Lügengeschichten
Im »Haus am Dom« in Frankfurt hat eine Diskussionsveranstaltung stattgefunden, deren Besetzung zuvor nicht mit kath.net abgestimmt wurde. Der Moderator des Abends und Leiter des Hauses am Dom, Joachim Valentin, wird nicht nur angegriffen, weil das Podium einseitig mit Kritikern des Bischofs Tebartz-van Elst bestückt war; er wird auch und sogar in erster Linie als Lügner dargestellt (s. hier). Dieser Vorwurf bezieht sich nicht auf den Abend selbst, sondern auf Aussagen, die Valentin bei Nachfragen durch kath.net getroffen hat. Was davon in dem Beitrag mitgeteilt wird, begründet die Beschuldigung, Valentin nehme es »mit der Wahrheit nicht so genau«, allerdings nur dann, wenn man »Behauptung« und »Beleg« für deckungsgleiche Begriffe hält. Das dümmliche Symbolbild (Pinocchio mit der langen Nase) könnte einen stärker selbstreferentiellen Bezug annehmen als von der Redaktion beabsichtigt.
Nach Zitaten von Statements von Stadtdekan Johannes zu Eltz und Daniel Deckers heißt es, die Hintergründe der Diskussion seien »fast interessanter als die eigentliche Diskussion«. Das bedeutet in der Sache: Nun wird der E-Mail-Verkehr zwischen kath.net und Joachim Valentin herangezogen, in der Meinung, den Leiter des Hauses am Dom so angreifen zu können. Wer weiß, wie kath.net Interview»fragen« formulieren kann (s. hier), kann sich auch ungefähr vorstellen, wie die Nachfrage ausgesehen hat, die für die »Berichterstattung« unternommen wurde. Aus den zitierten Antworten Valentins lässt sich erkennen, dass er sich unter Rechtfertigungsdruck gesetzt sah. Das Fehlen von Verteidigern des Bischofs auf dem Podium kommentierte er folgendermaßen:
Möglicherweise glaubt man bei kath.net wirklich, »nachgewiesen« zu haben, dass es Valentin »mit der Wahrheit nicht so genau nehme«, und bemerkt nicht die Bösartigkeit des Artikels. Und vielleicht nimmt man auch die tendenziöse Sprache nicht wahr, die sich selbst ein »Berichten«, dem anderen aber ein »Beschimpfen« zuschreibt und die einen Tag nach dem selbst ausgeführten Angriff schon als scheinbar objektives und verbreitetes Prädikat vergibt: »der umstrittene Leiter des Frankfurter Hauses am Dom«.
Beruhigend wäre das nicht.
Nach Zitaten von Statements von Stadtdekan Johannes zu Eltz und Daniel Deckers heißt es, die Hintergründe der Diskussion seien »fast interessanter als die eigentliche Diskussion«. Das bedeutet in der Sache: Nun wird der E-Mail-Verkehr zwischen kath.net und Joachim Valentin herangezogen, in der Meinung, den Leiter des Hauses am Dom so angreifen zu können. Wer weiß, wie kath.net Interview»fragen« formulieren kann (s. hier), kann sich auch ungefähr vorstellen, wie die Nachfrage ausgesehen hat, die für die »Berichterstattung« unternommen wurde. Aus den zitierten Antworten Valentins lässt sich erkennen, dass er sich unter Rechtfertigungsdruck gesetzt sah. Das Fehlen von Verteidigern des Bischofs auf dem Podium kommentierte er folgendermaßen:
»Wir haben mehrere Befürworter gefragt, die alle - meist aus Termingründen - nicht bereit waren, am Podium teilzunehmen. Es gibt aber auch kaum noch Befürworter, die in der Lage sind auf einem solchen Podium Auskunft zu geben.«Daraufhin wollte kath.net Namen der Angefragten wissen und erfuhr, dass Generalvikar Rösch und Barbara Wieland angefragt waren. Das ist kath.net offenbar zu wenig. Man hat sich vergewissert, ob verschiedene Leute mit Erfahrung in Fernsehdiskussionen eingeladen wurden, und eine negative Antwort erhalten. Die Identität der Talk-Show-Erprobten gibt der Artikel (noch) nicht preis. Sie werden durch ihre Haltung umschrieben: Es handelt sich um solche Leute, die »die Limburger Diskussion etwas differenzierter einschätzen«. Das heißt übersetzt so viel wie: Leute, die »die Limburger Diskussion genauso einschätzen wie wir«. Zu Thema und Hauptvorwurf des Artikels sind wir aber noch nicht vorgestoßen: Valentin hat ja nicht behauptet, andere als die beiden Genannten angefragt zu haben.
Genötigt, seine bei der Diskussion getroffene Aussage zu erläutern, es gebe keine seriösen Menschen, die hinter dem Bischof von Limburg stehen, antwortet der Angegriffene:
»Ich bin tatsächlich der Meinung, dass jemand, der einen Bischof, der öffentlich der Lüge überführt ist, und gegen den mit guten Gründen zwei Staatsanwaltschaften ermitteln, der die Gläubigen in Scharen aus der Kirche treibt und dessen Verhalten die Spenden-Bereitschaft der Bundesbürger auf einen historischen Tiefstand bringt, der mit Unterstützung seines Generalvikars alle seine Mitarbeiter in Angst und Schrecken versetzt hat, der bis heute nicht einen Funken Reue zeigt, dass, wer diesen Bischof öffentlich verteidigt, schlicht seine eigene Seriosität verspielt hat.«Diese Aussage wird nun dahingehend ausgewertet, dass Valentin »gegen Papst Franziskus auftritt«. Dies erscheint zunächst als »klar«, ehe in der Begründung unversehens ein Gang zurückgeschaltet wird:
»Denn der Heilige Vater selbst dürfte dem Limburger Bischof durchaus freundlich gesonnen sein« (Hervorhebung von mir).
