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Es werden Posts vom Juli, 2014 angezeigt.

Sonntagsevangelium (138)

17. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 13,44-52 (oder 13,44-46) Die Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle (Mt 13,44-46) sind inhaltlich so stark miteinander verwandt, dass man sie als Doppelgleichnis verstehen muss. In beiden Fällen geht es um einen Fund, der dazu führt, dass der Finder seinen ganzen Besitz verkauft, um jenen Fund zu erwerben. Das Motiv vom Schatz, der im Acker verborgen ist, findet sich häufi­ger in der antiken Literatur – in unterschiedlichen Akzentuierungen, etwa: Ein armer Schlucker wird durch einen solchen Fund zum rei­chen Mann; von Apollonios von Tyana wird erzählt, er habe einem armen Mann mit vier heiratsfähigen Töchtern einen Acker gekauft, in dem ein Schatz verborgen war ( Vit Ap 6,39 ); auch das rechtliche Pro­blem wurde diskutiert: Wem gehört der Schatz: dem Käufer oder dem ursprünglichen Besitzer des Ackers? Im Gleichnis Jesu bleiben moralische oder rechtliche Fragen, die sich zum ersten Gleichnis stellen könnten, völlig ausgeblendet: W

Sonntagsevangelium (137)

16. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 13,24-43 (oder 13,24-30) Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13,24-30) erinnert in einigen Punkten an das Gleichnis vom Sämann, das am vergangenen Sonntag gelesen wurde: Das Bildfeld ist der Landwirtschaft entnommen; eine ausführliche Deutung ist angefügt (13,36-43), in beiden Fällen wohl nachträglich. Im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen wird eine außergewöhnliche Landwirtschaft vorgestellt. Vor allem überrascht, dass das Unkraut nicht gejätet wird (13,29). Diese Unstimmigkeit im Bild erklärt sich von der angezielten Sachaussage her. Wenn im Gleichnis das Nebeneinander von Unkraut und Weizen bis zur Ernte betont ist, dann deshalb, weil hier Metaphern verwendet werden, die für etwas anderes stehen. Matthäus zielt wohl auf das Phänomen des Bösen in der Gemeinde (nicht auf das Verhältnis der Gemeinde zu Israel, sofern es die Christusverkündigung ablehnt). Es ist Sache Gottes, nicht der Menschen, im Gericht eine endgültige Scheidung her

Sonntagsevangelium (136)

15. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 13,1-23 (oder 13,1-9) Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9) gehört zu den Gleichnistexten, deren Deutung besonders umstritten ist. Dies hängt nicht zuletzt mit der Tatsache zusammen, dass eine ausführliche Deutung angefügt ist (13,18-23) – untypisch für die Gleichnisse Jesu. Jesus dürfte das Gleichnis ohne eine zusätzliche Erklärung für die Jünger erzählt haben, wahrscheinlich als Gleichnis vom Reich Gottes. Der entscheidende Gedanke ist dann der Kontrast zwischen dem unscheinbaren, bedrohten Anfang und dem großartigen Erfolg am Ende. Dies ist bei Aussaat und Ernte zu beobachten, denn der Sämann handelt nach unserer Kenntnis der Landwirtschaft Palästinas zur Zeit Jesu nicht unsinnig; auch der Ernteertrag ist nicht realitätsfern. Und jener Kontrast gilt auch für das Reich Gottes: Es ist schon angebrochen, auch wenn sich die Wirklichkeit noch nicht sichtbar verwandelt hat; in diesem Anfang ist schon die Vollendung verbürgt – wie auf die Aussaat trotz

Johannes wie?

Manchmal kann Wissen hinderlich sein, jedenfalls wenn es mit Nichtwissen kollidiert und der Nichtwissende die Definitionsmacht hat. Was wie der Beginn einer kritischen Gesellschaftsanalyse klingt, gehört in einen etwas banaleren Zusammenhang: den des Kreuzworträtsels. Es gab hier schon einmal Anlass, die Tücken der Fragestellung bei dieser Rätselform aufs Korn zu nehmen. Ein als klärender Zusatz gedachtes Symbol kam über den Informationswert des Hinweises, ein bestimmter Kreis sei rund, nicht hinaus (s. hier ). Im nun zu besprechenden Fall wurde nach dem Beinamen des Apostels Johannes gefragt (Süddeutsche Zeitung vom 5.7.2014, Printausgabe). Man denkt, das sei für ein Kreuzworträtsel recht speziell, bis man sieht, dass unter »8 waagrecht« in die vorgesehenen Kästchen weder »Boanerges« noch »Donnersöhne« oder »Donnersohn« passt – der Beiname der Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes, nach Mk 3,17 . Damit fällt auch schon auf den ersten Blick eine zweite Lösung aus, der zufolge der

Sonntagsevangelium (135)

14. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 11,25-30 Der sogenannte » Heilandsruf« (Mt 11,28-30) stammt wahrscheinlich nicht von Jesus selbst, sondern ist eine Glaubensaussage über ihn in der Form eines Jesus-Wortes. Er zeigt, wie die ersten Christen die Bedeutung Jesu vor alttestamentlichem Hintergrund entfalten konnten. Aufgegriffen wird die Weisheitsüberlieferung, erkennbar vor allem an zwei Begriffen: Die Rede vom Joch   findet sich ebenso in weisheitlichen Schriften wie die Verheißung,  Ruhe zu finden . So heißt es im Buch Jesus Sirach  mit Bezug auf die Weisheit: »Beugt euren Nacken unter ihr Joch, und nehmt ihre Last auf euch.« (51,26) Und der Weise sagt von sich: »Seht mit eigenen Augen, wie wenig Mühe ich hatte, und wieviel Ruhe ich für mich gefunden habe.« (51,27) Was hier mit Blick auf die Weisheit gesagt wird, ist im »Heilandsruf« auf Jesus übertragen. Dabei ist an die fortgeschrittene Weisheitstradition angeknüpft, die unter »Weisheit« nicht nur menschliches Erfahrungswisse