Eine Sensation wird angekündigt

In Agatha Christies Kriminalroman Ein Mord wird angekündigt erscheint das unschöne Ereignis vorab in einer Zeitungsannonce einer Wochenzeitung. Die Sensation, um die es in diesem Beitrag geht, hat einen größeren zeitlichen Vorlauf: erst in einem Jahr sollen wir wissen, ob sie wirklich stattfindet. Möglicherweise hat man eine Handschrift des Markus-Evangeliums aus dem 1. Jahrhundert gefunden. Daniel B. Wallace, Neutestamentler am Dallas Theological Seminary und Geschäftsführender Direktor des Center for the Study of New Testament Manuscripts hat diese Bewertung eines Papyrus in einem Streitgespräch mit Barth Ehrman mitgeteilt. Einer der weltweit führenden Paläographen – wer das ist, sagt er nicht – sei sich bei dieser Datierung sicher. Weiter reichen die Informationen zur Zeit nicht. Die Veröffentlichung lässt noch etwa ein Jahr auf sich warten. Für Wallace ist aber schon gewiss, dass die neuen Funde (auch sechs Papyri aus dem 2. Jh.) seine Sicht von der Zuverlässigkeit der neutestamentlichen Textüberlieferung bestätigen werden.



Eigentlich gibt es also zur Zeit in dieser Sache nichts zu berichten. Dass es dennoch getan wird, kann einen (manchen vielleicht nicht unangenehmen) Nebeneffekt haben: Sollte sich die Annahme über das Alter nicht bestätigen, werden das nicht mehr alle mitbekommen, die jetzt etwas von einer Markus-Handschrift aus dem 1. Jh. hören. Das Gerücht kann die zuverlässige Nachricht überdauern. Das ist allerdings noch der harmlosere Aspekt an dieser Sache. Bedenklicher sind die Folgerungen, die (nicht ganz überraschend) aus einer solchen Datierung gezogen werden. So wird gefragt: Hat ein Zeitzeuge Jesu das Markus-Evangelium geschrieben? Und für den Fall, dass sich Wallaces Einschätzung bestätigte, rechnet man damit, dass dies zu »einer neuen Sicht über die Entstehung der Evangelien führen werde«.

Angesichts der Informationen, die bislang bekannt wurden, besteht zu einer solchen Einschätzung nicht der geringste Anlass, auch wenn die Einigkeit ungenannter Experten bemüht wird. Die Datierung »1. Jahrhundert« lässt ja noch ein weites Spektrum offen. Dass es »im 1. Jahrhundert« Handschriften des Markus-Evangeliums gegeben hat, wurde in der Exegese bislang auch ohne Handschriftenfund aus dieser Zeit vorausgesetzt. Wer annimmt, dass das Markus-Evangelium um 70 entstanden ist und Matthäus und Lukas 10 bis 20 Jahre später unabhängig voneinander dieses Werk benutzt haben, muss davon ausgehen, dass es im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts existierte und verbreitet wurde. Ein Fund aus dieser Zeit wäre alles andere als eine Sensation, sondern eine Bestätigung der üblichen Annahme. 

Nur wenn man die fragliche Markus-Handschrift mit Sicherheit weit vor 70 ansetzen könnte, wäre eine neue Situation gegeben. Dass derart eingegrenzte Datierungen mit paläographischen Mitteln (also aus den Eigenheiten der verwendeten Schrift) möglich sind, darf man bezweifeln. Im Fall der angeblichen Markus-Handschrift aus den Höhlen von Qumran (7Q5), die spätestens 50 geschrieben worden sein soll, hat man gesehen, wie der Wunsch Vater der Datierung sein kann.

Im Übrigen besteht gerade in der Datierung des Markus-Evangeliums eine der seltenen Übereinstimmungen zwischen kritischer Forschung und altkirchlicher Überlieferung zur Entstehung der Evangelien. Das älteste Zeugnis stammt von Papias von Hierapolis (erste Hälfte des 2. Jh., zitiert bei Eusebius). Wenn er sagt, Markus habe sein Werk nach dem Tod des Petrus in Orientierung an dessen Predigt aufgeschrieben, so führt das in die Mitte der 60er Jahre, also sehr nahe an die übliche zeitliche Ansetzung. Papias weiß jedenfalls nichts von einer Frühdatierung des Markus-Evangeliums. 

Anders als der angekündigte Mord in Agatha Christies Miss Marple-Roman wird die angekündigte Sensation nach dem jetzigen Stand der Dinge ausfallen. Die Exegeten können gelassen bleiben. Schwieriger ist diese Gemütsverfassung angesichts von Kommentaren zu bewahren, in denen das Fell verteilt verteilt wird, ehe der Bär erlegt ist. Auf drei markante Beispiele gehe ich ein.

Ben weiß, wie die Exegeten reagieren werden und belastet sie schon einmal auf Verdacht mit miesen Methoden:
»Das wird eine Aufregung geben......da werden sie nächstes Jahr alles dran setzten, Wallace's Ergebnisse lächerlich zu machen. Denn wenn sich herausstellte, dass Wallace recht hat, dann könnte es ja sein, dass das, was im Evangelium steht, wirklich passiert ist; wie würde dann die kritische Exegese dastehen, die das alles für Erfindungen des 2. Jahrhunderts hält??? Neinnein, da machen wir lieber den Autor lächerlich..« 
Welcher Quelle er entnimmt, die historisch-kritische Exegese hielte »das alles für Erfindungen des 2. Jahrhunderts«, wird sein Geheimnis bleiben. 

