Sonntagsevangelium (1)
Mit dem neuen Kirchenjahr beginne ich eine neue Reihe mit knappen exegetischen Hinweisen zum Sonntagsevangelium. Ausführliche Auslegungen verschiedener Autoren gibt es auf perikopen.de.
Erster Adventssonntag (B): Mk 13,33-37 (oder 13,24-37)
Das Gleichnis, mit dem Markus am Schluss der Endzeitrede zur Wachsamkeit
mahnt, ist nicht aus einem Guss (13,33-37). Geschildert wird der Fall eines Hausherrn,
der auf Reisen geht, also für längere Zeit abwesend ist. Dieser Situation entspricht, dass den Knechten die verschiedenen
Aufgaben im Haus übertragen werden. Überraschend ist dann aber die herausgehobene
Funktion des Türhüters, denn sie setzt eine nur kurze Abwesenheit des Hausherrn
voraus. Zur Erwartung der Rückkehr noch in derselben Nacht passt auch die Nennung der vier
Nachtwachen in 13,35.
Diese Unebenheit spricht dafür, dass Markus ein vorgegebenes
Gleichnis erweitert hat. Pointe dieses Gleichnisses war die notwendige
Wachsamkeit des Türhüters – notwendig, weil der genaue Zeitpunkt der Rückkehr
des Hausherrn ungewiss ist (vgl. auch Lk 12,36-38). Jesus könnte mit einer
solchen Geschichte dazu aufgerufen haben, sich bereit zu halten für die bald
erwartete Vollendung der Gottesherrschaft, deren Kommen sich aber nicht
berechnen lässt.
Markus fügt die längere Abwesenheit des Herrn und die Aufgabenverteilung
an die Knechte ein und bedenkt so die Situation der Gemeinde zu seiner Zeit:
Die Wiederkunft Christi hat sich verzögert; jetzt gilt es, stets für sie gerüstet
sein. Was das heißt, deutet Markus nur an: das Tun der vom Herrn übertragenen
Aufgabe (13,34). »Wachsam sein« ist ein sehr offenes Bild, das auf verschiedene Weise inhaltlich gefüllt werden kann.
Zum Verständnis der apokalyptischen Aussagen in Mk 13,24-27 s. hier.
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