Sonntagsevangelium (62)
3. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 1,1-4; 4,14-21
Als einziges der neutestamentlichen Evangelien beginnt das Lukas-Evangelium mit einem Vorwort, in dem sich das Ich des Autors zu Wort meldet. Deutlich wird, dass das Werk nicht auf eigener Augenzeugenschaft beruht: Vorgängerwerke sind erwähnt, die auf Überlieferungen der Augenzeugen beruhen, und das eigene Unternehmen wird mit diesen Werken parallelisiert (»beschloss auch ich«). Dass sich Lukas dabei tatsächlich auf viele Schriften beziehen konnte, ist eher zu bezweifeln. Sich in eine Reihe vieler Vorgänger zu stellen ist ein typisches Merkmal solcher Vorworte. Wir kennen eines dieser Werke, das Lukas als Quelle verwendet hat: das Markus-Evangelium. Ein zweites, die so genannte Logien- oder Spruchquelle Q, wird aus den Übereinstimmungen mit dem Matthäus-Evangelium erschlossen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Worten Jesu, die nur ansatzweise erzählerische Elemente aufweist. Da sich Lukas in eine Reihe mit diesen pauschal erwähnten Werken stellt, ist nicht zu erkennen, dass er sie kritisieren oder gar ersetzen wollte.
Umstritten ist, ob Lukas seine eigene Arbeit als ein Nachforschen, ein nachträgliches Erkunden darstellen will (Einheitsübersetzung: »allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen«), wie es zumeist angenommen wird. Aus lexikalischen Gründen wird dieses Verständnis allerdings kritisiert, da das zugrundeliegende Verb (παρακολουθεῖν) in der vorliegenden Konstruktion »die affirmative Orientierung, die mit Begriffen wie 'folgen, 'sich halten an' ..., sich anlehnen an'« bezeichnet (vgl. Michael Wolter, Das Lukasevangelium, Tübingen 2008, 64f). Dann ist zu übersetzen: »... der ich mich an alles von Anfang an genau gehalten habe« (vgl. ebd. 57).
Während der Autor selbst anonym bleibt (der Name »Lukas« stammt aus der kirchlichen Tradition), nennt er die Person mit Namen, der er das Werk widmet. Wahrscheinlich dient Theophilos nicht nur als Chiffre im Sinne eines »sprechenden Namens«, so dass sich das Werk an jeden »Gottesfreund« richtete (aus theos und philos). Wenn eine konkrete Person angesprochen wird, so verfügte sie über soziales Prestige (»hochverehrt«) und wohl auch finanzielle Mittel. Vielleicht hat sich Lukas von Theophilos erhofft, die Verbreitung seines Werkes zu unterstützen.
Eine Besonderheit des lukanischen Werkes besteht darin, dass es aus zwei Büchern gebildet wird. Bei der Niederschrift des Vorworts am Beginn des Lukas-Evangeliums hat der Autor wahrscheinlich bereits im Blick, dass er auch ein Buch über die Ausbreitung der Christusbotschaft nach Ostern schreiben will: die Apostelgeschichte. Denn in Lk 1,2 ist die Rede von Augenzeugen und Dienern des Wortes als Garanten der Überlieferung. Damit sind die Apostel gemeint (vgl. Apg 1,21f). Ihre Augenzeugenschaft bezieht sich auf das Wirken Jesu, der Dienst am Wort aber auf ihr eigenes Wirken, von dem die Apostelgeschichte erzählt (s.a. Apg 6,4). Außerdem wäre zu erwarten, dass Lukas nicht so allgemein formuliert hätte (»Ereignisse, die unter uns erfüllt worden sind«), sondern stärker auf die Person Jesu hin, wenn er nur die Jesusgeschichte hätte einleiten wollen.
Als einziges der neutestamentlichen Evangelien beginnt das Lukas-Evangelium mit einem Vorwort, in dem sich das Ich des Autors zu Wort meldet. Deutlich wird, dass das Werk nicht auf eigener Augenzeugenschaft beruht: Vorgängerwerke sind erwähnt, die auf Überlieferungen der Augenzeugen beruhen, und das eigene Unternehmen wird mit diesen Werken parallelisiert (»beschloss auch ich«). Dass sich Lukas dabei tatsächlich auf viele Schriften beziehen konnte, ist eher zu bezweifeln. Sich in eine Reihe vieler Vorgänger zu stellen ist ein typisches Merkmal solcher Vorworte. Wir kennen eines dieser Werke, das Lukas als Quelle verwendet hat: das Markus-Evangelium. Ein zweites, die so genannte Logien- oder Spruchquelle Q, wird aus den Übereinstimmungen mit dem Matthäus-Evangelium erschlossen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Worten Jesu, die nur ansatzweise erzählerische Elemente aufweist. Da sich Lukas in eine Reihe mit diesen pauschal erwähnten Werken stellt, ist nicht zu erkennen, dass er sie kritisieren oder gar ersetzen wollte.
