In sieben Schritten zur Polemik gegen den Dialog-Prozess
Nach der Lektüre eines neuerlichen Pamphlets aus der Feder von Alexander Kissler blieb nur die Flucht in die Satire (die Warnung vor Nebenwirkungen ist also zu beachten). Der folgende fiktive Text ist ein Strategiepapier der fiktiven Beratungsfirma PolemicConsult, in dem sich die Anweisungen finden, nach denen die Kolumne in The European geschrieben ist.
1. Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht entmutigen und denken Sie an Ihre Erfolge.
2. Beginnen Sie Ihren Artikel mit einem Einstieg, der Ihre Bildung beweist. Das passt nicht nur zu Ihrem Label als Kulturjournalist, sondern bereitet vor, dass Sie der Gegenseite fehlende Bildung vorwerfen.
3. Suchen Sie eine Metapher, die einen Bogen vom Anfang zum Ende Ihrer Kolumne spannen kann. Halten Sie sich nicht auf mit Begründungen für die Stimmigkeit des Bildes. Verlassen Sie sich auf dessen Wirkung.
4. Spitzen Sie maßlos zu, wählen Sie aus, schrecken Sie nicht zurück vor plumpen Oppositionen und vergessen Sie nicht: Differenzierungen sind so brauchbar wie ein Rasenmäher am Südpol.
5. Unterstellen Sie eine konzertierte Aktion, in der verschiedene Kräfte zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Ziel erreichen.
6. Wenn Sie das, was Sie kritisieren, nicht aus eigener Anschauung kennen, muss Sie das nicht bekümmern. Nehmen Sie einfach die Pose des Wissenden ein, der auch über das urteilen kann, was ihm nur aus zweiter Hand zugänglich ist. Fallen die richtigen Begriffe, wird Ihre Zielgruppe keine Rückfragen stellen. Sie schreiben ja nicht, um zu überzeugen, sondern um Stimmung zu machen.
7. Bringen Sie zum Abschluss noch ein kräftiges, einprägsames Bild, das Ihre Parteigänger erfreut und den Angegriffenen jede Ernsthaftigkeit bestreitet.
1. Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht entmutigen und denken Sie an Ihre Erfolge.
Der Versuch, mithilfe eines »Vatikan-Dossiers« gefährliche Spaltungstendenzen in der deutschen Kirche zu diagnostizieren, ist zwar in die Hose gegangen; aber das heißt nicht, dass man das Thema deshalb ad acta legen müsste. Im Fall von Bischof Fürst hat sich ja gezeigt, welch segensreiche Folgen eine wirkungsvoll zugespitze Beleidigungsoffensive haben kann: Er hat in der Folge eine Tagung der Akademie Stuttgart-Rottenburg zum Thema »Sexualität« untersagt.
2. Beginnen Sie Ihren Artikel mit einem Einstieg, der Ihre Bildung beweist. Das passt nicht nur zu Ihrem Label als Kulturjournalist, sondern bereitet vor, dass Sie der Gegenseite fehlende Bildung vorwerfen.
Vorschlag: Beziehen Sie sich auf das Theaterstück »Sieben Türen« von Botho Strauß. Das kennen wahrscheinlich nicht viele von Ihren Lesern, und es bietet eine brauchbare Leitmetapher (s.u.3.).
Schreiben Sie: Der Dialogprozess in Mannheim »war ein Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Nationalkirche«, und: dies »könnte in die erste Kirchenspaltung [der Begriff muss unbedingt fallen] münden, an deren Beginn ... die ganz alltägliche Bildungskatastrophe« steht. Ergänzen Sie, inwiefern es an Bildung mangelt: »Dieses Schisma wäre Frucht einer umfassenden Unkenntnis von Schrift und Tradition, Geschichte und Dogma.« Sie müssen die ganz großen Begriffe fallen lassen, nicht Belege liefern. Hüten Sie sich vor näheren Erläuterungen, sie könnten schwierig werden.
3. Suchen Sie eine Metapher, die einen Bogen vom Anfang zum Ende Ihrer Kolumne spannen kann. Halten Sie sich nicht auf mit Begründungen für die Stimmigkeit des Bildes. Verlassen Sie sich auf dessen Wirkung.
Das genannte Stück von Botho Strauß liefert die Metapher vom »Haus im Haus«. Mit ihr können Sie die Reformdebatte kennzeichnen als Versuch, unter Wahrung der Fassade im Innern ein neues, anderes Haus zu bauen. Auf diese Kennzeichnung kommt es an, nicht auf den Nachweis, dass Sie recht haben mit der Kennzeichnung. Deshalb können Sie auch ruhig das negativ besetzte Bild vom Wuchern des neuen Hauses im Innern einbringen, obwohl das ein schiefes Bild ist. Die rhetorische Wirkung ist wichtiger als kleinliches Bestehen auf stimmigen Metaphern.
