Sonntagsevangelium (126)

3. Sonntag der Osterzeit (A): Lk 24,13-35 (oder Joh 21,1-14)

zu Joh 21,1-14 s. hier

Die Geschichte von den Emmaus-Jüngern knüpft unmittelbar an die Erzählung von der Auffindung des leeren Grabes an. Die Frauen haben zwar die Botschaft des Engels ausgerichtet, damit aber keinen Glauben gefunden (24,11). Auch der Grabbesuch des Petrus führt nur zu einem Wundern, aber nicht zum Glauben (24,12). Für die Leser ist die Osterbotschaft schon laut geworden, die Erzählfiguren – die Frauen ausgenommen – stehen aber noch unter dem Eindruck des Karfreitags. In dieser Situation befinden sich auch die Emmaus-Jünger. Dass sie sich von Jerusalem wegbewegen, deutet bereits an: Sie haben die mit Jesus und seinem Aufenthalt in dieser Stadt verbundene Hoffnung aufgegeben (entsprechend kehren sie am Ende auch sofort nach Jerusalem zurück). Das Gespräch mit Jesus macht diese Haltung ausdrücklich. Wenn sie sich über »alle diese Ereignisse« unterhalten (24,14), so ist die Perspektive allein durch den Tod Jesu geprägt.

Zwar kommt im Bericht der Jünger auch die Engelsbotschaft aus dem Grab zur Sprache (24,22f), aber nur als Referat (die Frauen hätten »eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, dass er lebe«), nicht als Eröffnung des Osterglaubens. Dies gilt auch insgesamt für den neutestamentlichen Befund: Das leere Grab begründet den Osterglauben nicht. Der besondere erzählerische Reiz der Begegnung mit Jesus entsteht dadurch, dass sich Jesus nicht zu erkennen gibt. Dadurch ergeben sich ironische Brechungen: Der Fremde, den die Jünger als Unwissenden bezeichnen (24,18), weiß viel mehr als sie und wird sie belehren; und während die Jünger davon berichten, nur das leere Grab, aber nicht Jesus selbst sei gesehen worden (24,24), sehen sie Jesus.

Diese Begegnung mit dem Auferstandenen eröffnet den Weg zum Osterglauben in zwei Schritten. Zunächst erschließt Jesus, noch unerkannt, den Jüngern das Zeugnis der Schrift über den Messias. Dabei ist nicht an bestimmte Schriftstellen zu denken; es geht vielmehr um eine grundsätzliche Aussage: Der Weg des Messias durch das Leiden zur Herrlichkeit stimmt mit dem Willen Gottes überein (24,25-27). Dass damit eine Neuinterpretation der traditionellen Messiaserwartung vorgenommen wird, spiegelt sich in der Position der Emmaus-Jünger, deren Hoffnung auf Erlösung Israels durch den Kreuzestod Jesu zerstört wurde (24,21). Und so ist es nicht nur erzählerischer Ökonomie zu verdanken, dass der Erzähler den »Schriftbeweis« nur knapp referiert und nicht inhaltlich ausführt: »Da fing er an ausgehend von Mose und allen Propheten und erklärte ihnen, was in allen Schriften über ihn (steht).« Eine solche Erklärung im Einzelnen durchzuführen, ist nicht möglich. Nicht ein derartiges Schriftverständnis führt zum Osterglauben, sondern der Osterglauben zu diesem Schriftverständnis. 

Man kann diesen Zusammenhang erzählerisch darin gespiegelt sehen, dass auch die Anleitung durch den Auferstandenen den Glauben der Jünger noch nicht weckt, sondern nur vorbereitet. Aus dem späteren Rückblick wird klar, dass die Jünger nicht nur wegen der vorgerückten Stunde ihren unbekannten Begleiter zum Bleiben drängen (»brannte uns nicht das Herz...«: 24,32). Aber sie erkennen Jesus erst beim gemeinsamen Mahl, das nach dem Vorbild der Abendmahlstradition gestaltet ist: Jesus, obwohl Gast, handelt wie der Gastgeber und bricht den Jüngern das Brot (24,30). So öffnet Lukas die Erscheinungsgeschichte für den Gottesdienst der Gemeinde, die in der Feier des Abendmahls die Gegenwart des Auferstandenen erfährt. 

