Sonntagsevangelium (133)
12. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 10,26-33
Die Aussendungsrede des Matthäus-Evangeliums (Mt 10) weist eine auffällige Besonderheit auf: Die Jünger hören zwar die Rede, nach deren Ende wird aber nicht erzählt, dass sie fortzogen und verkündigten (anders Mk 6,12f; s.a. 6,30). Dies lässt sich als Hinweis darauf lesen, dass die eigentlich angezielten Hörer dieser Rede die Adressaten des Evangeliums sind: Die Figuren der Jünger sind transparent für die Glaubenden. Dieser Charakter der Aussendungsrede wird durch zwei weitere Beobachtungen bekräftigt. (1) So hat Matthäus ein Stück aus der Endzeitrede an diese Stelle versetzt (die Parallele zu Mk 13,9-13 findet sich in Mt 10,17-22). Die Endzeitrede aber hat (vom Sprecher Jesus aus gesehen) die Zukunft im Blick – die Zeit, in der die Adressaten des Evangeliums leben. (2) Das Stück, das den Lesungstext des Evangeliums bildet, steht bei Lukas nicht im Zusammenhang der Aussendung der Jünger (Lk 12,2-9). Die Aussendungsrede in Mt 10 ist also deutlich eine Komposition des Evangelisten, mit der er die Leser und Hörer seines Werkes ansprechen will.
Der Abschnitt 10,26-33 ist von zwei Polen bestimmt: Furcht und Vertrauen. Bezogen auf Menschen wird die Furcht abgewiesen (10,26.28a), berechtigt ist sie im Blick auf Gott, »der Leib und Seele vernichten kann in der Hölle« (10,28b; hier ist an Gott, nicht an Satan gedacht). Zum rechten Verständnis dieser Aussage muss man den Zusammenhang beachten. Der Aufruf zur Gottesfurcht ist verbunden mit dem Gedanken der Macht Gottes, im Gegensatz zur Machtlosigkeit der Verfolger, die »nur den Leib töten können«. Damit will jener Aufruf letztlich den Jüngern Mut zusprechen in der Bedrängnis.
Deshalb wird nachfolgend auch die Fürsorge Gottes herausgestellt (10,29-31). Auch diese Aussagen darf man nicht aus dem Zusammenhang lösen und etwa zu allgemeinen theologischen Sätzen über die Vorsehung erheben. Dass kein Sperling, der billigste Vogel auf dem Markt, ohne den Willen Gottes vom Himmel fällt (10,29), könnte zu der Folgerung verleiten, alles Geschehen auf der Erde sei von Gott verfügt. Matthäus hat solche Folgerungen aber nicht im Blick. Ihm geht es vor allem um die Ermutigung der Jünger, die den Auftrag zur Verkündigung empfangen haben (10,27) und bei der Erfüllung dieses Auftrags auf Gottes Fürsorge vertrauen dürfen.
Dies gibt dann auch den Rahmen für das mahnende Wort in 10,32f, das die Glaubenden dazu aufruft, sich zu Jesus zu bekennen und ihn nicht zu verleugnen. Da in der Aussendungsrede auch die Situation in den Blick kommt, dass die Glaubenden als Angeklagte vor Gericht stehen (10,17f), dürfte das Bekennen und Verleugnen in diesen Gerichtskontext gehören. Und entsprechend ist das Verhalten Jesu (Bekennen bzw. Verleugnen vor dem himmlischen Vater) bezogen auf das Gericht Gottes; auf den Zuspruch oder die Verweigerung, in das vollendete Reich Gottes einzugehen.
Dass später im Matthäus-Evangelium die Geschichte eines Verleugners erzählt wird, dem der Evangelist das Eingehen in das Gottesreich sicher nicht absprechen will (26,69-75), kann ein Licht auf die Absicht des Spruches werfen: Es geht darum, zum Bekenntnis aufzurufen, nicht letzte Urteile zu sprechen, wenn Glaubende im Bekenntnisfall versagen sollten (vgl. John Nolland, The Gospel of Matthew, Grand Rapids 2005, S.439).
Die Aussendungsrede des Matthäus-Evangeliums (Mt 10) weist eine auffällige Besonderheit auf: Die Jünger hören zwar die Rede, nach deren Ende wird aber nicht erzählt, dass sie fortzogen und verkündigten (anders Mk 6,12f; s.a. 6,30). Dies lässt sich als Hinweis darauf lesen, dass die eigentlich angezielten Hörer dieser Rede die Adressaten des Evangeliums sind: Die Figuren der Jünger sind transparent für die Glaubenden. Dieser Charakter der Aussendungsrede wird durch zwei weitere Beobachtungen bekräftigt. (1) So hat Matthäus ein Stück aus der Endzeitrede an diese Stelle versetzt (die Parallele zu Mk 13,9-13 findet sich in Mt 10,17-22). Die Endzeitrede aber hat (vom Sprecher Jesus aus gesehen) die Zukunft im Blick – die Zeit, in der die Adressaten des Evangeliums leben. (2) Das Stück, das den Lesungstext des Evangeliums bildet, steht bei Lukas nicht im Zusammenhang der Aussendung der Jünger (Lk 12,2-9). Die Aussendungsrede in Mt 10 ist also deutlich eine Komposition des Evangelisten, mit der er die Leser und Hörer seines Werkes ansprechen will.
