Sonntagsevangelium (148)
28. Sonntag im Jahreskreis (A): Mt 22,1-14 (oder Mt 22,1-10)
Das Gastmahl-Gleichnis ist in zwei Fassungen überliefert, die sich im Wortlaut zwar stark unterscheiden, aber dasselbe Grundgerüst aufweisen: Es erfolgt eine Einladung zu einem Gastmahl, die Eingeladenen lehnen ab, und daraufhin werden andere, ursprünglich nicht angezielte Gäste eingeladen. Im Wesentlichen besteht Einigkeit darüber, dass die ursprüngliche Form des Gleichnisses eher in Lk 14,16-24 bewahrt ist und Matthäus die Erzählung mit allegorischen Zügen angereichert hat. In seiner Fassung verändert sich das Personeninventar und der Anlass des Mahles. Nun lädt ein König ein, und zwar zur Hochzeitsfeier seines Sohnes.
Die zweite Besonderheit der matthäischen Fassung: Es ergeht eine doppelte Einladung an die eigentlich angezielten Gäste (22,3f). Der erste Versuch findet eine schroffe Ablehnung. Der Erzähler stellt einfach kurz fest: »Sie aber wollten nicht kommen.« Dies ist, nicht zuletzt angesichts des Autoritätsgefälles, mehr als erstaunlich. Wer schlägt schon die Einladung eines Königs aus, dazu noch die zu einer Hochzeitsfeier! Das Verhalten des Königs nach der Ablehnung ist fast noch erstaunlicher: Er wiederholt die Einladung und wirbt geradezu für das Festmahl (22,4). Die Reaktion ist freilich wieder negativ und geht sogar bis zur Tötung der einladenden Knechte (22,5f). Dies ist erzählerisch nicht plausibel, ja sogar absurd. Hier muss die Sachebene auf die Gestaltung der Gleichniserzählung eingewirkt haben, wie es bereits beim Gleichnis von den bösen Winzern zu beobachten war (s. hier).
Um die Sachaussage zu erheben, müssen die auftretenden Personen gedeutet werden. Dies ist für den König und seinen Sohn nicht schwierig, sie stehen metaphorisch für Gott und Jesus. Dann sind die Knechte, denen es bei der Ausführung ihres Auftrages so übel ergeht, Boten Gottes. Dabei soll wahrscheinlich nicht erneut (wie in 21,33-46) von den alttestamentlichen Propheten die Rede sein. Liest man das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl als Abschluss einer Gleichnis-Trilogie, ist wahrscheinlich jetzt an die urchristlichen Boten zu denken, die die Botschaft von Christus verkünden. In diesem Fall ergibt sich nämlich eine heilsgeschichtliche Abfolge: von Johannes dem Täufer (21,28-32) über Jesus (in der Tradition des gewaltsamen Prophetengeschicks: 21,33-46) hin zu den Christusboten (22,1-14). Dass das gewaltsame Geschick urchristlicher Verkünder in der Jesus-Tradition verankert ist (s. Lk 11,49-51 par Mt 23,34f), zeigt: Die Kategorien für die genannte Identifizierung der Knechte lagen bereit.
Der weitere Erzählgang nach der Tötung der Knechte bestätigt, dass Matthäus das Bildmaterial von der gemeinten Sache her gestaltet und dabei die Grenzen des erzählerisch Plausiblen sprengt. Das Hochzeitsmahl steht schon auf dem Tisch; die Vorbereitungen werden für einen Feldzug unterbrochen; und danach können Ersatzgäste geladen werden, als habe es keine Unterbrechung gegeben. Der sachliche Hintergrund, der zu dem erzählerisch auffälligen Einschub geführt hat, kann nur die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 sein. Darauf weist ein bemerkenswertes Detail in der Formulierung von 22,7: Die Strafaktion richtet sich gegen die Stadt der Mörder. Die Erwähnung der Stadt ist nicht aus dem Bild zu erklären, sondern muss sich der Sache verdanken. Hinter ihr steht die Katastrophe der Zerstörung Jerusalems – gedeutet als göttliches Strafgericht.
