Sonntagsevangelium (22)

3. Sonntag der Osterzeit (B): Lk 24,36-48

Lukas erzählt von der Begegnung der Jünger mit dem Auf­erstandenen in Jerusalem in zwei Abschnitten. Im ersten (24,36-43) geht es um die Leiblichkeit der Auferstehung. Der Evangelist betont sie sehr drastisch mit dem Verweis auf »Fleisch und Knochen«, die den Erscheinenden von einem Geist unterscheiden (24,39). Die Vorstellung, Geistwesen seien körperlos, findet sich häufig in antiken Texten. Vor diesem Hintergrund akzentuiert die massive Betonung der Leiblichkeit des Auferstandenen, die auch durch das Essen demonstriert wird, vor allem die Wirklich­keit der Auferstehung: Die Jünger sind keinem Trugbild er­legen, sondern wirklich dem Auferstandenen begegnet, wie erst sein Wort (24,38f), dann sein Tun (24,42) zeigt. Im Neuen Testament ist diese irdisch-körperliche Darstellung der Auferstehungsleiblichkeit eine Besonderheit von Lukas-Evangelium und Apostelgeschichte (s.a. Apg 10,41). Gewöhnlich wird über die Beschaffenheit des Erscheinenden nichts ausgesagt. In Joh 21,1-14 fragt Jesus zwar, ob die Jünger etwas zu essen hätten; dass er selber äße, wird aber nicht erzählt. Paulus zeigt in 1Kor 15,35-53, dass man von der Leiblichkeit der Auferstehung auch in Abset­zung von der irdischen Leiblichkeit sprechen kann.
Die genannte Besonderheit der lukanischen Darstellung betont außerdem auch die Identität des auferstandenen mit dem irdischen und ge­kreuzigten Jesus. Durch den Verweis auf Hände und Füße gibt sich der Erscheinende als der Gekreuzigte zu erkennen. Vorausgesetzt, aber nicht erzählt, ist die Existenz von Wundmalen, die allein in Joh 20,25 ausdrücklich genannt sind (dass Jesus ans Kreuz genagelt wurde, wird in keinem Kreuzigungsbericht erwähnt). 


Im zweiten Teil der Erzählung (24,44-49) werden die Jünger belehrt über den heilsge­schichtlichen Sinn des Geschicks Jesu: In Tod und Aufer­stehung hat sich die Weissagung der Schrift über den Mes­sias erfüllt. Wie in der Geschichte von den Emmaus-Jüngern wird die Einsicht in den Sinn der Schrift durch den Aufer­standenen vermittelt (vgl. 24,26f.32). In dieser literari­schen Gestaltung spiegelt sich die grundlegende Bedeutung von Ostern für den Christus-Glauben der Jünger. Erst von der Auferstehung her erschließt sich die Schrift als Weis­sagung des gekreuzigten und auferstandenen Messias. 

Bemerkenswert ist die Umschreibung der Schrift in einer dreigliedrigen Wendung: nicht wie üblich »Gesetz und Propheten«, sondern »im Gesetz des Mose, den Propheten und Psalmen« (24,44). Wird hier bereits der dreigeteilte jüdische Kanon bezeugt (Tora, Propheten, Schriften)? Dies ist umstritten. Anders als Gesetz und Propheten sind die Psalmen nicht mit einem bestimmten Artikel versehen. Es heißt eigentlich: »... was im Gesetz des Mose und den Propheten und in Psalmen über mich geschrieben ist«. Deshalb sind wohl tatsächlich nur Psalmen gemeint, die »nicht als eigenständiger Teil der heiligen Schriften gekennzeichnet« sind (M. Wolter, Das Lukasevangelium, Tübingen 2008, 792).  


Kommentare

Gerhard Mentzel hat gesagt…
Entschuldigung Herr Prof. Häfner,

dass ich auch dieses Sonntagsevangelium wieder als Beleg dafür sehe, dass es auch Lukas, der heute als Zeuge für den hingerichteten Heilsprediger gilt (wie ich ihn gerade bei Küng lese, der seinen wahren hist. Jesus dem angeblich unhist. Dogma des Papstes entgegenstellen will) bei der Bezeugung der leiblichen Auferstehung um das wiederverstandene Wort/den Logos in leibhaftiger Gestalt gegangen ist, wie es im Gesetz verheißen bzw. vorausgezeichnet war.

