Sonntagsevangelium (121)
3. Fastensonntag (A): Joh 4,5-42 (oder 4,5-15.19b-26.39a.40-42)
Die Erzählung von der Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen enthält einen ausgearbeiteten Dialog, wie er für das Johannes-Evangelium typisch ist. Matthäus, Markus und Lukas bieten solche Szenen nicht. Das Gespräch beginnt mit einer Aufforderung Jesu (»Gib mir zu trinken!«), auf die die Frau mit einer Abgrenzung reagiert: Was will ein Jude von ihr, einer samaritanischen Frau? Hier dürften beide Kennzeichnungen eine Rolle spielen: der (ausdrücklich erwähnte) Gegensatz zwischen Juden und Samaritanern sowie das Ungewöhnliche, dass ein Mann eine Frau anspricht.
In der Erwiderung deutet Jesus seine besondere Würde an (4,10), was von der Frau nicht abgeblockt wird. Vielmehr zeigt sich im Erstaunen eine Offenheit, wenn sie Jesus in die eigenen religiösen Traditionen einordnet: »Bist du größer als unser Vater Jakob ...?« (4,11f) Dabei bleibt sie noch auf einer vordergründigen Verstehensebene: Die Rede vom lebendigen Wasser, das Jesus gibt, bezieht sie auf das Brunnenwasser: Sie vermisst bei Jesus ein Schöpfgefäß und spricht von Jakob als demjenigen, der den Brunnen gegeben und selbst aus ihm getrunken hat, wie auch seine Söhne und sein Vieh. Gerade die letzte Bemerkung unterstreicht, dass es um real verstandenes Wasser geht. Die Aussage Jesu, auf die die Frau reagiert, bot dafür auch einen Anhaltspunkt, denn die Wendung »lebendiges Wasser« bezeichnet fließendes Wasser im Gegensatz zu dem aus der Zisterne.
Dass die Frau Jesus auf diese Selbstvorstellung hin verlässt, ist kein Zeichen der Distanz oder Ablehnung, denn in der Stadt wirbt sie für Jesus – allerdings ohne ein klares Bekenntnis zu Jesus abzulegen: »... ist dieser etwa der Christus?« Sie bringt die Messiasfrage unter den Samaritanern in Gang und verursacht den Zulauf der Einwohner der Stadt zu Jesus. Danach tritt sie als handelnde Person von der Bühne ab. Hat sie verstanden, dass die Verheißung Jesu, lebendiges Wasser zu geben, darauf gerichtet ist, das menschliche Streben nach Sinn und Erfüllung zu stillen; dass er von der Gabe einer neuen Existenz spricht, die auch den Tod über dauert? Der Erzähler deutet mit einer kleinen Bemerkung an, dass die Leser diese Frage bejahen sollen: Die Frau lässt ihr Schöpfgefäß stehen (4,28), die Sorge um das Brunnenwasser bewegt sie nicht mehr.
Die Erzählung von der Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen enthält einen ausgearbeiteten Dialog, wie er für das Johannes-Evangelium typisch ist. Matthäus, Markus und Lukas bieten solche Szenen nicht. Das Gespräch beginnt mit einer Aufforderung Jesu (»Gib mir zu trinken!«), auf die die Frau mit einer Abgrenzung reagiert: Was will ein Jude von ihr, einer samaritanischen Frau? Hier dürften beide Kennzeichnungen eine Rolle spielen: der (ausdrücklich erwähnte) Gegensatz zwischen Juden und Samaritanern sowie das Ungewöhnliche, dass ein Mann eine Frau anspricht.
In der Erwiderung deutet Jesus seine besondere Würde an (4,10), was von der Frau nicht abgeblockt wird. Vielmehr zeigt sich im Erstaunen eine Offenheit, wenn sie Jesus in die eigenen religiösen Traditionen einordnet: »Bist du größer als unser Vater Jakob ...?« (4,11f) Dabei bleibt sie noch auf einer vordergründigen Verstehensebene: Die Rede vom lebendigen Wasser, das Jesus gibt, bezieht sie auf das Brunnenwasser: Sie vermisst bei Jesus ein Schöpfgefäß und spricht von Jakob als demjenigen, der den Brunnen gegeben und selbst aus ihm getrunken hat, wie auch seine Söhne und sein Vieh. Gerade die letzte Bemerkung unterstreicht, dass es um real verstandenes Wasser geht. Die Aussage Jesu, auf die die Frau reagiert, bot dafür auch einen Anhaltspunkt, denn die Wendung »lebendiges Wasser« bezeichnet fließendes Wasser im Gegensatz zu dem aus der Zisterne.