Ester kennt ein untrügliches Argument für die Abfassung des Markus-Evangeliums durch einen Zeitgenossen Jesu: 
»Ich bin schon immer davon ausgegangen, das das Markus Evangelium von dem jungen Mann der nackt aus dem Garten Gethsemane davon gelaufen ist, geschrieben worden ist. Von wem denn sonst? Und der war natürlich Zeitgenosse Jesu.« 
Ja, wenn der nackt fliehende Jüngling aus Mk 14,51f das Markus-Evangelium nicht geschrieben haben sollte, wer bliebe da noch übrig? Niemand, denn Ester ist ja schon immer davon ausgegangen, dass es jener Jüngling war. Immerhin fand sie auch die Annahme einer kreativen urchristlichen Jesusüberlieferung »schon immer unlogisch«. Die Nachricht von der frühen Datierung kann so auch nur bestätigen, was wir schon »seit knapp 2000 Jahren« wussten. Wenn solche Selbstverständlichkeiten mitgeteilt werden, fürchtet die Kommentatorin, in Zukunft mit der Meldung behelligt zu werden, Regen führe zu Nässe. Ihr Kommentar ist ein beeindruckendes Beispiel für die Verwechslung von Vorurteil und Logik.

Idemar kommentiert sich in mehreren Beiträgen in einen Rausch geradezu Hassknechtschen Ausmaßes. Er entlarvt die Exegeten als antirömische Bibelpolitiker und legt den tragfähigen Grund für die Neuevangelisierung frei:
»Dass eine protestantisch-neokatholische Bibelwissenschaft bis heute jeden Gedanken an die Frühdatierung verwirft, um exegetisch weiterhin Bibelpolitik gegen Rom treiben zu können, haben Thiede und andere leidvoll erfahren müssen … Die Rückkehr zur apostolischen Datierung wird die Grundlage der Neuevangelisation sein. Die liberale 'Verhandlungsmasse' für Reformphantasien dürfte gehörig schrumpfen!«
Bibelpolitiker hatte ich bislang höchstens in der Partei Bibeltreuer Christen vermutet. Welche leidvolle Erfahrung machte Carsten Peter Thiede mit der Bibelwissenschaft? Man wollte ihm nicht folgen in dem Urteil, das kleine Qumran-Fragment 7Q5 sei mit Mk 6,52f zu identifizieren. Schon Jahre zuvor fand der entsprechende Vorschlag Jose O'Callaghans keine Zustimmung; er wurde auch durch den Einsatz von Thiedes Thesen-Wiederaufbereitungsanlage nicht überzeugender. Auch seine Frühdatierung des Papyrus 64 konnte sich nicht durchsetzen. 

Man muss weder böswillig noch Exeget sein (der zweite Begriff schließt den ersten nicht notwendig ein), um zu urteilen: Wenn die Neuevangelisierung darauf gründen sollte, dass die letzten 200 Jahre der Bibelwissenschaft auf den Müll wandern, hat sie keine große Zukunft. 

Kommentare

g hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Prof. Häfner,

auch hier stellen sich Fragen, die selbst den Streit über die Frühdatierung auf einem völlig neuen Nenner auflösen. In gemeinsamer Wahrheit die Bibelwissenschaft der letzten 200 Jahren nicht auf dem Müll landen lassen, sondern auf den Logos/die von Schöpfung ausgehende Vernunft verweisen, die für die Verfasser des Anfangs der historische Jesus war.

Warum soll es sich ausschließen, dass die Verfasser Zeitzeugen Jesus waren? Nur ist doch die Frage, um wen ging es, als früh/oder doch spät über Jesus gesprochen und berichtet wurde?

Wenn Papias als angeblicher Schüler des Logos-Evangelisten Johannes über Markus schreibt, wer war Jesus für Papias von Hierapolis?

Kann ihm, wie den anderen apostoligschen Vätern, die auch an die Schule Alexandriens anknüpften und über die richtige Auslegung der Herrenworte bzw. Geschichtsform der vom Logos ausgehenden Logien nachdachten, weiter unterstellt werden, es wäre ihnen um den gegangen, der den von Ihnen zitierten konservativen Bibel- besser Buchstabentreuen, aber selbst den Kritischen als historisch gilt?

Wieso blättern wir nur bei den bekannten Evangelien, wie wenn sie von einem guten Jungen handeln, wenn gleichzeitig die Wissenschaft deutlich macht, dass diese nicht nur dem röm. Evangelien bzw. der frohen Botschaft vom messiansichen Kaiser, sondern auch der Textstammlung eines Marcions entgegengestellt wurden?

Muss bei der Betrachtung der Markustexte, egal ob früh oder doch später verfasst, nicht auch das mitbedacht werden, was heute als Anfang gilt und teilweise phil. Gnosis oder vielfältige im Streit liegende Erneuerungslehren waren, die weit mehr auf den in damaliger Aufklärung verschieden definierten Logos verweisen, als auf einen besonders schlauen jungen Schriftlehrer?

