Posts

Es werden Posts vom November, 2014 angezeigt.

Hinweis

Mit dem Ende des Kirchenjahres ist auch der dreijährige Zyklus zu den Sonntagsevangelien abgeschlossen. Neue Beiträge in dieser Rubrik werden nur noch in Ausnahmefällen erscheinen: um fehlende Sonntage im Jahreskreis, eventuell auch einzelne Feste, zu ergänzen. In der rechten Spalte oben werde ich künftig in einer neuen Rubrik einen Link auf die Auslegung vom jeweiligen Sonntag legen. Außerdem ist unter den Seiten im Kopfbereich des Blogs die Rubrik »Sonntagsevangelium« aufgenommen. Hier sollen in einer Übersicht, nach Lesejahren geordnet, alle Beiträge verlinkt werden. Durchgeführt ist dies bislang für das jetzt beginnende Lesejahr B.

Bischöfe vor dem kath.net-Karren

Das Trauerspiel hat einen zweiten Akt. Die Bischöfe von Linz und Graz haben dem Druck nachgegeben, den die digitale Glaubenskongregation gegen Rainer Bucher aufgebaut hat (s. hier ). Triumphierend wird vermeldet, dass sich Ludwig Schwarz und Egon Kapellari von den »Regime-Aussagen« distanziert haben. Da die Rede ist von einer »Stellungnahme gegenüber kath.net« und diese nicht unabhängig veröffentlicht zu sein scheint (warum auch?), bleibt der Text auf kath.net die einzige Quelle. Von Bischof Schwarz wird folgende Stellungnahme mitgeteilt: »Zu dieser Äußerung möchte ich sagen, dass es ein Verbalradikalismus ist, der nicht differenziert und daher auch nicht sehr hilfreich ist. Er wird somit auch der Komplexität des Themas nicht gerecht. Natürlich leben wir in einer Zeit großer Vereinfachung, aber diese Formulierung ist wenig geeignet, weil das Wort 'Regime' immer noch negativ belastet ist und an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Inhaltlich ist mit diesem Satz

Sonntagsevangelium (154)

34. Sonntag im Jahreskreis (A), Christkönigssonntag: Mt 25,31-46 Die Grundbotschaft der Szene vom großen Weltgericht ist klar: Taten der Liebe entscheiden, als dem Menschensohn erwiesene Barmherzigkeit, über Heil und Unheil im Endgericht. Umstritten ist aber das Verständnis von zwei Wendungen, die für die Auslegung der Szene wesentlich sind. Wer ist genau gemeint mit »alle Völker« und wer sind die »geringsten Brüder«, mit denen sich der Weltenrichter identifiziert (25,40)? Im ersten Fall geht es um die Frage, wer von der geschilderten Gerichtsszene betroffen ist; der zweite Streitpunkt betrifft die Reichweite des Einsatzes für Notleidende: Sind alle Menschen gemeint, die auf Werke der Barmherzigkeit angewiesen sind, oder ist der Bruderbegriff restriktiver zu fassen? Der mit »Völker« (gr. ἔθνη / ethne ) übersetzte Begriff kann verschiedene Nuancen haben. Im Gegenüber zum erwählten Gottesvolk Israel bezeichnet er die Nicht-Juden, also die Heiden. In diesem Sinn spricht Paulus in Gal

Jäger des verlorenen Satzes

Im Juni dieses Jahrs verwahrte sich die Redaktion von kath.net gegen die Charakterisierung als »'selbsternannte Glaubenshüter und Moralwächter'«, die »mit 'perfider Akribie' auf die Suche 'nach Verfehlungen und Häresien' gingen« (s. hier ). Die Klage, dieser Vorwurf sei »ohne Beweise« erhoben worden, überraschte schon damals, weil man doch eigentlich davon ausgehen konnte, dass die Redaktion weiß, was auf ihrer Seite erscheint (eine unvollständige Erinnerungsliste hier am Beginn des Beitrags). In der jüngsten Zeit fällt auf, dass Sätze oder gar Halbsätze genügen, damit in Linz die Skandal-Produktion anläuft. Johanna Rahner sagte in einem Interview, niemand besitze die Wahrheit – und schnell wurde ihr demonstriert, dass sich manche durch diesen Satz enteignet sehen (s. hier ). Das unwürdige Schauspiel um das angebliche Interview, in dem Kardinal Kasper angeblich sagte, die Bischofssynode solle die afrikanischen Bischöfe nicht ernst nehmen, ist kaum vorbei, da