Der Abschnitt 10,26-33 ist von zwei Polen bestimmt: Furcht und Vertrauen. Bezogen auf Menschen wird die Furcht abgewiesen (10,26.28a), berechtigt ist sie im Blick auf Gott, »der Leib und Seele vernichten kann in der Hölle« (10,28b; hier ist an Gott, nicht an Satan gedacht). Zum rechten Verständnis dieser Aussage muss man den Zusammenhang beachten. Der Aufruf zur Gottesfurcht ist verbunden mit dem Gedanken der Macht Gottes, im Gegensatz zur Machtlosigkeit der Verfolger, die »nur den Leib töten können«. Damit will jener Aufruf letztlich den Jüngern Mut zusprechen in der Bedrängnis.
Deshalb wird nachfolgend auch die Fürsorge Gottes herausgestellt (10,29-31). Auch diese Aussagen darf man nicht aus dem Zusammenhang lösen und etwa zu allgemeinen theologischen Sätzen über die Vorsehung erheben. Dass kein Sperling, der billigste Vogel auf dem Markt, ohne den Willen Gottes vom Himmel fällt (10,29), könnte zu der Folgerung verleiten, alles Geschehen auf der Erde sei von Gott verfügt. Matthäus hat solche Folgerungen aber nicht im Blick. Ihm geht es vor allem um die Ermutigung der Jünger, die den Auftrag zur Verkündigung empfangen haben (10,27) und bei der Erfüllung dieses Auftrags auf Gottes Fürsorge vertrauen dürfen.
Dies gibt dann auch den Rahmen für das mahnende Wort in 10,32f, das die Glaubenden dazu aufruft, sich zu Jesus zu bekennen und ihn nicht zu verleugnen. Da in der Aussendungsrede auch die Situation in den Blick kommt, dass die Glaubenden als Angeklagte vor Gericht stehen (10,17f), dürfte das Bekennen und Verleugnen in diesen Gerichtskontext gehören. Und entsprechend ist das Verhalten Jesu (Bekennen bzw. Verleugnen vor dem himmlischen Vater) bezogen auf das Gericht Gottes; auf den Zuspruch oder die Verweigerung, in das vollendete Reich Gottes einzugehen.
Dass später im Matthäus-Evangelium die Geschichte eines Verleugners erzählt wird, dem der Evangelist das Eingehen in das Gottesreich sicher nicht absprechen will (26,69-75), kann ein Licht auf die Absicht des Spruches werfen: Es geht darum, zum Bekenntnis aufzurufen, nicht letzte Urteile zu sprechen, wenn Glaubende im Bekenntnisfall versagen sollten (vgl. John Nolland, The Gospel of Matthew, Grand Rapids 2005, S.439).
Kommentare
dass Sie auch hier wieder deutlich machen, wie ein unbekannter griechischer Verfasser, der später Matthäus genannt wurde, nicht die wörtliche Rede eines Wanderpredigers an seine Anhänger wiedergibt. Wie vielmehr mit den "Figuren der Jünger" die "Adressaten in der Zukunft leben." Ein Grieche, der sich nicht nur zum damals phil. begründeten Monotheismus bekannte und dabei die Götter gelten ließ, sondern als sog. "Gottesfürchtiger" für den proph. Monotheismus begeisterte, hat hier die Vernunft zur Sprache gebracht.
Oder wollen Sie dieser hochzivilisierten Denkwelt antiker Aufklärung wirklich unterstellen, hier wäre in einem jungen Juden mit zufälligem Rufname Jesus der wahre Sohn bzw. Mittler schöpfersicher Wirklichkeit gesehen und dann in den Himmel gehoben worden?
Wer sich zur Vernunft allen Werdens bekennt, der kennt auch den Vater des Alles bzw. den Unsagbaren Grund allen Seins der Väter.
Der Sohn, das waren nun keine menschlichen Gestalten bzw. königliche Mittler mehr. Wer aber das schöpferische Wort bzw. die Vernunft allen Werdens verleugnet, sich nicht nur zu ihr bekennt, der redet nur über bedeutungslose persönliche Gottesbilder.
Doch Glaubensvorstellungen unterliegen einer schöpferischen=kreativen Entwicklung. Das ist auch die Geschichte des jüd.-chr. Glaubens und seiner Geschichten. Wer sich vor Augen führt, wie das Buch im frühen Christentum an Bedeutung gewann, der neue Grund des bildlosen Monoth. auch im Koran auf andere Weise, wie bei der Kirche des Westen Kulturgut wurde, dem wird nicht nur klar, das am Anfang kein junger Guru war, sondern wie alles "seine" Zeit hatte.
Aber falsch war es zur sog. Zeit Jesus bzw. dem Übergang vom Mythos zum Logos und ist es weiterhin, Wissen in den Wind zu schlagen und alten Hypothesen oder Glaubensvorstellungen von menschlichen Gottheiten anzuhängen.
Wer den anfänglichen Grund des Monotheismus im Logos bzw. der nat. Ordnung allen Werdens begründet, die damals noch weitgehend mythisch gegeben wurde, der kann nicht weiter von einem Wanderprediger ausgehen, der den alten Glauben neu begründete, den Gott der Väter jetzt offenbar machte, ein-sichtbar. (So der heutige Text)
Wer die in Zarathustra zum Ausdruck kommende Phil. und dann später griechischen Monoth. und davon ausgehende Morallehren gar im NT nachblättert, der muss doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn er weiter fragt, was ein guter Junge, den man für den Gottessohn hielt, wollte.
Wer aufgrund der Auswertung heutigen Wissens "Good Bye Mohammed" sagt, der verabschiedet sich nicht auch von Jesus bzw. dem zweibeinigen Grund der beiden Geschwister, sondern sagt "Auf Wiedersehen".
Doch dieses aufgeklärte Verständnis, das mehr zum Weltfriede beitragen kann, als alle warmen Worte, ist Aufgabe theologischer Wissenschaftler.