kath.net – der Theologenpranger

Der Montag entwickelt sich zum Wochentag der kommentarwürdigen Äußerungen (s. hier, hier und hier). Heute ist es keine Erklärung, die eine Reaktion provoziert, sondern die Darstellung der Begrüßungsrede des Dekans der Katholisch-Theologische Fakultät Münster, Klaus Müller (pdf-Dokument hier), durch das Nachrichtenportal kath.net. Dort werden die Aussagen Müllers so präsentiert, dass in den Kommentaren die Empörungsmaschinerie anlaufen kann und schärfste Konsequenzen gefordert werden – Gott sei Dank dadurch begrenzt, dass Scheiterhaufen heute nicht mehr als Lösung des Ketzerproblems angesehen werden.

Zur Erklärung des Vorgangs gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist die Redaktion von kath.net intellektuell nicht in der Lage, die Aussage Müllers zu verstehen, an der sie ihren Artikel aufhängt; oder sie biegt den Text bewusst so um, dass all der Geifer ungehemmt abgesondert werden kann, der für die Kommentarspalten dieser Seite so typisch ist. Keine der beiden Möglichkeiten ist besonders beruhigend.

Klaus Müller hat in der genannten Rede (unter anderem!) folgendes gesagt:
»Originell ist an dem Memorandum darum nichts. Auch geschliffene Argumente fehlen mir. Trotzdem habe auch ich selbst unterschrieben. Weil das Memorandum ein Aufschrei ist, dass ein einfaches 'Weiter so' und ein Aussitzen des Problemstaus nicht mehr geht, wenn es nicht zu einer Implosion der katholischen Kirche in Deutschland kommen soll – so ähnlich wie am Ende der DDR oder der Ceausescu-Diktatur in Rumänien, wo sich von heute auf morgen herausstellte, dass es sich bei den ganzen Machtkulissen nur noch um potemkinsche Dörfer handelte, die ein kleiner Stoß in einer Staubwolke versinken lässt. Die katholische Kirche in Deutschland ist davon in Teilen nicht mehr weit entfernt. Viele hohe Amtsträger lassen sich nach wie vor von den formellen Referenzbezeugungen politischer Instanzen und feiertäglich gefüllter Bischofskirchen blenden.«
Starke Worte, zweifellos. Aber sie rechtfertigen nicht die Überschrift, die kath.net zur Einstimmung seiner Leserschaft wählt: »Theologieprofessor: Kirchenmachtstrukturen ähneln Diktaturen«. Das steht in dem Text nicht, und ein aufmerksamer kath.net-Leser könnte dies auch aus dem zitierten Text erkennen. Aber wer wird noch auf Feinheiten achten, wenn die Überschrift schon vorgibt, was gesagt worden sein soll, und wenn die angebliche Stoßrichtung der Rede dahingehend charakterisiert wird, Müller habe »heftige Angriffe auf die katholische Kirche gestartet«.

Was also hat Klaus Müller gesagt? Er hat einen Vergleich angestellt zwischen dem plötzlichen Ende der kommunistischen Diktaturen in der DDR und in Rumänien und dem, was der Kirche drohen könnte. Die Macht jener Regime, so der Gedanke Müllers, war nur noch Kulisse, ihre Akzeptanz im Volk nur scheinbar gegeben ‑ deshalb sind sie so schnell zusammengebrochen. Es werden also nicht Strukturen miteinander verglichen, sondern Konsequenzen, die sich aus einer nur scheinbar existierenden Autorität ergeben.

Nun könnte man einwenden: Transportiert der Vergleich mit jenen Diktaturen nicht unterschwellig die Botschaft, auch die Kirche sei eine Diktatur? Die Antwort lautet: nein. Nicht der Charakter der Diktatur wird zum Vergleichspunkt, sondern das Verkennen einer gegebenen Problemlage über lange Zeit. Man könnte höchstens insofern eine gewisse Parallele wahrnehmen, als solches Verkennen dort leichter drohen kann, wo Strukturen der Beteiligung fehlen. Aber das wird in Müllers Text nicht gesagt, und der Kontext von Unterdrückung, Gewalt und Unfreiheit, der Diktaturen kennzeichnet, wird nicht wachgerufen, um damit die Kirche zu belasten.

