Sonntagsevangelium (9)

3. Sonntag im Jahreskreis (B): Mk 1,14-20 

Es gehört zu den historisch gesicherten Daten des Wirkens Jesu, dass Jesus Jünger in seine Nachfolge berufen hat. Dennoch sind die Geschichten, in denen von solchen Berufungen erzählt wird, keine historischen Berichte. So will auch die Szene von der Berufung der ersten vier Jünger im Markus-Evangelium (1,16-20) vor allem zeigen, wie bedingungslos Nachfolge sein soll: Allein auf das Wort Jesu hin verlassen die Jünger ihren Beruf (1,18) und ihre Familie (1,20). 

Der programmatische und ideale Charakter der Szene wird auch dadurch deutlich, dass sie an den Anfang des Wirkens Jesu gesetzt ist. Zuvor wird nur die Botschaft vom Reich Gottes in einer kurzen Notiz zusammengefasst (1,15). Jesus hat noch nichts getan, das die Jünger zur Nachfolge motivieren könnte. Entscheidend ist allein der Ruf Jesu. Lukas übernimmt diese Darstellung in seinem Evangelium nicht. Dort wird die Berufung der ersten Jünger nach einer ersten Phase des öffentlichen Wirkens und in Zusammenhang mit einer Wundergeschichte erzählt (Lk 5,1-11).

Besonderes Profil gewinnt die Berufungserzählung bei Markus dadurch, dass sie vor dem Hintergrund einer alttestamentlichen Geschichte gestaltet ist: die Berufung Elischas durch Elija (1Kön 19,19-21). Auch Elischa wird bei der Ausübung seines Berufes angetroffen. Anders aber als die Jünger bittet Elischa darum, sich zunächst von seinen Eltern verabschieden zu dürfen - eine Bitte, die ihm gewährt wird (dazu kontrastiert die Nachfolgeszene in Lk 9,61f). 

Die bedingungslose Nachfolge der ersten Jünger wird später im Evangelium noch einmal aufgegriffen; und erst dann wird erläutert, welche Verheißung sich mit solcher Nachfolge verbindet und welche Konsequenzen sich für das gegenseitige Verhalten ergeben (Mk 10,28-31; 10,35-45). Markus dürfte dabei aber nicht ausschließlich an die erstberufenen Jünger denken, denn das Thema der Nachfolge entfaltet er auch unabhängig von diesem Kreis und öffnet es auf die Glaubenden hin, die ebenfalls in der Jesusnachfolge stehen (8,34-38).

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