Der Abschluss der Geschichte dient in erster Linie der Verbindung mit dem Erzählfaden des Lukas-Evangeliums, der auf die Erscheinung in Jerusalem hin geknüpft ist. Neues haben die Emmaus-Jünger nicht zu berichten, denn Lukas nutzt die Szene der Ankunft, um eine nicht erzählte Erscheinung vor Petrus wenigstens als Notiz unterzubringen (24,34). Noch vor dem Bericht der beiden Rückkehrer wird die Tradition der Ersterscheinung vor Petrus (s.a. 1Kor 15,5) berücksichtigt und somit der Eindruck vermieden, der Auferstandene sei zuerst den beiden Emmaus-Jüngern erschienen. Dieses makrostrukturelle Interesse des Evangelisten führt zu einem etwas abfallenden Schluss der Emmaus-Geschichte. 

Kommentare

Gerhard Mentzel hat gesagt…
Was soll man von einer Theologie halten, die sich bei den Auferstehungsberichten nicht nur auf die ursprünglich aus Weisheitslogien abgeleitete Lukasgeschichte, sondern auch den Logos-Evangelisten Johannes bezieht und dann die Welt im Glauben lässt, da ging es um einen hingerichteten umd im Geist oder gar leiblich wiederwerweckten Guru, der nachösterlich hellenistiert, vergottet... wurde?

Bleibt so heute nicht nur das leere Grab, ohne in gegebener Aufklärung den bzw. das zu verstehen, was Thema damaliger Theologie und auch der Geschichte es NT war, Neubegründung des alten Bundes bzw. Monotheimus, damit messiansiche Wirklichekeit war?

Mit einem Wanderprediger wäre all das nicht zu machen: Statt Vernunft/Logos bleiben heute nur unglaubwürdige Geschichten, die so das Christentum lächerlich machen.
Ratio hat gesagt…
Herr Mentzel,

Ihr Verhalten auf diesem Blog ist der beste Beweis dafür, dass Sie nicht die Spur einer Ahnung davon haben, was Vernunft bedeutet. Geben Sie endlich Ruhe und missbrauchen Sie diesen Kommentarbereich nicht weiter für Ihre subjektive Propaganda!

Danke!
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Solange die "Ratio" mich nur persönlich beschimpft, keine Argumente für das ins halbaufgeklärte Herz geschlossene Hirngespinst von einem vergötterten Heilsprediger vorbringt, die sich aufgrund des heute gegebenen Wissens um geschichtliche Realität, den kulturellen Kontext oder die theologischen Inhalte der Texte ergeben.

Solange werde ich keine Ruhe geben, sondern auch aufgrund der hier in ihrer Bedeutung dargelegten Kultlestexte auf das Wort (Vernunft allen nat. Werdens) hinweisen, das Jesus historisch war und heute wissenschaftlich erkärt wird.

Das bin ich der bereits von Eschnaton in der nat. Wirkkraft der Sonne definierten einen schöpferischen Person (Rolle, Aufgabe) schuldig, die auch uns mit Verstand bzw. Licht begabt hat.

Und die keiner der hellenistisch-jüdischen Denker, denen wir auch den Ostertext verdanken, einem Jesus übergestülpt hätte, wie er nach heutiger Hypothese einzig als historisch gilt. Man muss sich nur vor Augen führen, wo und wie am Anfang (ob in Ägypten oder bei den Persern bzw. hebräischen Propheten) schöpferische Wirklichkeit wahrgenommen und zur Zeitenwende diskutiert wurde. Wer dann nicht erkennt, wie absurd es ist, darüber zu spekulieren, ob ein wundertätiger Wanderprediger nachösterliche erst zu Gott wurde oder bereits vorher, gar von Geburt an göttlich war, dem ist mit noch wo viel Licht nicht mehr zu helfen. Für den bleibt nur ein leeres Grab.
Ratio hat gesagt…
Das ist es doch gerade, Sie lassen keine Argumente zählen! Bedarf es noch mehr Argumente, wenn ein Blogbetreiber Ihnen ausdrücklich und mehrfach gesagt hat, dass er Ihre immergleichen Kommentare auf seinem Blog nicht mehr haben möchte? Was wollen Sie denn noch? Ihre Vernunft ist Argumenten nicht mehr zugängig und damit ist sie Unvernunft...
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Wenn das das einzige Argument ist, dass es den Verfassern der Texte, die hier das Thema sind, nicht um das ewige Wort, die präexistente Weisheit allen Werdens, die in antiker Aufklärung nun in Vernunft erkärt wurde ging, sondern nur einen jungen Juden, der vergöttert wurde, bin ich zufrieden.

