Who's who (4) - Lösung

Gesucht wurden verschiedene Personen aus den Passionsgeschichten - meist Nebenfiguren, die nur kurz auftreten und häufig namenlos bleiben (hier).

Zur ausführlichen Lösung mit weiteren Hinweisen bitte weiterlesen.
1. Ein Hausbesitzer, der auf eine fast geheimagentenartige Weise gefunden wird.
Zur Vorbereitung des Paschamahles erzählen Markus und Lukas eine besondere Geschichte. Jesus schickt zwei Jünger, nach Lk 22,8 Petrus und Johannes, in die Stadt mit dem Hinweis, dass sie dort auf einen Mann mit einem Wasserkrug treffen werden. Sie sollen ihm in das Haus folgen, in das er hineingeht und den Hausherrn nach dem für das Paschamahl vorbereiteten Raum fragen (Mk 14,12-16; Lk 22,7-13). Matthäus kürzt diese lebendige Erzählung (wie häufig) stark zusammen (Mt 26,17-19).
In der ältesten Passionsgeschichte (Mk) ist diese Passage übrigens der einzige Hinweis darauf, dass Jesus mit seinen Jüngern ein Paschamahl hält (bei Lukas s.a. 22,15). Die Beschreibung des Mahles selbst enthält kein Element, das notwendig auf ein Paschamahl hindeuten würde - einer der Gründe dafür, dass die johanneische Chronologie historisch wahrscheinlich zu bevorzugen ist. Nach Johannes kann Jesus mit den Jüngern kein Paschamahl gehalten haben, da ihm zufolge Jesus am Tag vor dem Paschafest stirbt (allerdings auch an einem Freitag).
2. Zwei Männer, die etwas verlieren: der eine seine (spärliche) Kleidung, der andere ein Körperteil.
Nur Mk 14,51f erzählt von einem jungen Mann, der bei der Verhaftung ergriffen wird und unter Zurücklasssung seines Leinengewandes nackt flieht.
Zuvor hat es den Knecht des Hohenpriesters schlimmer getroffen: Er büßt durch einen Schwerthieb sein Ohr ein. Die Szene gewinnt im Laufe der Überlieferung an konkreten Zügen. Nach Mk 14,47 schlägt »einer der Dabeistehenden« das Ohr des Knechtes ab. Folgt man Matthäus und Lukas, ist es einer aus dem Kreis um Jesus (Mt 26,51; Lk 22,49f), Johannes nennt Petrus als Akteur und kennt auch den Namen des Knechts: Malchus (Joh 18,10). Wie Lukas erzählt auch Johannes, dass das rechte Ohr abgeschlagen wurde; von einer Heilung der Wunde weiß allerdings nur Lukas (Lk 22,51).
3. Eine Frau aus der Oberschicht, die am Morgen des Karfreitags eine unruhige Nacht hinter sich hat.
Die namenlos bleibende Frau des Pilatus, die nur in Mt 27,19 erwähnt wird, bestärkt die Unschuld Jesu (»habe nichts zu schaffen mit diesem Gerechten«). Ihr Auftritt schafft außerdem durch die szenische Unterbrechung der Verhandlung die Voraussetzung für das Einwirken der Hohenpriester auf die versammelte Menge (27,20). Im Musical Jesus Christ Superstar ist dieses Motiv auf Pilatus verschoben (»I dreamt I met a Galilean«).
4. Ein Nordafrikaner, Vater von mindestens zwei Söhnen, der eine kurze, aber beschwerliche Wegstrecke zurückzulegen hat.
Simon von Kyrene, Vater von Rufus und ALexander, der gezwungen wurde, das Kreuz Jesu zu tragen (Mk 15,21). Das mit zwingen übersetzte Verb bezieht sich auf Frondienste, die die Römer von der Provinzbevölkerung verlangten.
Auffällig ist die nicht weiter kommentierte Nennung der Söhne des Simon. Meist wird das Faktum damit erklärt, dass beide den Tradenten der Passionsgeschichte bekannt waren, sie also zur urchristlichen Gemeinde gehörten. Den später schreibenden Evangelisten haben diese Namen offensichtlich nichts mehr gesagt, weshalb sie sie aus ihrer Vorlage »Markus-Evangelium« nicht übernommen haben (Mt 27,32; Lk 23,26). Johannes schließt die Episode mit Simon von Kyrene geradezu aus: Jesus »trug sein Kreuz selbst« (Joh 19,17).
5. Eine Gruppe von Befehlsempfängern, die sich für eine Lüge bezahlen lassen.
Die Soldaten, die Matthäus zufolge das Grab Jesu bewacht haben, behaupten auf Anstiftung der Hohenpriester, Jesu Leichnam sei von den Jüngern gestohlen worden, während sie schliefen (Mt 28,11-15). Offensichtlich hat der Evangelist mit einem solchen Gerücht zu tun, denn es heißt, diese Aussage würde »unter Juden bis auf den heutigen Tag« umlaufen (28,15).
6. Eine Gruppe von Frauen, die sich etwas spät Gedanken darüber machen, wie sie eigentlich dort hineinkommen können, wo sie hineinwollen.
Die drei Frauen, die den Leichnam Jesu nach Mk 16,1f salben wollen: Maria Magdalena, eine andere Maria (die [Mutter] »des Jakobus«) und Salome überlegen auf dem Weg zum Grab, wie sie in das Grab kommen sollen, da es doch mit einem großen Stein versperrt ist (Mk 16,3), wie wenigstens Maria Magdalena aus eigener Anschauung weiß (Mk 15,46f).
Lukas erzählt nur vom Bringen der Salben und erwähnt keine Salbungsabsicht (Lk 24,1), Matthäus lässt jeden Bezug auf eine Salbung weg: die Frauen (bei ihm zwei Marien) kommen, um das Grab zu schauen. Johannes hat eine ganz andere Geschichte zur Auffindung des leeren Grabes (Joh 20,1-18).

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