Die Einladung des Königs hat also zu einem tödlichen Konflikt geführt. Erhalten bleibt sie dennoch; nur zielt sie jetzt auf andere Adressaten. Es werden Ersatzgäste geladen, die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Die Knechte holen sie von den Straßen. Dass damit an die Heiden gedacht ist, ergibt sich im Rahmen des Matthäus-Evangeliums eindeutig. Ein solches Verständnis ist vorbereitet durch das ganze Evangelium hindurch in den Andeutungen, dass die Sendung Jesu über das Volk Israel hinausgehen wird (2,1-12; 4,14-16; 8,11f; 12,15-21), dem sie doch eigentlich galt (10,5f; 15,24). Der Missionsauftrag des Auferstandenen macht diese Dimension dann ausdrücklich (28,19).
An die Ersatzgäste werden keine besondern Bedingungen gestellt – ein Punkt, den Matthäus noch betont: Böse und Gute wurden als Gäste in den Hochzeitssaal gebracht (22,10). Dieses Erzählelement verlangt eine Fortsetzung. Gerade angesichts des tragischen Endes der zuvor geladenen Bösen, fragen sich die Hörer, was es auf sich hat mit der Tatsache, dass Böse auch unter den Ersatzgästen sind. Die Notiz über Böse und Gute bereitet also auf die Folgeszene vor.
Der König kommt, um die Gäste zu betrachten (22,11). Es geht also jetzt offensichtlich um eine Prüfung der Ersatzgäste; nur scheinbar wurden an sie keine Bedingungen gestellt. Erzählerisch ist die Szene erneut nicht besonders geglückt. Der König kritisiert, dass ein Gast ohne hochzeitliches Gewand erschienen ist. Diese Kritik passt nicht zur vorherigen Geschichte: Die Gäste wurden ja von der Straße geholt; so kann man ihnen nicht vorwerfen, ohne Festkleidung gekommen zu sein. Diese Unstimmigkeit weist nicht nur auf den sekundären Charakter von 22,11-14, sondern darauf hin, dass das hochzeitliche Gewand metaphorisch aufgelöst werden muss. Auf der Bildebene hat es keinen passenden Ort. Dies bestätigt auch das Verstummen des angesprochenen Gastes, der sich doch ohne Schwierigkeit hätte rechtfertigen können. Er tut es nicht, weil die Szene ganz von der gemeinten Sache geprägt ist. Wenn im Anschluss bekannte Gerichtsbilder bemüht werden (Hinauswerfen in die äußerste Finsternis; Heulen und Zähneknirschen; vgl. nur 8,12; 13,42.50), dann wird klar: Es geht um die Darstellung des endzeitlichen Gerichts, das auch über die ergeht, die als Ersatzgäste gerufen sind.
Nach welchem Kriterium dieses Gericht ergeht, lässt sich vor allem aus dem Ganzen des Matthäus-Evangeliums erkennen. An mehreren Stellen wird das Tun als Maßstab endgerichtlicher Scheidung erkennbar (Mt 7,21-23; 16,27; 13,36-43.47-50). Auch das Gleichnis selbst gibt einen Hinweis. Wenn nach 22,10 Böse und Gute zur Hochzeitsfeier kamen und genau dies eine Fortsetzung der Parabel eröffnete, dann wird man den Mann ohne hochzeitliches Gewand als »Bösen« verstehen – und in diesem Begriff liegt ebenfalls ein Bezug auf das Handeln.
Das Gastmahl-Gleichnis ist in zwei Fassungen überliefert, die sich im Wortlaut zwar stark unterscheiden, aber dasselbe Grundgerüst aufweisen: Es erfolgt eine Einladung zu einem Gastmahl, die Eingeladenen lehnen ab, und daraufhin werden andere, ursprünglich nicht angezielte Gäste eingeladen. Im Wesentlichen besteht Einigkeit darüber, dass die ursprüngliche Form des Gleichnisses eher in Lk 14,16-24 bewahrt ist und Matthäus die Erzählung mit allegorischen Zügen angereichert hat. In seiner Fassung verändert sich das Personeninventar und der Anlass des Mahles. Nun lädt ein König ein, und zwar zur Hochzeitsfeier seines Sohnes.
