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Es werden Posts vom November, 2012 angezeigt.

Schweigen ist Gold

Der Abt des Klosters Einsiedeln, Martin Werlen, hat sich erdreistet, kath.net kein Interview zu geben. Die Redaktion hätte gern ein Gespräch über seine »umstrittene Schrift« geführt, der Abt aber, so der Vorwurf, verweigert sich dem »'Dialog' mit Medien, die seinen Thesen kritisch gegenüberstehen«. Wer nicht sprechen will, muss fühlen, und zwar einen sehr unfreundlichen Artikel, der nun unter dem Titel » Der Brandstifter « erschienen ist. Die Idee, dass es genau diese Haltung ist, die ihn vor einem Interview mit kath.net   zurückschrecken lassen könnte, scheint der Redaktion nicht zu kommen. Wer in jüngster Zeit Artikel über sich lesen konnte, die den Titel trugen » Hat ein Schweizer Abt das Ei des Kolumbus gefunden? « oder » Wirre Gedanken? «, muss nicht die Erwartung hegen, fair behandelt zu werden. Dass ihn die  Feuerwehr aus Linz  nun als Brandstifter entlarvt hat und  mit  Martinshorn gegen ihn ausrückt, kann diese Einschätzung nur bestätigen.

Sonntagsevangelium (53)

Christkönigssonntag (B):  Joh 18,33b-37 Die Verhandlung vor Pilatus ist das Kernstück der johanneischen Passionsgeschichte. Im Vergleich zu den Parallelen bei Matthäus, Markus und Lukas ist diese Szene nicht nur erheblich umfangreicher, sondern auch grundsätzlich anders angelegt. Zu einem Gespräch zwischen Jesus und Pilatus kommt es nur bei Johannes. Vergleichbar sind die verschiedenen Fassungen nur darin, dass die Frage nach dem Königtum Jesu am Beginn des Verhörs steht. In allen vier Evangelien wird im Zusammenhang der Kreuzigung die Aufschrift erwähnt, die Jesus als  »König der Juden« kennzeichnet - bei Markus und Matthäus ausdrücklich als Grund der Verurteilung benannt ( Mk 15,26 ; Mt 27,37 ). Deshalb kann man davon ausgehen, dass die Frage nach dem Königtum Jesu im Prozess die entscheidende Rolle gespielt hat. Historisch ist am wahrscheinlichsten, dass der Ansatzpunkt für diese Anklage die Verkündigung Jesu von der Königsherrschaft Gottes war. Nach dem Zeugnis der synoptische

Was kann der Feigenbaum dafür, dass gerade Frühling ist?

In den trüben Herbsttagen ein kleiner Ausblick auf das Frühjahr.  »Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?« (Mt 7,16) Im Rahmen der Bergpredigt zeigt sich Jesus orientiert über einige Grunddaten der Pflanzenkunde. In einem anderen Fall scheint er dagegen einen Grad der Vertrautheit mit Naturvorgängen an den Tag zu legen, der eher für einen Großstädter unserer Tage charakteristisch ist. In Mk 11,12-14 sucht er an einem Feigenbaum Früchte, obwohl, wie uns der Evangelist belehrt, »nicht die Zeit der Feigen war«. Kein Wunder also, dass Jesus nur Blätter fand (11,13). Erstaunlich auch die Reaktion Jesu, die an trotzige Wunder des heranwachsenden Jesus in den apokryphen Kindheitsevangelien erinnert: Jesus verflucht den Feigenbaum, in Ewigkeit soll niemand mehr von ihm eine Frucht essen (11,14). Was kann der Feigenbaum dafür, dass gerade keine Erntezeit ist? Das hat sich auch Matthäus gedacht und macht den Leser nicht darauf aufmerksam, dass der Feigenbaum von vornher

Sonntagsevangelium (52)

33. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 13,24-32 Kosmische Ereignisse sind der vorletzte Akt im Rahmen des Endgeschehens, das in der Endzeitrede (Mk 13) geschildert wird. Zum Verständnis des Textes muss man sich den Grundzug solcher apokalyptischen Visionen klar machen: In ihnen geht es nicht um eine protokollartige Beschreibung der Zukunft, sondern vor allem um die Bewältigung der Gegenwart (s. ausführlich dazu hier ). Die Gegenwart wird als so notvoll empfunden, dass Rettung nur noch von Gott zu erwarten ist, nicht von einer Vollendung menschlicher Geschichte. Deshalb werden die Endereignisse als Katastrophen geschildert – bis hin zum Zusammenbruch der kosmischen Ordnung (13,24f).

Sonntagsevangelium (51)

32. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 12,38-44 (oder 12,41-44) Endete das Evangelium vom letzten Sonntag mit dem Einverständnis zwischen Jesus und einem Schriftgelehrten ( 12,34 ), so bietet 12,38-40, im Ablauf des Markus-Evangeliums der übernächste Abschnitt, wieder das von Polemik bestimmte Bild. Matthäus fügt genau an dieser Stelle die Weherede gegen Schriftgelehrte und Pharisäer ein ( Mt 23,1-39 ), Markus bietet nur ein sehr knappes Stück. Die Hörer – das sind nicht nur die Jünger, sondern auch die Volksscharen, die Jesus gern hören (12,37) – werden vor den Schriftgelehrten gewarnt (»Hütet euch ...«). Drei Vorwürfe werden vorgebracht.

Sonntagsevangelium (50)

31. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 12,28b-34 Das Gespräch über das wichtigste Gebot ist eine Perle des Markus-Evangeliums. Ein Schriftgelehrter unterhält sich mit Jesus; er äußert keinen Vorwurf, wie auch umgekehrt Jesus ihm gegenüber keinerlei Polemik erkennen lässt. Dies ist bemerkenswert, denn gewöhnlich entstehen Konflikte, wenn Jesus in den Evangelien auf Schriftgelehrte trifft. Das Gespräch in Mk 12,28-34 fällt schon dadurch aus dem Rahmen, dass ein einzelner Schriftgelehrter, nicht eine Gruppe, mit Jesus spricht. Er stellt zudem seine Frage in guter Absicht, denn er knüpft gerade daran an, dass Jesus in der Frage nach der Totenauferstehung den Sadduzäern gut geantwortet hat (12,28; s. 12,18-27 ). Das heißt: Er möchte mit diesem »Lehrer« (12,32) eine wichtige Frage besprechen, weil er ihn für kompetent hält, nicht weil er ihm eine Falle stellen will (12,28; anders Mt 22,34f ).