Denn die Vernunft, um die es ging, ist heute jedem zugänlich, der die Schule besucht hat. Sie ist Gegenstand der Kulturgeschichte wie der Erklärung des gesamten Universums und der Evolution seit dem Sternstaub.

Aber solange die Schriftlehre nur von einem vergötterten Guru schwärmt, leben wir in Babylon: Wie soll dann die heute wissenschaflich erkärte kreative=schöpferische Wirklicheit in ihrer kulturellen Bedeutung bzw. als das wahrgenommen werden, was den Hebr. Wort und den jüd. Hellenisten der dann Jesus genannte Grund neuen Monotheismus war?
Ratio hat gesagt…
Q.E.D
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Danke, denn der logische Beweis, dass kein nachösterlich verherrlichter Wanderguru, sondern das Wort, die präexistente Weisheit bzw. Vernunft das Thema anfänglicher Christologie bzw. Wesen Jesus war, wie er auch hier in Bezug auf die für einen Kanon ausgewählten Kultlesetexte erbracht wird, ist zwar noch nicht abgescchlossen, aber gegeben.

Ich verspreche im Namen der Jesus geannten Vernunft, mir weiter alle Mühe zu geben, den Auferstanden bzw. aufgeklärt zu verstehenden Grund urchr. Glaubens als heutige Vernunfterkärung allen nat. Werdens nachzuweisen.





Gerd Häfner hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Mentzel,

Sie weisen in Ihren Kommentaren überhaupt nichts nach, sondern behaupten immer nur dasselbe von der schöpferischen Vernunft, die angeblich »Thema damaliger Theologie und auch der Geschichte des NT« war. Wenn Sie Echnaton irgendetwas schuldig sein sollten, dann können Sie diese Schuld gerne einlösen, aber bitte nicht mehr in den Kommentarspalten dieses Blogs. Ich wiederhole, was ich bereits früher einmal geschrieben habe: Was Sie zu sagen haben, haben Sie gesagt. Wer jetzt nicht überzeugt oder bekehrt ist, wird es auch in Zukunft nicht sein. Seien wir gelassen: Die Rettung des Christentums und der Welt hängt weder an diesem Blog noch an Ihrer Sicht der Dinge.
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Nicht Eschnaton bin ich schuldig, sondern dem einen universalen kreativen Grund allen Seins, den Amenophis IV. noch in der Sonne sah und der später lt.der himmelskundigen Hebräer bzw. den Zarathustra & Co. weiterdenden, die Götterbilder verdammenden Propheten unsagbar/-vorstellbar sein wird.

Und dessen auf Erden offenbare irdische Wirklichkeit auch kein noch so großer Depp zur Zeitenwende in einem Wanderprediger gesehen hätte, wie er heute als historisch gilt und Sonntags zu allem Übel als Gottessohn gepredigt wird. Wie wollen Sie bei allem Wissen um das damalige Denken und Diskutieren diesen Schwachsinn weiter hellenistischen Juden unterstellen, deren Texte sie hier deuten?

Allein sich vor Augen zu führen, worin sich der anfängliche Monotheismus begründete, macht die Diskussion heutiger Theologie, ob Jesus erst nachösterlich zu Gott wurde oder von Geburt aus war, völlig absurd. Was hat ein Guru mit der schöpferischen Wirklichkeit zu tun, die anfänglich selbst vergottet wurde, für die Hebräer Wort war und die in antiker Aufklärung in Vernunft erkärt wurde?

Was lag der Maat zugrunde, die den Ägyptern als Personifikation einer schöpferischen Wirklichkeit und Weltordnung galt? Was war Grund der Christologie, die wir aus Alexandrien (zur sog. Zeit Jesus) kennen, die an Stelle der mythischen Göttersöhne galt und an der die Kirche in ihrer Christologiediskussion anknüpfte. Woraus schöpfte sich die jüd. Weisheit, die den zur Jesusgeschichte gewordenen Logien zugrunde liegt sonst, als aus schöpferischer Wirklicheit, die nun in Vernunft erklärt wurde?