Gott bzw. denen, die die Textfolge festlegten, in der nachösterlichen Zeit nicht nur Johannes, sondern auch Lukas das Wort geben, sei Dank.

Denn der Logosevangelist Johannes wir ja oft als Zeuge für den wahrhaft historischen Jesus abgeschrieben. Doch wenn wir Lukas als Zeuge des Auferstandenen und seine Geschichte als aufgeklärte Menschen des 3. Jahrtausend ernst nehmen wollen, können wird dann weiter davon ausgehen, dass da ein nach seiner Kreuzigung wiedererweckter Wanderprediger eingeflogen ist, seine Wundmahle als Beweise zeigte und nach Essen fragte?

Können wir den Text als Art Glaubensbekenntnis abtun, eine Geisterscheinung im Rahmen der Gemeindebildung, wie heute Auferstehung gerne definiert wird? Und dann gleichzeitig sagen, dass der Glaube halt so fest war, dass da kein Scheinwesen, sondern der Auferstandene Heilsprediger leibhaftig Fisch aß?

Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass auch Lukas von dem handelt, was die griechische Weisheit Vernunft/Logos nannten und z.B. in Herkules zum Ausdruck brachte. Hier aber im Sinne der Propheten und Psalmen keine Göttergestalt/Geistwesen, sondern als Wort verstanden wurde. Im Sinne des Gesetzes nicht nur in messiansicher Form nachösterlich ausgerückt wurde ("weil" geschrieben), sondern so erst wie im Gesetz gesagt, eine messiansiche Wirklichkeit für die Welt entsprechend hebräisch-jüdischer Weisheit in der Geschichte war: In der monistisch-monotheisitischen Kulturdiskussion der Zeitenwende einen echt neuen Bund mit dem personalen schöpferischen Grund bewirkte, der bildlos war, sein wird und nun universal gültig war?

Wenn der Auferstandene des Lukas, der lehrte sein Wesen zu verstehen und das Gesetz zu lesen, kein Scheinwesen gewesen ist, dann kann es auch im Lukasevangelium nur um das gehen, was Johannes Logos nannte, für die Juden Wort/Weisheit/Vernunft allen Werdens war.
Gerhard Mentzel hat gesagt…
"Lukas (Hellenist, für gebildetes Publikum schreibend)"lese ich gerade in Küngs "Jesus",

in dem er sein "Christ sein" zusammenfasst und einem jungen Juden unterstellt: So seinen eigenen bzw. heutigen humanistischen Weltethos im Namen des hier leibhaft Auferstandenen heilig sprechen will.

Und das auch noch, zum selbstbekundeten Zweck des neuen Buches: Dem seit den Studientagen in Tübingen diametral entgegengesetzte dogmatisch-kirchlichen Jesus-Bild des Joseph Ratzinger einen wahrhaft geschichtlichen Jesus, was dieser erlitt, lebte, erkämpfte entgegenzusetzen."Wer im NT den dogmatisierten Christus sucht, lese Ratzinger, wer den Jesus der Geschiche und der urchristlichen Verkündigung sucht,lese Küng." So in der Einführung zu einem Buch, das dann deutlich macht, dass es um den "Christus" geht. Selbst bei den außerbiblischen Zeugen. Und auch die Verfasser des NT eine theologische Topographie auf ein hoheitliches Wesen abgeben, am Leben eines Heilspredigers kein Interesse gehabt hätten...

Bei Küng wird deutlich, wie die Jesus-Forschung (hier besser Deutung)heute in eine Denkweise mündet, die einen jungen Juden völlig selbstverständlich voraussetzt/als historisch erachtet, so den im Sonntagsevangelium als leibhaft auferstanden verkündeten zu einer Lächerlichkeit verkürzt, die "Gott sei Dank" wissenschaftlich unhaltbar geworden ist.

