Sonntagsevangelium (52)
33. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 13,24-32
Kosmische Ereignisse sind der vorletzte Akt im Rahmen des Endgeschehens, das in der Endzeitrede (Mk 13) geschildert wird. Zum Verständnis des Textes muss man sich den Grundzug solcher apokalyptischen Visionen klar machen: In ihnen geht es nicht um eine protokollartige Beschreibung der Zukunft, sondern vor allem um die Bewältigung der Gegenwart (s. ausführlich dazu hier). Die Gegenwart wird als so notvoll empfunden, dass Rettung nur noch von Gott zu erwarten ist, nicht von einer Vollendung menschlicher Geschichte. Deshalb werden die Endereignisse als Katastrophen geschildert – bis hin zum Zusammenbruch der kosmischen Ordnung (13,24f).
Auch dies ist am besten nicht als Voraussage eines realen Geschehens zu verstehen, sondern metaphorisch. Verwendet werden Motive, die im Alten Testament das Erscheinen Gottes ankündigen. Die Bedeutung dieses Erscheinens wird dadurch in Szene gesetzt, dass die Kräfte des Alls erschüttert werden. Dieses vorgegebene Motiv ist in der Endzeitrede zweifach umgedeutet: Es geht um das Erscheinen des Menschensohnes, nicht Gottes; und anders als im Bezugstext Jes 13,10 steht nicht das Gericht im Vordergrund, sondern die Heilsvollendung (13,26f), auch wenn im »Sehen des Menschensohnes« der Gerichtsgedanke mitschwingen kann.
Im nächsten Abschnitt (13,28-32) geht es um die Frage, wann das Ende kommt. Im Gleichnis vom Feigenbaum (VV.28f) wird ein natürlicher Vorgang - der Blätteransatz als Zeichen für die Nähe des Sommers - als Bild zur Bestimmung der endzeitlichen Stunde herangezogen. Allerdings bleibt die Auflösung des Gleichnisses in zweifacher Hinsicht undeutlich. Zum einen: Dem Blätteransatz entspricht die Wendung »wenn ihr dies geschehen seht«, ohne eindeutige Aussage, worauf sich »dies« bezieht (13,29). Zum andern: Wer oder was »vor den Türen steht«, wird nicht gesagt. Man kann an das Erscheinen des Menschensohns denken, von dem zuvor die Rede war (13,26), oder auch an das Ende, die Vollendung, die Erlösung.
Die Formulierung »wenn ihr seht« findet sich wörtlich auch in Mk 13,14. Dort richtet sich das Sehen auf die Entweihung des Tempels. Deshalb könnte man daran denken, dass die in 13,14-20 geschilderten Ereignisse den inhaltlichen Bezugspunkt für das erwähnte »dies« in der Aussage in 13,29 darstellen. Für die von Markus bearbeitete Vorlage, entstanden wohl im Jüdisch-Römischen Krieg (66-70), dürfte das auch zutreffen. Der Evangelist selbst ist aber bemüht, die Kriegsereignisse von dem Geschehen abzutrennen, das das Ende einleitet (s. 13,24: »Aber in jenen Tagen, nach jener Not ...«). Deshalb wird er sich eher auf die kosmischen Ereignisse beziehen, die in 13,24f erwähnt sind.
Diese Korrektur der Vorlage lässt sich in Verbindung bringen mit der Gattung des apokalyptischen Schul- und Lehrgesprächs, auf die Markus bei der Gestaltung der Endzeitrede (Mk 13,3-37) zurückgreift. Richten sich solche Gespräche auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Endes (s. 13,4), steht im Hintergrund eine enttäuschte Enderwartung. In der Situation des Markus war diese Erwartung an das Ende des Jüdisch-Römischen Krieges geknüpft, die zwar die Zerstörung Jerusalems und des Tempels brachte, aber nicht die Heilsvollendung. Der Evangelist reagiert auf das Problem, indem er die Naherwartung relativiert, aber nicht preisgibt: Die Kriegsereignisse gelten noch als »Anfang der Wehen« (13,8), aber das Ende wird erst durch ein Geschehen eingeleitet, das von den Wirren des Krieges deutlich unterschieden ist.
Zu dieser Position passt die vage bleibende Aussage, »diese Generation« werde nicht vergehen, »bis all dies geschieht« (13,30) und vor allem der Vorbehalt, mit dem die Frage nach dem Zeitpunkt abgeschlossen wird: Allein der Vater kennt »Tag und Stunde« (13,32).
Kosmische Ereignisse sind der vorletzte Akt im Rahmen des Endgeschehens, das in der Endzeitrede (Mk 13) geschildert wird. Zum Verständnis des Textes muss man sich den Grundzug solcher apokalyptischen Visionen klar machen: In ihnen geht es nicht um eine protokollartige Beschreibung der Zukunft, sondern vor allem um die Bewältigung der Gegenwart (s. ausführlich dazu hier). Die Gegenwart wird als so notvoll empfunden, dass Rettung nur noch von Gott zu erwarten ist, nicht von einer Vollendung menschlicher Geschichte. Deshalb werden die Endereignisse als Katastrophen geschildert – bis hin zum Zusammenbruch der kosmischen Ordnung (13,24f).