Die zweite Besonderheit der matthäischen Fassung: Es ergeht eine doppelte Einladung an die eigentlich angezielten Gäste (22,3f). Der erste Versuch findet eine schroffe Ablehnung. Der Erzähler stellt einfach kurz fest: »Sie aber wollten nicht kommen.« Dies ist, nicht zuletzt angesichts des Autoritätsgefälles, mehr als erstaunlich. Wer schlägt schon die Einladung eines Königs aus, dazu noch die zu einer Hochzeitsfeier! Das Verhalten des Königs nach der Ablehnung ist fast noch erstaunlicher: Er wiederholt die Einladung und wirbt geradezu für das Festmahl (22,4). Die Reaktion ist freilich wieder negativ und geht sogar bis zur Tötung der einladenden Knechte (22,5f). Dies ist erzählerisch nicht plausibel, ja sogar absurd. Hier muss die Sachebene auf die Gestaltung der Gleichniserzählung eingewirkt haben, wie es bereits beim Gleichnis von den bösen Winzern zu beobachten war (s. hier).
Um die Sachaussage zu erheben, müssen die auftretenden Personen gedeutet werden. Dies ist für den König und seinen Sohn nicht schwierig, sie stehen metaphorisch für Gott und Jesus. Dann sind die Knechte, denen es bei der Ausführung ihres Auftrages so übel ergeht, Boten Gottes. Dabei soll wahrscheinlich nicht erneut (wie in 21,33-46) von den alttestamentlichen Propheten die Rede sein. Liest man das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl als Abschluss einer Gleichnis-Trilogie, ist wahrscheinlich jetzt an die urchristlichen Boten zu denken, die die Botschaft von Christus verkünden. In diesem Fall ergibt sich nämlich eine heilsgeschichtliche Abfolge: von Johannes dem Täufer (21,28-32) über Jesus (in der Tradition des gewaltsamen Prophetengeschicks: 21,33-46) hin zu den Christusboten (22,1-14). Dass das gewaltsame Geschick urchristlicher Verkünder in der Jesus-Tradition verankert ist (s. Lk 11,49-51 par Mt 23,34f), zeigt: Die Kategorien für die genannte Identifizierung der Knechte lagen bereit.
Der weitere Erzählgang nach der Tötung der Knechte bestätigt, dass Matthäus das Bildmaterial von der gemeinten Sache her gestaltet und dabei die Grenzen des erzählerisch Plausiblen sprengt. Das Hochzeitsmahl steht schon auf dem Tisch; die Vorbereitungen werden für einen Feldzug unterbrochen; und danach können Ersatzgäste geladen werden, als habe es keine Unterbrechung gegeben. Der sachliche Hintergrund, der zu dem erzählerisch auffälligen Einschub geführt hat, kann nur die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 sein. Darauf weist ein bemerkenswertes Detail in der Formulierung von 22,7: Die Strafaktion richtet sich gegen die Stadt der Mörder. Die Erwähnung der Stadt ist nicht aus dem Bild zu erklären, sondern muss sich der Sache verdanken. Hinter ihr steht die Katastrophe der Zerstörung Jerusalems – gedeutet als göttliches Strafgericht.
Die Einladung des Königs hat also zu einem tödlichen Konflikt geführt. Erhalten bleibt sie dennoch; nur zielt sie jetzt auf andere Adressaten. Es werden Ersatzgäste geladen, die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Die Knechte holen sie von den Straßen. Dass damit an die Heiden gedacht ist, ergibt sich im Rahmen des Matthäus-Evangeliums eindeutig. Ein solches Verständnis ist vorbereitet durch das ganze Evangelium hindurch in den Andeutungen, dass die Sendung Jesu über das Volk Israel hinausgehen wird (2,1-12; 4,14-16; 8,11f; 12,15-21), dem sie doch eigentlich galt (10,5f; 15,24). Der Missionsauftrag des Auferstandenen macht diese Dimension dann ausdrücklich (28,19).