Ich habe Verständnis für eine Denkweise, die ihre gesamte Lebenslehre auf die Hypothese von einem herrlichen oder verherrlichten Heilsprediger baute.

Aber die Theologie kann doch nicht gegen die heute gegebenen und selbst dargelegten Argumente immun sein, dass es in den Texten, nicht nur bei Johannes, um das lebendige Wort, die Weisheit in menschlicher Person (Rolle/Aufgabe) geht.

Wie können Sie einfach weitermachen wollen, wie wenn nur ein hingerichteter Heilsprediger, damit ein leeres Grab und Sonntagspredigten wären?
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Prof. Häfner,

entschuldigen Sie, wenn ich ihren Blog, der mehr als viele herkömmlichen christlichen Seiten einen wissenschaftlichen Anspruch hat, verzweifelt versuche, Anstöße für ein aufgeklärtes Verständnis des biblisch beschriebenen historischen Jesus zu geben.

Die Argumente dazu wachsen eigentlich mit jeder wissenschaftlichen Auswertung, sind noch längst nicht ausgetauscht.Egal wo man hinschaut wird deutlich, dass kein Wanderprediger, sondern die in Vernunft erkärte kreative Wirklichkeit, damit das lebendige Wort das Thema der chr. Lehre und auch des NT war.

"Monotheismus zwischen Gewalt und Friede" heißt das eben aufgeschlagene Buch von Miled Abboud, das sich am Rande auch mit dem Islam und seiner Vernunftbegründung auseinandersetzt. Unabhängig von den Aussagen über das Zuhören der Religion auf den Logos, der diese entmythologisieren, von Krankheit reinigen, von Pathologie, Aberglaube und Irradtionalität befreien müsse, wird hier allein an den wissenschaftlichen Belegen über die Vernunft-Wurzeln des Isalm deutlich, wie wahnsinnig es ist, den Grund der Schwesterreligion (oder gar Mutter) in einem durch seine Anhänger als nachösterlich wiedererweckt gesehenen Wanderprediger erklären zu wollen.

Sicher brauche ich Ihnen nicht zu erklären, wie in der "Goldenen Zeit des Islam" bzw. noch bis ins 11. Jahrh. die teilweise von Christen ins Arabische übersetzte Philospophie Platons oder Aristoteles, damit die Vernunftlehre den Islam bestimmte. Auch wenn Ihnen klar ist, wie auch die chr. Lehre ein Weiterdenken der Philosophie war, wie Platon Christus vorausgeht oder der phil. Monotheismus im NT nachzulesen ist, so macht gerade der Blick über den Zaun deulich, dass die Hypothese vom historischen Jesus unhaltbar geworden ist.

Allein das Wissen über die anfängliche Vernunftbegründung einer Religion, die sich nicht mehr auf geheimnisvolle Eingebungen eines Mohammed beruft. Diese Hoheitsbezeichnung inzwischen von Ihren Kollegen als orientalische Ausgabe von Jesus wissenschaftlich diskutiert wird. Oder zumindest weitgehend klar sein dürfte, wie Kirche und Islam aus gleichen anfänglichen Wurzeln erwachsen sind, sich wahrscheinlich erst in der Christologiediskussion die Wege trennten, zumindest ein gemeinsamer Nährboden durch antike Aufklärung gelegt wurde.

Wer all das weiß und die anfängliche Vernunftbegründung des Islam kennt, wie kann der weiter die Welt im Glauben lassen, der Grund des chr. Glaubens wäre ein für seien Anhänger und die gesamte Welt wiedererweckter Wanderprediger gewesen?

Ich will keine Vorwürfe machen. Vielmehr mir ist klar, wie schwer die Hypothese wiegt, auf der meist die gesamte Lehre und der Glaube gründete. Doch was alles könnte für die Reinigung von Aberglaube und Irrationalität, aber auch für den Frieden zwischen den Religionen und die Welt erreicht werden, wenn auch nur ein ernstzunehmender kath. Wissenschaftler das hist. und biblisch beschriebene Wesen des chr. Glaubens auf neue Weise zu bedenken geben würde!!!

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