Who's who (12) - Lösung
Der Gesuchte tritt im Neuen Testament erstmals als Garderobenmann in Erscheinung. Lange bleibt er nicht in dieser Stellung, sondern widmet sich bald einer weniger harmlosen Tätigkeit, die ihn weiter nördlich führt (der ganze Text hier).
Gesucht wurde Paulus.
Der Gesuchte tritt im Neuen Testament erstmals als Garderobenmann in Erscheinung. Lange bleibt er nicht in dieser Stellung, sondern widmet sich bald einer weniger harmlosen Tätigkeit, die ihn von Jerusalem gesehen weiter nördlich führt.
Gesucht wurde Paulus.
Der Gesuchte tritt im Neuen Testament erstmals als Garderobenmann in Erscheinung. Lange bleibt er nicht in dieser Stellung, sondern widmet sich bald einer weniger harmlosen Tätigkeit, die ihn von Jerusalem gesehen weiter nördlich führt.
Zum ersten Mal ist im Neuen Testament von Paulus im Zusammenhang mit der Steinigung des Stephanus die Rede. In Apg 7,58 heißt es: »Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus.« Der ist nicht nur mit der Tötung des Stephanus einverstanden (Apg 8,1), sondern geht selbst zur Verfolgung von christusgläubigen Juden über (8,3) und will dies bis Damaskus ausdehnen (9,1f). Dass Paulus als Verfolger von Christen gewirkt hat, bezeugt er auch selbst in seinen Briefen (1Kor 15,9; Gal 1,13; Phil 3,6). Aus Gal 1,17 lässt sich eine Verbindung mit Damaskus erschließen.Jedoch verhindern plötzlich auftretende Sehstörungen die Ausführung seiner Pläne. Sie brachten ihn - entgegen einem sich hartnäckig haltenden Gerücht - nicht dazu, seinen Namen zu ändern, wohl aber zu einer beruflichen Neuorientierung. In seiner neuen Stellung widmete er sich vor allem der Erweiterung des noch relativ schwachen Filialnetzes. Dabei war er zwar nicht der einzige, aber wohl der wirkungsvollste Mitarbeiter seiner Gesellschaft.
Dass Paulus nach der Christuserscheinung drei Tage blind war, erzählt allein die Apostelgeschichte (Apg 9,8f). Paulus selbst bleibt zu seinem Berufungserlebnis sehr zurückhaltend: Er reiht sich in die Osterzeugen ein und spricht von einer Erscheinung (1Kor 15,8), nennt den Vorgang Offenbarung des Sohnes Gottes (Gal 1,15f) oder bezieht sich auf ihn als einen Vorgang, der »Erkenntnis Christi« vermittelt hat (Phil 3,8). Entscheidend ist für ihn, dass dieses Ereignis seine Berufung zum Apostel der Völker begründet hat. Dieser Aufgabe hat er sich mit großem Einsatz in der Gründung von Gemeinden gewidmet, wie er etwas unbescheiden feststellen kann: »Ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle.« (1Kor 15,10).
Dass er vom »Saulus zum Paulus wurde«, hat keinen Anhalt im Neuen Testament. In Apg 13,9 ist zu lesen: »Saulus, der auch Paulus heißt.« Ein Zusammenhang mit Berufung und Bekehrung besteht nicht.Da diese noch durch sehr flache Hierarchien gekennzeichnet war, mussten grundsätzliche strategische Fragen ausdiskutiert werden. Der Gesuchte zeigte sich dabei ohne jedes Talent zum Kompromiss.
Sowohl beim Apostelkonzil (Gal 2,1-10; Apg 15,1-29) als auch beim »antiochenischen Zwischenfall« (Gal 2,11-14) nahm Paulus kompromisslose Positionen ein, die für ihn »die Wahrheit des Evangeliums« (Gal 2,5) darstellten: für eine Heidenmission ohne Verpflichtung auf die Mose-Tora; für die Tischgemeinschaft zwischen Juden- und Heidenchisten. Im zweiten Fall hat er wahrscheinlich den Bruch mit der Gemeinde von Antiochia in Kauf genommen und ist daraufhin zu seiner selbständigen Mission aufgebrochen, aus der alle erhaltenen Briefe stammen.Da es in seinem Wirkungsfeld häufig zu Auseinandersetzungen kam, würde ihm in der heutigen Medienlandschaft das Etikett »umstritten« aufgeklebt werden.