An die Ersatzgäste werden keine besondern Bedingungen gestellt – ein Punkt, den Matthäus noch betont: Böse und Gute wurden als Gäste in den Hochzeitssaal gebracht (22,10). Dieses Erzählelement verlangt eine Fortsetzung. Gerade angesichts des tragischen Endes der zuvor geladenen Bösen, fragen sich die Hörer, was es auf sich hat mit der Tatsache, dass Böse auch unter den Ersatzgästen sind. Die Notiz über Böse und Gute bereitet also auf die Folgeszene vor.
Der König kommt, um die Gäste zu betrachten (22,11). Es geht also jetzt offensichtlich um eine Prüfung der Ersatzgäste; nur scheinbar wurden an sie keine Bedingungen gestellt. Erzählerisch ist die Szene erneut nicht besonders geglückt. Der König kritisiert, dass ein Gast ohne hochzeitliches Gewand erschienen ist. Diese Kritik passt nicht zur vorherigen Geschichte: Die Gäste wurden ja von der Straße geholt; so kann man ihnen nicht vorwerfen, ohne Festkleidung gekommen zu sein. Diese Unstimmigkeit weist nicht nur auf den sekundären Charakter von 22,11-14, sondern darauf hin, dass das hochzeitliche Gewand metaphorisch aufgelöst werden muss. Auf der Bildebene hat es keinen passenden Ort. Dies bestätigt auch das Verstummen des angesprochenen Gastes, der sich doch ohne Schwierigkeit hätte rechtfertigen können. Er tut es nicht, weil die Szene ganz von der gemeinten Sache geprägt ist. Wenn im Anschluss bekannte Gerichtsbilder bemüht werden (Hinauswerfen in die äußerste Finsternis; Heulen und Zähneknirschen; vgl. nur 8,12; 13,42.50), dann wird klar: Es geht um die Darstellung des endzeitlichen Gerichts, das auch über die ergeht, die als Ersatzgäste gerufen sind.
Nach welchem Kriterium dieses Gericht ergeht, lässt sich vor allem aus dem Ganzen des Matthäus-Evangeliums erkennen. An mehreren Stellen wird das Tun als Maßstab endgerichtlicher Scheidung erkennbar (Mt 7,21-23; 16,27; 13,36-43.47-50). Auch das Gleichnis selbst gibt einen Hinweis. Wenn nach 22,10 Böse und Gute zur Hochzeitsfeier kamen und genau dies eine Fortsetzung der Parabel eröffnete, dann wird man den Mann ohne hochzeitliches Gewand als »Bösen« verstehen – und in diesem Begriff liegt ebenfalls ein Bezug auf das Handeln.
Kommentare
dass sie auch hier wieder deutlich machen, wie es in dem Gleichnissen des Neuen Testamentes um die Geschichte des bildlos-monotheistischen Glaubens geht. Wie der unsagbare kreative Grund des Ganzen (Gott) und das davon ausgehende lebendige, ewige Wort (die Vernunfthandlung in schöpferischer Wirklichkeit, hier Jesus als Sohn) das Thema war.
Egal, welche geschichtliche Situation dieses Gleichnis beschreiben soll. Ob das von den Propheten vermittelte Wort (hebr. Vernunfthandlung im Werden) verschähnt wurde oder eine spätere Auseinandersetzung um den Verstand gegenwärtiger schöpferischer Wirklichkeit bzw. des Wortes im Blick war. Wer die Geschichte betrachtet, der kann immer nur staunen, wie sich doch alles wiederholt.
Denn um eine geheimnisvolle Gottesvorstellung und einen jungen Guru mit Namen Jesus ist es hier mit Sicherheit nicht gegangen.
Wer die Welt im Glauben lässt, dass eine von schöpferischer Realität völlig ferne Gottesgestalt und ein junger Guru als universale Offenbarung schöpferischer Wirklichkeit auf der Erde das Thema des NT war. Der darf sich nicht wundern, wenn die schöpferische Wirklichkeit derzeit nur außerhalb der Kirche gefeiert wird.
Mich würde interessieren, ob das Gleichnis vom Hochzeitsgast ohne Hochzeitsgewand und der Rede vom Unkraut unter dem Weizen als Parallelen gesehen werden dürfen.