Endlich sich von den kirchlichen Dogmen bzw. dem hoheitlichen Jesusbild alter Lehre befreit, denkt der Dogmatiker, den wahren Jesus in einem Wanderprediger gefunden zu haben. Doch hätte sich ein Hellenist wie Lukas für den wirklich interessiert und das geschrieben, was hier in Bezug auf Psalmen und Moses bzw. die Propheten gedeutet wird?

Wenn die Dogmen belanglos geworden sind, er sie angeblich in seiner Jugend so ähnlich wie heute oft die Auferstehung nur sinnlos nachgebetet hat. Wäre es für einen Wissenschaftler da nicht die Aufgabe, ihren Inhalt zu erkären, statt sich in einen Heilsprediger zu verlieben bzw. da seinen Humanismus hineinzuinterpretieren? So etwas als wahrhaft historisch hinzustellen, was dem Hellenisten Lukas, der für ein gebildetes Publikum schreibt, das damals in antikem Monismus/Monotheismus über das Wesen des Logos (der Vernunfterklärung allen Werdens) diskutierte, von schöpferischer Vernunft ausgehend Weisheitslehren verkündete und nach einer Versöhnung alter und neuer sowie verschiedener Kulturvorstellungen suchte, nicht zu unterstellen ist.

Wenn der Auferstandene der Irdische Jesus ist, wie Lukas betont, die gesamte Geschichte auch kein überzeitlicher Mythos alter Hochkulturen gewesen ist, der hier nur "nachösterlich" (oder: hellenisierend) einem Heilsprediger aufgebunden wurde, sondern sich historisch etwas ereignet hat: Wer ist leibhaft auferstanden, wer war der irdische Jesus?
Volker Schnitzler hat gesagt…
Neben dem dogmatisierten Christuss und dem historischen Jesus gibt es natürlich auch noch den gnostisch-mentzelschen Logos. Nur von dem spricht Lukas wohl nicht, wenn er ausdrücklich auf Fleisch und Knochen verweist! Als (möglicherweise?) Bewohner von Philippi könnten ihm allerdings auch gnostische Vorformen bekannt sein, der Philipperhymnus verwendet gnostisches Vokabular, unterstreicht aber deutlich den Kreuzestod des "Menschen" Jesus, der Christus der Herr ist. Und selbst im Johannesprolog liegt keine gnostische Vorstellung vor, wird doch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass das Geschenk der "Gotteskindschaft" eine empfangene Gabe und keine Entdeckung von Erleuchteten ist. Der Logos ist Fleisch geworden, ein Mensch der Geschichte.
Stefan Kraft hat gesagt…
Ich muss zugeben, dass mir nicht so recht klar ist, worauf Sie hinauswollen, Herr Mentzel. Für Sie ist mit Jesus in den Evangelien also kein Mensch gemeint, sondern nur ein Symbol für das Logos? Die Evangelien möchten also nicht die Geschichte eines Menschen nachzeichnen (und das natürlich aus der nachösterlichen Perspektive - Herr Häfner hat hier häufig bereits betont, dass die Evangelien weder reine Geschichtsberichte noch reine Glaubensbekenntnisse sind)? Stattdessen sind die Texte in Wirklichkeit eine metaphorische Auseinandersetzung mit dem Logos?

Mir scheint, Sie möchten mehr eine Christologie von oben (und nicht wie beispielsweise Küng eine Christologie von unten) aufbauen, die aber das "wahre Mensch" nicht mehr für nötig hält? Nun kann man darüber streiten, ob eine Christologie mit dem heutigen Wissen überhaupt formuliert werden kann (ich selbst finde Küngs Ansatz durchaus gelungen, Lüdemann sieht das wohl anders, und Joseph Ratzinger orientiert sich wieder mehr an einer Christologie von oben) - aber weder Küng noch Ratzinger werden letztendlich dem "wahrer Gott" UND "wahrer Mensch" widersprechen. Und gerade dem Evangelisten Lukas war die Zuwendung Jesu als Mensch zu anderen Menschen wichtig.
Andererseits zeigt ja gerade die Zahl von vier Evangelien, dass es verschiedene Zugänge zur Person Jesu gibt, vielleicht besitzt auch Ihrer Gültigkeit?
(Dass ich hier Küngs "Christ sein" erwähne, zeigt, dass ich nicht nur kirchenrechtlich, sondern auch theologisch ein Laie bin. Für sachliche Fehler möchte ich mich deshalb entschuldigen.)
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Ja Herr Kraft, im NT geht es nicht um einen gutherzigen Zweibeiner, der dann "nachösterlich" zum Sohn Gottes, zum lebendigen Wort/Logos hellenisiert bzw. als Christus hingestellt wurde: Der "Sohn" war (ähnlich wie die Göttersöhne der Griechen) schon bei den alten Ägyptern eine schöpferisch bzw. kosmisch begründete Realität und kein Titel für einen guten Jungen.

