Sonntagsevangelium (41)
22. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 7,1-8.14-15.21-23
Die Debatte über rein und unrein (Mk 7,1-23) geht aus von einer Kritik der Pharisäer am Verhalten der Jünger Jesu: Sie waschen sich vor dem Essen nicht die Hände und halten sich so nicht an die »Überlieferung der Alten«. Mit diesem Begriff wird die in pharisäischen Kreisen mündlich weitergegebene Auslegung des Gesetzes bezeichnet. Die Tora selbst schreibt das Händewaschen vor dem Essen nicht vor. Allein in Regelungen für Priester im Tempeldienst finden sich entsprechende Bestimmungen (vgl. Ex 30,17-21). Dass die Pharisäer sie in den Alltag übertragen, passt in das Bild dieser Gruppe: Sie hat sich besonders um kultische Reinheit bemüht und sich dabei an den umfänglicheren Vorschriften für Priester orientiert, obwohl ihre Mitglieder dazu nicht verpflichtet waren.
Jesu Reaktion stellt zunächst die Autorität, auf die sich der Einwand stützt, in Frage: Die »Überlieferung der Alten« wird polemisch als Überlieferung von Menschen dem Gebot Gottes entgegengesetzt (7,6-8) und dann an einem Beispiel erläutert (7,9-13, nicht im Lesungstext). Es bezieht sich auf die Möglichkeit, den Eltern materielle Unterstützung dadurch zu entziehen, dass man eigenen Besitz als Weihegabe dem Tempel gelobt (»Korban«). Die rabbinische Tradition gibt Anhaltspunkte dafür, dass eine solche Möglichkeit tatsächlich eingeräumt wurde. Zwar konnten solche Gelübde auch gelöst werden; die Formulierung »ihr lasst sie nichts mehr für Vater und Mutter tun« überspitzt also den Tatbestand. Dass aber das Gebot der Elternehrung (Ex 20,12; Dtn 5,16) durch die Korban-Regelung außer Kraft gesetzt werden konnte, ist keine unsachliche Polemik.
Erst ein zweiter Abschnitt behandelt die Frage von rein und unrein grundsätzlich (7,14-23). Sein Kernstück ist das Wort, nichts von außen in den Menschen Kommendes könne ihn verunreinigen, sondern nur das, was aus ihm herausgeht (7,15; auch 7,18.20). Der Wortlaut scheint nahezulegen, dass hier das ganze System kultischer Reinheit außer Kraft gesetzt werde. Allerdings war die Unterscheidung zwischen »heilig« und »profan« nicht nur in der jüdischen, sondern auch allgemein in der antiken Lebenswelt so fest verankert, dass man eine viel breitere Präsenz dieses Themas in der Jesus-Überlieferung erwarten müsste, wenn sich Jesus grundsätzlich gegen dieses System gestellt haben sollte. Der Kommentar des Evangelisten (7,19) wendet es auch nicht auf die Vorstellung kultischer Reinheit im Ganzen an, sondern nur auf die Speisen (die Parallele Mt 15,20 geht nicht so weit und bezieht das Jesuswort allein auf die Frage des Händewaschens).
Jesus könnte mit dem Spruch vor allem seine Mahlgemeinschaft mit Sündern und Zöllnern gerechtfertigt haben. Verunreinigung entsteht nicht durch Kontakt mit unreinen Speisen oder Menschen, sondern wird aktiv hervorgebracht, vor allem wohl durch die Worte, die man spricht. Vielleicht zielt Jesus dabei gerade auf die Kritik an seinem Verhalten. Zwar hätte er damit die Reinheitsgebote des Gesetzes nicht für ungültig erklärt. Jene Gebote wären aber so weit relativiert, dass gesetzesfromme Juden daran Anstoß nehmen konnten.
Die Debatte über rein und unrein (Mk 7,1-23) geht aus von einer Kritik der Pharisäer am Verhalten der Jünger Jesu: Sie waschen sich vor dem Essen nicht die Hände und halten sich so nicht an die »Überlieferung der Alten«. Mit diesem Begriff wird die in pharisäischen Kreisen mündlich weitergegebene Auslegung des Gesetzes bezeichnet. Die Tora selbst schreibt das Händewaschen vor dem Essen nicht vor. Allein in Regelungen für Priester im Tempeldienst finden sich entsprechende Bestimmungen (vgl. Ex 30,17-21). Dass die Pharisäer sie in den Alltag übertragen, passt in das Bild dieser Gruppe: Sie hat sich besonders um kultische Reinheit bemüht und sich dabei an den umfänglicheren Vorschriften für Priester orientiert, obwohl ihre Mitglieder dazu nicht verpflichtet waren.