Hier der neue Acker, den Gott bestellt, nachdem der alte (jüd. Gegner Jesu) sich als unfruchtbar erwies, der aber trotz seiner Neuheit nicht gegen Unkraut gefeit ist und daher keinen Grund hat, sich gegenüber dem alten Acker zu überheben,
dort das neue bräutliche Hochzeitsvolk, dem sich Gott durch seinen Sohn vermählt, das aber gewarnt werden muss vor der Hybris gegenüber der ursprünglich umworbenen Braut (jüdisches Israel),
weil es unter dem unverdient eingeladenen neuen Brautvolk (Kirche aus Heiden und Juden) eben auch vorkommt, dass sich einer der großzügigen Einladung nicht als würdig erweist gleich dem widerspenstigen jüdischen Brautvolk.
Denn einer aus dem bräutlichen Volk ließ sich einladen, hat sich aber nicht für den Bräutigam schön gemacht, d.h. gemäß Offb 19,7.8, er hat die zuvorkommende, zunächst bedingungslose Einladung nicht mit "dikaiómata"/gerechten Taten erwidert, also die Einladung nur scheinbar angenommen.
Oder sind solche Bezüge durch die Texte nicht gedeckt?
statt "und der Rede" muss es heißen: und die Rede
Wenn er sagen will, dass Gott eine neue Braut heiratet, weil ihm die frühere untreu geworden ist und seine Avancen gewalttätig zurückgewiesen hat, dann dürfte er auf der Bildebene nicht von Gästen sprechen. Denn Hochzeitsgäste sind nun einmal nicht die Braut, sondern Besucher von Bräutigam und Braut.
Außerdem: Wenn viele berufen, aber nur wenige erwählt sind,
dann müssten dem entsprechend unter den Hochzeitsgästen viele sein, die kein Hochzeitsgewand tragen und nur wenige, die eines tragen und daher erwählt sind. Erweisen sie sich doch erst durch das Anziehen eines Hochzeitsgewandes der Einladung würdig und somit als erwählt.
Die Hochzeitsbild aber sagt: Viele sind erwählt (weil mit Hochzeitsgewand angetan), nur ein einziger bleibt bloß berufener, aber nicht erwählter Gast, weil ohne Hochzeitsklamotten.
Da stimmen doch Bild- und Sachhälfte hinten und vorne nicht zusammen.
Enttäuschend!
Es fordert damit auch heute die auf, deren "Beruf" es wäre deutlich zu machen, dass es beim Gott der Väter nicht um eine Projektion des menschlichen Geistes ging, die theologisch-philosophisch, etwa aus Gründen der Erlösung von Ängsten... religionsphilosophisch in Meisterkursen der kath. Akademie gedacht wird.
Wie vielmehr in philosophischer Vernunftwirklichkeit (Logos, Wort) der unsagbare Grund aller Kreativität, der heute wieder in ähnlicher Vernunft erklärt wird, wie sie vor 2000 Jahren galt, als Jesus Geschichte machte und so den anfänglichen prophetischen Monotheismus auf universale Weise bestätigt.
Aber solange sich die Berufenen nur über einen jungen Guru Gedanken machen, der aufgrund zweifelhafter Geschichten doch kein Redekünster war, wird die schöpferische Realität allein von den Naturalisten - gottlos - gefeiert.
Diese Auffassung kann ich nicht teilen.
Denn der König und sein Sohn, zu dessen Hochzeit eingeladen wird, sind doch wohl einigermaßen sicher mit Gott und Jesus zu identifizieren.
Wer aber ist die Braut in diesem Hochzeitsfest?
Sie wird im Text nicht ausdrücklich erwähnt.
Ist die Gästeschar selbst als Braut gedacht? Das würde die innere Logik des Hochzeitsbildes stören, wie Ignaz richtig erkennt. Denn Hochzeitsgäste und Braut sind nun einmal in der Realität nicht identisch. Das Gleichnis wäre dann eigentlich keines, weil nicht aus der Realität gegriffen.
Vermutlich kann Herr Häfner Erhellendes dazu sagen.
Ich habe übrigens mehrere Predigten zu diesem So-Evang. gehört. Die Vermutungen, wofür das Hochzeitsgewand steht, gingen wild durcheinander: Für Liebe, für Demut, für Ernstnehmen der Einladung, für Taten der Gerechtigkeit etc.