Was in der Darstellung der Position Müllers durch kath.net geschieht, können wir uns durch ein kleines Gedankenexperiment klarmachen. Nehmen wir einmal an, bereits zur Zeit Jesu hätte es das Internet gegeben und eine Plattform namens pinhas.org hätte aufmerksam verfolgt, was sich im Land Israel in der religiösen Szene so alles tut, z.B. das Auftreten Jesu, der das Gleichnis vom Sauerteig erzählt:
»Mit dem Himmelreich verhält es sich wie mit einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mischte, bis es ganz durchsäuert war.« (Mt 13,33)
Dies kommt dem Redaktionsteam von pinhas.org zu Ohren, es veröffentlicht daraufhin einen Beitrag mit dem Titel: »Galiläischer Wanderprediger: Das Reich Gottes ähnelt einem Sauerteig«. Und in den Kommentaren zu diesem Beitrag hieße es dann etwa: »Es wird immer absurder! Jetzt sollen wir uns die Erlösung wie eine klebrige Masse vorstellen. Ich möchte nicht in einem ewigen Sauerteig enden. Wer stoppt endlich diesen selbsternannten Rabbi? Es wird Zeit, dass da endlich jemand einschreitet! Für was leisten wir uns denn unsere Priesterschaft und geben den Zehnten?« Nicht verstanden hätte pinchas.org in diesem Fall, dass ein bestimmter Vorgang mit dem Reich Gottes verglichen wird ‑ und genau dieses Missverständnis, wenn es denn eines sein sollte, findet sich auch in dem besprochenen Beitrag von kath.net.

In ihm wird auch all das ausgelassen, das darauf hinweist, dass Müller in seiner Rede keineswegs die Kirche attackiert hat. Dass sich der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster dagegen verwahrt, dass den Professorinnen und Professoren seiner Fakultät die Kirchlichkeit abgesprochen werde, wird in dem kath.net-Beitrag so eingeleitet:
»Fast trotzig verteidigte Müller dann die eigenen (!) Fakultät, von der das umstrittenen (!) Memorandum offensichtlich gestartet wurde und wo auch die meisten unterschrieben haben«. 
So macht man Stimmung. Man hört den Professor trotzig wie ein Kind mit dem Fuß aufstampfen und ausrufen: »Nein, die Suppe ess' ich nicht ...« Und so meinen denn nicht wenige Kommentatoren, sie hätten es mit einem Suppenkasper zu tun, dem sie sich überlegen fühlen könnten. »LeoUrsa« gibt als Eindruck wieder: »Der liebe Dekan Klaus Müller kommt mir wie ein auf geschäckes (!) Hühn (!) vor...« Kommentator »Waldi« schreibt ebenfalls auf einem Niveau, unterhalb dessen ein niedrigeres kaum gedacht werden kann: »Ohne Professorentitel... und doppelten Doktor, aber mit gesundem Hausverstand, wäre diesem 'marxbärtigen' Dekan seine 'Müllers-Lust' als Hasstirade auf Papst Benedikt XVI. und die katholische Kirche, nicht so 'meisterlich gelungen.« In diese Gruppe gehört auch »NoJansen«, den ich hier aber zu seinem Schutz genauso wenig zitieren will wie »Nummer 10«. »Tadeusz« entsetzt sich darüber, dass Klaus Müller ein Priester ist, wie der investigative Kommentator »Heinzi« herausgefunden hat: »Wenn das tatsächlich der Fall wäre, muss dieser Kirchen- und Gottesfeind sofort laisiert werden. Unser (!) Hirten sollen den Rauch des Satans aus der Kirche entfernen.«