4. Spitzen Sie maßlos zu, wählen Sie aus, schrecken Sie nicht zurück vor plumpen Oppositionen und vergessen Sie nicht: Differenzierungen sind so brauchbar wie ein Rasenmäher am Südpol.
Wenn Sie den Provinzial der deutschen Jesuiten angreifen, dann bringen Sie nur Versatzstücke eines Impulspapiers aus seiner Feder (in dieser Technik sind Sie ja schon geübt). Lassen Sie auf jeden Fall größere Sachzusammenhänge aus, die diese Aussagen in einen Gesamtzusammenhang stellen könnten. Das erlaubt Ihnen klare Zuspitzungen, die Ihre Leser nicht überprüfen können. Wird eine Orientierung an heutiger Lebenswirklichkeit gefordert, schreiben Sie: »Die Realität von 2011 soll das neue Lehramt sein.« Geht es um einen »Dialog mit den Wissenschaften«, so führen Sie das ad absurdum mit dem Hinweis, »'die Wissenschaften'« sagten »längst, dass es kein Gut und Böse gebe, kein Richtig und Falsch, nur die Anpassung und das Eigeninteresse, gerade im zwischenmenschlichen Bereich«. Sprechen Sie von »Tagesbefehlen«, die die Kirche »subito« auszuführen hätte. Weitere Hinweise zu solch nützlichen Übertreibungen unter 6.
5. Unterstellen Sie eine konzertierte Aktion, in der verschiedene Kräfte zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Ziel erreichen.
Dazu können Sie das Bild vom Haus wieder aufgreifen, indem Sie von »Abriss- und Umbauarbeiten« sprechen, deren »Aufsicht ... in den bewährten Händen der Jesuiten (liegt)«. So wirkt alles geplant und gesteuert. Das weckt negative Assoziationen und bestärkt den Eindruck, hier müsse organisiert gegengesteuert werden.
6. Wenn Sie das, was Sie kritisieren, nicht aus eigener Anschauung kennen, muss Sie das nicht bekümmern. Nehmen Sie einfach die Pose des Wissenden ein, der auch über das urteilen kann, was ihm nur aus zweiter Hand zugänglich ist. Fallen die richtigen Begriffe, wird Ihre Zielgruppe keine Rückfragen stellen. Sie schreiben ja nicht, um zu überzeugen, sondern um Stimmung zu machen.
Unbedingt muss das Stichwort »Kirchensteuer« fallen, vielleicht rhetorisch aufgepeppt. Vorschlag: »kirchensteuergepolsterte Dialogprofis«. Statt der üblichen Selbstsäkularisierung (inzwischen schon etwas abgenutzt) könnten Sie von der »Selbstauflösung der katholischen Kirche« schreiben. Dann müssen Sie unbedingt die abschließenden Kirchenvisionen des Mannheimer Dialogforums aufspießen. Dabei dürfen Sie keinesfalls aus den Visionen zitieren, die Formulierungen sind in den meisten Fällen viel zu zurückhaltend, als dass sie die gewünschte Reaktion hervorrufen könnten. Wenn es Ihnen darauf ankommt, den Dialogprozess zu desavouieren, sollten Sie die Forderungen so zusammenfassen: »Priestermacht in Laienhand, Frauen an den Altar, viel mehr Protestantismus und am liebsten gar keinen Papst.« Mit genügend Phantasie findet sich meist ein Anhaltspunkt, wenn nicht in den Aussagen der »Kirchenvisionen« selbst, dann in Berichten von dem Ereignis (jedenfalls in den nützlichen). Sie können dann noch etwas hineinschmuggeln, das selbst mit viel Phantasie nicht mit der Mannheimer Veranstaltung in Verbindung zu bringen ist: »viel weniger Bibel«. Es kommt nur darauf an, der Gegenseite den Bezug auf die Bibel zu bestreiten. Die sieben Schritte verpflichten Sie nicht zur Fairness.
7. Bringen Sie zum Abschluss noch ein kräftiges, einprägsames Bild, das Ihre Parteigänger erfreut und den Angegriffenen jede Ernsthaftigkeit bestreitet.
Vorschlag: Schreiben Sie von einer »Kirche nach dem Vorbild der Fünf-Minuten-Terrine. Sie liefert jeden gewünschten Geschmack, schnell und heiß.« So können Sie die Assoziation schlechter Modernität wecken und für die eigene Position Natürlichkeit und Anspruch reklamieren: da gibt es noch etwas zu beißen, kräftig und urtümlich, während die anderen nur Schlabberbrühe im Angebot haben. Lassen Sie es aber bei der kurzen Assoziation, ohne das Bild auszumalen. Sonst könnte die Gegenseite die Metapher aufgreifen und Ihnen am Ende vorwerfen, Ihr Schwarzbrot sei so hart geworden, dass man es (unter Verlust des Geschmacks) nur beißen kann, wenn man bereit ist, es stundenlang einzuspeicheln. Solche Metaphern sind ja beliebig einsetzbar.
