Who's who (10) - Lösung

Wir suchen einen Inselstämmigen, der zwar zwischendurch auf seine Insel zurückgekehrt ist, dabei aber keineswegs auf Heimaturlaub war. Der ganze Text noch einmal hier.

Gesucht wurde Barnabas.
Wir suchen einen Inselstämmigen, der zwar zwischendurch auf seine Insel zurückgekehrt ist, dabei aber keineswegs auf Heimaturlaub war. 
Barnabas stammte nach Apg 4,36 aus Zypern. Später war er als Abgesandter der Gemeinde von Antiochia zu einer Missionsreise unterwegs, die ihn unter anderem nach Zypern führte (Apg 13,1-12
Er hatte Besitz, hing aber nicht daran, sondern war bereit, ihn zum Wohl des Ganzen einzusetzen. 
Nach Apg 4,37 besaß Barnabas einen Acker, den er verkaufte, um damit die Urgemeinde von Jerusalem zu unterstützen. 
Für einen anderen Großen aus der Zeit des frühen Christentums, dem man diese Rolle zunächst gar nicht recht zutrauen konnte, setzte er sich ebenfalls ein und bildete mit ihm fortan ein starkes Team, das vor allem das Evangelium verkündete.
Die oben genannte Missionsreise unternahm Barnabas zusammen mit Paulus, der ja zunächst christusgläubige Juden verfolgt hatte (Paulus selbst bezeugt das in seinen Briefen: 1Kor 15,9; Gal 1,13; Phil 3,6). Folgt man Apg 9,26f, hat sich Barnabas in Jerusalem für Paulus eingesetzt, um das Misstrauen zu überwinden, das man dort Paulus verständlicherweise entgegenbrachte.
Als die beiden in Kleinasien einmal mit griechischen Göttern identifiziert wurden, schrieb man dem Gesuchten - nach heutigen Begriffen unvorstellbar - ausgerechnet deshalb die Chef-Rolle zu (Zeus), weil der andere das Wort führte (und aus diesem Grund als Hermes galt). 
Die Episode wird im Rahmen des Aufenthalts in Lystra (Kleinasien, heutige Türkei) geschildert (Apg 14,8-18). Nach einer Gelähmtenheilung werden Paulus und Barnabas für die Erscheinung olympischer Gottheiten gehalten. Da die Einwohner von Lystra Lykaonisch sprechen, merkt Paulus zunächst nicht, was abläuft. Erst als die Opfertiere herbeigebracht werden, wird ihm die Situation klar, und er kann gerade noch verhindern, dass den beiden Missionaren ein Stieropfer dargebracht wird. 
Die Verfilmung seines Lebens, jedenfalls des Teils, von dem Überlieferungen existieren, ergäbe im Wesentlichen ein Roadmovie: Er war viel unterwegs, einmal zu einem wichtigen Termin in Jerusalem, bei dem eine grundsätzliche Frage zu klären war.
Beim so genannten Apostelkonzil kamen die wichtigsten Größen des Urchristentums in Jerusalem zusammen, um über die Frage zu beraten: Gibt es einen Konsens in der Frage, ob Heiden als Heiden in die Gemeinde aufgenommen werden können, also nicht auf das jüdische Gesetz (die Tora des Mose) verpflichtet werden müssen (unterschiedliche Schilderungen in Gal 2,1-10 und Apg 15,1-29).
Sein Begleiter aus der genannten Episode in Kleinasien war mit von der Partie und hat bei den Diskussionen kräftig mitgemischt. Hätte es das Wort damals schon gegeben, hätte dieser Begleiter das erreichte Ergebnis sicher als »alternativlos« bezeichnet.
Für Paulus ging es in der genannten Frage um die »Wahrheit des Evangeliums« (Gal 2,5). Wäre sie nicht in seinem Sinne beantwortet worden, hätte er wohl ohne Konsens mit der Jerusalemer Urgemeinde die Heidenmission wie zuvor weitergeführt - ohne von den Heiden die Befolgung der Tora-Gebote zu verlangen. Im Grundsatz aber hat sich seine Position durchgesetzt (auch wenn es die Apostelegschichte etwas anders schildert).
Ganz klar ist es zwar nicht, warum das Verhältnis zwischen »Zeus« und »Hermes« in die Brüche ging. Aber wahrscheinlich war der Gesuchte seinem Kollegen in einem konkreten Streit nicht kompromisslos genug. Damit verschwindet er von der Bildfläche unserer Quellen, während der Kollege erst nach diesem Bruch zu richtig großer Form auflief. 
Paulus berichtet in Gal 2,11-14 von einem Streit in Antiochia, bei dem er sich auch mit Barnabas überwarf. Dabei ging es um die Frage, ob Judenchristen mit Heidenchristen Tischgemeinschaft halten können oder davon wegen der Speisegebote der Mose-Tora Abstand nehmen müssen. Für Paulus war hier kein Nachgeben möglich: an der Tischgemeinschaft musste seiner Ansicht nach festgehalten werden. Wahrscheinlich konnte er sich mit seiner Position aber nicht durchsetzen. Denn er erzählt nicht, wie der Streit ausging.
So hängt der Beginn der selbständigen Mission des Paulus wohl mit diesem Konflikt zusammen: Paulus trennt sich von Barnabas und der Gemeinde von Antiochia und missioniert nun auf eigene Faust. Aus dieser Phase (ab Ende der 40er Jahre) stammen auch alle seine Briefe. In der Apostelgeschichte wird der Streit mit Barnabas anders dargestellt: es sei um eine Personalie gegangen (Apg 15,36-41) - wahrscheinlich eine Verharmlosung des theologischen Konflikts, den Paulus in Gal 2,11-14 erkennen lässt.

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