So läuft das auf kath.net: Die Redaktion wirft einen Theologen zum Fraß hin, und die Meute stürzt sich darauf und merkt nicht, dass das gar nicht die Person ist, die sie zu verspeisen meint, sondern ein Trugbild. »Schlegl« schreibt: »Noch betroffener macht mich der Vergleich der Kirchenleitung mit dem System des rumänischen Diktators und Kommunisten Ceausescu.« Ein (un-)schöner Beleg dafür, wie die Überschrift der Redaktion wirkt. »M. Schn-Fl«, dessen Kommentare vielleicht bald als mehrbändiges Werk erscheinen, bestätigt die genannte Wirkweise der Überschrift und lässt sich in seiner Antwort auf eine der seltenen gemäßigten Stimmen zu folgender Äußerung hinreißen:
»Wenn der Dekan der grössten (!) theologischen Fakultät unsere Kirche mit dem Massenmörder Ceaucescu vergleicht, dannn (!) wollen Sie noch sachlich agrumentieren (!). Viel Vergnügen dabei. Irgenwo (!) muss die schulterklopfende Dialogisiererei mal ein Ende haben und es muss gehandelt werden. Herr Müller gehört schlicht und ergreifend rausgeschmissen. Er ist ein unloyaler, abständiger Priester, der seine Gelübde nicht hält und offensichtlich auch ein miserabler Theologe, wie das Memorandum beweist, das ja zu einem guten Teil auf seinem Mist gewachsen ist.« 
Ruckzuck wird hier ge- und verurteilt. Warum sich die Mühe machen, den Text des Angegriffenen richtig zu lesen? Auf kath.net steht ja schon alles Wichtige. Und soll man sich etwa am Ende noch der ganzen Rede aussetzen, wo der Geruch Satans schon aus den wenigen Zeilen dringt, die auf kath.net zitiert sind? Nun, immerhin hätte man da einen klaren Hinweis erhalten, dass das Memorandum sicher nicht »zu einem guten Teil auf seinem (=Klaus Müllers) Mist gewachsen ist«. Man lese nur die ersten drei Sätze im eingangs zitierten Text (auf kath.net nicht angeführt). Aber es ist wohl zu viel verlangt, dass man Genaueres über den wissen sollte, dessen Rauswurf man verlangt. Wo kämen wir da hin? Am Ende noch zu einer differenzierten Wahrnehmung der Wirklichkeit?

Das ist wahrscheinlich das Letzte, was die Betreiber von kath.net wollen.