Und diese Vernunft allen Werdens wurde als das verstanden, was dem bildlosen prophetischen Monotheismus als Wort galt und hat erst in menschlicher Ausprägung, in verjüngter Form des gesetzgebenden Josua bzw. hier zugrunde liegender schöpferischer Weisheit nach jüd. Lehre, messiansiche Wirkung entfaltet.

Dass kein junger Jude das Thema des NT ist, war nicht nur der Vorkriegskritik klar. Die damals allerdings noch den historischen Jesus verneinte: Nicht erkannte, dass im NT die Vernunft in kulturvernünftiger/-tauglicher Weise gesprochen hat. Sich von Vernunft ausgehend die historische Realität Jesus bzw. die biblisch beschriebene Wende/der neue Bund und die allegorisch zu verstehende geschichtliche Wahrheit der Geschichten und all die theologischen Bedeutungsaussagen des NT nachvollziehen lassen.

Dass nicht nur ein Wanderguru gewesen sein kann, den der Hellenist Lukas sprechen, heilen... lässt und von dessen Auferstehung er berichtet, lässt sich selbst aus der theologischen Auslegung der Texte ablesen, wie sie hier Woche für Woche von Prof. Häfner im Sonntagsevangelium gegeben wird.

Nur ein "Christologie von oben" oder ein Symbol für einen geheimnisvollen Logos sehen zu wollen, wäre sicher zu wenig. Es geht um eine geschichtliche Wahrheit der theologischen Aussagen des NT, wie sie zu lesen sind, die sich nur in dem begreifen lassen, was die antiken Denker als /diskutierten und heute der Papst vor dem Bundestag z.B. in ökologischer Welterklärung zu bedenken gab.

Im Gegensatz zu einem Wanderprediger, der auf unerklärlich-geheimnisvolle (gnostische)Weise der auferstandene, wundertätige Gottessohn sein soll, ist die schöpferische Vernunft, wie ihre Bedeutung für den neuen bildlosen Bund und alle biblischen Aussagen in Vernunft nachvollziehbar.

Der Logos (der logische Lebensfluss, das vernünftige, kausale Werden, wie es am Anfang unserer Wissenschaft definiert wurde) ist nicht - wie mir untersellt - meine Erfindung. Bereits die Vorkriegserklärer hatten erkannt, dass es bei Jesus genau darum geht. Und wenn dem Papst unterstellt wird, der hätte sich nicht nur an den biblischen Jesus gehalten, von seinem Lebensthema, dem Logos bzw. der schöpferischen Vernunft geschrieben, dann macht nicht auch das klar: Der gutherzige Heilsprediger den Küng verkündet und dessen Verherrlichung er gegen alle geschichtliche und theologische Wahrheit dem Hellenisten Lukas unterstellt, der kein historisches Interesse an der Geschichte eines Heilspredigers hatte, ist ein Hirngespinst der Halbaufklärung. Das dem Versand schöpferischer Wirklichkeit/Sinngebung im aufgeklärten Sinne (einem zeitgemäß definierten Logos, der nur im aufgeklärten Verständnis des Bärtigen schöpferische Bestimmung gibt, als Wort/höhere Vernunft bedeutend ist) im Wege steht?
Stefan Kraft hat gesagt…
Herr Mentzel, mir ist etwas klarer geworden, was Sie meinen. Leider kann ich mich Ihrer Meinung nicht so recht anschließen: Ja, natürlich begegnet nach christlicher Überzeugung in Jesus der wahre Gott oder - wie Sie es sagen - die schöpferische Vernunft. Nur haben m.E. die Evangelisten wirklich von einem echten Menschen geschrieben - nicht allein im Sinne eines rein historischen Berichts, aber auch nicht in der Form eines reines Bekenntnisses. Und dieser Mensch, in dem die Menschen Gott begegnet sind, wurde hingerichtet und ist - nach christlichem Bekenntnis - wieder erweckt worden.

