nach Joh 3,16-18 nicht Ziel der Sendung Jesu (3,18). Dagegen heißt es in 9,39, Jesus sei »zum Gericht« in die Welt gekommen. Dies soll sicher nicht als Korrektur der früheren Aussage gelesen werden, wie sich aus dem jeweiligen Zusammenhang ergibt. Das Nikodemus-Gespräch handelt grundsätzlich von Jesus und dem Sinn seines Kommens, die Gerichtsansage in 9,39 reagiert auf die Ablehnung Jesu durch die Pharisäer (9,1-34). Erst angesichts der Zurückweisung kann davon gesprochen werden, dass Jesu Sendung auf das Gericht ausgerichtet sei. In solchen Aussagen soll das Rätsel des Unglaubens verarbeitet werden, indem auch der Unglaube mit Gottes Handeln in Verbindung gebracht wird. Wie dies mit der (grundsätzlich geltenden) Entschiedenheit Gottes zum Heil zusammengedacht werden kann, klärt Johannes nicht.
Kommentare
dass Sie deutlich machen, dass die Verfasser des Johannestextes hier "gestaltet" und nicht die wörtliche Rede eines Wanderpredigers wiedergegeben haben. Was offensichtlich nicht nur für Johannes, sondern auch für die im Namen des gleichen Sohnes (des unsagbaren schöpferischen Grundes) bzw. Christus verfassten Texte und Dialoge oder Geschichten der Synoptiker zutrifft.
Auch in Ihrer weiteren Auslegung machen sie mehr als klar, dass es bei der Befreiung von Sünden (der Überwindung des Abfalles) um den Glauben an den im Prolog als Wort/Vernunft allen Werdens vorgestellten Logos ging, wie er damals für die jüdisch-griechischen Verfasser galt und im Prolog als universale Wirklichkeit vorgestellt wird.
Dass die Verfasser des NT damit nicht von einem Heilsprediger schreiben, den sie für den fleischgewordenen Logos hielten, dürfte klar sein. Im wildesten Traum hätten weder Juden noch Griechen einen heilspredigenden Junghandwerker, wie er heute als historisch gilt, als schöpferisches Wesen gesehen oder gar vergottet. Ein zweibeiniges Wesen kann nicht die "eingeborene" Wirklichkeit sein, die damals statt die Vielzahl der Göttersöhn galt. Noch absurder könnten wir den christlichen Glaubens kaum machen, wie bei dem, was in Johannes beschrieben wird, einen wundertätigen Wanderprediger anzunehmen. Denn der kann nicht das fleischgewordene Wort gewesen sein, das bereits die Propheten im noch mythisch - jetzt in Vernunft/Logos - erklärten Prozess allen Werdens wahrnahmen.
Wie wahr ist doch Johannes: Es gibt keine menschlichen oder menschgemachten Götter- bzw. Gottessöhne, sondern nur die eingeborene Wirklichkeit, die als das wahrzunehmen wäre, was im jüd.-chr. Glauben (aber auch im Islam) als Wort gilt.
Und genau diese kreative Wirklichkeit wird heute wissenschaftlich erklärt. Aber wer hört da schon hin? Wer nimmt aus Begeisterung für das ganz natürlich gegebene eine gemeinsame Verant-wort-ung wahr?
Wenn die wissenschaftliche Theologie die Welt im Glauben lässt, da wäre nur ein als Wort geltender junger Jude gewesen. Wenn sie entgegen allen Wissens weiter annimmt, am Anfang des chr. Kultes - ob bei den vielfältigen jüd. Erneuerungsbewegungen, den Sonnenkaisern der Spätantike oder gar den germanischen bzw. nordländischen Stammesversammlungen, die den Göttersöhnen abschworen und sich dem universalen Monotheismus zuwandten, wäre es um den Glauben an die Gottheit eines jungen Guru gegangen.
Dann ist die theologische Welt nicht nur für den Aberglaube verantwortlich und das viele Unheil, das in dessen Namen in der Welt geschieht. Vielmehr auch dafür, das moderne Menschen keine gemeinsame Verant-wort-ung wahrnehmen, vom Glaube abfallen.
Ein Hamburger Pfarrer, der unter dem Beifall seiner Gemeindeglieder einen Glaube ohne den unglaublich gewordenen persönlichen Gott als Schöpfer predigen würde, wird als Beispiel aufgegriffen.
Auch wenn unsere Pfarrerin im sonntäglichen Gottesdienst Gott als die schöpferische Kraft bezeichnet, aus der alles hervorgeht bzw. die alles aus sich hervorbringt. Dann dürfen damit auch aufgeklärte Menschen, die diese kreative Kraft wissenschaftlich beschreiben, keine Probleme haben.
Doch was bringt das, wenn doch der Chr. Glaube von Jesus ausgeht auf diesen gründet? Wie können aufgeklärte Menschen die natürliche Wirklichkeit im Kontext vormaliger Glaubensvorstellungen als in menschliche Kultur umzusetzende schöpferische Be-stimmung verstehen, wenn die chr. Wissenschaft nur von einem Wanderprediger schwärmt, der auf unglaubliche Weise Bestimmung bzw. Wort gewesen sein soll?
Was hindert die kirchliche Wissenschaft der Welt klar zu machen, dass es im jüd.-chr. Glauben eben nicht um persönliche Gottesbilder oder menschliche Prediger und Predigten ging?