Sonntagsevangelium (153)

33. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 25,14-30 (oder 25,14-15.19-21) Das Gleichnis vom anvertrauten Geld ist in zwei sehr unterschiedlichen Fassungen überliefert (s.a. Lk 19,11-27 ). Sie gehen so weit auseinander, dass fraglich ist, ob Matthäus und Lukas dieselbe Vorlage benutzt haben, sie also auf einen Text der ihnen gemeinsamen Spruchquelle ( Q ) zurückgreifen konnten. Möglich ist auch, dass sie verschiedene Versionen aus der mündlichen Überlieferung aufgenommen haben. Vergleicht man beide Fassungen bei der Suche nach der ursprünglichen Gestalt, ist keine eindeutig zu favorisieren. Sekundäre Merkmale begegnen sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas (vgl.  Ulrich Luz,  Das Evangelium nach Matthäus, Bd. III, Neukirchen-Vluyn/Ostfildern 1997, 496f). So dürfte im dritten Evangelium die Einbettung in ein machtpolitisches Szenario (mit Anspielungen auf die Geschichte des Herodessohns Archelaos) ein späteres Element sein. Matthäus dagegen bietet wohl eine nachträglich erhöhte Geldsumme; di

Noch einmal: Die angebliche Treue zum Wort Jesu

Die nachsynodale Kritik der außerordentlichen Bischofssynode zu Ehe und Familie könnte von sich mit Mk 5,9 sagen: »Legion ist mein Name, denn viele sind wir.« Der biblische Bezug ist rein numerisch gemeint und soll nicht unterstellen, die kritischen Kommentierungen seien dämonisches Werk. Aber dass sich in ihnen immer göttliche Weisheit kundtue, kann man auch nicht ohne Zögern behaupten. Als besonders ärgerlich empfinde ich den ständig unternommenen Versuch, eine Änderung der Regelungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen durch Verweis auf das (angeblich) eindeutige Wort Jesu in dieser Frage abzuweisen. Martin Grichting , der neulich mit originellen historischen Vergleichen auf sich aufmerksam gemacht hat (s. hier ), freut sich ein Loch ins Kollar, weil der Beginn der Synode 2015 im Lesejahr B auf den 27. Sonntag im Jahreskreis fällt und deshalb Mk 10,2-16 das Tagesevangelium sein wird. »Der Heilige Geist führt Regie.« (s. hier ) Ja, da wird Kardinal Kasper aber Augen ma

Sonntagsevangelium (152)

  32. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 25,1-13   Zum Gleichnis von den zehn Jungfrauen wird das Verständnis des Geschehensablaufs diskutiert. Umstritten ist, wo die eigentliche Handlung beginnt. Üblicherweise wird der Eröffnungssatz vom Hinausziehen in diesem Sinn gedeutet, es folgt eine eingeschobene Personenbeschreibung (25,2-4), ehe in 25,5 der Erzählfaden wieder aufgenommen wird. Einem anderen Vorschlag zufolge ist 25,1 als Überschrift des Gleichnisses zu lesen, die Handlung beginne erst in 25,5 mit der Notiz, dass sich die Ankunft des Bräutigams verzögere. Deshalb heiße im nächsten Vers: »Geht hinaus zur Begegnung mit ihm!« Die Frauen sind also noch gar nicht hinausgegangen; erst jetzt werden sie dazu aufgefordert (vgl. Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, Bd. III, zu Mt 25,1-13). Die geschilderte Differenz hat Folgen für das Verständnis des ganzen Erzählganges: Beginnt die Handlung bereits mit dem Hinausgehen in 25,1, ist daran gedacht, dass die Jungfrauen mit brennenden