Sonntagsevangelium (136)
15. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 13,1-23 (oder 13,1-9)
Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9) gehört zu den Gleichnistexten, deren Deutung besonders umstritten ist. Dies hängt nicht zuletzt mit der Tatsache zusammen, dass eine ausführliche Deutung angefügt ist (13,18-23) – untypisch für die Gleichnisse Jesu. Jesus dürfte das Gleichnis ohne eine zusätzliche Erklärung für die Jünger erzählt haben, wahrscheinlich als Gleichnis vom Reich Gottes. Der entscheidende Gedanke ist dann der Kontrast zwischen dem unscheinbaren, bedrohten Anfang und dem großartigen Erfolg am Ende. Dies ist bei Aussaat und Ernte zu beobachten, denn der Sämann handelt nach unserer Kenntnis der Landwirtschaft Palästinas zur Zeit Jesu nicht unsinnig; auch der Ernteertrag ist nicht realitätsfern. Und jener Kontrast gilt auch für das Reich Gottes: Es ist schon angebrochen, auch wenn sich die Wirklichkeit noch nicht sichtbar verwandelt hat; in diesem Anfang ist schon die Vollendung verbürgt – wie auf die Aussaat trotz mancher Widrigkeit die Ernte folgt.
Matthäus hat das Gleichnis aus dem Markus-Evangelium übernommen und nur wenig verändert. Neben einigen Kürzungen fällt vor allem die Umkehrung der Reihenfolge am Ende des Gleichnisses auf. Die Mengenangaben werden bei Matthäus in absteigender Reihenfolge angegeben (100, 60, 30), Mk beginnt bei 30 und fügt 60 und 100 an. Ein Motiv für diese Änderung ergibt sich im Rahmen der Deutung des Gleichnisses (13,18-23; s.u.).
In dieser Deutung konzentriert Matthäus die Darstellung ganz auf die unterschiedlichen Hörer des verkündeten Wortes. Zunächst ist die Außenperspektive bestimmend: Es geht um diejenigen, die sich durch das Nichtverstehen von den Jüngern unterscheiden (13,19). Die folgenden Hörergruppen sind dagegen als Teil der Gemeinde zu denken. Bei den auf felsigen Boden Gesäten, den »Wurzellosen«, endet die Glaubensgeschichte aufgrund von Bedrängnis und Verfolgung: Sie »nehmen Anstoß«. Auf die Deutung im Sinn des »Glaubensabfalls« weist die Verwendung des zugrunde liegenden griechischen Verbs (σκανδαλίζειν) im Rahmen der Gemeinderede (18,6.8f), die ja ebenfalls von der innergemeindlichen Perspektive bestimmt ist. Die dritte Gruppe (die unter die Dornen Gesäten) wird von denjenigen gebildet, die das Wort nicht zur Entfaltung kommen lassen – aber trotzdem weiterhin zur Gemeinde gehören. Allerdings sind sie wegen ihrer Fruchtlosigkeit im Blick auf ihre Zukunft gefährdet. Im Zusammenhang mit der Fruchtmetaphorik bietet Matthäus solche Warnungen, die die endgültige Rettung betreffen (7,15-23; etwas anders 21,43). Die vierte Gruppe (auf guten Boden gesät) wird gebildet durch diejenigen, bei denen das Wort zur Entfaltung kommt. Ihr gelingendes Leben zeigt sich darin, dass sie Frucht bringen.
Was das genau bedeutet, wird nicht gesagt. »Frucht bringen« ist eine stehende Metapher für ein gelingendes Leben in der Nachfolge Jesu, ohne dass dies näher ausgeführt würde. Ein bildhaftes Element des Gleichnisses bleibt also auch in der Auflösung stehen, wohl weil es gar nicht mehr recht als Bild empfunden wird. Doch Matthäus lässt eine Nuance durchblicken, die ihm wichig ist. Er fügt über Mk hinausgehend bei der Angabe der Früchte das Wort tun ein. Das kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass zum Fruchtbringen wesentlich das Handeln gehört. Denn dies ist ein wichtiges Thema des Matthäus-Evangeliums (das Stichwort »tun« 7,21f, 7,24; 5,19; durch beispielhafte Taten umschrieben in 25,31-46; in Verbindung mit »Frucht« 3,8.10). Von hier aus bestimmt sich auch, was mit Verstehen gemeint ist. Es ist nicht allein verstandesmäßiges Erfassen, obwohl das natürlich nicht ausgeschlossen ist. Verstanden hat das Wort aber nur, wer es auch umsetzt ins Tun.
