Stimmung machen

Ein kleiner Nachschlag zum Thema »Medien und Papst« aus gegebenem Anlass: Armin Schwibach hat die Papstberichterstattung aufs Korn genommen. Der Text ist dankenswerterweise als Satire gekennzeichnet (anders als ein anderer Beitrag zum Papstbesuch auf kath.net, zu dem ich - offenbar irrtümlich - meinte, der Redaktion sei eine Satire untergeschoben worden). Präsentiert wird eine Anweisung an Journalisten, wie über den Papst zu berichten sei, um Stimmung gegen ihn zu machen. Der Versuch ist etwas breit geraten, da insgesamt 70 Regeln genannt werden: ein »Dekalog mit Unterpunkten«, wie es zu Beginn heißt.

Ob man die Ausführungen lustig findet, hängt sicher auch vom persönlichen Standpunkt ab. Aber selbst wenn ich einmal versuche, mich in die Position eines treuen kath.net-Lesers zu versetzen, würde ich nicht umhin können, gewisse Längen und Wiederholungen in dem Text zu bedauern. Aber möglicherweise kann ich mich doch nicht hinreichend in einen solchen Leser versetzen. Oder es liegt daran, dass ich die Medienlandschaft für nicht so konsequent antipäpstlich halte, dass man sie in dieser ausgedehnten Weise behandeln müsste.

»Memorandisten«, Bernhard und Hermann

Einen satirisch gemeinten Text zu kritisieren ist insofern etwas heikel, als man sich dem Verdacht aussetzt, als getroffener Hund zu bellen. Trotz dieser Gefahr greife ich gerade den Punkt heraus, in dem eine Breitseite gegen die »Memorandisten« abgefeuert wird.
»g. Nicht vergessen: Mach ein Interview mit Hans Küng (sollte er wieder einmal woanders beschäftigt sein: es gibt auch Uta Ranke Heinemann oder Bernhard Häring. NICHT auf die Memorandisten zurückgreifen! Die kennt keiner).«
Ja, tatsächlich, die Unterzeichner des Theologen-Memorandums sind in der Öffentlichkeit nicht besonders bekannt. Aber wie entsteht daraus ein satirisch-witziger Bezug? Vielleicht durch die kindische Freude: »Ihr seid ja so unwichtig, ätsch, euch kennt keiner«? Nun, wem's gefällt... Ich nenne die Stelle aber noch aus einem anderen Grund. Armin Schwibach kennt nicht nur die »Memorandisten«, sondern auch den empfohlenen Küng-Ersatz nicht. Bernhard Häring drängt sich für ein Interview nicht auf: der Moraltheologe ist schon vor über zehn Jahren gestorben. Bernhard und Hermann sollte man in diesem Fall, wie wohl auch in anderen Fällen, nicht durcheinanderbringen.

Unter Stimmungsmachern

Dass Schwirbachs Text auf kath.net erscheint, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, kennt man sich dort mit Regeln zur Erzeugung einer Anti-Stimmung doch besonders gut aus - natürlich nicht gegen den Papst gerichtet, wohl aber gegen Bischöfe, Theologen, Laienvertreter. Allerdings braucht man dafür keinen »Dekalog mit Unterpunkten«, sondern folgt im Wesentlichen einer Grundregel: 
Spitze in der Überschrift so zu, dass beim Leser Abneigung hervorgerufen wird und eine positive Würdigung gar nicht mehr in Betracht kommt.
Jüngstes Beispiel: »Lehmann greift Benedikt an: der Dank wird durch solche Sprache schal.« Uns wurden in diesem Jahr aber schon mehr Beispiele präsentiert. Kardinal Lehmann wieder in der Rolle des Aggressors: Deutscher Zölibats-Kirchenk(r)ampf - Lehmann greift Brandmüller an! In diesem Blog war auch schon einmal Thema: Theologieprofessor: Kirchenmachtstrukturen ähneln Diktaturen (s. hier). Nicht besprochen wurden zwei weitere Unverschämtheiten. Zum einen: 1,4 Promille Alkohol: Nicht nur beim Memorandum auf Abwegen… Zum andern die nicht sonderlich originelle Verballhornung eines Namens: Alois (Un)Glück. 