Und wenn wirklich eine Frühdatierung von Zeitzeugen war, wen haben die gesehen? Schreibt Markus die Story von dem, der heute als historischer Heilsprediger gilt oder geht es ihm um den Aufverstandenen, den Gottessohn, der uns auch aus Alexandrien bekannt ist? (Als was den damaligen Reform-Denkern der Logos/die Vernunft allen Werdens galt. Auch wenn diese dort noch dort noch keine Geschichtsgestalt angenommen hatte.)

Wenn Markus möglicherweise von Rom aus an die Heiden bzw. Hellenisten schreibt, kann ihm da einfach unterstellt werden, es wäre ihm um den gegangen, der heute als historisch gilt? Hat er im Dunkeln der Wüste eine finstere Gestalt, die einen angeblichen Reformjugen versuchte, für den Teufel gehalten? Oder ging es hier um eine theologische Aussage, der nie und nimmer nur das zugrunde liegen kann, was heute als historisch gilt?

Bleibt in diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass nachgewiesen wird, dass auch der Markustext keine spätere Verherrlichungsrede von einem hoheitlichen Jesus ist, sondern den Historischen beschreibt?
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Das "g" steht Gerhard, der zu schnell gedrückt hat.

Aber wie oft in den vielen unter "www.theologie-der-vernunft.de" aufaddierten Auswertungen der wissenschaftlichen Theologie zu lesen, so wird auch in dieser Debatte deutlich: Auch wenn die Wissenschaftler, egal welcher Denkweise, weiter einen Wanderprediger an den Anfang stellen wollen. Jeder Wissenszuwachs macht deutlich, dass es das nicht war, das lebendige Wort/Vernunft/Weisheit in Person (Rolle/Aufgabe) Jesus das Thema des NT sein muss.
Volker Schnitzler hat gesagt…
Spannend in diesem Zusammenhang scheinen mir viele Aussagen in den paulinischen Briefen zu sein. So wehrt Paulus sich etwa im 15. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther gegen die Vorstellung, dass es keine Auferstehung der Toten geben könne. Seine Begründung: Wenn dieser Gott-Mensch Jesus nicht von den Totes auferweckt wurde, dann ist unser Glaube nichts wert, denn dann können auch wir Getaufte nicht hoffen, dass wir von den Toten auferstehen. Christus ist als erster der Entschlafenen, also Gestorbenen, auferweckt worden. Auch im Philipperhymnus wird die wahre Menschlichkeit des gottgleichen Christus betont, auch wenn hier gnostische Vokabeln auftauchen. Vielleicht wehrt Paulus sich hier schon gegen gnostische Frühformen? "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, 7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz."
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Hallo Herr Schnitzler,

wenn Paulus bzw. die in seinem Namen veröffentlichte Theologie eines neujüdischen/-monoth. Paradigmas (Texte, die von der Radikalkritik heute zum Teil auf frühe Gnosis zurückgeführt werden) von dem geschrieben hat, der heute als historischer Jesus gilt, fress ich nen Besen.

Doch warum ich wie Paulus davon ausgehe, dass die Auferstehung bzw. der aufgeklärte Wiedervertand des in der Person des jungbärtigen Wanderpredigers lebendigen Wortes (gegenwärtiger kreativer=schöpferischer Vernünftigkeit) die Voraussetzung des chr. Glaubens ist, ist in verschiedenen Aufsätzen unter "Theologie-der-Venrunft" nachzulesen.

Wer Gott bzw. dem Schöpfer gleich war,ohne Gott selbst zu sein, sondern sich wie ein Sklave erniedrigte, den Menschen gleich wurde und bis zum Tod gehorsam war, das kann (nicht nur nach Paulus) kein wegen Volksverhetzung bzw. Gotteslästerung hingerichteter Heilsprediger gewesen sein, dessen soziales Umfeld heute an den Hochschulen untersucht wird.

Doch in der schöpferischen Vernunft, die am Anfang galt, menschliche Gestalt annahm, sich erniedrigte, verlästert und von den Gesetzesdienern nicht nur verleugnet wurde, lässt sich das durchaus erkären.
Volker Schnitzler hat gesagt…
Besen hin, aufgeklärter Wiederverstand her, Paulus schreibt von einem Menschen, der ans Kreuz geschlagen wurde und von den Toten (!!!) auferstanden ist. Und das, was da gestorben ist, hatte wohl auch ein soziales Umfeld ;-)
Andreas Metge hat gesagt…
So sehr, lieber Herr Mentzel, es mich reizen würde, die "Besen-Nummer" live mitzuerleben - das wird Ihnen wohl erspart bleiben!

Denn Paulus hat wohl kaum den Jesus vor Augen gehabt, der HEUTE "als historischer Jesus gilt", sondern eben von dem, der IHM vor knapp 2000 Jahren vor Augen geführt wurde!
Und uns verbindet mit Paulus, sofern wir gläubige Christen sein wollen, die Aufgabe, irgendwie den Menschen Jesus von Nazareth mit dem Christus, Sohn Gottes, Herrn, Logos etc.(alles Titel im Versuch, genau die Seite an diesem Phänomen zu versprachlichen, die Sie so einseitig hervorheben) zu verbinden. Herr Schnitzel hat noch einmal wichtige ntl. Belege ganannt.
Volker Schnitzler hat gesagt…
Und so'n Schnitzel würde ich einem Besen auch vorziehen :D
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Ja Herr Schnitzler,

wenn es Anfang um einen jungen Juden gegangen wäre,
dann könnte man Paulus allenfalls als einen Wendepharisäer betrachten, der diesen zu einem Guru machte. Doch meist wird von den Theologen argumentiert, dass es Paulus nicht um den historischen Jesus ging, sondern ein hoheitliches Wesen eine neuen Theologie, das weitgehend unabhängig vom gutherzigen Wanderprediger wäre.