(3) Das ausführliche Jesaja-Zitat passt sich in diese Linie ein. Zwar kann man in 13,15 einen Anhaltspunkt für ein göttliches Handeln entdecken (»das Herz wurde undurchlässig gemacht«), aber man muss den Vers nicht so deuten. Der »damit-Satz« in 13,15 kann sich auf das Handeln des Volkes beziehen, zumal er direkt anschließt an eine Aussage, die das menschliche Tun betont: »Sie haben ihre Augen verschlossen.«
Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9) gehört zu den Gleichnistexten, deren Deutung besonders umstritten ist. Dies hängt nicht zuletzt mit der Tatsache zusammen, dass eine ausführliche Deutung angefügt ist (13,18-23) – untypisch für die Gleichnisse Jesu. Jesus dürfte das Gleichnis ohne eine zusätzliche Erklärung für die Jünger erzählt haben, wahrscheinlich als Gleichnis vom Reich Gottes. Der entscheidende Gedanke ist dann der Kontrast zwischen dem unscheinbaren, bedrohten Anfang und dem großartigen Erfolg am Ende. Dies ist bei Aussaat und Ernte zu beobachten, denn der Sämann handelt nach unserer Kenntnis der Landwirtschaft Palästinas zur Zeit Jesu nicht unsinnig; auch der Ernteertrag ist nicht realitätsfern. Und jener Kontrast gilt auch für das Reich Gottes: Es ist schon angebrochen, auch wenn sich die Wirklichkeit noch nicht sichtbar verwandelt hat; in diesem Anfang ist schon die Vollendung verbürgt – wie auf die Aussaat trotz mancher Widrigkeit die Ernte folgt.
Matthäus hat das Gleichnis aus dem Markus-Evangelium übernommen und nur wenig verändert. Neben einigen Kürzungen fällt vor allem die Umkehrung der Reihenfolge am Ende des Gleichnisses auf. Die Mengenangaben werden bei Matthäus in absteigender Reihenfolge angegeben (100, 60, 30), Mk beginnt bei 30 und fügt 60 und 100 an. Ein Motiv für diese Änderung ergibt sich im Rahmen der Deutung des Gleichnisses (13,18-23; s.u.).
In dieser Deutung konzentriert Matthäus die Darstellung ganz auf die unterschiedlichen Hörer des verkündeten Wortes. Zunächst ist die Außenperspektive bestimmend: Es geht um diejenigen, die sich durch das Nichtverstehen von den Jüngern unterscheiden (13,19). Die folgenden Hörergruppen sind dagegen als Teil der Gemeinde zu denken. Bei den auf felsigen Boden Gesäten, den »Wurzellosen«, endet die Glaubensgeschichte aufgrund von Bedrängnis und Verfolgung: Sie »nehmen Anstoß«. Auf die Deutung im Sinn des »Glaubensabfalls« weist die Verwendung des zugrunde liegenden griechischen Verbs (σκανδαλίζειν) im Rahmen der Gemeinderede (18,6.8f), die ja ebenfalls von der innergemeindlichen Perspektive bestimmt ist. Die dritte Gruppe (die unter die Dornen Gesäten) wird von denjenigen gebildet, die das Wort nicht zur Entfaltung kommen lassen – aber trotzdem weiterhin zur Gemeinde gehören. Allerdings sind sie wegen ihrer Fruchtlosigkeit im Blick auf ihre Zukunft gefährdet. Im Zusammenhang mit der Fruchtmetaphorik bietet Matthäus solche Warnungen, die die endgültige Rettung betreffen (7,15-23; etwas anders 21,43). Die vierte Gruppe (auf guten Boden gesät) wird gebildet durch diejenigen, bei denen das Wort zur Entfaltung kommt. Ihr gelingendes Leben zeigt sich darin, dass sie Frucht bringen.