In der Gemeinde von Korinth treten Gegner auf, mit denen sich Paulus in 2Kor 10-13 auseinandersetzt. Den Galaterbrief schreibt er gegen judenchristliche Missionare, die die heidenchristlichen Gemeinden auf die Tora verpflichten wollen. Im Philipperbrief fürchtet er zumindest das Auftreten von Gegnern (Phil 3,2), und er hat Bedenken, dass die Überbringung der Kollekte in Jerusalem auf Widerstand stößt (Röm 15,30-32).An Selbstzweifeln litt er nicht im Übermaß: Er ließ sich zwar bisweilen zu Demutsgesten hinreißen, doch so ganz ernst waren sie nicht gemeint, war er doch der Überzeugung, seine Aufgabe mehr als ordentlich zu erledigen.
Dass er nicht wert sei, Apostel genannt zu werden, darf nur Paulus selbst von sich sagen (1Kor 15,9). Bestreiten ihm andere das Apostelsein, wird er ungehalten (s. 2Kor 10-13; Gal). Wenn er sagt, er habe sich mehr als alle abgemüht (1Kor 15,10), so schiebt er zwar auch noch das Wirken der Gnade Gottes nach, meint die günstige Selbsteinschätzung seines Einsatzes aber durchaus ernst.Für Power-Point-Präsentationen wäre er eher ungeeignet gewesen, er war mehr der Mann fürs Schriftliche. An seinem letzten Schriftstück dürfte er eine Weile gefeilt haben.
Paulus hatte mit dem Vorwurf zu kämpfen, ein schlechter Redner zu sein, vor der Gemeinde ein jämmerliches Bild abzugeben, aber aus der Ferne dann starke Briefe zu schreiben (2Kor 10,10). Zumindest das letzte Urteil lässt sich aus seinen Schriften bestätigen. Der Römerbrief ist sicher über einen längeren Zeitraum entstanden, und nicht Ergebnis spontaner Eingebung.Das Bild eines über Akten brütenden Sachbearbeiters würde ihm allerdings nicht gerecht, war er doch ausschließlich im Außendienst tätig und hatte dabei Gefahren zu bestehen, von denen selbst heutige Bahn-Kunden keine Ahnung haben.
In 2Kor 11,23-28 gibt Paulus einen kleinen Einblick, was es heißt, als Apostel unterwegs zu sein (zugleich eine Bestätigung des starken Briefschreibers): »Sie sind Diener Christi? - Ich rede unsinnig - ich über die Maßen. In Mühen um so mehr, in Gefängnissen um so mehr, in Schlägen übermäßig, in Todesgefahren oft. Von den Juden habe ich fünfmal vierzig [Streiche] weniger einen bekommen. Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten; einen Tag und eine Nacht habe ich in Seenot zugebracht; oft auf Reisen, in Gefahren von Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von [meinem] Volk, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Mühe und Beschwerde, in Wachen oft, in Hunger und Durst, in Fasten oft, in Kälte und Blöße; außer dem übrigen [noch] das, was täglich auf mich eindringt: die Sorge um alle Gemeinden.«Seine letzte Station brachte ihn dahin, wohin alle Wege führen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre die Reise allerdings noch weiter gegangen, nach dem Motto: »Go west, old man!«
Paulus wollte nach Rom kommen - als Stützpunkt für die geplante Mission in Spanien (Röm 15,23f), dem westlichen Rand der (Mittelmeer-)Welt. Dass er als Gefangener nach Rom kam, ist dem Neuen Testament noch zu entnehmen (Apg 27f), der Tod des Paulus wird nicht mehr erzählt.
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