Sonntagsevangelium (3)

Dritter Adventssonntag (B): Joh 1,6-8.19-28

Alle Evangelisten erzählen vom Wirken des Täufers, ehe Jesus öffentlich auftritt. Nur im Johannes-Evangelium aber legt der Täufer ausdrücklich Zeugnis ab für Jesus (1,29-34). Auch wird in keinem anderen Evange­lium die Frage nach der Bedeutung des Täufers so di­rekt ge­stellt wie in Joh 1,19: »Wer bist du?« 

Der Evange­list Jo­hannes lässt den Täufer alle Hoheitstitel zurückwei­sen, nach denen er ge­fragt wird – sogar einen, nach dem er nicht gefragt wird. Die Identität des Täufers wird nämlich zu­nächst negativ geklärt: Er ist nicht der Messias (1,20), tritt also nicht in Kon­kurrenz zu Jesus. Er ist aber auch nicht Elija (1,21). Diese Bestimmung über­rascht, denn Mat­thäus setzt zweimal den Täufer mit Elija ausdrücklich gleich (Mt 11,14; 17,13), Markus deutet eine solche Identifizierung an (vgl. Mk 9,11-13). 

War­um wird dies im Johan­nes-Evangelium abgelehnt? Wahrschein­lich bezieht sich der Evangelist auf die ur­sprüngliche Form der Elija-Erwar­tung. Nach Mal 3,23 ist der wiederkeh­rende Elija nämlich nicht Vorläufer des Mes­sias, sondern Gottes. Elija ist hier die einzige Heils­gestalt, für den Messias bleibt kein Raum. So verstanden kann der Täufer nicht Elija sein. Weg­bereiter Jesu ist er dennoch, da das Zitat vom Rufer in der Wüste aus Jes 40,3 auf ihn angewendet wird. 

Die Sonderstellung des Johannes-Evangeliums zeigt sich auch bei diesem Schriftbezug, mit dem in allen Evangelien die Gestalt des Täufers gedeutet wird. Nur in Joh 1,23 bezieht der Täufer selbst das Schriftwort auf sich: »Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste« (1,23). Der vierte Evangelist bindet Johannes den Täufer noch konsequenter in die Christusverkündigung ein, als es Markus, Matthäus und Lukas tun.

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