Als ergänzende Regel kommt hinzu: Wenn durch Zuspitzung und Verzerrung Empörung hervorgerufen ist, wird ein Ventil nicht nur durch die Kommentarfunktion angeboten, sondern auch durch einen Link auf die Kontaktdaten des Geschmähten (z.B. hier, hier und hier). Gerade in jüngster Zeit wird ein drittes Instrument genutzt, das die Empörung auch nach oben kommunizieren soll: der Link zur Nuntiatur (z.B. hier, hier und hier).

Eine satirische Überspitzung ist hier unnötig. Die Realität ist schon klar genug.

Kommentare

Regina hat gesagt…
Die schweizer Nachrichtenagentur KiPa berichtet heute folgendes:

Internetzeitung kath.net mit mutmasslichem rechtsextremen Autor
Wien, 7.10.11 (Kipa) Für die katholische Internetzeitung "kath.net" soll ein mutmasslicher rechtsextremer Autor geschrieben haben. Dies berichtet der Österreichische Rundfunk (ORF) am Donnerstag auf seiner Homepage. Der Autor soll fünf umfangreiche Artikel über den Islam in der Internetzeitung veröffentlich haben.

Laut ORF hat der Historiker am 10. September auf kath.net einen Artikel mit dem Titel "Die rosa Islamlegende" veröffentlich und darin auf Vorurteile angespielt, die gegen Muslime bestünden. Als Gastautor von kath.net habe er insgesamt fünf Artikel geschrieben.

1987 soll der Mann Chef der deutschen Neonazi-Gruppe "Politische Offensive" gewesen sein und 1989 den Arbeitskreis "Junge Republikaner" gegründet haben. Für den Arbeitskreis sei er dann in den Kölner Stadtrat eingezogen, so der ORF. Einträge zu seinen Aktivitäten finden sich im "Handbuch des deutschen Rechtsextremismus".

Beiträge bereits deaktiviert
Laut ORF hat die Internetzeitung kath.net nach Bekanntwerden des Falles die Gastkommentare des Deutschen sofort deaktivieren lassen. Bei kath.net werde rechtsradikales Gedankengut "nicht toleriert", habe der Chefredaktor von kath.net dem ORF mitgeteilt. An den Inhalten der betreffenden Artikel habe man jedoch nichts Bedenkliches gefunden.

Zudem sei der Gastautor auf kath.net zugekommen, und dessen Beiträge seien nicht honoriert worden, so der Chefredaktor gegenüber der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" (Donnerstag). Ferner habe sich der Autor als Absolvent der Katholischen Universität Eichstätt (Deutschland) vorgestellt, weshalb man keinen Verdacht geschöpft habe.

Die katholische Internetzeitung hat ihren Sitz in Linz (Österreich) und gilt als erzkonservativ.

(kipa/am/job)

http://www.kipa-apic.ch/index.php?PHPSESSID=iijleg30untmu64590qvqtpla3&pw=&na=0,0,0,0,d&ki=224511

Interessant, wie peinlich-naiv, gutgläubig und inhaltlich zustimmend solch ein Portal, das von vielen Bischöfen heißgeliebt, allertiefst hofiert, ideologisch und finanziell gern unterstützt, Artikel ohne genaueste Überprüfung der Autorenschaft auf ihre Gesinnung und Zielsetzung , veröffentlicht. Oder sollte dies gar beabsichtigt sein ?
Volker Schnitzler hat gesagt…
Es ist und bleibt ein Skandal, was da bei kath.net los ist. Noch skandalöser ist - und da stimme ich Regina vollkommen zu - dass kath.net von der offiziellen Kirche toleriert und hofiert wird. Man muss sich als Katholik für diese Seiten und auch diese Unterstützer schämen.
Regina hat gesagt…
Ja, kath.net ist eigentlich - weil es den Anschein bischöflich suventionierter Seriösität suggeriert - noch gefährlicher was die Indoktrinationsgefahr betrifft, als dieses einfach nur dümmlich-platte, homophobe und in vielerlei Hinsicht diffamierende kreuz.net...
Wie der Umgang auf Kath.net mit "Aufarbeitung von eigenen Fehlern" gehalten wird, sieht man hier (kritisch beleuchtet auf einem Blog):


http://episodenfisch.blogsport.de/2011/10/06/lass-den-nazi-doch-nicht-reden/

Interessant auch die Recherche dazu auf demselben Blog:

http://episodenfisch.blogsport.de/2011/09/10/lass-den-nazi-reden/

Es ist wichtig,dass dort gut und weitreichend recherchiert,beobachtet und auch gehandelt wird ! Ganz im Gegensatz zu den Bischöfen als offizielle Kirche, die einfach nichts tun !!

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