Also: Nichts dagegen, dass Sie die göttliche Dimension als Vernunft allen Werdens beschreiben. Aber auch meiner Meinung nach geht es in den Evangelien um einen Menschen. Sicher haben die Menschen durch ihn die Vernunft allen Werdens erfahren, sie offenbarte sich in ihm nach christlichem Verständnis - aber es war den Evangelisten gleichzeitig sehr wichtig zu betonen, dass (frei formuliert) das Wort als Mensch unter uns gewohnt hat.
(Wie Herr Häfner beispielsweise unterstreicht, ist bei Markus die volle Messianität Jesu nicht ohne Leiden und ohne das Kreuz, also eben das volle Menschsein Jesu, zu haben. Und gerade Lukas betont im Vorwort, er wolle hier nochmals über das Leben Jesu berichten und habe dafür genau nachgeforscht - das klingt für mich einfach nicht danach, dass es im folgenden Text eben nicht um das Leben eines echten Menschen gehen soll.)

Ich möchte Ihnen Ihre Überlegungen auch nicht absprechen, letztendlich müssen Sie aber wohl akzeptieren müssen, dass sie hier (noch?) keinen rechten Anklang finden.
Gerd Häfner hat gesagt…
Ich greife eine Formulierung von Ihnen, Herr Mentzel, auf: Sie legen, von Ihrer Vernunftspekulation ausgehend, die Geschichten der Evangelien allegorisch aus, weshalb Sie über die Darstellung des Wanderpredigers in den Evangelien so leicht hinweggehen können. Ich tue das nicht, und deshalb werden wir hier nicht auf einen grünen Zweig kommen.
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Leider, Herr Prof. Häfner,

denn die Vernunft/der Logos bzw. der logisch-vernünftige Lebensfluss(auch in kultureller Weiterentwicklung),der nicht einfach Gott ist und dessen menschliche Person (Rolle/Aufgabe) Lukas vernünftigerweise betont, die durch ihn spricht und gehandelt hat,lebt von grünen Zweigen bzw. deren Früchten.

Weil ich das nicht nur meinen bald vier Enkeln schuldig bin, werde ich Ihre weitere Ausführungen in den Sonntagsevangelien aufgreifen. Um deutlich zu machen, dass es nicht der bisherigen Kritik bedarf, die alles als unhistorische freie Kirchenkonstrukte abtun wollte, wie die heutige Theologie nur in AT-Schriften nach Belegen für die Bedeutungsaussagen suchte oder gar in heidnischen Mythen die hoheitliche Beschreibung Jesus begründen wollte.

Vielmehr dass die Zeit, in der vielfältige gnostisch-geheimnisvolle Christologie-Spekulationen oder persönliche Gottesbilder einem unhistorischen/unhaltbaren Heilspredigers aufgesetzt werden und so den christlichen Glauben völlig lächerlich und unbedeutend machen, vorbei ist. Dass es selbst nach den von Ihnen dargestellten theologischen Inhalten des NT, einem für antike Bildung schreibenden Hellenisten nur um ein hoheitliches Wesen gegangen sein kann, das historisch gehandelt hat, nicht einfach ein Gottesbild war, sondern aufgeklärt in der kulturgerecht-menschlichen Person (Rolle/Aufgabe) gesehen werden kann, die Lukas auszeichnet.

Der hingerichtete junge Heilsprediger, den Sie und Küng der Welt als historischen Jesus verkünden, in dessen Glauben selbst das ständig von schöpferischer Vernunft sprechende kath. Kirchenoberhaupt die Welt lässt oder Berger, der im postmod. Jesus dessen hoheitliche Gestalt als modernen Mythos bewahren will. Der könnte in fünffacher Ausfertigung (nicht nur amerikanischen Sonntagsevangelisten, sondern der gesamten Welt) erscheinen. Ohne dass er was zur Begründung des Monoth. oder menschlicher Verhaltensweise zu sagen hätte. Und genau so wenig hätte er den vom jüdischen Monoth. begeisterten Hellenisten wie Luksa damals was gesagt.