Warum machen Sie nicht deutlich, dass die Ratio, für die sich die Naturalisten begeistern und an die die Atheisten glauben, nicht in die Welt geschickt wurde, um zu richten bzw. vom Glaube anzubringen.
Warum machen Sie als Vordenker nicht klar, dass vor 2000 Jahren kein Wanderguru vergottet wurde? Wie genau die Vernunft (das Wort) auf den Gott bzw. sonst unsagbaren Grund der Väter verwies, die heute als Ratio gilt. Eine Vernunft die auch deutlich macht, warum damals wie heute Menschen Bilder brauchen, die ihre Gefühle ansprechen...
Glaube bzw. Religionen befinde sich ständig im Wandel. Dessen Probleme sind Thema im AT und NT. Doch wie sollen diese Probleme gelöst werden, wenn die chr. Wissenschaft sich nur auf einen Wanderprediger beruft, von dem sie selbst deutlich macht, dass der nicht das Thema von Johannes oder den anderen Texten des NT war?
Warum wird verhindert, dass die in Ratio erklärte kreative (schöpferische) Wirklichkeit wieder als der in Kulturvernünftigkeit (menschlicher Vorstellung, Vermittlung, Text)als der fleischgewordene eingeborene Sohn wahrgenommen werden kann?
Denn in der Bibel ist oft von 'Sohn' oder 'Söhnen Gottes' die Rede. Der Begriff hat offensichtlich je nach Zusammenhang einen eigenen Sinn/Inhalt. M.a.W., er wird nicht univok verwendet.
Deswegen halte ich es für unverzichtbar, jeweils herauszufinden,
ob "Sohn Gottes" einen physisch gezeugten Nachkommen Gottes meint (wie in den Mythen)
oder ob mit Sohn Gottes ein erschaffenes Engelwesen gemeint ist,
ob an eine metaphyische Hervorbringung eines mit Gott wesensgleichen Abkömmlings gedacht ist,
oder daran, dass Gott durch freie Erwählung eines Menschen ein adoptionsähnliches Verhältnis begründet,
oder ob die Gabe des Hl. Geistes eine Gottverähnlichung begründet, die als "Gottessohnschaft" bezeichnet wird, etc.
Der Getaufte ist Sohn Gottes, Jesus ist Sohn Gottes, ein Engel kann Sohn Gottes sein, Jakob-Israel als Volk ist Sohn Gottes, der einzelne Israelit ist Sohn Gottes, der gesalbt König Jerusalems ist Sohn Gottes ....
Wenn ein und derselbe Ausdruck für alle möglichen Größen vergeben wird, besagt er am Ende gar nichts mehr.
in ihrem Blog entscheidet sich weder die Zukunft des chr. Glaubens, noch der der Welt.
Doch welchen Unterschied es macht, ob Sie weiter ihre Studenten über die Vergötterung eines jungen Heilspredigers nachdenken lassen oder das, was der Antike als Logos (Wiki) galt, in der Ausdrucksform Jesus Kultur-Geschichte wurde und heute wieder in Vernunft erklärt wird, zeigt sich im Beitrag von Aebelard.
Wie absurder kann man den jüd.-chr. Glauben, der schon zu ägyptischen Zeiten nicht auf Geister, sondern auf das Wort, die im natürlichen Werden sichtbare Vernunft gründete, machen?
Nach allem was uns heute an Wissen gegeben ist, war die Christologie keine Vergötterung eines wundertätigen Wanderguru, wie er heute als hist. gilt oder gar eines Engels bzw. eines fiktiven Wesens, das den pers. Vorstellungen entsprungen ist.
In der chr. Lehre wurde nachweislich die von Schöpfung ausgehende Vernunft (Logos) als das gesehen, für was vormals menschliche Göttersöhne standen. Und da nicht zuletzt auch durch Ihre Auslegung deutlich wird, dass auch der Nikodemustext nicht von einem jungen Juden handelt, sondern die Johannesverfasser den Logos bzw. das lebendige Wort zum Thema haben, liefert Sie selbst doch den Nachweis, dass das NT auf die logische Welterklärung gründet, die in antiker Aufklärung gegeben wurde: Es bei Jesus um das so lebendige Wort ging, für das vormals Josua, gr. Jesus oder davon ausgehende jüdische Weisheitslehren standen.
Warum lassen Sie die Welt trotz allem Wissen, dass dies nicht der Grund des anfänglichen chr. Kultes war, weiter an Geister glauben? Warum verhindern Sie, dass aufgeklärte Menschen auf mündige Weise in heutiger Welterklärung und der davon ausgehenden Vernunft (nach der auf Weltkonferenzen vergeblich gerufen wird), die gemeinsame Bestimmung/das Wort verstehen, das in Geschichte Jesus war?
Wenn mündige Menschen daher denken, Religionen und auch den chr. Kult abschaffen zu müssen, statt darin den Lieferant für ein Leben in gemeinsamer kreativer Vernunft bzw. einer zukunftsgestaltenden Lebensweise zu erkennen, dann tragen die Theologen die Verantwortung, die die trotzt besseren Wissens an gestrigen Lehren festhalten.
"metaphyisch", korrekt: metaphysisch
"der gesalbt König", korrekt: der gesalbte König
Aber ich hoffe, dass an die Textsorte "Leserkommentar" ohnedies nicht allzu strenge Maßstäbe angelegt werden.