Jesu Reaktion stellt zunächst die Autorität, auf die sich der Einwand stützt, in Frage: Die »Überlieferung der Alten« wird polemisch als Überlieferung von Menschen dem Gebot Gottes entgegengesetzt (7,6-8) und dann an einem Beispiel erläutert (7,9-13, nicht im Lesungstext). Es bezieht sich auf die Möglichkeit, den Eltern materielle Unterstützung dadurch zu entziehen, dass man eigenen Besitz als Weihegabe dem Tempel gelobt (»Korban«). Die rabbinische Tradition gibt Anhaltspunkte dafür, dass eine solche Möglichkeit tatsächlich eingeräumt wurde. Zwar konnten solche Gelübde auch gelöst werden; die Formulierung »ihr lasst sie nichts mehr für Vater und Mutter tun« überspitzt also den Tatbestand. Dass aber das Gebot der Elternehrung (Ex 20,12; Dtn 5,16) durch die Korban-Regelung außer Kraft gesetzt werden konnte, ist keine unsachliche Polemik.
Erst ein zweiter Abschnitt behandelt die Frage von rein und unrein grundsätzlich (7,14-23). Sein Kernstück ist das Wort, nichts von außen in den Menschen Kommendes könne ihn verunreinigen, sondern nur das, was aus ihm herausgeht (7,15; auch 7,18.20). Der Wortlaut scheint nahezulegen, dass hier das ganze System kultischer Reinheit außer Kraft gesetzt werde. Allerdings war die Unterscheidung zwischen »heilig« und »profan« nicht nur in der jüdischen, sondern auch allgemein in der antiken Lebenswelt so fest verankert, dass man eine viel breitere Präsenz dieses Themas in der Jesus-Überlieferung erwarten müsste, wenn sich Jesus grundsätzlich gegen dieses System gestellt haben sollte. Der Kommentar des Evangelisten (7,19) wendet es auch nicht auf die Vorstellung kultischer Reinheit im Ganzen an, sondern nur auf die Speisen (die Parallele Mt 15,20 geht nicht so weit und bezieht das Jesuswort allein auf die Frage des Händewaschens).
Jesus könnte mit dem Spruch vor allem seine Mahlgemeinschaft mit Sündern und Zöllnern gerechtfertigt haben. Verunreinigung entsteht nicht durch Kontakt mit unreinen Speisen oder Menschen, sondern wird aktiv hervorgebracht, vor allem wohl durch die Worte, die man spricht. Vielleicht zielt Jesus dabei gerade auf die Kritik an seinem Verhalten. Zwar hätte er damit die Reinheitsgebote des Gesetzes nicht für ungültig erklärt. Jene Gebote wären aber so weit relativiert, dass gesetzesfromme Juden daran Anstoß nehmen konnten.
Kommentare
War Jesus für die damaligen Denker wirklich nur der charismatische Wanderprediger, der um das Händewaschen seiner Anhänger stritt und sich gegen alte Vorschriften zur Wehr setzte? Oder hat auch hier der Logos in der Geschichte Jesus gesprochen, der im realen Geschichtsgeschehen, dem Wandel vom Mythos und tauber Gesetzlichkeit das Thema der anfänglichen christlichen Denker war, die die Texte von Markus & Co. herausgaben?
Hat Markus nur von einem aufmüpfigen Heilsprediger berichtet oder von einem hoheitlichen Wesen, dem Christus bzw. Sohn Gottes, als der damals die Vernunft allen Werdens galt, die auch den geschichtlichen Zeitenwandel bewirkte?
Ist hinter der Peson, die sich gegen taube Traditionslehren und schriftgelehrte pharisärhafte Gesetzlichkeit zur Wehr setzte nicht der zu erkennen, der für die anfänglichen Denker das wahre Gesetz bzw. lebendige, nun universal gültige lebendige Wort/Vernunft/Logos und kein hochgejubelter Wandguru war?
Uns ist z.B. das Wissen gegeben, wie sich das anfängliche christliche Denken, das auf den Logos allen Lebens bzw. die Vernunft allen Werdens setzte, mit jüdischer Tradition und heidnischen Mythen auseinandersetzte, warum ein Wanderprediger mit all diesen philosophisch-theologischen Debatten des vielfältigen Anfangs nichts zu tun hat, sondern hier die Vernunft das Thema war.
Wer Ohren hat zu hören, der höre - auf das lebendige Wort, wie es in aller Schöpfung/allem Werden bzw. wachsenden Wissen zu uns spricht.
Man kann sich aber auch an das halten, was hinten herauskommt, wenn mann einen jungen Mann an den Anfang stellt, der seine Mahlgemeinschaft mit Fremden oder die ungewaschenen Hände seiner Freunde rechtfertigte.
Doch wenn ich mir das betrachte, was nicht nur die Kopten über die er jetzt schreibt von Anfang an bewegte, dort noch lebendige geblieben ist, als in der Großkirche, Grund eines neuen jüdisch-bildlosen, nun universal gütltigen Monoth. vielfältiger anfänglicher Reformbewegungen war, die sich mit der Tradtionslehre (ob Göttermysthen oder jüd. Gesetzlichkeit) auseinandersetzten oder auch in der Bildungsmetropole, in der Markus angeblich sein Evangelium verbreitete, damals hochphilosophisch-theologisch gedacht und diskutiert wurde.
Wie kann ich dann weiter davon ausgehen, dass es Markus oder den anfänglichen Bewegungen bei Jesus nur um einen traditionskritischen Charismatiker oder sonst wie gearteten jungen Mann ging, wie er heute als historisch gilt?