Auch dies ist am besten nicht als Voraussage eines realen Geschehens zu verstehen, sondern metaphorisch. Verwendet werden Motive, die im Alten Testament das Erscheinen Gottes ankündigen. Die Bedeutung dieses Erscheinens wird dadurch in Szene gesetzt, dass die Kräfte des Alls erschüttert werden. Dieses vorgegebene Motiv ist in der Endzeitrede zweifach umgedeutet: Es geht um das Erscheinen des Menschensohnes, nicht Gottes; und anders als im Bezugstext Jes 13,10 steht nicht das Gericht im Vordergrund, sondern die Heilsvollendung (13,26f), auch wenn im »Sehen des Menschensohnes« der Gerichtsgedanke mitschwingen kann.
Im nächsten Abschnitt (13,28-32) geht es um die Frage, wann das Ende kommt. Im Gleichnis vom Feigenbaum (VV.28f) wird ein natürlicher Vorgang - der Blätteransatz als Zeichen für die Nähe des Sommers - als Bild zur Bestimmung der endzeitlichen Stunde herangezogen. Allerdings bleibt die Auflösung des Gleichnisses in zweifacher Hinsicht undeutlich. Zum einen: Dem Blätteransatz entspricht die Wendung »wenn ihr dies geschehen seht«, ohne eindeutige Aussage, worauf sich »dies« bezieht (13,29). Zum andern: Wer oder was »vor den Türen steht«, wird nicht gesagt. Man kann an das Erscheinen des Menschensohns denken, von dem zuvor die Rede war (13,26), oder auch an das Ende, die Vollendung, die Erlösung.
Die Formulierung »wenn ihr seht« findet sich wörtlich auch in Mk 13,14. Dort richtet sich das Sehen auf die Entweihung des Tempels. Deshalb könnte man daran denken, dass die in 13,14-20 geschilderten Ereignisse den inhaltlichen Bezugspunkt für das erwähnte »dies« in der Aussage in 13,29 darstellen. Für die von Markus bearbeitete Vorlage, entstanden wohl im Jüdisch-Römischen Krieg (66-70), dürfte das auch zutreffen. Der Evangelist selbst ist aber bemüht, die Kriegsereignisse von dem Geschehen abzutrennen, das das Ende einleitet (s. 13,24: »Aber in jenen Tagen, nach jener Not ...«). Deshalb wird er sich eher auf die kosmischen Ereignisse beziehen, die in 13,24f erwähnt sind.
Diese Korrektur der Vorlage lässt sich in Verbindung bringen mit der Gattung des apokalyptischen Schul- und Lehrgesprächs, auf die Markus bei der Gestaltung der Endzeitrede (Mk 13,3-37) zurückgreift. Richten sich solche Gespräche auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Endes (s. 13,4), steht im Hintergrund eine enttäuschte Enderwartung. In der Situation des Markus war diese Erwartung an das Ende des Jüdisch-Römischen Krieges geknüpft, die zwar die Zerstörung Jerusalems und des Tempels brachte, aber nicht die Heilsvollendung. Der Evangelist reagiert auf das Problem, indem er die Naherwartung relativiert, aber nicht preisgibt: Die Kriegsereignisse gelten noch als »Anfang der Wehen« (13,8), aber das Ende wird erst durch ein Geschehen eingeleitet, das von den Wirren des Krieges deutlich unterschieden ist.
Zu dieser Position passt die vage bleibende Aussage, »diese Generation« werde nicht vergehen, »bis all dies geschieht« (13,30) und vor allem der Vorbehalt, mit dem die Frage nach dem Zeitpunkt abgeschlossen wird: Allein der Vater kennt »Tag und Stunde« (13,32).
Kommentare
Es wird deutlich, dass es sich vielmehr um eine synoptische Apokalytik handelt, die alttestamentliche Literatur oder frühjüdische Szenarien aufgreift, die sich nicht auf einen Wanderprediger bezieht, der theologisch ausgeformte Trostlosigkeit hinterlässt. Vielmehr hier die Wirkung des bereits im AT wahrgenommenen ewigen Wortes (hebr. Vernunft, aus der alles Werden hervorgeht), dessen Wiederverstand beschrieben wird, auf die weiter gehofft wird.
Dieser hochtheologischen Literatur des Markus ist unmöglich weiter zu unterstellen, dass damit nur die Bedeutung eines jungen Charismatikers oder sonst wie gearteten Heilspredigers mit besonderen Eingebungen bzw. einer Göttlichkeit beschrieben wurde, wie man das annehmen muss, wenn man von dem ausgeht, der heute als historisch gilt?
