Aufgespießt und zugespitzt

Zum folgenden fiktiven Text ist die Warnung vor den Nebenwirkungen zu beachten. Wenigstens ein kleiner Beitrag zur fünften Jahreszeit – wenn auch ohne Pappnase und Helau-Ruf. 

Unglaubliches hat die Plattform Katholischer Katholiken (PKK) in die deutsche Öffentlichkeit gebracht: Mehrere angeblichen Werke des angeblich großen Theologen Karl Rahner wurden quasi von seiner Putzfrau verfasst! Einen ersten Hinweis entnahmen Journalisten, die für das Journal 144 Giorni (erscheint zweieinhalb Mal im Jahr) arbeiteten, der Monographie »Grundkurs des Glaubens«. Dieses Buch sei so schwer zu verstehen, dass nur ein völlig Ahnungsloser den Titel »Grundkurs« gewählt haben könne, erklärte Bob Woodward, der zusammen mit Carl Bernstein den Fall über mehrere Monate recherchierte. Die Nachforschungen hätten dann aber doch kompliziertere Sachverhalte ergeben. 

Der anonym bleibenden Putzfrau (Deckname »Deep throat«) sei durch eine Unachtsamkeit das ganze Schmierpapier des Jesuiten in Unordnung geraten. Sie sammelte die Blätter ein und legte sie willkürlich geordnet mit der beschriebenen Seite nach oben. Es sei klar, so die Autoren des Beitrags in 144 Giorni, was dann passierte: Der vertrottelte Professor habe den Stapel für das Manuskript seines nächsten Buches gehalten. Und weil die Theologie an den deutschen Fakultäten seit dem Tod des Thomas von Aquin in einem so beklagenswerten Zustand sei, habe auch keiner der Kolleginnen und Kollegen den Irrtum bemerkt. Auf ähnliche Weise seien auch vier Bände der »Schriften zur Theologie« entstanden (der Inhalt der übrigen Bände wird gerade aus dem Briefwechsel mit Luise Rinser rekonstruiert). Es sei also an der Zeit, den großen Theologen zu entzaubern und in tiefschürfender Analyse das ätzende Säurebad der Theologie zu entlarven und anzuprangern. Dieser Aufgabe hat sich nun Guido Horst in der Tagespost gestellt. Dankenswerterweise hat er mit der Veröffentlichung nicht bis zum 1. April gewartet, so dass kein Zweifel daran aufkommt: die Sache ist ernst gemeint.
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In der Diskussion um Zölibat und Priestermangel hat die Stiftung Pro risu mundi einen neuen Preis ausgelobt. Mit ihm sollen originelle Analysen der Ursachen des Priestermangels ausgezeichnet werden. Der Vorsitzende der Stiftung, Dr. Rudi Mentär, erläuterte die Initiative: »Wir hatten es einfach satt, immer dieselben Antworten zu hören, sei es, dass der Zölibat als unzeitgemäß gebrandmarkt, sei es, dass auf den Gläubigenmangel hingewiesen wurde. Durch die Wiederholung der immer gleichen Argumente kommt man ja nicht weiter, selbst wenn sie richtig sein sollten.« Erste Preisträgerin des mit 7000 Cent dotierten Preises ist Henny Pütt aus Paderborn, die in einer Leserzuschrift an die Tagespost u.a. schrieb: 

»Der Priestermangel liegt nicht daran, dass Berufungen daran scheitern, dass sie zum Zölibat 'gezwungen werden', sondern vor allem an der jahrzehntelangen Abtreibung. Es heißt in Js. 49: 'Der Herr hat mich berufen vom Mutterleib an.' Wie viele Berufungen sind durch die schreckliche Abtreibung verloren gegangen. Lebten diese Menschen noch, hätten wir genügend Priester. Es ist also unsere eigene Schuld, also auch die der CDU–Politiker, dass es zu diesem Priestermangel gekommen ist.« 

Dr. Mentär dankte ausdrücklich der Redaktion der Tagespost, dass sie diese originelle Zuschrift nicht unterdrückt und somit die Preisverleihung möglich gemacht habe (Anm. d. Red.: der Beitrag ist inzwischen nicht mehr erreichbar). Henny Pütt erklärte bei der Preisübergabe: »Ich wollte einfach einmal ausprobieren, wie weit man gehen kann. Jetzt weiß ich: ziemlich weit.«

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Ein Wettbewerb anderer Art ist in den Kommentarspalten der Internetseite kath.net im Gange. Offenkundig wird darum gekämpft, wer die unflätigsten Beschimpfungen der Professoren formulieren kann (einer der Favoriten: der äußerst kommentaraktive M.Schn-Fl). Ein Beobachter der Szene, der nicht namentlich genannt werden will: »Zwar scheint es zunächst so, als hätte das Interview von Peter Seewald (»Wer Wind sät, wird heiße Luft Sturm ernten«) nach Art eines konditionierten Reflexes die scharfen Reaktionen ausgelöst. Aber diese Erklärung reicht kaum aus. Denkbar sind zwei Szenarien: Entweder hat tatsächlich jemand einen Preis ausgesetzt auf den Beitrag, der am kunstvollsten eigene Ahnungslosigkeit mit beleidigender Aggressivität kombiniert. Oder es wurde die Kommentar-Parole ausgegeben: Wir sind zwar nicht kreuz.net, aber verdammt nah dran!«

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