Umstritten ist, ob Lukas seine eigene Arbeit als ein Nachforschen, ein nachträgliches Erkunden darstellen will (Einheitsübersetzung: »allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen«), wie es zumeist angenommen wird. Aus lexikalischen Gründen wird dieses Verständnis allerdings kritisiert, da das zugrundeliegende Verb (παρακολουθεῖν) in der vorliegenden Konstruktion »die affirmative Orientierung, die mit Begriffen wie 'folgen, 'sich halten an' ..., sich anlehnen an'« bezeichnet (vgl. Michael Wolter, Das Lukasevangelium, Tübingen 2008, 64f). Dann ist zu übersetzen: »... der ich mich an alles von Anfang an genau gehalten habe« (vgl. ebd. 57).
Während der Autor selbst anonym bleibt (der Name »Lukas« stammt aus der kirchlichen Tradition), nennt er die Person mit Namen, der er das Werk widmet. Wahrscheinlich dient Theophilos nicht nur als Chiffre im Sinne eines »sprechenden Namens«, so dass sich das Werk an jeden »Gottesfreund« richtete (aus theos und philos). Wenn eine konkrete Person angesprochen wird, so verfügte sie über soziales Prestige (»hochverehrt«) und wohl auch finanzielle Mittel. Vielleicht hat sich Lukas von Theophilos erhofft, die Verbreitung seines Werkes zu unterstützen.
Eine Besonderheit des lukanischen Werkes besteht darin, dass es aus zwei Büchern gebildet wird. Bei der Niederschrift des Vorworts am Beginn des Lukas-Evangeliums hat der Autor wahrscheinlich bereits im Blick, dass er auch ein Buch über die Ausbreitung der Christusbotschaft nach Ostern schreiben will: die Apostelgeschichte. Denn in Lk 1,2 ist die Rede von Augenzeugen und Dienern des Wortes als Garanten der Überlieferung. Damit sind die Apostel gemeint (vgl. Apg 1,21f). Ihre Augenzeugenschaft bezieht sich auf das Wirken Jesu, der Dienst am Wort aber auf ihr eigenes Wirken, von dem die Apostelgeschichte erzählt (s.a. Apg 6,4). Außerdem wäre zu erwarten, dass Lukas nicht so allgemein formuliert hätte (»Ereignisse, die unter uns erfüllt worden sind«), sondern stärker auf die Person Jesu hin, wenn er nur die Jesusgeschichte hätte einleiten wollen.
Wenn Lukas sagt, er habe sich an alles genau gehalten, bedeutet dies nicht, dass seine Darstellung keine Abweichungen von seinen Vorlagen enthalten würde. Das zeigt auch die »Antrittspredigt Jesu in Nazaret« (4,16-30), deren Anfang den zweiten Teil des Evangeliums vom kommenden Sonntag bildet. Lukas hat hier eine Szene geschaffen, die zu Beginn des öffentlichen Wirkens die Sendung Jesu grundsätzlich deutet (in der Vorlage Mk 6,1-6 kommt Jesus erst später im Verlauf seines Wirkens in die Synagoge seiner Heimatstadt).
Den zitierten Text aus dem Jesaja-Buch (4,18f) konnte Jesus in dieser Form in keiner Schriftrolle finden: Jes 61,1f wird nicht vollständig zitiert, außerdem ist ein Stück aus Jes 58,6 eingefügt (»Zerschlagene in Freiheit zu senden«). Das Prophetenwort wird, als Verheißung verstanden, auf Jesus hin aus gelegt: Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt (4,21). Jesus bringt in Wort und Tat Gottes Heil zu den Menschen. Der Bezug auf das Jesaja-Zitat stellt eine Verbindung zur Offenbarung nach der Taufe her, die Herabkunft des Geistes erscheint nun als Salbung mit dem Geist (s.a. Apg 10,38). Außerdem weist das Zitat auch nach vorne: Dass Jesus den Armen frohe Kunde bringt, wird in den Seligpreisungen aufgegriffen (Lk 6,20; s.a. 7,22).