Verlassen Sie sich auf die Wirkung der sieben Schritte. Sie vertiefen die Gräben, so dass Sie verstärken können, was Sie beklagen: die Spaltung.
Projektteam PolemicConsult
Kommentare
Aus: "Wahre und falsche Reform", Dr. Paul Wilhelm von Keppler, Bischof von Rottenburg.
Hierzu einige Zitate, die uns trotz ihres Alters von über 100 Jahren in höchst aktueller Weise helfen können, uns beim Reformieren der Kirche nicht zu verrennen.
Kissler und seine Gesinnungsgenossen sind doch vielmehr die, die mir als Reformbefürworter drohen, indem sie mir die wahre Katholizität absprechen und Spaltung vorwerfen.
Eine wirklich gelungen Satire, Herr Häfner!
"Das Problem der deutschen Kirche ist in Kisslers Artikel klar benannt: Auf der einen Seite gibt es die kirchensteuerfinanzierten Berufsgläubigen, die in der Kirche vor allem den Arbeitgeber sehen. Auf der anderen Seite sind die praktizierenden Gläubigen, die in der Kirche eine aus der Gesellschaft herausragende Gemeinschaft sehen, eine Gemeinschaft, in der Werte gelten, die nicht unbedingt gesellschaftlich satisfaktionsfähig sein müssen.
So entsteht der Konflikt, dass die offiziellen Repräsentanten der Kirche – aufgrund ihrer professionalisierten und damit funktionalistischen Rolle – völlig andere Erwartungen und Haltungen einbringen als das sogenannte Kirchen-“Volk”, das weniger an der Organsisationsform als vielmehr an der religösen Bedeutung der Kirche interessiert ist. So haben wir die absurde Erscheinung, die überall auftaucht, wo es Funktionäre gibt, egal ob in Gewerkschaften, Parteien, Hilfsorganisationen oder in Deutschland eben auch in der Kirche: Die offiziellen Verteter vertreten weniger ihre zu Vertretenden als vielmehr ihre eigenen Interessen. Kirchlich gewendet heißt das: Die TVöD entlohnten Kirchenangestellten reden von Strukturen und Machtverhältnissen, und reden an den Gläubigen vorbei (zumindest an denen, die sonntags noch eine Kirche von innen sehen, ohne dass sie dafür entlohnt würden); denn diese Katholiken wollen sich weniger über Kirchenrecht und Kirchenverfassungen streiten, sondern sie wollen Liturgie erleben und Hoffnung und Erlösung erfahren. Vielleicht ist das ein möglicher Grund dafür, dass die weichgespülten Formen von Religiosität zwar auch noch einige Menschen sammeln, während jedoch die robusteren, d.h. sich selbst noch ernstnehmenden, vulgo: konservativen Formen von Kirchlichkeit immer mehr zu der Art von Religion werden, in der noch intrinsisch motivierte Gläubige zu finden sind, die für ihren Glauben nicht bezahlt werden."
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Wie ich gerade recherchieren konnte, gehört der Eigner dieses blogs ja selber zu der Gruppe der "Berufsgläubigen" - dieser Ausdruck ist aber doch zu polemisch formuliert, wie ich jetzt eingestehen muss. Nichtsdestotrotz scheint mir aber die Diktion der Satire zumindest nicht im Widerspruch zu meinem Beitrag zu stehen.
Wo Gut gegen Böse stehen, ist kein Blick mehr für eine differenzierte Wahrnehung der Wirklichkeit. Denn die schaut so aus, dass mit einer vorkonziliaren Ideologie und Praxis das spirituelle Bedürfnis der Moderne definitiv ignoriert wird und der Weg in eine obskure Sektenecke vorgezeichnet ist. Dort mögen dann die Kisslers und Matusseks und Noés untereinander bleiben und an ihrem Bollwerk gegen die böse Welt basteln. Mit Kirche und Katholisch hat das dann allerdings nichts mehr zu tun. Vielleicht ist das auch ganz gut so ...
Herzlichen Dank für die Information, dass in der Kirche nicht nach TVöD, sondern nach KAVO bezahlt wird. Lässt Ihr Wissensvorsprung vermuten, dass Sie selber Ihr Brot gemäß der KAVO verdienen?
Wenn ja, so würde das die doch sehr aggressive Wortwahl in Ihrem Beitrag erklären (ich darf zitieren: Andere Meinungen werden von Ihnen als "dummes Geschwätz" bezeichnet, junge Priester, die kirchlichem Denken verpflichtet sind, können gemäß Ihrer Wortwahl nur "narzistisch" sein oder "unterwürfig", wohingegen es ein Privileg der KAVO-Angestellten zu sein scheint, sich aufreiben und "physischen und psychischen Breakdown" haben" zu dürfen ...)
Nun, meiner Erfahrung nach werden diese Wortgeschütze meist aufgefahren, wenn man eigene - materielle oder statusbezogene - Vorteile gefährdet sieht, womit ich die These meines obigen Beitrags über den professionalisierten "Berufskatholiken" bestätigt finde, ja, ich muss das Wort doch wieder benutzen. Es trifft einfach die Problematik einer Funktionärsreligiostät auf so bezeichnende Weise.
