Wer behält den Überblick in der Herodes-Dynastie?
Der Versuch eines Klatsch-Blattes, sich fiktiv in die Zeit Jesu zurückzuversetzen, hat im Zusammenhang mit Jesu Geburt zu einem eher unbefriedigenden Ergebnis geführt (s. hier). Tatsächlich könnte man sich vorstellen, dass andere Themen diesem Genre besser entsprochen hätten. Wenn es also Blätter wie das neue im 1. Jahrhundert schon gegeben hätte, dann hätten sie sich auf dem Gebiet nützlich machen können, auf dem sie zuhause sind.
An Herodes dem Großen hätte die Klatsch-Presse mit ihrem (wissenschaftlich noch nicht restlos geklärten) Interesse für Königshäuser und ihre Skandale ihre wahre Freude gehabt. Hätte es zu seiner Zeit schon Paparazzi gegeben, Herodes und sein Haus hätte sie regelmäßig mit Stoff versorgen können: Mit zehn Frauen verheiratet (nicht nur nacheinander), brachte Herodes eine nicht geringe Menge von Nachkommen mit erheblichem Intrigenpotenzial hervor.
Die Fülle bringt aber ein Identifizierungsproblem mit sich. Einfallslosigkeit bei der Namensgebung, in Dynastien nicht selten, führt nämlich zu einer gewissen Unübersichtlichkeit in der herodianischen Familie. Wenn Mk 6,14 von »König Herodes« erzählt, so könnte man meinen, es sei von Herodes dem Großen die Rede. Gemeint ist aber einer seiner Söhne, mit vollem Namen Herodes Antipas, der von 4 v.-39 n.Chr. in Galiläa und Peräa regierte und so Landesherr Jesu war - allerdings ohne den Königstitel.
Auch die Apostelgeschichte kennt, zur Zeit der Urgemeinde, einen »König Herodes« (Apg 12,1). Hier handelt es sich um Agrippa, einen Enkel Herodes des Großen, dem wohl volkstümlich der Name »Herodes« beigegeben wurde. Er regierte von 41-44 von Roms Gnaden als König in etwa über dasselbe Gebiet wie einst sein Großvater. Sein Sohn trägt denselben Namen, die Apostelgeschichte nennt ihn dankenswerterweise ohne den üblichen Herodes-Zusatz. Mit »König Agrippa« (Apg 25,13) ist dieser Urenkel des ursprünglichen Herodes gemeint, obwohl sein Vater genauso heißen könnte.
Dass es bei dieser Überfülle von Herodessen, Brüdern und Halbbrüdern zu Verwechslungen kommen kann, ist verständlich. In der Geschichte vom Tod Johannes des Täufers (Mk 6,17-29) heißt es, Herodes (also: Antipas) hätte die Herodias (gewissermaßen die weibliche Form von »Herodes«), Schwester des in Apg 12,1 erwähnten Herodes und Tochter eines Halbbruders des Herodes Antipas, seinem (Halb-)Bruder Philippus ausgespannt. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus nennt statt Philippus einen anderen Bruder, der - wie wohl? - Herodes hieß. Wahrscheinlich kam Philippus durch eine Verwechslung in die Geschichte, denn er war mit der Tochter der Herodias, Salome, verheiratet. Oder soll jener Herodes-Bruder noch den Beinamen Philippus getragen haben?
Wahrscheinlich wäre die Quellenlage sicherer, wenn es damals schon eine Klatsch-Presse gegeben hätte.
An Herodes dem Großen hätte die Klatsch-Presse mit ihrem (wissenschaftlich noch nicht restlos geklärten) Interesse für Königshäuser und ihre Skandale ihre wahre Freude gehabt. Hätte es zu seiner Zeit schon Paparazzi gegeben, Herodes und sein Haus hätte sie regelmäßig mit Stoff versorgen können: Mit zehn Frauen verheiratet (nicht nur nacheinander), brachte Herodes eine nicht geringe Menge von Nachkommen mit erheblichem Intrigenpotenzial hervor.
Die Fülle bringt aber ein Identifizierungsproblem mit sich. Einfallslosigkeit bei der Namensgebung, in Dynastien nicht selten, führt nämlich zu einer gewissen Unübersichtlichkeit in der herodianischen Familie. Wenn Mk 6,14 von »König Herodes« erzählt, so könnte man meinen, es sei von Herodes dem Großen die Rede. Gemeint ist aber einer seiner Söhne, mit vollem Namen Herodes Antipas, der von 4 v.-39 n.Chr. in Galiläa und Peräa regierte und so Landesherr Jesu war - allerdings ohne den Königstitel.
Auch die Apostelgeschichte kennt, zur Zeit der Urgemeinde, einen »König Herodes« (Apg 12,1). Hier handelt es sich um Agrippa, einen Enkel Herodes des Großen, dem wohl volkstümlich der Name »Herodes« beigegeben wurde. Er regierte von 41-44 von Roms Gnaden als König in etwa über dasselbe Gebiet wie einst sein Großvater. Sein Sohn trägt denselben Namen, die Apostelgeschichte nennt ihn dankenswerterweise ohne den üblichen Herodes-Zusatz. Mit »König Agrippa« (Apg 25,13) ist dieser Urenkel des ursprünglichen Herodes gemeint, obwohl sein Vater genauso heißen könnte.
Dass es bei dieser Überfülle von Herodessen, Brüdern und Halbbrüdern zu Verwechslungen kommen kann, ist verständlich. In der Geschichte vom Tod Johannes des Täufers (Mk 6,17-29) heißt es, Herodes (also: Antipas) hätte die Herodias (gewissermaßen die weibliche Form von »Herodes«), Schwester des in Apg 12,1 erwähnten Herodes und Tochter eines Halbbruders des Herodes Antipas, seinem (Halb-)Bruder Philippus ausgespannt. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus nennt statt Philippus einen anderen Bruder, der - wie wohl? - Herodes hieß. Wahrscheinlich kam Philippus durch eine Verwechslung in die Geschichte, denn er war mit der Tochter der Herodias, Salome, verheiratet. Oder soll jener Herodes-Bruder noch den Beinamen Philippus getragen haben?
Wahrscheinlich wäre die Quellenlage sicherer, wenn es damals schon eine Klatsch-Presse gegeben hätte.
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