Was das genau bedeutet, wird nicht gesagt. »Frucht bringen« ist eine stehende Metapher für ein gelingendes Leben in der Nachfolge Jesu, ohne dass dies näher ausgeführt würde. Ein bildhaftes Element des Gleichnisses bleibt also auch in der Auflösung stehen, wohl weil es gar nicht mehr recht als Bild empfunden wird. Doch Matthäus lässt eine Nuance durchblicken, die ihm wichig ist. Er fügt über Mk hinausgehend bei der Angabe der Früchte das Wort tun ein. Das kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass zum Fruchtbringen wesentlich das Handeln gehört. Denn dies ist ein wichtiges Thema des Matthäus-Evangeliums (das Stichwort »tun« 7,21f, 7,24; 5,19; durch beispielhafte Taten umschrieben in 25,31-46; in Verbindung mit »Frucht« 3,8.10). Von hier aus bestimmt sich auch, was mit Verstehen gemeint ist. Es ist nicht allein verstandesmäßiges Erfassen, obwohl das natürlich nicht ausgeschlossen ist. Verstanden hat das Wort aber nur, wer es auch umsetzt ins Tun.
Wie ist dann die Tatsache zu deuten, dass Matthäus die Nennung der Frucht-Mengen umgekehrt hat? Man kann es verstehen als Hinweis darauf, dass es nicht auf »Spitzenleistungen« ankommt. Hätte der Evangelist die aufsteigende Reihenfolge beibehalten, wäre die Höchstmenge betont worden. Dies war offensichtlich nicht sein Ziel. Es geht darum Frucht zu bringen, nicht darum, die meiste Frucht zu bringen. Darin liegt, bei aller Anforderung auch ein Element des Zuspruchs.
Das Gespräch zwischen Jesus und den Jüngern, das zwischen Gleichnis und Deutung eingefügt ist (13,10-17; vgl. Mk 4,10-12), hat Matthäus umfassend redigiert. Als Leitgedanke lässt sich erkennen: Der Aspekt der Verstockung des Volkes durch Gott wird zurückgedrängt und stattdessen die eigene Verantwortung für das Nichtverstehen betont. Drei Beobachtungen sprechen für diese Deutung: (1) Die Änderung in 13,13:
»Ich rede zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehend nicht sehen usw.«
An der vergleichbaren Stelle schreibt Mk:
»Jenen draußen geschieht alles in Gleichnissen, damit sie sehend ... nicht sehen« (4,11f).
Die Gleichnisrede Jesu hat also nichts mit Verstockung durch Gott zu tun. Sie soll nicht bewirken, dass die Hörer Jesu nicht verstehen. So ist auch das Jesaja-Zitat bei Matthäus anders eingesetzt als bei Markus: Es erläutert das gegebene Nichtverstehen der Hörer Jesu.
(2) Die Einfügung von 13,12: Dadurch schafft Matthäus eine Stichwortverbindung zu V.11 (»euch ist gegeben« – »wer hat, dem wird gegeben«). Den Jüngern wird gegeben, weil sie schon (etwas) haben: das Verstehen, jedenfalls ein anfängliches Verstehen (s. 13,16f).
(3) Das ausführliche Jesaja-Zitat passt sich in diese Linie ein. Zwar kann man in 13,15 einen Anhaltspunkt für ein göttliches Handeln entdecken (»das Herz wurde undurchlässig gemacht«), aber man muss den Vers nicht so deuten. Der »damit-Satz« in 13,15 kann sich auf das Handeln des Volkes beziehen, zumal er direkt anschließt an eine Aussage, die das menschliche Tun betont: »Sie haben ihre Augen verschlossen.«
Kommentare
1) „es {das Reich Gottes} ist schon angebrochen, auch wenn sich die Wirklichkeit noch nicht sichtbar verwandelt hat“
Ist dies Aussage nicht evtl. missverständlich?
Denn wenn Jesus heilt und Dämonen austreibt, sind das ja bereits Zeichen, somit sichtbare Wirklichkeiten des Anbruchs der Gottesherrschaft.