Übrigens, Regina: Ich spreche den Berufskatholiken nicht das kritische Bewusstsein ab. Ich erwarte aber als Kirchensteuerzahler und damit als Finanzier des Berufskatholikentums, dass mit meinem Geld keine Strukturdebatten geführt werden - wollte ich diese Strukturen nicht, böte mir die protestantische Welt viele Alternativen (auch die Protestanten freuten sich über meinen Kirchenzehnt). Von meinen bezahlten Verkündigern erwarte ich daher nicht, dass sie den Großteil ihrer Energie für die Verbesserung ihres Arbeitgebers verwenden. Ich erwarte von ihnen vor allem: dass sie verkündigen.
Und was die böse traditionell-konservative Welt angeht, die Ihr Wohlgefallen ja aus besagten Gründen nicht finden kann: Erst in ihr beginne ich selbst wieder langsam das zu finden, was mir unter der Feder staatlich bestallter Professoren und liturgischen Innovationskünstlern obsolet geworden zu sein schien: die schönheit der Kirche, eine Kirche, deren wahrer Geist sich wohl erst dort entfaltet, wo es keine KAVO mehr gibt.
Ein seltsam ökonomisches Kirchenbild!? Man kauft sich einfach mal den Glauben, der einem passt. Ich frage mich gerade, wer hier dem Zeitgeist frönt? ;-) Seit wann bestimmt denn in der katholischen Kirche der, der bezahlt? Ich dachte immer das Lehramt sei verantwortlich. Und geht nicht auch da ein Teil der Steuern hin? Werden die berufskatholischen Professoren und "Innovationskünstler" nicht vielmehr vom Staat bezahlt?
Und ob Schönheit das entscheidende Kriterium für die Qualität von Kirche ist, wage ich auch zu bezweifeln. Jesus hat sich doch eher weniger mit Schönheit, Schmuck und Prunk umgeben, er schien sich eher da aufzuhalten, wo Tod, Krankheit, Elend und Verzweiflung herrschte. Andererseits hat er als Kritiker des Fastens (Mk 2,18) wohl das Leben auch zu genießen gewusst. Da, wo das Reich Gottes präsent ist, da gibt es eben was zu feiern, weil eben Tod, Krankheit und Elend überwunden werden. Aber Prunk wird es dazu nicht brauchen.
Ich frage mich mit leichtem Schaudern, wie das dann wohl aussehen mag, was Sie und die Kisslers und Matusskeks nebulös mit der "Schönheit" der Kirche und dem "wahren Geist" umschreiben. Vor allem, was dann alles keinen Platz mehr hat in dieser Kirche: Die Berufskatholiken schon mal nicht mehr, die "altliberalen" Bischöfe wohl auch nicht. Theologen und Exegeten, die sich mal das selbständige Denken und Forschen erlauben, sind vermutlich ebenfalls fehl am Platz. Mädchen beim Altardienst? Handkommunion? Pastoralreferenten/innen in der Verkündigung? Wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtlich Zusammenlebende, die in der Gemeinde willkommen sind? Vermutlich alles Fehlanzeige.
Und wer bitte wacht über den "wahren" Geist? Wer exkommuniziert, wenn es an der Rechtgläubigkeit oder dem konkreten Lebensstil Zweifel gibt? Wie weit müssen wir denn zurück hinter das Zweite Vaticanum, damit die katholische Welt, wie Sie sie wollen, wieder in Ordnung ist?
Wenn es um aggressive Wortwahl geht, ist der Begriff »Berufskatholik« kein unbeteiligter Zuschauer. Betrachtet man das Wort für sich, so wären von ihm all jene getroffen, die sich hauptberuflich in der Kirche engagieren. Nun sollen aber »junge Priester, die kirchlichem Denken verpflichtet sind«, sicher ausgenommen sein. Also dient der Begriff als rhetorische Waffe gegen diejenigen, deren Ansicht man nicht teilt. Ihnen wird der religiöse Ernst abgesprochen, da es dieser Gruppe als Funktionärselite nur um eigene Privilegien gehe, um die Kirche als Arbeitgeber (wie es im ersten Kommentar von »Anonym« heißt). Auch wenn die Wortwahl gesetzter daherkommt, transportiert sie doch eine ziemlich heftige Polemik. Ich will nicht bestreiten, dass es Exemplare dessen gibt, was mit »Berufskatholik« bezeichnet wird. Aber darum geht es bei der (in der letzten Zeit inflationären) Verwendung des Begriffs nicht. Es handelt sich vielmehr um einen Kampfbegriff, mit dem man eine bestimmte Richtung treffen will, indem man ihren Vertretern eine innere Bindung an die Kirche bestreitet und religiöse Ernsthaftigkeit allein für die eigene Seite reklamiert, »die für ihren Glauben nicht bezahlt« wird. Rhetorische Abrüstung wäre wünschenswert.
