Das erste Jahr

Welche Übereinstimmungen gibt es zwischen Bloggen und Kindererziehung? Auch wenn sie gewiss geringer sind als die Unterschiede, fallen mir doch spontan zwei Gemeinsamkeiten ein: Man ist häufiger nachts wach, und die Zeit vergeht überraschend schnell. Nur auf diesen zweiten Aspekt soll's hier ankommen. Ein Blick in die Liste der Beiträge zeigt, dass Lectio brevior vor einem Jahr an den Start gegangen ist. »Wie schnell doch die Kinder groß werden!« (Nachbarin Karline in James KrüssDer Sängerkrieg der Heidehasen, bei 10:04 min). 

Nun ist der erste Geburtstag dieses Blogs kein weltbewegendes Ereignis, und ich habe auch keinen Besinnungsaufsatz dazu geschrieben. Aber ganz unerwähnt soll das kleine Jubiläum hier nicht bleiben, vor allem weil es Gelegenheit zum Danken gibt. 

Ich danke all jenen, die hier lesen, und jenen, die auch kommentieren. Sie geben dadurch zu erkennen, dass der Beitrag der (biblischen) Theologie grundsätzlich sowie in den gegenwärtigen Debatten um den Weg der Kirche auf Interesse stößt. Es waren auch Leserinnen und Leser, die für die Verbreitung des Blogs gesorgt haben. Ich selbst habe die Adresse nur an einige Freunde und Bekannte weitergegeben und mich um ein »Marketing« nicht gekümmert (obwohl es auch dazu Tipps in Leitfäden zum Bloggen gibt). Alles andere ging über das Verlinken auf anderen Web-Seiten oder Facebook und Twitter - Dienste, die ich selbst nicht nutze. Welche faszinierenden und ungeahnten Möglichkeiten der Verbreitung das Netz bietet, ließ sich selbst in den bescheidenen Ausmaßen dieses Blogs beobachten (nicht nur angesichts der Spitzenklickwerte bei der Verlinkung auf bildblog.de und welt.de). 

Ich danke jenen, die mich in E-Mails oder durch Verlinkungen (z.B. hierhier, hier, hier, hier oder hier) oder durch ausdrückliche Hinweise bestärkt haben, dass der Versuch, Theologie auf diese unsystematische (Blog-)Weise ins Netz zu bringen, sinnvoll ist. Da ich mir selbst dessen nicht immer sicher war, waren mir solche Reaktionen wertvolle Hilfe und Ansporn. Solange die Kräfte reichen und ich den Eindruck habe, dass es Leute gibt, die lesen wollen, was ich hier schreibe, werde ich weitermachen mit der »Theologie im Blog«. 

Dass es so etwas überhaupt gibt, wurde zwar bisweilen verwundert zur Kenntnis genommen, liegt aber vielleicht gar nicht so fern. Immerhin besteht, wenn man die richtige Ebene wählt, eine Gemeinsamkeit zwischen einem Blog und dem Zölibat und dem Primat. Mit diesem Rätselspruch schließe ich für heute. Die Auflösung folgt in Kürze. 

Danke für die Aufmerksamkeit! 

Kommentare

Ameleo hat gesagt…
Herzlichen Glückwunsch, danke für die langen Nächte und die kleinen exegetischen "Updates", die ich sehr gerne verfolge, besonders auch dann, wenn Sie mit Ihrem wissenschaftlichen Handwerkszeug Texte von heute (kath.net & Co) analysieren! Ihr Blog ist mir eine große Bereicherung!

Zum Rätselspruch: keines der drei kann von sich behaupten, es habe schon von Anfang der Kirche an existiert.

Herzliche Grüße
Ameleo
Gerd Häfner hat gesagt…
An diese Lösung hatte ich gar nicht gedacht, meine geht ein wenig anders. Ich bin mal gespannt, ob es noch weitere Lösungsüberraschungen gibt, ehe ich meine Antwort rausrücke.

