Friede unsrer Asche?

Da sich Exegeten intensiv mit Texten befassen, stoßen sie sich bisweilen an sprachlichen Stolpersteinen, über die andere leichtfüßig hinwegschreiten. Das Leben wird dadurch nicht einfacher, wird man doch von der Mitwelt nicht selten als jemand angesehen, der Klugheit auf dem Verdauungsweg produziert (das sollte jetzt eine vornehme Umschreibung für ein derbes Wort sein, das ich manchmal zu hören bekomme). Ich selber wäre froh, wenn ich so leicht zu diesem Ziel käme.

Der KNA- Newsticker meldet heute Alarmierendes: »Die Mehrheit der Deutschen wird eingeäschert«! Da bekommt der vielzitierte Titel des Buches, dessen Autor mir gerade entfallen ist, einen ganz neuen Sinn: »Deutschland schafft sich ab«. Undeutlich wird im Passiv formuliert (»wird eingeäschert«), doch die Frage ist dringlich: Wer steht hinter dieser ungewöhnlichen Aktion? Wer trennt zwischen der einzuäschernden Mehrheit und der überlebenden Minderheit? Was kann man unternehmen, um der Einäscherung zu entgehen? 

Während ich noch über diese letzte Frage nachsinne, gibt die Fortsetzung der Meldung die Antwort: am sichersten entgeht man der Einäscherung, indem man nicht stirbt: »Die Zahl der Feuerbestattungen in Deutschland steigt weiter an.« 55 Prozent der Verstorbenen werden eingeäschert. Sie sind hoffentlich nicht die Mehrheit der Deutschen.

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