Überdies wäre zu fragen, ob die Bibel einen einheitlichen terminus a quo für den Anbruch des Gottesreiches kennt.
Theologen jedenfalls scheinen sich nicht einig zu sein. Der eine spricht vom Anbruch der Basileia mit der Auferweckung Jesu, der andere lässt sie – wie Jesus selbst – mit den durch den Finger Gottes vollzogenen Exorzismen Jesu beginnen, wieder andere wundern sich über die Rede vom anbrechenden Gottesreich, wo doch bereits das AT z.B. in Psalmen lapidar die Tatsache feststellt, dass Gott König ist (was gibt es also noch anzubrechen?)
2) Interessant finde ich Ihren Hinweis, das Mt von „hina/damit“ bei Mk auf
(hoti/weil) geändert hat.
Aber leider verstehe ich nicht ganz, was es bedeuten soll, dass das Jesja-Zitat bei Mt „das gegebene Nichtverstehen der Hörer Jesu erläutert“.
Was bitte besagt ERLÄUTERN?
3) Auch würde ich gern wissen, ob denn die markinische Lesart bzw. das Jesaja-Zitat zwingend im Sinne göttlichen Bewirkens zu lesen sind.
Wir kennen z.B. die Spracheigentümlichkeit, dass die Zukunft in der Vergangenheit durch „sollen“ ausgedrückt wird.
Beispiel: Noch letzten Sonntag wurde Peter auf dem Berg gesehen. Am darauf folgenden Montag sollte er sterben.
Das „sollte“ ist hier einfach sprachliches Hilfsmittel, um die Zukunft in der Vergangenheit auszudrücken. Es will nicht sagen, dass das Sterben Peters etwas Gesolltes war in dem Sinn, dass jemand sein Sterben gewollt, geboten oder bewirkt hat. In der Retrospektive auf faktisch Geschehenes wird formuliert: Noch letzten Sonntag wurde Peter auf dem Berg gesehen, „am darauf folgenden Montag sollte er sterben“ oder „um am darauf folgenden S. zu sterben“ oder „damit er a.d.f.S. sterbe“.
Ich würde Mk 4,11f bzw. Jesja in dieser Weise verstehen und nicht als göttl. Prädestination
4) „ihr Herz wurde verfettet“ ist nicht notwendig passivum divinum?
Darf man also das Passiv medial übersetzen: ihr Herz verfettete sich?
Noch letzten Sonntag wurde Peter auf dem Berg gesehen, „am darauf folgenden Montag sollte er sterben“ oder „um am darauf folgenden M. zu sterben“ oder „damit er a.d.f.M. sterbe“.
zu 1) Gemeint ist die Spannung zwischen bereits geschehenem Anbruch des Gottesreiches und der noch ausstehenden Vollendung. Die Dämonenaustreibungen sind Zeichen der Gegenwart des Gottesreiches, aber solange noch Not, Elend und Unterdrückung die Lebenswelt bestimmen, kann sich die Herrschaft Gottes noch nicht endgültig durchgesetzt haben.
Die Rede vom Königsein Gottes kann in der jüdischen Tradition tatsächlich inhaltlich verschieden gefüllt sein. Eine endzeitliche Ausrichtung ist nicht die einzig mögliche, aber für die Verkündigung Jesu im Blick auf das Ganze der Jesustradition doch eindeutig zu favorisieren. Wenn Jesus von der Gegenwart der Königsherrschaft spricht, dann ist die Gegenwart des für die Endzeit erwarteten Reiches gemeint, nicht die Gegenwart des ewigen Königtums Gottes, wie sie vor allem im Kult erfahren werden kann. Nur so lassen sich die Aussagen über das noch ausstehende Kommen (z.B. in der Vaterunser-Bitte Mt 6,10) integrieren.