Auch wenn es so aussieht, die Sonne geht nicht im Meer unter. Die Wissenschaft belegt: Jesus hat gewirkt und lebt wirklich.

Die naturwissenschaftliche Aufklärung hat den Glauben nicht abgelöst. Sie lässt den, der für Lukas aus Fleisch und Knochen war, auf(v)erstehen. So die logische Welterkärung und das, was danach als kreativ=schöpferisch vernünftig für die menschliche Kultur erkannt ist, als schöpferiche Bestimmung/Wort verstehen. Sie wird aufgeklärte Menschen im Namen dessen in gemeinsame mündige Verant-wort-ung nehmen, der hier nur noch einen unbedeutenden, abgeschriebenen Bart hat.
Anonym hat gesagt…
Herzlichen Glüüxwunsch, Herr Prof. Häfner, zum Einzug des FCB ins Final der Champions!
Mir fällt nach diesen Kommentaren nichts Besseres ein...
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Es ist unverantwortlich, bei dem heute gegebenen Wissen die Hypothese eines egal wie hellenisierten, christologisierten... Heilspredigers als einzige historisch-wissenschaftlich gelten zu lassen.

Nicht nur, weil dies nicht dem Wissen um die auch von Prof. Häfner dargelegten theologischen Bedeutungsaussagen der Evangelisten, die kulturellen Begleitumständen damaliger Diskussion/Definition von Vernunft oder den davon ausgehenden vielfältigen als urchristlich geltenden Denk-Bewegungen entspricht, wie wir sie nicht nur aus Alexandrien kennen.

Auch nicht nur, weil der christliche Glaube immer lächerlicherlicher wird, wenn dann der von Prof. Theissen seinen Zuhörern hinterlassene junge "Fresser und Säufer"(Sonderbarerweise genau das, was Herkules für die antiken Weisheitslehrer war. Auch wenn damals keiner der griechischen Denker, die so die schöpferische Vernunft im Weiterdenken hellenistischer Götterkultur dem Volk verkörperten, an einen Zweibeiner dachten)Sonntags als der Auferstandene, Gottessohn... gepredigt wird.

Ja, dieses klare menschlicher Kultur und hebräischer und heidnischer Vorbilder entsprechende Bild hat über das Mittelalter bis zur Aufklärung getragen, letztlich diesen Weg der westlichen Kultur ermöglicht. Der mit Hercules & Co. oder rein plat. Lehren oder gnostischer Vielfalt und chr. Doketismus (wo übrigens auch der Jesus des Lukas galt, nicht nur beim Gnostiker Marcion) nicht gewesen wäre.

Den vom jüdisch-bildlosen Monoth. begeisterten Hellenisten, die mit Lukas unterzeichneten, ebenso wie den Herausgebern des Kanons und Kaisermutter Helena, die der Legende nach so geschichtsträchtige Stücke, wie den in Trier zu sehenden Rock des angebl. hist. Heilspredigers anschleppten, hat unsere Kultur viel zu verdanken. Auch dass heute ein neuer Verstand dieser menschlichen Gestalt und deren geschichtliche Wirklichkeit/Bedeutung für den neuen universellen Bund zu verstehen ist.

Wo jedoch weiterhin nur ein nachösterlich verherrlichter junger Jude gilt, wie er im ersten Semester beigebracht wurde bzw. auf dem oft die Lebenslehre heutiger Lehrer baut, wird der christliche Glaube nicht nur zu einer bedeutungslos-reliösen Hülle für vielfältige geheimnisvoll-gnostische Spekulationen über einen Gottessohn als lebendiges sinngebendes Wort.

Viel schwerer wiegt, dass so dessen Verstand in der aufgeklärter Weltgegenwart bzw. wissenschaftlicher Welterkärung und damit eine schöpferisch verant-wort-liche Lebensweise mündiger Menschen verhindert wird.

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