In seiner Antwort beseitigt Jesus das Missverständnis noch nicht, obwohl die Wendung »sprudelnd zum ewigen Leben« einen Hinweis auf die Andersartigkeit des von ihm gegebenen Wassers enthält (4,13f). Die Frau bleibt aber noch auf der realen Verstehensebene, denn sie bezieht die Verheißung Jesu auf die Erleichterung der täglichen Mühsal: Sie müsste nicht mehr zum Brunnen gehen, um Wasser zu schöpfen (4,15). Allerdings traut sie jetzt Jesus zu, dieses Wasser geben zu können, das allen Durst dauerhaft stillt.
Abrupt wechselt Jesus daraufhin mit dem Blick auf die persönlichen Verhältnisse der Frau das Thema (4,16-18), doch führt dieser Wechsel dazu, dass die Frau in Jesus einen Propheten erkennt und nun von der Frage der Versorgung mit Wasser zur Frage nach der rechten Gottesverehrung übergeht. Sie geht jetzt also einen Schritt weiter, verlässt die vordergründige Verstehensebene und fragt in Jesus den »religiösen Fachmann« an. Jesus hat das Gespräch dahin geführt, dass die Frau selbst diesen Wechsel vollzieht und nun den Gegensatz zwischen Juden und Samaritanern anspricht.
Die Antwort Jesu (4,21-24) bezeugt einerseits die jüdische Perspektive (4,22), kündigt aber andererseits die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Juden und Samaritanern an: Wahre Gottesverehrung geschieht »in Geist und Wahrheit«, und das heißt unabhängig von der Frage nach dem rechten Kultort (s. 4,20: »dieser Berg« [Garizim] oder Jerusalem). Dieser Aussage kann die Frau noch nicht zustimmen. Sie verweist auf die Ankunft des Messias, der die angeschnittenen Fragen klären wird. Damit gibt sie jedoch das entscheidende Stichwort für die Selbstoffenbarung Jesu: »Ich bin es, der mit dir redet« (4,26).
Kommentare
auch beim heutigen Text werden Sie ihre Leser sicher nicht im Aberglaube lassen wollen, dass hier ein Schwank aus dem Leben eines Wanderpredigers aufgezeichnet wurde, wie er heute als historisch gilt. Sie wissen und deuten in ihrem Text weit besser als ich kann, wie Johannes auch hier Theologiegeschichte geschrieben und nicht von der zufälligen Begegnung eines Heilspredigers am Brunnen berichtet hat.
Nicht nur weil Johannes die handelnde Person (menschliche Rolle/Aufgabe) in seinem Prolog als die Vernunft vorgestellt hat, die damals lebendige Welterklärung war, kann es auch in dieser Geschichte nur um die damals in Vernunft erklärte Schöpungswirklichkeit als lebendiges Wasser gehen. Kein Wanderpreder, sondern der in Vernunft erklärte Fluss allen Lebens wurde als Wort verstanden, für das Josua, gr. Jesus stand.
Wie nachweislich im gesamten Johannestext (und nicht nur dort), so geht es auch in der Geschichte, am Jakobsbrunnen bzw. der Auseinandersetzung mit der jüdischen Tradition und der Samariterin bzw. dem fremden Glauben um den lebendigen Logos als Christus, der als Jesus vorgestellt wird.
Wie an jeder Stelle des NT und insb. im Johannestext, so wird auch hier wieder deutlich, wie der Logos (das in Schöpfungswirklichkeit lebendige Wort) gehandelt hat. Doch wie absurd es ist, einen Wanderprediger, wie er heute gilt, als das sehen zu wollen, für was zur sog. Zeit Jesus der Logos bzw. die Vernunfterklärung der Welt als menschliche Bestimmung/Wort stand, brauche ich ihnen sicher nicht zu erkären.