Natürlich ist "Berufskatholik" ein polemischer Kampfbegriff. Aber Herr Häfner, wie ich auf Ihrer Seite sehe, beschäftigen Sie sich doch mit Kommunikation, medialen Distributionsstrategien und neuen Medien. Es ist ein Signum dieser elektronischen Medien - ähnlich wie am realen Stammtisch -, dass hier nicht akademisch distinguiert wird, sondern mit harten Bandagen gekämpft werden muss; anders geht jeder Kommentar im www unter. "The medium is the message", wie wir dieser Tage immer wieder von Marshall McLuhan hören.
So weit die medientheoretische Rechtfertigung meiner Polemik. Aber es gibt auch eine kirchliche Rechtfertigung. Wenn wir uns einmal die anderen Kommentare vonseiten der sogenannten "Reform"-Katholiken anschauen, so entdecken wir in diesen Beiträgen nicht weniger Polemik. Ja, diese Beiträge sind auf ihre Art viel klerikaler, als ich das bei jedem alten, ach so vorkonziliaren Dorfpfarrer je erlebt hätte. Im Namen einer allein für sich reklamierten Menschenliebe führt hier ein Galahad an, dass selbstständiges Denken der zwar staatlich bestallten, aber immer noch im Auftrag der Kirche lehrenden Theologieprofessoren per se nur progressiv sein könne. Ich nehme ebenso selbstständiges Denken für mich in Anpsruch, ich nehme für mich in Anspruch, Kirche auch als ästhetisches Phänomen zu erleben (wollen die von hochdotierten Liturgen entwickelten liturgischen "Tänze", die von progressiven Pfarrern im Kirchenraum aufgestellten Biertische und die von Stararchitekten im Sinne Calvins gestalteten Kirchenbauten nicht auch die Sinne ansprechen?) - und siehe da, ich sehe in der heutigen bundesrepublikanischen Kirche weder meinen intellektuellen noch meinen ästhetischen Anspruch verwirklicht. Ich fordere nicht die Kirche der Armen, es muss auch nicht die Kirche der kleinen "Elite" sein, alles was ich will, ist eine Kirche, die nicht ihre Väter verachtet, auf deren Schultern sie steht, eine Kirche, die sich einreiht in eine Tradition, die älter ist als alle W3-Professuren, eine Tradition, die tiefer geht als die Erfahrung burnoutgefährdeter Gemeindereferenten.
Auch junge Priester, die "dem kirchlichen Denken verpflichtet" sind, können zum Funktionär verkommen, aber es ist doch seltsam, dass die Schlachten um Funktionaliät und Struktur vonseiten der Priester eher reaktiv geführt werden. Dieser Blog zeigt uns doch, wer den Fehdehandschuh wirft. Solange unsere Priester vor dem Herrn knien, anstatt in Diskussionsforen und Gremien in sitzender Angestelltenhaltung zu verweilen, sind sie vor allzu großer Funktionärsmentalität besser gefeit, wenn auch nicht gänzlich geschützt. Wie viele der Polemiker der anderen Seite hier dürften wohl ihr Brot mit Religion verdienen? Das von Ihnen geschmähte kath.net, Herr Häfner, sammelt sicherlich wesentlich mehr Nichtberufskatholiken als ihre Seite, vermute ich einmal ganz ohne emprische Rückversicherung. Aber o Wunder, dort gedeiht und wächst eine ganz andere, eine (um mal wieder pointiert zu werden) originäre Form von Katholizität. Eine Katholizität nämlich, die in Kirche ein einen Weg zur Erlösung sieht - kann e sein, dass der monatliche Empfang einer bischöflichen (oder konkordatsbedingt staatltichen) Gehaltsabrechnung den Blick oft allzu sehr auf andere Fragen lenkt? Es scheint mir nach der Begegnung mit - nicht nur virtuellen, sondern auch realen - Funktionären im kirchlichen Raum so zu sein, dass diese Blickänderung anthropologisch schlechterdings unvermeidbar ist.
Herr Schnitzler, Sie werfen mir vor, ich würde ein ökonomisches Kirchenbild vertreten, da ich als Finanzier des Ganzen bestimmen wolle, wie Kirche auszusehen habe. Nun, sehen Sie, eine Kirche, die sich nicht mehr als Kirche der Heiligen versteht, sondern sich im Wesentlichen von ihrem gesellschaftlichen Benefit her definiert, wird nicht umhin kommen, ihre Dienstleistungen an den Wünschen ihrer Kunden ausrichten zu müssen. Da scheint sich das Mantra der nachkonziliaren "Geh hin-Kirche" leider in den eigenen Schwanz zu beißen.
Es geht kaum jemandem in der Kirche um "gesellschaftlichen Benefit". Es muss in der Kirche um das Evangelium gehen. Jesus hat das beginnende Reich Gottes verkündet: "Blinde
sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet."