Was sonst sollen sie auch tun, als Paulus von dem zu trennen, dessen wundersame Taten sie als Theologie (oder evtl. als ein tiefenpsychologisches Ergeignis) auslegen, um dann einen als Gott geltenden/gemachten Gutmenschen als einzig geltende Geschichts-Hypothese hinzustellen?

Wie Sie ihren Schüler den Jesus, das schöpferisch-hoheitliche Wesen mit kosmisch-universaler Bedeutung, z.B. des Galaterbriefes, als den erklären wollen, den sie mir vorhalten, das wüsste ich gerne.

Doch ich würde mir zutrauen, Ihren Schülern deutlich zu machen, warum die damals verschieden definierte schöpferische Vernunft allen Werdens ein göttliches und gleichzeitig kulturell-menschliches Wesen war, warum die Auf-verstehung die unabdingbare Voraussetzung des chr. Glaubens ist, der damit für Heiden/Griechen und Juden/Gesetzesgläubige gilt.

Hier ein alter Versuch, den ich heute sicher völlig anders formulieren würde:

http://www.theologie-der-vernunft.de/Texte/Bibel/Vorlage.htm
Volker Schnitzler hat gesagt…
Da Paulus Jesus nie begegnet ist, ihm vor Damaskus dann aber der Auferstandene erschien, konnte er nur schwerlich persönlich Anekdötchen erzählen. Sein Wissen über das Leben des Herrn ist ihm dann wohl in der antiochenischen Gemeinde vermittelt worden. So kann er z.B. in 1Kor 7,10 auf die Lehre Jesu in Bezug auf die Unlösbarkeit der Ehe verweisen!

Meinen Schülern stelle ich einfach den Jesus der Bibel vor! In Abgrenzung dazu kann man ihnen die himmlische Gestalt des in späteren Jahrhunderten entwickelten gnostischen Christus vorführen, übrigens seit Dan Browns Da Vinci Code ein Thema, das Schüler interessiert. Die Präexistenzchristologie der frühen Christen, die im Philipperhymnus ihren Ausdruck findet, ist aber ganz ohne Gnosis auf alttestamentlich-jüdischem
Hintergrund erklärbar (logos und sophia, bei Philon beispielsweise, sind nach Vorbild der Proverbia auch präexistent; das muss man dann nur noch auf Christus übertragen).
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Ja Herr Schnitzler,

mit Philo, der in vernünftiger antiker Welterklärung das nachdachte, was für seine jüd. Väter "Wort" war oder als Göttersöhne galt und der jüdischen Weisheitslehre bzw. Sophia, sind wir auf dem gemeinsamen Weg zum hoheitlich-präexistenten Jesus, der in menschlicher (Person) historische Wirklichkeit war.

Doch ich würde den historischen nicht vom hoheitlichen abgrenzen, noch bei Dan Brown und sonstiger Vergeisterung suchen, sondern in einer realten Vernunft/Vernünftigkeit, die von Schöpfung ausgeht und damals das bestimmende Thema der Theologie war.

Statt die Unlösbarkeit der Ehe in einem scheinbar ehescheuen Herumtreiber zu begründen, wie er ähnlich Ihnen als historisch gilt, kann dies dann in einer von Schöpfung ausgehenden Vernunft geschehen. Selbst in den heutigen Sozialausgaben für Alleinerziehende und dem Leid zerbrochener Ehen, lässt sich dann diese Vernunftweisung begründen. Und statt den christlichen Glauben zum Humbug zu machen, in dem sie die Erscheinung des Auferstandenen bei einem Sektenverfolger erklären, praktizieren sie so m.E. einen Aspekt von aufgekärtem Wiederverstand dessen, was am Anfang Wort/Vernunft war und historisch menschliche Gestalt hatte.
Gerd Häfner hat gesagt…
Ich habe schon länger Eindruck, dass für Sie,Herr Mentzel, Philo viel wichtiger ist als Paulus und die Evangelien zusammen. Hier finden Sie eher die Logos/Vernunft-Spekulation, die Sie für das bestimmende Thema der damaligen Theologie halten. Dafür sehe ich weder in den Evangelien (außerhalb von Joh 1,1-14) und den Paulusbriefen eine ausreichende Grundlage. Das »schöpferisch-hoheitliche Wesen mit kosmisch-universaler Bedeutung, z.B. des Galaterbriefes«, wie Sie schreiben, ist doch für Paulus in erster Linie der Gekreuzigte!