Das »Heute« ist nicht beschränkt auf die Geschichte Jesu, sondern öffnet sich in das »Heute« der Glaubenden, das ebenfalls Erfüllungszeit ist. Darin ist der zweite Teil des heutigen Evangeliums mit dem ersten innerlich verbunden. In 1,1 sagt Lukas, er wolle von den Ereignissen erzählen, die unter uns erfüllt worden sind. Erfasst man die Botschaft von Jesus Christus, wird die Geschichte Jesu und die von ihr gebrachte Erfüllung zur eigenen Gegenwart.
Den zitierten Text aus dem Jesaja-Buch (4,18f) konnte Jesus in dieser Form in keiner Schriftrolle finden: Jes 61,1f wird nicht vollständig zitiert, außerdem ist ein Stück aus Jes 58,6 eingefügt (»Zerschlagene in Freiheit zu senden«). Das Prophetenwort wird, als Verheißung verstanden, auf Jesus hin aus gelegt: Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt (4,21). Jesus bringt in Wort und Tat Gottes Heil zu den Menschen. Der Bezug auf das Jesaja-Zitat stellt eine Verbindung zur Offenbarung nach der Taufe her, die Herabkunft des Geistes erscheint nun als Salbung mit dem Geist (s.a. Apg 10,38). Außerdem weist das Zitat auch nach vorne: Dass Jesus den Armen frohe Kunde bringt, wird in den Seligpreisungen aufgegriffen (Lk 6,20; s.a. 7,22).
Das »Heute« ist nicht beschränkt auf die Geschichte Jesu, sondern öffnet sich in das »Heute« der Glaubenden, das ebenfalls Erfüllungszeit ist. Darin ist der zweite Teil des heutigen Evangeliums mit dem ersten innerlich verbunden. In 1,1 sagt Lukas, er wolle von den Ereignissen erzählen, die unter uns erfüllt worden sind. Erfasst man die Botschaft von Jesus Christus, wird die Geschichte Jesu und die von ihr gebrachte Erfüllung zur eigenen Gegenwart.
Kommentare
Sie werden Ihre Leser doch nicht im Glauben lassen wollen, dass Lukas als "Diener des Wortes" (hebr. Vernunft), das die Propheten bereits im logischen Werden der Welt nach damaligem Verständnis wahrnahmen, einem Theo"philus" (Gottesfreund/-fürchtigen bzw. griechisch im damaligen Monismus gebildeten Denker, der sich für den bildlosen Monoth. begeisterte) die Story von einem göttlichen Heilsprediger aufgeschrieben hat, der zu antiken Sozialhilfeempfängern sprach.
So wenig mit den Blinden Augenleiden im üblichen Sinne gemeint sein können, kann es sich bei den Gefangenen um antike Gefängnisinsassen und den Armen nur um mittellose Menschen gegangen sein, wie man sie heute vor Augen hat.
Haben Lukas wie Markus nicht vom Christus gesprochen, dem lebendigen Wort (hebr. Vernunft allen Werdens), das bereits im AT galt, nun auf universale Weise (gültig für Griechen, wie Juden) verstanden wurde und in dessen menschlicher Gestalt/Geschichte in Erfüllung ging?
Verweist nicht gerade die Logienquelle, die Sie anführen, auf die von realer Schöpfung ausgehende Weisheit (mehr als menschliche Sprüche), die damals im Werden der Welt wahrgenommen und in Logien zur Sprache gebracht wurde?
Oder wollen Sie die Welt weiter im Glauben lassen, dass es sich hier nur um Tonbandmitschnitte bzw. Aufzeichnugen aus den Reden eines als göttlich gesehenen Heilspredigers handelt, wie er heute als hist. gilt?
Zeigt sich nicht auch hier wieder, dass die damals definierte und als lebendiges Wort verstandene Vernunft in den Synagogen gesprochen hat/zur Sprache gebracht und (wie auch in Paulus) abgelehnt wurde?
Wie können Sie die Welt im Glauben lassen, dass von damaligen Denkern ein egal wie gearteter junger Prediger als lebendiges Wort oder gar chr. Gott gesehen wurde und so die Erfüllung AT Hoffnungen gewesen wäre?
Und wenn allein phil.-christogische Reden, die nachweislich den Anfang der chr. Realgeschichte ausmachen, die messianschiche Hoffnung auf ein menschliches Gesicht nicht erfüllten, so keine kulturelle Wirkung erzielt werden konnte. Liegt es da nicht auf der Hand, dass erst die bekannte Geschichtsgestalt mit Namen Jesus die wahre Erfüllung: schöpferische Wirklichkeit in kultureller Entwicklung war?