Kommentare

Markus Schreiber hat gesagt…
Bravo! Man muss sich als Katholik für eine Seite wie kath.net schämen! Warum unternimmt eigentlich die Deutsch Bischofskonferenz nichts gegen die Betreiber. Ich habe erlebt, wie gemäßigte Kommentare einfach der Zensur zum Opfer fallen und nicht veröffentlicht werden, wirklich beleidigende und reaktionäre Stellungnahmen aber wohl. Es ist eine Schande!
Laurens hat gesagt…
Wieder eine präzise und gute Analyse, Herr Häfner! Ihr Blog gefällt mir echt super: Eine tolle Synthese aus niveauvoller Theologie und fein durchdachter Zeitdiagnose! Ich bin Fan von lectio brevior!
Anonym hat gesagt…
Es ist in der Tat erstaunlich, dass deutsche Bischöfe kath.net Interviews geben, während die Redaktion gleichzeitig Kommentare publiziert (es erscheinen nur von der Redaktion genehmigte Lesermeinungen), in denen ihnen ein sehr dehnbares Verständnis des Kirchenrechts vorgeworfen wird oder etwa die Rede davon ist, dass ein (anderer) deutscher Bischof seine Mitra in der Lotterie gewonnen habe. Das zeigt, dass es kath.net nicht um die Kirchlichkeit geht als vielmehr darum, die Definitionshoheit über diese zu besitzen.
Ruben Schneider hat gesagt…
Nun, Professor Müller sagt: "[...] wenn es nicht zu einer Implosion der katholischen Kirche in Deutschland kommen soll – so ähnlich wie am Ende der DDR oder der Ceausescu-Diktatur in Rumänien [...]". Es mutet durchaus ausgesprochen seltsam an, irgendeine wie auch immer geartete Ähnlichkeit zwischen der Situation der Kirche in Deutschland und der "Implosion" der Ceausescu-Diktatur herzustellen. Im Zuge der Implosion der Macht von Ceausescu sind Massen von Menschen physisch verelendet, Erwachsene und Kinder sind verhungert, Dörfer wurden von der Armee platt gemacht und es gab die berüchtigten Kinder-Gulags, es gab schwerste politische Verfolgung, Dissidenten wurden von der Geheimpolizei liquidiert und Demonstranten wurden von Hubschraubern angegriffen. Es ist mir absolut schleierhaft, wie ein normal denkender Mensch das Ende der Ceausescu-Diktatur in auch nur irgendeine Ähnlichkeitsrelation mit der Situation der Kirche in Deutschland bringen kann.
Anonym hat gesagt…
Nein, die Implosion des Systems in Rumänien war die Folge der beschriebenen Phänomene, diese waren nicht Begleiterscheinung oder Folge der Implosion. Er schreibt von einer Analogie der (möglichen) Implosionen - nämlich dass sich ein stabil und stark erscheinendes System sehr rasch als nicht reformierbar erweist und deshalb zusammenbricht. Die aktuellen Austrittszahlen aus der katholischen Kirche in Deutschland, die Realität in vielen Gemeinden, religionssoziologische Untersuchungen, Äußerungen mancher Bischöfe und andere Faktoren lassen durchaus den Schluss zu, dass das denkbar ist. Liest man den Text ganz und sorgfältig, sieht man, dass Müller nirgends die katholische Kirche mit den kommunistischen Systemen vergleicht. Man merkt dann allerdings, dass es Müllers Anliegen ist, eine solche Implosion der Kirche gerade zu verhinden.
Gerd Häfner hat gesagt…
@Ruben Schneider
"Anonym" hat im vorigen Kommentar noch einmal treffend den Vergleichspunkt zugespitzt. Könnte Ihre Beschreibung des Gewaltregimes Ceausescus Sie nicht auf den Gedanken bringen, dass Klaus Müller die Kirche und ihre Strukturen unmöglich mit dem Regime selbst verglichen haben kann? Mein Eindruck ist: Weil man auf kath.net das Memorandum als "kirchenfeindlich" etikettiert hat, traut man den Unterzeichnern den noch so absurdesten Angriff auf die Kirche zu, anstatt zu fragen, ob man sie überhaupt richtig verstanden hat.
Ruben Schneider hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Prof. Häfner, ich stimme Ihnen völlig zu, dass kath.net keinen seriösen Umgang mit Theologenäußerungen pflegt. Auch Ihre Darstellung der Mechanismen in den Kommentaren auf kath.net finde ich sehr treffend.
Ich gehe auch davon aus, dass Herr Prof. Müller nicht die Kirche mit dem Ceaușescu-Regime gleichsetzen wollte. Dennoch: Ich finde die von Müller hergestellte Ähnlichkeitsrelation heftig. Auch wenn der Kommentator "Anonym" oben schreibt, die von mir genannten Phänomene seien Folge der Implosion gewesen: Der Niedergang des Regimes vollzog sich derart, dass z.B. der Geheimdienst die Menschen haufenweise einfach abknallte und die Leichen in den Straßen lagen. Es will mir einfach nicht in den Kopf, wie man das in irgendeiner Weise mit der drohenden Situation der Kirche parallelisieren kann. Ich sehe durchaus den Punkt, dass in der Kirche eine Implosion der Strukturen droht - aber bitte, muss das mit einem Vergleich zur blutigen Implosion des Ceaușescu-Regime illustriert werden? Ich finde das "out of proportion" und es verlangt gehörige Abstraktionsleistungen vom Leser, um die wohlwollende Botschaft dahinter zu extrahieren. Das dürfte für diverse kath.net-Kommentatoren ohnehin zuviel verlangt sein.
Gerd Häfner hat gesagt…
@Ruben Schneider
Ja, es ist richtig, dass Klaus Müllers Vergleich eine Abstraktionsleistung verlangt. Allerdings scheint mir die Verbindung mit dem Ende des DDR-Regimes klarzustellen, dass die näheren Umstände des Untergangs, die Sie oben beschreiben, eindeutig ausgeblendet bleiben sollen (das DDR-Regime ging ja unblutig unter) und tatsächlich nur jener Gedanke angezielt ist, auf den ich im obigen Beitrag hingewiesen habe.

Auch wenn man den Vergleich für unglücklich oder missverständlich hält, erwächst daraus nicht das Recht, aus ihm eine Aussage abzuleiten, die er nicht trifft, wie es in dem kath.net-Artikel geschehen ist: Mit den Machtstrukturen kommunistischer Diktaturen hat Klaus Müller kirchliche Strukturen nicht in Verbindung gebracht. Man lernt sls Leser von kath.net schnell, dass die Leute hinter dieser Seite kein Gespräch suchen, sondern Abgrenzung und Durchsetzung der eigenen Position. Das ist zwar bedauerlich, aber noch hinnehmbar. Nicht mehr hinnehmbar aber ist, wenn die dazu eingesetzten Mittel unfair werden.
Ruben Schneider hat gesagt…
[P.S.: Es muss heißen: Auch wenn der Kommentator "Anonym" oben schreibt, die von mir genannten Phänomene seien _nicht_ Folge der Implosion gewesen]
Ruben Schneider hat gesagt…
@Prof. Häfner: Ich stimme Ihnen zu, kath.net bedient sich keiner fairen Mittel und sucht kein Gespräch. Es handelt sich bei kath.net meines Erachens nicht um seriösen katholischen Journalismus. kath.net ist zwar noch weit entfernt von dem rechtsradikalen Krawallportal kreuz.net, aber auch bei kath.net ist meines Erachtens hauptsächlich die Stimmungmache das Ziel. Leider haben diese Seiten eine sehr große Leserschaft.
Richard hat gesagt…
Lieber Herr Häfner,