Wenn der »hoheitlich-präexistente[] Jesus … in menschlicher (Person) historische Wirklichkeit war«, dann muss sich diese Wirklichkeit historisch beschreiben lassen, wenn sie denn eine Bedeutung haben soll. Und dann kommen wir zu jenem »jungen Juden«, Wanderpediger usw., wie er (trotz der christologischen Perspektive) von den synoptischen Evangelien klar gezeichnet wird. Die Formulierung, dass Sie den historischen Jesus »nicht vom hoheitlichen abgrenzen« würden, verschleiert die Tatsache, dass Sie mit dem historischen, menschlich-geschichtlichen Jesus nichts anfangen können, weil Ihr Jesus eine geschichtslose Vernunftspekulation ist. Das glaube ich zumindest aus Ihren bisherigen Ausführungen verstanden zu haben.

Deshalb liegen unsere Zugänge so weit auseinander: Ich versuche, die neutestamentlichen Texte und die Gestalt, von der sie Zeugnis geben, aus ihrer geschichtlichen Situation heraus zu verstehen. Sie tragen Ihre im Wesentlichen immer gleichen, von Ihrer Vernunftspekulation rührenden Fragen an die verschiedenen Texte heran, weil es Ihnen in erster Linie nicht um deren Verständnis geht, sondern um Bestätigung für Ihre spekulative Vernunfttheologie. Mir scheint, dass die Ansätze so unterschiedlich sind, dass sie sich gegenseitig nicht bereichern können.
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Prof. Häfner,

wenn es ihnen nur darum geht, einen jungen Juden zu bestätigen, wie ich ihn in meinen Kindertagen für den historischen Jesus hielt, haben wir uns sicher nichts zu sagen.

Doch wie in all meinen Kommentaren auf ihre Auslegung deutlich wird, geht es mir weder um eine rein phil. Vernunftspekulation, noch um eine abstrakte Lehre, wie wir sie bei Philo lesen. Doch nicht nur wenn ich Paulus, sondern ihre theologische Deutung z.B. von Markus ernst nehme, muss ich dann nicht über ein hoheitlich-präexistentes Wesen, das für die Kirchenväter, die vom Logos redeten, Jesus Christus war, nachdenken?

Oder war da nur ein Bauhandwerker auf Begwanderung oder in der Wüste, dem dann Engel mit offenbarenden Botschaften und Teufel angedichtet wurden?

Wie kann ich es als einzig wissenschaftlich ansehen, die Lebenswelt eines jungen Rebellen als geschichtlichen Kontext zu untersuchen, wenn ich weiß, dass es nicht nur den vielfältigen heute als Anfang geltenden Bewegungungen (incl. den Schulen Alexandriens)oder bei Paulus und Johannes, sondern auch den Synoptikern um den Christus geht, der dort vernünftigerweise eine menschliche Gestalt hat, die so geschichtliche Wirklichkeit entfaltete?

Wenn ich beobachte, wie dem Papst nach seinen hoheitlichen Jesusbüchern unterstellt wird, er hätte sich nur an den biblischen gehalten, evlt. gar so nur von der schöpferischen Vernunft als seinem Lebensthema gesprochen, dann ist doch alles gesagt. Dann muss ich doch fragen: Wie kommt die Wissenschaft darauf, dass da noch ein guter Junge war, wie sie ihn dem Papst als wahrhaft historischeb Jesus entgegenhält?

Und von wegen Spekulation. Die wäre,wenn ich von einem Wanderprediger als offenbarenden Gottessohn reden würde, statt über ein schöpferische Realität, die damals den Monotheismus in universaler Weise begründete.

Wie können wir wissen, dass es den Evangelisten um den Gottessohn geht bzw. Christus in menschlicher Gestalt (Person: Rolle/Aufgabe) und dann die damaligen Denkweisen, die diesen in kosmischer Realität realisierten, außer Acht lassen? Und statt dessen die sozialen Umstände eines Heilspredigers als historisch ansehen.

Dabei habe ich auch schon geschrieben, dass ich denke, dass die Lehre Alexandriens, die in der logischen Welterklärung das sah, was vormals Göttersöhne waren, zu abstrakt blieb bzw. zu kurz griff. Dass erst die menschliche Ausdrucksform, wie wir sie aus dem Kanon kennen, messiansiche in der Realgeschichte messiansiche Wirklichkeit hervorbrachte. (Damit z.B. bei Philo noch nicht von "Christologie gesprochen werden kann, wie das z.B. ihre Kollegen in der ZNT tun und dann eine Seite weiter im Sand nach einem guten Jugen suchen.)

Auch wenn Prof. Ratzinger, der ständig von der schöpferischen Vernunft als mit Verstand einsehbarem Wesen des christlichen Glaubens spricht und sich dabei auch auf die gr. Philosophie beruft, meiner Bitte zum Denkanstoß über das Wesens Jesus (siehe "Theologie-der-Vernunft") beim Deutschland nicht gefolgt ist. Das Oberhaupt der kath. Kirche hat vor dem Bundestag die schöpferische Vernunft z.B. in der Ökologielehre nachdenken lassen. Was weder als eine ihm bisher unterstellte Kirchenlehre bzw. Vernunfvereinnahmung, noch als wilde phil. Spekulation gelten kann.

Muss sich der der monoth.-chr. Mensch an die Schöpfung halten, den Schöpfer bzw. das dort wahrnehmbare Wort (hebr. Vernunft),wie sie nicht nur die Ökologie-Vernunft lehrt? Oder an die Schriftgelehrten und deren Buchstabenverdrehung bzw. buchtstäbliches Bilderverständnis?
Andreas Metge hat gesagt…
Oh, Herr SchnitzLER - pardon!
Volker Schnitzler hat gesagt…
Kein Problem, Herr Metge, das höre ich in der Schule andauernd ;-)
Gerhard Mentzel hat gesagt…
"Jesus lebt wirklich"

selbst die Atheisten rufen nach ihm bzw. der schöpferischer Vernunft, die am Anfang war und kulturgerechte Gestalt hatte.