Letzteres überzeugt mich am ehesten, weil diese Deutemöglichkeit in der Bibel selbst bereitgestellt wird (Offb 19, 7-9)
Hier wird das reine Linnen der Braut mit den "gerechten Taten der Heiligen" gleichgesetzt.
Kann angesichts dieser Bibelstelle eine andere Deutung des Hochzeitsgewandes als noch plausibler erwiesen werden?
Was das hochzeitliche Gewand betrifft, so habe ich im obigen Beitrag eine Deutung im Rahmen des Matthäus-Evangeliums versucht, die auf das Tun zielt. In gesamtbiblischer Perspektive kann man das metaphorische Potential des hochzeitlichen Gewandes auch im Blick auf Offb 19,7f auswerten. Dass der Evangelist Matthäus eine solche Tradition kannte, ist allerdings nicht zu erkennen.
Dass das Gleichnis schlecht erzählt sei, ist ein hartes Urteil. Man kann es angesichts der bisweilen fehlenden erzählerischen Plausibilität akzeptieren – aber dafür nicht Jesus verantwortlich machen. Die Schwächen entstehen aufgrund der Bearbeitung des Gastmahl-Gleichnisses durch Matthäus. Das Gleichnis wird nachträglich mit allegorischen Zügen versehen, und deshalb hakt es, zwar nicht unbedingt »hinten und vorne«, aber doch erkennbar an einigen Stellen. Das Fehlen der Braut gehört dazu aber nicht, sie bleibt einfach ausgeblendet (wie auch in Mk 2,19f), weil angesichts der Rollenverteilung im Gleichnis die Stelle der Braut unbesetzt bleiben muss. Die Kirche als Braut Christi ist hier nicht im Blick, denn sie kann sich nur in den geladenen Gästen finden. Eine Doppelbesetzung (Braut und Gast) wäre in der Tat absurd. So will das Gleichnis auch nicht sagen, »dass Gott eine neue Braut heiratet, weil ihm die frühere untreu geworden ist und seine Avancen gewalttätig zurückgewiesen hat«.
Die Unstimmigkeit im Abschluss (nur ein Gast wird hinausgeworfen, danach heißt es aber, nur wenige seien auserwählt) muss man nicht zu stark betonen. Der eine Gast steht exemplarisch für die Gerichteten, und 20,14 ist ein Satz, der sich auch andernorts findet und nicht speziell auf das Gleichnis abgestimmt ist. Für Matthäus ist wohl der Charakter der Mahnung im Blick auf das Gericht entscheidend. Deshalb hat er den Satz mit »nämlich« an das Gerichtsbild in 20,13 angeschlossen, obwohl man nach der Szene mit dem hochzeitlichen Gewand und dem einen Hinausgeworfenen eher ein »aber« erwarten würde.
Es gibt viele Meinungen zum hochzeitlichen Gewand.
EINE davon ist die von Klaus Berger:
"Das hochzeitliche Gewand ist der 'Eigenanteil' jedes Berufenen. ( ... ). Was die Bedeutung des Gewandes betrifft, so halte ich es für nicht möglich, dieses sakramental zu interpretieren, denn Sakramente sind alles andere als 'Eigenleistung'."
- Was die Frage nach der Brautsymbolik in diesem Gleichnis betrifft, schreibt Herr Häfner:
"Die Kirche als Braut Christi ist hier nicht im Blick, denn sie kann sich nur in den geladenen Gästen finden. Eine Doppelbesetzung (Braut und Gast) wäre in der Tat absurd."
K. Berger meint hingegen:
"Einen Schlüssel zum Verstehen des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl bietet die Heilsweissagung über Sion in Jesaja 62,5: ' Wie sich nämlich der junge Mann mit der jungen Frau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer'. In der Anschauung des AT, dass Gott, der Herr, der Bräutigam und Ehemann Israels sei, liegt der Ursprung der Bilder über Hochzeit und Bräutigam in der Verkündigung Jesu." ( ... ).
In diesem Gleichnis greift Jesus zielsicher auf die biblische Metaphorik der Ehe zwischen Gott und Volk zurück. Diese Ehe wird er als Messias neu eingehen ... So wird deutlich, warum Jesus überhaupt das Bild des Hochzeitsmahles verwendet."