Ihre Äußerungen in der Vorlesung heute morgen über kath.net haben mich sehr irritiert. Hetze werde auf kath.net betrieben, die Kommentare würden es zeigen, man falle über die Bischöfe her, kath.net sei unzumutbar, unseriös und die Studenten tun gut daran, die Finger davon zu lassen, so lautete die Botschaft. - Haben Sie schon einmal die Kommentare auf Seiten wie welt-online, sz-online oder spiegel-online gelesen? Haben Sie noch nie die wütende, aggressive Meute beobachtet, die sich von einem Artikel auf den nächsten stürzt und diese in der Luft zerreißt? Sowohl diejenigen, die die Artikel geschrieben haben, als auch die Leute, die darin zitiert werden. - Würden Sie uns da auch abraten, Zeitungen wie Die Welt, die Süddeutsche oder das Magazin "Der Spiegel" zu lesen??? Ihrer Argumentation nach müssten wir auch davon die Finger lassen. - Kann das denn noch seriöser Journalismus sein? Und in der Tat: Liest man sich die Überschriften in den Zeitungen durch, auch dort finden sich unsachliche, provozierende, verzerrende Titel, Meldungen und Berichte. Sie haben selbst eindrucksvoll gezeigt, mit wie wenig Sachkenntnis und wie wenig objektiv der Spiegel die Oster-Titelgeschichte verfasst hat.
Es wundert mich doch sehr, dass ich am Anfang des Semesters, in einem Hörsaal mit sehr vielen Erstsemestlern als erstes höre, von welchen Seiten ich am besten die Finger lasse. - Wenn ich mich da an andere Vorlesungen, z. B. in der Politikwissenschaft erinnere, da lautete die Botschaft: Schaut euch um, lest, informiert euch, bildet euch eure eigene Meinung!
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Sie kath.net kategorisch ablehnen, weil die Redaktion Ihre Linie nicht teilt, weil sie das Memorandum kritisiert, das Sie unterstützen. Das ist Ihr gutes Recht, gar keine Frage. Man kann von kath.net halten was man will, aber den angehenden Theologen, Lehrern, Priestern usw. zu vermitteln, diese Seite sei zu meiden, halte ich für eine unzulässige Beeinflussung von Menschen, die Sie eigentlich dazu anhalten sollten, sich aus der Vielfalt der angebotenen Informationen und Meinungen eine eigene Meinung zu bilden.
Gerd Häfner hat gesagt…
@Richard

Da haben Sie etwas missverstanden. Ich habe nicht davor gewarnt, die Seite kath.net zu lesen. Jeder kann das lesen, was er oder sie will. Ich habe versucht zu erklären, was die Motivation zur Eröffnung des Blogs verstärkt hat. Und dazu gehörte unter anderem die m.E. unfaire Behandlung des Theologen-Memorandums durch diese Seite. Nicht dass sie gegen das Memorandum Stellung bezogen hat, ist der entscheidende Punkt (es geht also nicht um die Frage, welcher Linie man folgt), sondern die Art und Weise, wie das hier geschehen ist (Interviews mit Peter Seewald, Pater Wolfgang Ockenfels u.a.). Und wenigstens im Fall der Fehlinformation zur Rede von Klaus Müller liegt es schon sehr nahe, einen Zusammenhang zwischen Artikel und den Reaktionen in den Kommentaren anzunehmen. Da wird bewusst Empörung geschürt. Und wenn dazu falsche Aussagen unterstellt werden, ist die Grenze des Ertäglichen überschritten. Ich habe übrigens zweimal versucht, mit der Redaktion von kath.net Kontakt aufzunehmen, aber keine Antwort erhalten.

Es geht mir nicht darum, irgendjemanden zu beeinflussen. Ich habe meine Sicht der Dinge, die nicht unbegründet ist, mitgeteilt. Es ist mir unverständlich, dass Sie das als "unzulässige Beeinflussung" auslegen.

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