Gerade blättere ich beim Vorzeigeatheisten Schmitt-Salomon "Keine Macht den Doofen". Die größte Gefahr geht nicht von den Naturereignissen, sondern der menschlichen Dummheit aus...

Nach einem "Schwarmverhalten" wird gerufen: Einem Verhalten, das die Antike mit Weltvernunft beschrieb und Christen im monoth.-hebr. Schöpfungsverständnis begründeten.

Und selbst wo der Vorstandsprecher der Atheisten "Die wundersame Welt der Religioten" und deren heilige Einfalt anprangert, kann man ihm folgen, fragt er m.E. nach dem, was vor 2000 Jahren geschichtswirksam war. Denn war nicht auch in Jesus ein Übergang vom Mythos bzw. einer entleerten Gesetzlichkeit zum Logos?

Aber nein, nach heutiger Buchstäblichkeit darf da nur ein junger Gutmensch gewesen sein, der auf geheimnisvolle Weise Gott war.

Die ganze Wissenschaftslehre, wie sie mir gerade von "Mohr Siebeck" im Neuauflagenbericht angeboten wird, kann man dann in den Mülleimer werfen. Was interessiert die Kulturentwicklung, theologische Grundrisse kosmischer Maße in Kirchengebäuden und Lehren, das Mittelalter und die Notwendigigkeit der klaren menschlichen Gestalt, das Nachdenken über die Bedeutung alter Mythen und ihr Weg vom AT zum NT, die Vielzahl der Gestalt Jesus in unzähligen Apokryphen... wenn da nur ein wundertätiger Wanderguru gewesen wäre, wie er im längst unhaltbaren buchstäblichen Verständnis der Synoptiker einzige historische Hypothese sein soll?
Gerd Häfner hat gesagt…
»... wenn da nur ein wundertätiger Wanderguru gewesen wäre, wie er im längst unhaltbaren buchstäblichen Verständnis der Synoptiker einzige historische Hypothese sein soll«. Vielleicht kann ich von diesem Zitat ausgehend noch einmal eine Antwort versuchen. Sie sprechen von einem »längst unhaltbaren buchstäblichen Verständnis der Synoptiker«. Was hier abgetan wird, ist das Geschäft der Exegese: Texte aus ihrer Entstehungs- und Überlieferungssituation heraus verstehen. Sie suchen, offenbar aus der Wirkungsgeschichte heraus, einen Sinn hinter dem »buchstäblichen« Verständnis, und das ist es, was ich als spekulativ bezeichnet habe.

Und weiter: »Wie können wir wissen, dass es den Evangelisten um den Gottessohn geht bzw. Christus in menschlicher Gestalt (Person: Rolle/Aufgabe) und dann die damaligen Denkweisen, die diesen in kosmischer Realität realisierten, außer Acht lassen? Und statt dessen die sozialen Umstände eines Heilspredigers als historisch ansehen.« Dass es den Evangelisten um den Gottessohn geht bzw. Christus in menschlicher Gestalt (Person: Rolle/Aufgabe), wissen wir, weil die Evangelisten es so erzählen. Von den »damaligen Denkweisen, die diesen in kosmischer Realität realisierten«, lese ich in den Evangelien jedenfalls nichts, was gegen eine konkrete geschichtliche Verortung Jesu im Galiläa und Judäa des 1. Jh. spräche. Die Evangelien zeigen einen Wanderprediger, den Sie ständig als »guten Jungen«, »Wanderguru« und »Gutmenschen« abqualifizieren. Eine historische Hypothese setzt die Anwendung historischer Methoden voraus. Und die führen uns im Fall der Evangelien angesichts des Charakters der Quellen nicht zu einer Spekulation über die schöpferische Vernunft, sondern zu jenem Verkünder der Gottesherrschaft, den Sie offensichtlich als inakzeptable Gestalt empfinden. Gewiss ist Jesus für den christlichen Glauben mehr ist als ein »junger Wanderguru«, Dieses »mehr« ergab sich nach dem Zeugnis des Neuen Testaments durch das Licht, das von Ostern her auf die Gestalt Jesu fiel. Aber es ist eben diese Gestalt, deren Bedeutung in verschiedenen Anläufen und Vertiefungen ausgelotet wird, auch mit Bezug auf den Logos. Diese Differenz zwischen historischer und gläubiger Perspektive ist nicht durch die Rekonstruktion eines historischen Rahmens aufzuheben, dem zufolge eine Vernunft-Philosophie in der Lebenswelt Jesu und der ersten Christen allgemeiner geistiger Horizont gewesen sei.
Ameleo hat gesagt…
Herr Menzel,
etwas entnervt möchte ich mich auch mal auf Ihre Kommentare hin melden. Mir hat sich trotz Ihrer vielen Worte und rhetorischen Fragen bislang nicht erschlossen, was Sie eigentlich wollen.