Und auch das theologische Geschehen, das hier bebildert bzw. berichtet ist, der nun auch für die Samariter bzw. andere Völker geltende Glaube, der über die Jakobs- oder prophetische Tradition hinausgeht, lässt sich nicht in einem hist. Heilsprediger, sondern nur in der damals geltenden Welterkärung/Schöpfungswirklichkeitals lebendigem Wort erklären.
Wer die Welt im Glauben lässt, dass hier ein Wanderprediger als lebendiges Wort hingestellt wurde oder so gesehen worden sei, der verhindert das heutige Hören. Der verhindert, dass in wissenschaftlich-rationaler bzw. vernünftiger Welterklärung das verstanden wird, was zur Zeit Jesus bestimmend bzw. als lebendiges Wasser bzw. Wort vertanden wurde.
In diesem Sinne bitte ich Sie erneut von ganzem Herzen, helfen Sie mit, nicht nur den Johannestext vom lebendigen Wort aus verstehen zu lassen.
Wie absurd es ist, Johannes, der vom gleichen Jesus genannten geschichtliche christlichen bzw. erneuerte/nun universalen jüdisch-bildlosen Monoth. berichtet, wie die Synoptiker, den zu unterstellen, der heute als historisch gilt, wird an fast allen Johanneskommentaren deutlich.
Ob es sich um ein in Schichten entstandenes Werk handelt, dessen Verfasser die anderen Evangelien kannte und benutzte, mag nebensächlich sein.
Das Johannesevangelium erzählt nicht einfach vom Leben und Wirken Jesus, sondern sagt, wer der Jesus der Geschichte(n) war und auch denen galt, die dieses etwas andere Evangelium in den Kanon aufnahmen. Johannes, der auch hier nicht nur einfach etwa als späte Gnosis hingestellt wird, die mit dem historischen Jesus nichts am Hut hätte, hat den beschrieben, der Grund des neujüdischen Glaubens auch bei den Synptikern und die geschichtlich wirksame Gestalt war.
Egal was dem Hirngespinst der verkürzenden Halbaufklärung unterstellt wird, dass es sein wollte: Hier wird eine himmlische bzw. auf Erden wahrnehmbare schöpferische Wirklichkeit/Wahrheit dargestellt, die in Vernuft (Logos) lebendig war, in antiker Wissenschaft erklärt und verstanden wurde, so Sohn, Christus war. Eine Realität, die mit dem physikalischen Licht bzw. der wissenschaftlichen Erleuchtung weit mehr zu tun hat, als mit einem egal wie gestrickten wundertätigen Besserwisser.
Wer bei Johannes klagt, anklagt und deutlich macht, warum er der Vernunft wegen Fleisch werden muss, eine menschliche Ausdrucksweise braucht, nur so wirksam ist, das ist die Vernunft bzw. das in Vernunft erklärte nat. Werden, wie es der Antike galt, heute in den Schulen vermittelt wird.
Wenn heute die Exegeten den Logos des Johannes mit der jüd. Weisheit in Verbindung bringen, ist doch alles gesagt. Weder was die Propheten als Wort bezeichneten (hebr. Vernunft allen Werdens), noch was als jüd. Weisheit galt, hatte zwei Beine. Ja, es wurde in menschlicher Weise personifiziert bzw. zum Ausdruck gebracht. Und wenn Johannes vom Logos spricht, dann geht es nicht um einen alten Schöpfungsmythos, ein Aufwärmen von Weisheitslehren, sondern die damals geltende Vernunfterklärung allen Werdens.
Alles hat seine Zeit. Das alte, buchstäbliche Jesus-Verständnis hat bis zur in Schöpfung gegebener Aufklärung getragen. Und auch ohne die banalhistorische Kritik und ihre Verkürzung könnten wir nicht neu verstehen. Doch wer weiter tut, wie wenn Johannes einem jüdischen Rabbi einem Heiligenschein aufgesetzt, diesen als Gott gesehen oder ein gutgläubiges Geistwesen gemalt hätte, der macht nicht nur den chr. Glauben lächerlich. Der verhinder, dass aufgeklärte Menschen die heutige Welterkärung als schöpferische Wirklichkeit und Bestimmung verstehen: Ein Verstand der den Hebräern als Josua galt, Jesus.