Wenn es der Kirche in unseren Tagen nicht mehr gelingt, die frohe Botschaft für dieses Klientel (Kranke, Arme [und sind wir das nicht alle irgendwo?]) verstehbar zu machen, wenn Kirche sich in überkommenen Strukturen nur noch selber feiert, dann mutiert sie zur Sekte Die Kirche muss die frohe Botschaft verkünden, die dem Menschen Heil und Erlösung bringt und es ist ihr Auftrag alles dafür zu tun, dass diese Botschaft alle Menschen erreicht. Indem man sich hinter barocken Mauern einschließt und von der Welt abgrenzt und abwendet, verrät man diesen Auftrag und es bleibt eine Gemeinschaft, die -wie oben beschrieben- ganz genau zwischen Gut und Böse, schwarz und weiß zu unterscheiden weiß und sich selbstgefällig in ihrer Erlösung zurücklehnt. Ob das mit dem jesuanischen Auftrag aber noch zu vereinbaren ist?
Sie unterstellen mir den Anspruch, ich reklamiere exklusiv die Menschenliebe für mich und identifiziere selbständig denkende Theologie mit progressiv. Beides ist nicht der Fall. Sie bleiben andererseits eine Antwort auf die viel entscheidendere Frage schuldig: wer und was nämlich keinen Platz mehr hat in der schönen, von "Berufskatholiken" gesäuberten Kirche und wer dann im Namen wessen Geistes die Exkommunikationen exekutiert.
Unterstellungen und ausweichendes Rumgeeiere, wenn nach dem ideologischen Kern der traditionskatholischen Drohbotschaft gefragt wird - damit passen Sie in der Tat sehr gut ins Profil von kath.net.
Es geht bei der Verwendung des Kampfbegriffs »Berufskatholik« nicht darum, mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen und im Netz nicht unterzugehen. Er wird vielmehr als analytischer Begriff verwendet. Und genau da sehe ich das Problem: nicht allein in der Polemik, sondern dass die Polemik für Analyse gehalten wird. Ihre Ausführungen bestätigen diesen Eindruck voll und ganz. Sie sehen sogar ein anthropologisches Gesetz darin, »dass der monatliche Empfang einer bischöflichen (oder konkordatsbedingt staatlichen) Gehaltsabrechnung den Blick oft allzu sehr auf andere Fragen lenkt«, weg von dem, was Sie »originäre Form von Katholizität« nennen.
Damit ist das nächste Problem in den gegenwärtigen Debatten benannt: das Ausschlussdenken. Wer »Memorandist«, »Berufskatholik« ist oder sich für Reformen einsetzt, gilt häufig nicht mehr als richtig katholisch. Wenn Sie schreiben, dieser Blog zeige, »wer den Fehdehandschuh hinwirft«, ist das wohl auch aus solchem Urteil heraus zu verstehen: wer für den innerkirchlichen Reform-Dialog eintritt, ist einer, der die katholische Kirche angreift. Mein Selbstverständnis ist anders: Ich habe keinen Fehdehandschuh hingeworfen, sondern u.a. darauf reagiert, dass die Reformdebatte auf kath.net so hart attackiert wurde; dass dort regelrechte Kampagnen gefahren werden - unter Einschluss unfairer Methoden (s. z.B. den Angriff auf Klaus Müller). Viel wäre gewonnen, wenn das Ausgrenzen, das Absprechen der Katholizität überwunden werden könnte. Und man könnte vielleicht auch den »Berufskatholiken« zugestehen, dass ihnen ernsthaft an der Kirche liegt und sie nicht nur ihren Gehaltszettel im Blick haben.
Und noch ein kleiner Nachtrag zu dem von Ihnen geschätzten "Katholizismus" in kath.net - dort wird man ganz schnell ausgesperrt (exkommuniziert), wenn man z.B. den Mag. Noé in die peinliche Situation bringt, etwas zu dem grenzwertigen Umgang Kisslers mit Texten und Quellen sagen zu sollen. So muss man sich wohl die geschlossene Welt der Intriganten und Inquisitoren vorstellen, die Sie als "originäre Form von Katholizität" anpreisen.
Ihr Beiträge ist eine Ansammlung von nicht weiter ausgeführten Angriffen, die gar nicht weiter kommentiert zu werden braucht. Beispiele? "Intriganten", "Drohbotschaft", "Inquisitoren", usw.
Ach, Galahad, wenn so die friedliebende, pastoral aufgeklärte Kirche von morgen aussieht, dann bin ich doch froh, heute in einer in Ihren Augen sicher ganz und gar antiqierten Form der Messe eine andere Kirche erlebt zu haben dürfen.
wie so oft in solchen Kommentarspalten beginnen sich auch hier ab spätestens des fünften Eintrags die Argumente zu wiederholen. Daher will ich - um die Diskussion abzuschließen - einmal persönlich werden; als Anonymus habe ich ja nicht viel zu verlieren.