Alles Gute auch für Ihr Blog!
Nina Marzouki hat gesagt…
Lieber Herr Häfner!
Lassen Sie mich diesen Jahrestag zum Anlass nehmen Ihnen von ganzem Herzen für den Blog zu danken!Ich lese ihn seit ein paar Monaten und hatte dadurch beste Analysen und Informationes über die Diskussion zum Theologenmemorandum, die ich aus der Ferne(ich wohne in einem Pariser Vorort) mitverfolge. iHRE mischung aus meisterhafter Argumentation und nie beleidigendem Humor finde ich grossartig.
Ihre Beiträge zum Sonntagsevangelium bringen mir genau das, was ich suche.
Noch ein paar Kommentare zu zwei Artikeln:
Ihre Kritik von Brunners Darstellung der katholischen Kirche hat mir aus der Seele gesprochen. Die katholische Kirche ist für mich diejenige in der ich meinen Glauben am besten leben kann,aber ich halte sie nicht für besser(und nicht für schlechter)als die evangelische und es gibt in allen Kirchen Theologien und Frömmigkeitsformen, die ich problematisch finde.
Dazu gehören z.B. Analysen wie die Hilles, deren Kritik mir auch deshalb sehr gut gefallen hat,weil es unter meinen Kollegen und Schülern, aber auch in meiner Familie viele Moslems gibt und ich mich sehr für den intereligiösen Dialog interessiere. Hilles Agumente sind auch insofern absurd, als das Jesusbild des Islam sehr unhistorisch ist. Und der Menschensohn der Evangelien, der eine radikale Brüderlichkeit verkündet und lebt würde mir im Islam mehr fehlen als die dritte Person der Dreifaltigkeit!
Zum Schluss möchte ich noch etwas ansprechen, was im Blog öfter zur Sprache gekommen ist: Sicher ist es klar dass der christliche Glaube nicht beim historischen Jesus stehenbleibt und ich sehe auch keinen Widerspruch zwishen dem historischen Jesus und dem Christus des Glaubens;ich finde es aber sehr wichtig dass Christen die Erkenntnisse der historischen Forschung nicht einfach im Raum stehen lassen( oder ignorieren oder anderen vorenthalten) sondern sie ernst genug nehmen um traditionelle Glaubensaussagen eventuell zu revidieren.
Nochmals vielen Dank für den grossartigen Blog, mache Sie bitte weiter!
Hyazinth Löffelstein hat gesagt…
Guckst Du,
lieber Gerd, wie schnell 365 Nächte verfliegen können! Dein Blog gehört fast stets zu meiner Morgenlektüre, auch wenn ich Vieles unkommentiert lasse.
Darf ich davon ausgehen, dass es sich bei der Quellenangabe zum "Sängerkrieg der Heidehasen" mit der Position "10:04 min" nicht um die Kapitelangabe im handschriftlichen Original des Dichters handelt, sondern (endlich?) um eine digitale Version jenes zeitlos-dramatischen Werkes?
Weiterin viel Spaß beim Bloggen, Lehren, ... !
Gerd Häfner hat gesagt…
Lieber Hyazinth (Andreas?),

Du vermutest ganz recht, dass sich die Angabe auf eine digitalisierte Version bezieht. Wenn Du auf den Link klickst ("Der Sängerkrieg der Heidehasen", Fett und Kursiv sind immer Links), kommst Du auf die entsprechende YouTube-Seite und kannst dort auch noch einmal den Versuch einer Hymne auf die Prinzessin hören, den Dein Alias-Namensgeber unternommen hat - bis hin zum bitteren Ende, das allerdings vornehmer formuliert ist als in heutigen Casting-Shows: "Genug, Herr Sänger, wir danken euch!"
Volker Schnitzler hat gesagt…
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zum einjährigen Jubiläum!!! Bitte bloggen Sie noch lange weiter!! Denn auch wenn das NT nicht zum Bloggen aufruft, ist es doch eine sinnvolle Möglichkeit, von Jesus zu sprechen :-)
Regina hat gesagt…
Lieber Herr Häfner,

ich schließe mich allen bisherigen Gratulant_innen von Herzen an : es ist eine wunderbare Idee und Chance, dass ein lebendiger Austausch " Theologie im Blog" möglich ist, den Sie anbieten, und von dem viele profitieren, sicher auch Sie selbst ! Meine Bitte: es möge Ihren Blog noch lange, lange geben ! Ich empfinde Ihre Themen immer als sehr inspirierend, aufklärend, erfrischend kritisch und wissenschaftlich höchst interessant! Selten hatte ich seit meinem Theologie- Studium in den 80er Jahren an der Bamberger theol.Fakultät so viele positive Impulse, wie in diesem Blog .
Was Ihre Rätselfrage betrifft, so ist Ihre Frage eine echt harte Nuss... und auch wenn ich vielleicht falsch liege: ist allen drei genannten Erscheinungsformen vielleicht dies gemeinsam: man ist mehr oder weniger "freiwillig" dazu gekommen und kommt nun so leicht aus dieser " Selbstverpflichtung" nicht wieder heraus ??? Bzw.: Scheitern ist möglich ?

Ich bin auf die Auflösung gespannt.

Herzliche Grüße
Regina
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Herzlichen Glückwunsch und vielen Danke Herr Häfner,

zum ungebunden bzw. unvermählt sein, dem Ersten und einem öffentlichen Tagebuch mit Kommentarmöglichkeit habe ich leider keine Lösung gefunden. Es sei denn, Primat, Zölibat und Ihr Blog stehen im Dienst dessen, der am Anfang war.

Ich finde es gut, wenn man sich darüber auch in dieser Form auf freie Weise ausschauschen, lernen kann. Und wenn es am Anfang des chr. Glaubens wirklich um das ging, was ich als kreative=schöpferische Vernunft bezeichne, dann trägt auch Ihr Blog dazu bei.
Lukas H. hat gesagt…
Nach zehn Semestern Studium der Theologie lautet meine Antwort: In allen drei Fällen handelt es sich um ein Mysterium. Denjenigen, der behauptet, bei dem Begriff "Blog" würde das nicht zutreffen, verweise ich auf den vorletzten Absatz im Artikel "Und der Blog war bei Gott" http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13802814/Und-der-Blog-war-bei-Gott.html

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