Zu 2) Hier ging es mir um den Unterschied zwischen der Mk- und der Mt-Version des Textes. Bei Mk ist das Jesaja-Zitat unmittelbar der Gleichnisrede Jesu zugeordnet: Denen draußen geschieht alles »in Gleichnissen« (bzw. »in Rätseln«; der griechische Ausdruck ist mehrdeutig), damit sie nicht sehen usw. Der damit-Satz ist dem Jesaja-Text entnommen. Bei Mt ist der Ausgangspunkt dagegen die Tatsache, dass die Volksscharen nicht verstehen, und diese Tatsache wird als Erfüllung einer Prophezeiung bei Jesaja gedeutet. Das Jesaja-Zitat erläutert das gegebene Nichtverstehen (es ist jenes Nichtverstehen, von dem der Prophet gesprochen hat), enthält aber nicht (wie bei Mk) das Ziel der Gleichnisrede Jesu.
Zu 3) Im Deutschen funktioniert die dargelegte Doppeldeutigkeit, im griechischen Text bei Mk steht eindeutig ein »damit« (damit sie nicht sehen …, gr.: hina) bzw. »damit nicht« (damit sie nicht umkehren, gr. mepote). Es hat Versuche gegeben, einen aramäischen Text hinter dem griechischen zu rekonstruieren, der diese Anstößigkeit nicht enthält. Die Adressaten des Markus-Evangeliums hatten aber nur den griechischen Text zur Verfügung. Eine andere Frage ist, wie man die Verstockungsaussage verstehen kann. M.E. ist sie als Deutung von Misserfolgserfahrungen zu interpretieren (wenn die von Gott initiierte Verkündigung abgelehnt wird, dann muss Gott selbst hinter diesem Vorgang stehen), nicht als grundsätzliche Aussage über einen nur begrenzten Heilswillen Gottes.
Zu 4) Nach dem Standard-Wörterbuch zum Neuen Testament (Bauer-Aland) kann man so übersetzen. Das Passiv von pachyno bedeute »fett werden« oder auch übertragen »unempfindlich werden«.
Danke für die Klärungen.
Schade finde ich, dass Ihre exeget. Anmerkungen zu den So-Evangelien relativ spät erscheinen, sodass man sie für Bibelrunden und Predigtvorbereitungen nurmehr quasi im letzten Moment konsultieren kann.
Wer die Welt im Glauben lässt, hier hätte ein junger Jude eine Rede gehalten und dann an seine Anhänger gesprochen, dies wäre wörtlich überliefert und von einem später Matthäus genannten griechischen Verfasser nur anders wiedergegeben, als bei Markus, der handelt unverantwortlich.
Was hat das mit wissenschaftlicher Arbeit zu tun?
Gerhard Menzel thematisiert "Wissenschaftlichkeit" und "Verantwortung".
Wissenschaftlichkeit halte ich (als Laie) für gegeben, wenn z.B.ein nichtgläubiger Fachmann einsehen, verstehen kann, dass ein schriftlich vorliegender Text nach sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen richtig ausgelegt ist. Das wissenschaftliche Ergebnis kann ggf. hinterfragt und korrigiert werden und wird entsprechend.immer gesicherter.
Wenn "Glauben" ins Spiel kommt, etwa dass Gott existiert oder dass Gott und die Bibel zusammenhängen, handelt es sich meistens um etwas streng logisch nicht beweisbares. Das kann ich persönlich akzeptieren, weil es mir sinnvoll erscheint und meine Lebensführung bereichert. Das hat unter anderem mit Vernunft, Verstand zu tun - aber ist das "Wissenschaft"? Ich meine es ist "Glauben" als Haltung
Problematisch wird "Wissenschaft" bei jahrhundertealten Glaubensinhalten. Hier müßten m.E. deren Zustandekommen und Wirkungsgeschichte, ihre "Früchte" (z.B. Verketzerungen, Glauben als Kriegsgrund) möglichst unparteiisch untersucht werden. Was ist davon heute noch wesentlich in Bezug auf die Lebensführung der Glaubenden? Was ist vielleicht nur eine von mehreren sinnvollen Sichtweisen? Was ist für die Akzeptanz der Botschaft Jesu auch in nichteuropäischen Kulturkreisen förderlich?
Auf einem Ergebnis einer solchen Untersuchung, also auf heute akzeptablen Grundlagen,
sollte unser Glauben neu aufgebaut werden, das wäre ein Teil der "Verantwortung", die
Gerhard Mentzel indirekt fordert.