Nein, ich will niemanden ausschließen. Jeder, der den Gedanken der Inkarnation im Grunde seines Herzens bejaht, hat sich auf den Weg des Christlichen begeben, egal ob Laie oder Kleriker. Und natülich gibt es genügend "Berufskatholiken", um den Kampfbegriff nochmals aufzugreifen, die sich darum bemühen, sich die Lehre der Kirche innerlich anzueignen und denen ihre Katholizität nicht abgesprochen werden darf.
Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht in der Sache darum, was die Kirche aus der Erfahurng der Jahrtausende uns Heutigen zu übermitteln hat. So bin ich in der nachkonzliaren Kirche sozialisiert worden. Geistlich groß geworden bin ich also inmitten von Pfarrern, die beim Hochgebet ihr Improvisationstaltent in Sachen Formulierungskunst darboten und Gemeindereferentinnen, die zwischen Migräneanfällen und Kinderbetreuung einen Wortgottesdienst ertanzt haben.
Das alles will ich gar nicht bewerten, weder den souverän über Vorgaben improvisierenden Pfarrer noch die getriebene Laienmitarbeiterin. Ich stelle nur fest, dass ich inmitten all dieser Professionalisierung den Glauben nicht verloren, doch das Interesse an Kirche aufgegen hatte.
Es brauchte erst wieder einen knieenden Priester, der die Sache des Glaubens ernst nahm, um in mir wieder das Feuer des Geistes zu entfachen. Und dann noch die Begegnung mit der Liturgie aller Zeiten. Eine Erfahrung , die mir Räume erschloss, die ich man mir immer vorenthalten hatte. Welch eine Hoffnung, welch eine Freude an der Kriche entsprang aus dieser Quelle. Mich einreihen zu können in jahrtausendealte Überlieferung, Teil eines Größeren zu werden, einen Schritt über unser Selbstgestricktes hinaus machen zu können, da fühlte ich es: Das ist die Kirche aller Zeiten. Das ist die Institution, die Märtyrer hervorbrachte, das ist der Geist, der Glauben weitergeben kann - mir fehlen die Worte, die "Ekstase" zu beschreiben, dieses Hinausgehen aus mir selber, so wie ich es in einer betenden, nicht diskutierenden Kirche erleben durfte und seit her immer wieder erleben darf.
Es ist nicht wirklich überraschend, dass Sie die Antwort auf die Frage, wer und was keinen Platz mehr hat in der schönen, von "Berufskatholiken" gesäuberten Kirche, und wer dann im Namen wessen Geistes die Exkommunikationen exekutiert, schuldig bleiben.
Und gerne führe ich, wenn es sein muss, eine Polemik auch inhaltlich aus:
"Intrigant" nenne ich jemand wie sie, der verfäschend paraphrasiert, oder Kissler, der mit Fakes gegen den Dialogprozess in der Kirche intrigiert.
Drohbotschaft ist eine Ideologie wie die Ihre, die anderen das Katholisch-Sein abspricht.
Und Inquisitoren sind solche, die ganz genau auf die angemessene Tiefe des Kniefalls unserer Priester achten.
Wenn ich davon rede, was Kirche den Menschen schuldig ist, dann ist es diese Erfahrung. Nicht, dass ich Verbandskatholiken von irgendetwas ausschließen wollte, nein, jeder hat seinen Ort. Doch ist es meine Erfahrung, und mit mir gemeinsam einer scheinbar immer größer werdenden Gruppe von Gläubigen, dass es dazu des ganz und gar demütigen christen bedarf. Dieser Christ begegnete mir - und ich kann hier nur von meiner Erfahrung sprechen - niemals in den nur noch sich selbst verwaltenden Berufskatholiken. Noch weniger fand ich die Freude am Glauben in den Schriften gelehrter Bibelexegeten, die den heiligen Text, zum historischen Dokument erklärt, mittels philologischem Handwerkszeug bis auf das Gerippe skelettierten.
Nun, das ist meine Glaubensbiographie, das ist mein hermeneutischer Zirkel aus dem ich so wenig aussteigen kann wie jeder andere aus dem seinen.
Sicher mag meine Analyse fehlerhaft sein, Herr Häfner, aber vielleicht verstehen Sie zumindest im Ansatz meine Sorge. Ach was, Sorge brauchen wir als Christen in letzter Konsequenz doch nie zu haben, schon gar nicht, wenn es um die Kirche geht, denn die Bedeutung des Form von Katholizismus, der mir den Glauben fast zu rauben gedroht hätte, wird in dem Maße sinken, in dem die Finanzmittel schwinden. In zwanzig, spätestens dreißig Jahren sind Diskussionen wie diese wohl völlig anachronistisch.
Also, verstehen Sie meine -,nun, nennen wir es Vorbehalte gegenüber bestimmten klerikalisierenden Laiisierungsversuchen? Herr häfner, Sie waren doch bei der Diskussion in Mannheim mit dabei. Wie viel Prozent der dort Anwesenden, die ihren - um noch einmal polemisch zu werden - Hintern platt saßen, anstatt das Feuer in den Herzen zu entfachen, wie viele Prozent der dort Anwesenden haben Religion zu ihrem Beruf gemacht. Wie viele Prozent?