Geht es Ihnen darum, einen engagierten Exegeten und seine Leser_innen davon zu überzeugen, dass sie gänzlich umdenken und sich ein neues Verständnis von der Person (!) Jesu müssen/sollen, sprich: schreiben Sie hier mit „missionarischen“ Absichten? Oder mit welchen sonst?

Ich sehe nicht, wie Sie sich einer echten Auseinandersetzung stellen, indem Sie sich mit den hier vorgestellten Positionen, die ich sehr schätze, auseinandersetzen. Was ich sehe und lese sind immer wieder elendig lange Kommentare mit unzähligen rhetorischen Fragen, die Ihre offensichtlich festgefügten Ansichten in gleichem Maß durchscheinen lassen, wie sie sie auch verschleiern. Das macht mich kirre!

Wenn Sie für sich zu Überzeugungen gelangt sind (bei denen mir allerdings der Lebensbezug und die Alltagstauglichkeit fehlen, aber vielleicht ist das schlicht so bei philosophischen Gedanken), die Ihnen Erfüllung schenken: Herzlichen Glückwunsch! Wenn diese Erkenntnisse Sie durch Ihr Leben mit seinen Höhen und Tiefen tragen: Wie wundervoll! Was aber soll ich, sollen wir Leserinnen und Leser, davon haben? Und was haben Ihre Theorien mit dem Thema dieses Blogs zu tun???

Mir steht es nicht zu, Ihnen das Kommentieren zu untersagen. Aber rückmelden möchte ich Ihnen in aller Deutlichkeit: Einen Nutzen habe ich davon nicht! Mich nervt es!
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Entschuldigen Sie Amelo,

wenn ich Sie mit meinen Fragen nerve. Doch ich gehe davon aus, dass gerade auch die hier vorgetragenen Auslegungen des NT deutlich machen, dass es den antiken Verfassern (ebenso wie nachweislich den Herausgebern des Kanons, die sich dabei auf die Vernunft beriefen) nicht um das ging, was in einem aufklärerischen Kurz-schluss als historisch angenommen wird. Es höchste Zeit ist, auf wissenschaftliche Weise weiterzudenken.

Denn es macht einen großen Unterschied, ob sich Christen weiter auf einen jungen Juden berufen wollen, der nach dem Glaube dann eine Art Gott sein soll. Was nicht nur für Kritiker des Kirchenglaubens immer unglaubwürdiger wird, mit all seinen Folgen.

Oder ob sie in heutiger, universal geltender, kausaler Welterkärung auf aufgeklärte Weise die Vernunft bzw. einen von Schöpfung ausgehenden gemeinsamen Sinn/Logos bedenken, der m.E. für die Verfasser nicht nur der hoheitliche, sondern dessen kulturgerechter/menschlicher Ausdruck der historisch wirksame Jesus war.

Wenn ich Sie in ihrem persönlichen Glauben störe, dann bitte ich um Entschuldigung. Doch mir geht es beim Glaube um mehr, als bisher im buchstäblichen Sinne vermutet bzw. als was er heute noch gilt.

Wie oft gesagt und unter "theologie-der-vernunft" nachzulesen, sehe ein aufgeklärtes Glaubensverständnis als wesentlich für die Gemeinschaft der Menschen bzw. deren Zukunfsfähigkeit in schöpferischer Vernünftigkeit (für Christen: Jesus).
Anonym hat gesagt…
Bei der Zusammenstellung des Kanons wurden die gnostischen Evangelien ganz bewusst nicht aufgenommen, weil sie wohl so ihre Probleme mit der Lehre des Zimmermanns aus Nazareth hatten!
Anonym hat gesagt…
Lieber Herr Menzel,

verzeihen Sie, wenn ich mich in der Darstellung der Wirkung ihrer sprachakrobatischen, aber (zumindest für mich) bzgl. der Sachfrage wenig ergiebigen Kommentare Ameleo anschließe.

Sie haben geschrieben:
"Denn es macht einen großen Unterschied, ob sich Christen weiter auf einen jungen Juden berufen wollen, der nach dem Glaube dann eine Art Gott sein soll. Was nicht nur für Kritiker des Kirchenglaubens immer unglaubwürdiger wird, mit all seinen Folgen.

Oder ob sie in heutiger, universal geltender, kausaler Welterkärung auf aufgeklärte Weise die Vernunft bzw. einen von Schöpfung ausgehenden gemeinsamen Sinn/Logos bedenken, der m.E. für die Verfasser nicht nur der hoheitliche, sondern dessen kulturgerechter/menschlicher Ausdruck der historisch wirksame Jesus war."

Mal ganz abgesehen davon, dass man von einem philosophisch so bewanderten Kommentator, wie Sie es sind (oder sehr gekonnt vorgeben zu sein) wohl etwas mehr erwarten dürfte als zu behaupten Christen seien der Ansicht, Jesus sei "so eine Art Gott", stört mich folgendes:

Mir scheint, Sie übersehen die Tatsache, dass der Glaube etwas ist, das der Welt hinzugesagt wird, und nicht etwas, das sich aus der Welt ableiten ließe. Anders ausgedrückt: Sosehr wir die Welt doch als Relation auf einen Terminus verstehen können, so sehr können wir aus der Welt, die mit ihrem Bezogensein identisch ist, nichts über diesen Terminus ableiten.
Nochmal anders gesprochen: Die Unterscheidung zwischen Gott und Welt ist dem Christentum ein ziemliches Anliegen, Stichwort(e) "unvermischt und ungetrennt".