Warum darf ein das menschliche Leben bestimmendes Wort nicht wieder in der Vernunft bedacht werden, die das Oberhaupt der kath. Kirche als Geschichtskenner im Beispiel ökol. (damit auch heute für Heiden wie Gläubige geltenden) Welterkärung zu bedenken gab?
Warum klammern Sie an einem Heilsprediger mit Namen Jesus, wenn Sie wissen, dass das NT vom lebendigen Wort handelt und so der lebendige Jesus in heutiger Welterkärung zu verstehen wäre?
Was spricht dagegen, in heutiger Welterkärung nicht nur einen "kosmischen" Christus ausmachen zu wollen, sondern den, der hist. kulturelle Wirklichkeit war? So mündige Menschen wieder kulturgerecht (Chr. von Jesus singend) in eine gemeinsame schöpferische Verant-wort-ung zu nehmen, auf die nicht nur unsere Enkel angewiesen sind?
Doch wenn wir wissen, dass in antiker Aufkärung ein Wiederverstand des Monoth./Wortes bzw. schöpferischer Wirklickeit war, die sich im NT niederschlug, so einen universalen Bund begründete, der auch für die Griechen galt. Wie können wir dann Lukas unterstellen, es wäre ihm um einen hingerichten Heilsprediger gegangen, den er nach einer Wiedererweckung im Geist seiner Anhänger als lebendiges Wort sah?
In einer alten "Welt und Umwelt der Bibel" lese ich gerade, wie sich in Auseinandersetzung mit dem traditionellen Klerus und entleerten religiösen Vorstellungen von Eschnaton über die Propheten des AT der in kosmischer Realität (ob bei Eschnaton die Strahlen der Sonne oder den Propheten das Wort/Vernunft allen Werdens) der Monoth. weiterentwickelt hat.
Denn Assmanns Vorwurf an die Unterscheidung des Moses, den eigenen eigenen Gott nur über die menschlichen Gottesbilder gestellt zu haben, greift zu kurz. Der biblische Monoth. gründet auf das lebendige Wort, als das die Entwicklung der Welt(Kosmos und wie Kultur)geschichte wahrgenommen wurde.
Eine Weisheit, die König der Juden, wahrer Mittler war, den Gottes- wie Lebenslehren zugrunde lag. Ein Israel bzw. Wort-Verständnis der sog. Exilszeit, das nicht vom Himmel fiel, sondern sich auf der Gedächnisspur Eschnaton im Weiterdenken antiker Hochkulturen, deren Kosmologien entwickelte und die menschlichen Gottesvorstellungen verdammte.
Wir wissen auch, dass hinter der Geschichtsgestalt des Moses kein wundersamer Volksbefreier stand, sondern so die Befreiung der in kosmisch und kulturgeschichtlicher Realität begründete monoth. Bund in seiner ewigen weiterentwicklung verkörpert ist.
Der Wissenschaft ist auch bekannt, wie Theophilusse der Zeitenwende in Auseinandersetzung mit alter jüd. Gesetzlichkeit und menschlich Göttergestalten des gr. Pantheon den jüd. Monoth. im Logos (vernünftiger, sinnvoller monistisch-phil. Weltbeschreibung) neu begründeten.
Wie kann man bei all diesem Wissen dem mit Lukas unterzeichnenden griechisch-jüdischen Denker weiter unterstellen, er hätte als Diener des ewigen Wortes Theophilus von einem Wanderprediger berichtet, der in den Synagogen zu Mittellosen sprach und aufgrund seiner göttlich-charismatischen Ausstrahlung als eine Art Gott gesehen wurde, als Erfüllung des AT, Begründung des neuen nun unviersal auch für die Griechen geltenden Bundes/Monoth.?
Wenn doch der kath. Wissenschaft all dieses Wissen um die geschichtlichen Wurzeln gegeben ist. Wozu auch das Wissen um das hochphil. Denken der ersten Christen, der Apologeten und Kirchenväter in ihren vielfältigen Bewegungen gehört und den Christologiedebatten, bei denen auch nicht einer der über das Wesen des Logos hefitg streitenden Denkrichtungen der unterstellt werden kann, der heute als hist. gilt.
Was hält die kath. Wissenschaft davon ab, die alten Vorstellungenden nicht einfach abzulehnen wie Eschnaton, sondern wie Moses (statt in menschlichen Lehren, leeren Gottesbildern/-vorstellungen) sie im heute wissenschaftlich erkärten Werden bzw. kreativen Logos/dem lebendigen Wort zu begründen?
Hört das denn nie auf?