Die in Betrachtung der trostlosen Gegenwart erhoffte neue Erde und der neue Himmel oder deren neue Sicht als "eine" nun universal für alle Völker und ewig über alle Zeiten geltende Schöpfung und die daraus veränderte Verhaltensweise, all dies hat nichts mit einem Heilsprediger zu tun, den man heute als den historischen Jesus hinstellt und ihn nur dogmatisch hochleben lässt.
Selbst die kosmischen Bilder bzw. das Beispiel von Feigenbäumen und seinen Blättern bzw. dem natürlichen Werden verweisen auf den, der damals wirklich gesprochen hat.
Was aber die kosmische Ordnung bzw. derzeit von Menschen verursachte Unordnung betrifft, braucht das nicht nur ein aufgewärmtes Bild alttestamentlicher Apokalyptik zu bleiben. Nicht ohne Grund hat das Kirchenoberhaupt vor dem Bundestag eine nicht von Menschen zu bestimmende, sondern gemeinsam umzusetzende Vernunft, die er ständig als Wesen des chr. Glaubens bezeichnet, in ökologischer Welterkärung als das zu bedenken gegeben, was menschlichem Recht vorausgeht.
Und ohne davon auszugehen, dass Markus dies vorausgesehen bzw. beschrieben hat, ist selbst der jüdische Krieg, in dem die Zerstörung Jerusalems droht, Gegenwart. Und auch der hat etwas zu tun mit dem Fehlen des gemeinsamen aufgeklärten Glaubens-Verständnis. Dem Verständis genau der Vernunft, die damals als universal gültig, den Gott der Väter nicht ersetzend, sondern offenbarend gesehen und der in verschiedener Weise Gestalt gegeben wurde.
Denn beim Menschensohn des AT wie des Markus geht es nicht um den, der heute gegen alles Wissen weiter als historisch gilt und nur in Sonntagspredigten als hoheitlich verkündet wird, sondern um das, was auf aufgeklärte Weise z.B. dort wahrnehmbar/verständlich wäre, wo es der Papst vor dem deutschen Parlament als Rechtsgrundlage zu bedenken gab. Was universal gültiger Grund auch der month. Geschwister war - aber angeblich von kath. Wissenschaft nicht zu bedenken ist, weil ja nur...
Doch um die Probleme der Zeit „von Grund auf“ zu lösen, bedarf es m.E. ein aufgeklärtes, die Weltbilder (auch Glauben und Wissen) versöhnendes Verständnis dessen, was Grundlage unserer westlichen Kultur war und auch Thema des NT bzw. des Markustextes, wie der alttestamentlichen Rede vom Gottes- oder Menschenssohn .
Das Wissen, dass weder menschliche Gottesbilder, vorgesetzte Buchstaben, noch ein später verherrlichter wundertätiger Wanderprediger Grundlage des anfänglichen Monotheismus und seiner chr. Reform waren, sondern das in allem kosmischen und kulturellen (evolutionären, geschichtlichen) Werden lebendige Wort (hebr. Vernunft) ist gegeben.
Doch solange der Papst diese gemeinsame/sinnvolle bzw. von ganz nat. Schöpfung ausgehende Vernunft in seiner Berufung auf die Weisheit Salomos (das hörende Herz) in heute geltender wissenschaftlich, z.B. ökologischer Welterklärung nur als Rechtsgrundlage zu bedenken gibt und die kath. Wissenschaft nicht hier auch den Grund des chr. Glaubens bedenkt, wundert es nicht, wenn kaum einer aus kultureller Begeisterung in die ökologische Ordnung investiert. Und solange man sich nur dogmatisch auf Buchstaben und Gründergestalten beruft und nicht nach dem Wort/der Vernunft fragt, die sich dahinter verbirgt bzw. diesen zugrunde liegt, wundert es auch nicht, wenn sich die monoth. Geschwister gegenseitig bekriegen.
Die heute mögliche wissenschaftliche Erkenntnis, dass es bei Moses, Markus, aber auch bei dem sich wahrscheinlich aus der Christologiediskussion anfänglicher Kirche abspaltenden Mohammed/Islam um Ausdruckweisen letztlich eines heute mit Herz und Verstand mündig zu hörenden Wortes bzw. eine kosmisch-kulturelle Vernünftigkeit ging, die inzwischen universal gültig, z.B. in ökologischer Ordnung zu erklären ist, wird nicht dazu führen, dass plötzlich Konsum- und Kaptalegoismus über Bord geworfen werden und sich Palästinenzer und Juden umarmen. Doch das Handeln der Menschen wird vom Kopf bestimmt bzw. den Weltbildern und dem Kult, für die sich Kulturwesen begeistern. Daher sind kath. Wissenschaftler gefragt, ihren Beitrag zu leisten, das gegebene Wissen umzusetzen.