K. Berger, Kommentar zum NT, Gütersloher Verl., 103
Und zur Fastenfrage Mk 2, 18ff meint Berger im selben Kommentarwerk:
"Er/Jesus spricht von sich als dem Bräutigam und von den Jüngern als den Freunden des Bräutigams. So erfahren wir sehr viel über Jesus. Er versteht sich als der Bräutigam des endzeitlich erneuerten Israel. ( ... ). Und jetzt, da der Messias Jesus kommt, wird das Ehebündnis zwischen Gott und seinem Volk neu gestiftet, indem der Messias der Bräutigam ist und Gottes erneuertes Volk mit ihm bei Anbruch der messianischen Heilszeit Hochzeit feiern wird.
Nach den Ausführungen Bergers muss man fast unvermeidlich den Eindruck gewinnen, dass die nicht fastenden Jünger eine Doppelrolle besetzen: Zum einen sind sie die Freunde des Bräutigams Jesus, aber zugleich sind sie seine Braut, insofern sie die Kerngemeinschaft des zu erneuernden Israel (das ja die Braut Jahwes bzw. von dessen Messias ist) darstellen.
Oder habe ich da etwas total missverstanden?
Nebenbei: Ich halte unterschiedliche Lehrmeinungen im Wissenschaftsbetrieb für völlig normal. Sie sind ein Ansporn, aus These und Gegenthese zur Synthese voranzuschreiten.
Bei jüdischen Hochzeiten zur Zeit Jesu war es doch wohl so, daß die Gäste ihre (Hochzeits)Kleider nicht selbst mitbrachten, sondern am Eingang jeweils eines vom Brautpaar zur Verfügung gestellt bekamen, so daß die Gäste hinterher alle gleich gekleidet waren?
Dann wird auch die Frage verständlich, wie er denn hereingekommen sei, wo er doch kein Hochzeitsgewand trage.
Wäre er auf normalem, regulärem Wege, durch die Tür gekommen, hätte er ein Hochzeitskleid bekommen und angezogen. So aber muß er auf falschem Wege (Hintertür, Fenster etc) hereingekommen sein.
Daraus folgt aber auch, daß das hochzeitliche Gewand NICHT metaphorisch aufgelöst werden muss.
ist nicht haltbar und wird in der Exegetenzunft so gut wie nicht mehr bemüht.
Die von Ihnen genannte angebliche Sitte ist bis heute nicht nachgewiesen.
Die Hochzeitsmetaphorik als Bild für das endzeitliche Heil kann durchaus im Hintergrund des matthäischen Gleichnisses stehen, aber deshalb müssen nicht alle Rollen im Bildfeld besetzt sein. Die Braut wird im Gleichnis nicht erwähnt, und dass die Hörer sich zugleich in der Rolle von Gästen und Braut gesehen haben könnten, legt sich nicht nahe.
@ Jürgen Niebecker
Tatsächlich ist, wie idrusa schreibt, der angebliche Brauch, am Eingang ein Hochzeitskleid zu verteilen, nicht zu belegen. Die Annahme eines solchens Brauches scheint gerade aus der Schwierigkeit erwachsen zu sein, vor die die Bildlogik stellt: einem von der Straße geholten Gast den Vorwurf falscher Kleidung zu machen.
Wäre der entscheidende Punkt, dass der Gast ohne hochzeitliches Gewand auf dem falschen Weg hereingekommen wäre, dann würde das doch bedeuten, dass er eigentlich nicht zu den geladenen Gästen gehörte, sondern sich den Zutritt erschlichen hätte. Das aber harmoniert nicht gut mit der Intention des Matthäus in der Geschichte. Der Evangelist will darauf hinaus, dass auch die Gäste, die anstelle der zuerst Geladenen zum Fest kommen, gefährdet sind (s. 22,10: »Böse und Gute« füllen den Saal), also die zur Gemeinde gehörenden Glaubenden. Eine Differenzierung zwischen Ersatzgästen und eingeschlichenen Nichtgeladenen hat keinen Anhaltspunkt in der Erzählung.