Und nun halten sie sich noch einmal zum Abschied diese Prozentzahl genau vor Augen - und dann werden Sie zumindest ahnen, oder vielleicht auch befürchten, dass auch ich mit meinem "hermeneutischen Zirkel" ein ganz klein wenig Recht haben könnte!
Der Text wird - wie oben aufgezeigt - aufgrund fehlender Argumentation, billiger Polemik und reißerischer Bilder als "Pamphlet", also eine Schmähschrift, bezeichnet. Ich lese den Kissler'schen Text auch genau so! Der Einfachheit halber nach wikipedia zitiert: "Die sachliche Argumentation tritt dabei in den Hintergrund; die leidenschaftliche Parteinahme gegen eine Sache hingegen überwiegt bei der Argumentation. Die Herabsetzung einer anderen Person wird dabei billigend in Kauf genommen oder ist sogar das eigentliche Ziel des Pamphlets."
Wir finden uns - hier in diesem Blog, auf den einschlägigen Seiten, in Vortrags- und Gesprächsforen der jeweiligen "Lager" - mitten in einer Richtungsdiskussion: Wohin soll die Kirche weiter gehen? Das Engagement zu diesem Thema lässt darauf schließen, dass sicherheitshalber nicht vertraut wird, dass der Herr selbst seine Kirche führt, sondern - und institutionell gedacht ist das auch schlau - dass er sich seiner Werkzeuge bedient, um sein Volk durch die Zeit schreiten zu lassen. Übrigens ist das ein Streit, den außerhalb der engagierten Kreise (egal, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich engagiert) wirklich niemand interessiert. [Ein Streit um "Kaisers Bart" gewissermaßen. ;-)]
Ein Hintergrund, vor dem dieser (m.E. übrigens notwendige, in Form und Stil aber ätzende und unangemessene) Streit bisher ausgetragen wird, sind die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses hat Antworten gesucht auf Fragen, die in den 60er Jahren schon lange überfällig waren. Die Ergebnisse - und damit auch die Folgen - waren, von heute aus gesehen, vielleicht eher "Antwortversuche", tastende Bemühungen, auf unsicherem, weil für die katholischen Bischöfe unbekanntem, bisher vermiedenem Terrain, tragfähige Trittstellen für die Zukunft zu finden. Am deutlichsten mag das aktuell in dieser innerkirchlichen Diskussion im Streit um eine "angemessene" Liturgie zu greifen sein; die Themen sind aber m.E. mannigfaltig.
In der Tendenz allerdings haben die Konzilsväter bei allem Ringen um kompromissfähige Formeln eine Richtung eingeschlagen, die in dieser Unsicherheit des Anfangs eindeutig war: Sie haben die Spur der Kirche ausgelegt IN DIE WELT HINEIN, keine abgeschottete Institution (was sie eh niemals war), sondern mit einem deutlichen Auftrag für diese Welt! Am deutlichsten ist das nachvollziehbar in "Gaudium et Spes", aber nicht nur dort.
Vielleicht sollten sie es ja auch gar nicht? Denn die Gründe für die sichtbaren Veränderungen in der Kirche heute liegen m.E. eben NICHT in den Beschlüssen des Vat II, sondern in den veränderten gesellschaftlichen, ökonomischen, ökologischen, politischen Bedingungen einer globalisierten Welt an der Schwelle zum dritten Jahrtausend nach Christus! Diese Gründe wirken sich aus auf ALLE Institutionen in den genannten Bereichen.
Hier innerkirchlich Orientierung zu suchen in einem Dialogprozess wie dem in Mannheim begonnenen ist begrüßenswert und überfällig! Überaus klug m.E. die Auswahl der TeilnehmerInnen durch die Bischöfe: Sie haben eben NICHT die Lager eingeladen, die sich eh ständig befehden in unfruchtbaren wechselseitigen Beschuldigungen mit festgefahrenen Positionen. Gut so!
Längst gibt es an sehr, sehr vielen Orten in Deutschland Gruppierungen, die -fest verwurzelt in der katholischen Kirche, beheimatet in den Freuden und Hoffnungen, in Trauer und Ängsten dieser Zeit - hervorragende Arbeit machen. Ich zähle übrigens einige Gemeinden, die sich gläubig und unaufgeregt zur Messe im tridentinischen Ritus versammeln genauso dazu wie vielerlei katechetische, pastorale oder caritative Projekte. Mit denen wird die Kirche schon gut durch die Zeit schreiten, da bin ich gelassen.
Polemik und Lagerdenken, der regressive Wunsch, Vieles möge wieder so werden wie früher, werden hier nicht weiterhelfen, sondern nur behindern!
Das hört sich nun wirklich nach Matussek an....