Was Weltentstehungsmodelle angeht, so ist hier m.E. die Naturwissenschaft zuständig. Entstheung und Kausalitäten der Welt sind nichts, was das Christentum durch Glaubensaussagen erklären möchte und erst recht nicht unter Bezugnahme auf jesus von Nazareth. Wozu auch? Es handelt sich ja um Zusammenhänge, die aus der Welt ableitbar sind.

Ein "aufgeklärtes Glaubensverständnis" würde also ganz sicher nicht dem groben Unsinn verfallen, Glaubensaussagen durch Naturwissenschaftliche oder Philosophische Worthülsen wie "schöpferische Vernünftigkeit" zu ersetzen. Denn dann würde man, platt gesrpochen, verkennen, dass Gott nicht die Welt, und die Welt nicht Gott ist.
Kurz an einem "Klassiker" illustriert: Die Jungfrauengeburt ist kein Highlight der gynäkologischen Geschichtsschriebung (genau das wäre sie aber, würde man Glaube und aus der Welt ableitbares durcheinanderwerfen), sondern eine Glaubensaussage deren Bedeutung wohl an anderer Stelle, als der Bettdecke des Hl. Josefs und seiner Frau liegen.

Ihre Forderung läuft letztlich ins Leere, bzw. möchte ein Problem therapieren, dass es m.E. gar nicht gibt:
"universal geltende, kausale Welterkärung auf aufgeklärte Weise" ist nicht unsere Aufgabe, und das ist gut so.
Diskutieren Sie mit Astrophysikern. Kleiner Hinweis: der Münchener Fundamentaltheologe und sein Kollege von der Astrophysik, Herr Harald Lesch, gestalten im kommenden Semester gemeinsam ein Seminar. Vielleicht können Sie dort die anderen Seminarteilnehmer mit ihren Lieblingsworten (Logos, schöpferische Vernunft, Wanderguru, etc.)ein bisschen beschießen. Ich persönlich halte allein die Lektüre ihrer Beiträge schwer aus. Liegt vermutlich an mir.

R.M.
Gerhard Mentzel hat gesagt…
Hallo Anonym,

weder bin ich besonders philsophisch gebildet, noch gebe ich dies vor. Doch wie in jedem Beitrag deutlich gemacht, denke ich aufgrund des heute gegebenen geschichtlichen Wissens über die vielfältigen Anfänge, das damalige Diskutieren oder die hier von Prof. Häfner dargelegten Bedeutungsinhalte des NT darüber nach, dass es den anfänglichen Christen (auch den Synoptikern) nicht um einen jungen Juden ging. Dass vielmehr der historische Jesus der kulturgerechte/-vernünftige Ausdruck dessen ist, was das damalige Denken als Vernunft bezeichnete bzw. als das verstand, was den Hebräern als Wort galt. Es war eine Vernunft, die sich aus der realen Schöpfung ableitete bzw. dem in anfänglicher Wissenschaft kausal erklärten Werden. (Auch wenn vor dem Kanon noch vielfältig, flüchtige Interpretationen bzw. Lehren waren, die an die alten Glaubenvorstellungen anknüpften und erst die Kirche die Vernunft kulturgerecht verwirklichte.)

Doch wenn dies zutrifft bzw. mit weiter wachsendem Wissen zur Gewissheit wird, dass da kein vergotteter Heislprediger war, dann erwächst aus diesem aufgeklärten Verständnis des hoheitlich-historischen Jesus ein neues christliches Selbst- bzw. Glaubensverständnis.

Chr. Glaube und schöpferische Weisung bzw. Bestimmung wird dann nicht mehr aus Buchstaben abgeleitet bzw. alten Gerüchten und pers. Gefühlen. Das was heute als vernünftig für die Weltgemeinschaft/Schöpfung gesehen wird, was ökologisch bzw. nachhaltig ist bzw. ein kulturell umzusetzender Sinn, der sich aus Weltrealität ergibt, wird nach Glaubens-/Kulturaufklärung als das verstanden, was am Anfang Bestimmung gab bzw. als schöpferisches Wort/Weisheit galt und bei Christen mit Namen Jesus bekannt ist.

Von wegen phil. Worthülsen: Selbst der Papst, auch wenn er aufgrund seiner Vorpägung bzw. als Kirchenoberhaupt an einem hist. Zweibeiner festhält (gleichwohl er sich ständig auf die griechische Philosophie, eine in Verstand einsehbare Vernunft als Wesen des chr. Glaubens beruft) hat diese Vernunft vor dem Bundestag in ökolog. Welterklärung zu bedenken gegeben.

Die jungfräuliche Geburt hat - wenn es am Anfang nicht um einen Guru, sondern die Vernunft in kulturgerechter Ausdrucksweise ging - nichts mit wundersam gynäologischer Unerklärlichkeit zu tun. Vielmehr mit der Unvoreingenommenheit, die nicht nur dem Papst fehlt, um die wissenschaftliche Welterklärung (wie ich ihn gebeten hatte: www.theologie-der-vernunft.de) als das nachdeken zu lassen, was den alten als Schöpfung galt und so schöpferische Bestimmung/Wort gab.
Anonym hat gesagt…
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