Unzweifelhaft klar dürfte wahrscheinlich sein, dass man solcher Schlussfolgerung vielleicht unmöglich folgen könnte. Zur Vorsicht mahnt in jedem Fall, dass der Autor zu Insider-Informationen greifen muss: »Verschiedene Vatikanmitarbeiter« hätten gegenüber kath.net die freundliche Haltung des Papstes bestätigt. Dies wiederum bestätigt, dass Papst Franziskus Bischof Tebartz-van Elst nicht »öffentlich verteidigt« hat. Und dies wiederum bedeutet, dass Joachim Valentin mit seiner Aussage nicht gegen Papst Franziskus auftritt. Dass es in Rom Fürsprecher für Bischof Tebartz-van Elst gibt, ist bekannt. Weniger bekannt ist, worin deren Vertrautheit mit den Verhältnissen im Bistum Limburg gründet. Und falls es noch nicht aufgefallen ist: Wir haben Valentin noch immer nicht bei einer Lüge ertappt.
Der nächste (und letzte) Abschnitt beginnt trotzdem mit »A propos Unwahrheiten: Noch ein Nachtrag zu Valentin«, so als wäre von den Behauptungen in Überschrift und Teasertext schon irgendetwas nachgewiesen worden. Nun erfahren wir die Namen derer, die nach Auffassung von kath.net hätten eingeladen werden können oder müssen: Manfred Lütz, Martin Lohmann, Markus Günther, Albert Schmid und Eva Demmerle. Zu Lütz antwortet Valentin, man hätte ihn tatsächlich anfragen können, er meint jedoch, dass keiner der genannten Herren von der Lage im Bistum »auch nur den Hauch einer Ahnung« hätte. Und zu Eva Demmerle meint er, sie hätte den Bischof nicht in Schutz genommen, dafür kenne er »ihren zornigen Abschiedsbrief zu gut«.
An dieser Formulierung allein hängt der Vorwurf, Valentin nehme es »mit der Wahrheit nicht so genau«. Eva Demmerle (sie hatte nach drei Monaten ihr Amt als Bischofssprecherin niedergelegt; s. hier) habe die Existenz eines solchen Abschiedsbriefs bestritten. Ob sich die unterschiedlichen Aussagen auf Feinheiten der Formulierung beziehen (»Abschiedsbrief«, »Abschiedsbrief«) oder darauf, dass ein derartiges Dokument nie existiert hat, erfahren wir nicht. Offensichtlich hatte auch Joachim Valentin keine Lust mehr, sich in dieser Sache zu verteidigen, wenn der Nachtrete-Artikel vom Folgetag dies richtig darstellen sollte (s. hier). Möglicherweise sind die Hintergründe kompliziert, ich kann das nicht beurteilen. In jedem Fall aber wäre zu erwarten, dass genauer recherchiert und belegt würde, ehe man derartig die Keule schwingt.
Auffälligerweise spricht der zweite Artikel nicht mehr davon, dass Eva Demmerle die Existenz des Briefs abstreite; es heißt nur, Valentin wolle kath.net gegenüber keinen positiven Beweis bringen. Warum er dazu verpflichtet sein sollte, bleibt freilich ganz unklar. Wird durch diese Forderung verdeckt, dass Demmerles Dementi doch nicht stark ist, wie es die Position von kath.net benötigte?
Aber selbst wenn wir dieses Bedenken außer Acht lassen: Was bleibt am Ende von Pinocchios langer Nase? Joachim Valentin hat in der Beantwortung der Frage, warum er Eva Demmerle nicht zu jener Veranstaltung eingeladen hat, einen »zornigen Abschiedsbrief« erwähnt, der von Demmerle mit den Worten bestritten wird: »Es gab überhaupt keinen Abschiedsbrief«. Die Hintergründe der Differenz sind nicht bekannt, werden jedenfalls nicht mitgeteilt. Auf dieser Basis Valentin als Lügner zu denunzieren ist ungeheuerlich.
Möglicherweise glaubt man bei kath.net wirklich, »nachgewiesen« zu haben, dass es Valentin »mit der Wahrheit nicht so genau nehme«, und bemerkt nicht die Bösartigkeit des Artikels. Und vielleicht nimmt man auch die tendenziöse Sprache nicht wahr, die sich selbst ein »Berichten«, dem anderen aber ein »Beschimpfen« zuschreibt und die einen Tag nach dem selbst ausgeführten Angriff schon als scheinbar objektives und verbreitetes Prädikat vergibt: »der umstrittene Leiter des Frankfurter Hauses am Dom«.
Beruhigend wäre das nicht.
Kommentare
Näheres in meinem Blog
http://kreuzknappe.blogspot.de/2013/11/aufraum-diskussion-nach-dem-knall-wurde.html
Mit einer evtl. sogar berechtigten Kritik an der Besetzung dieser Limburger Podiumsdiskussion hatte dieser verleumderische Artikel nichts zu tun. Man kann nicht gleichzeitig "Medienhetze" und "Häme" gegen den Limburger Bischof beklagen und solche Pamphlete publizieren.
Oder besser gesagt: Man kann es schon (das sieht man ja), aber das offenbart nur den abstoßenden Charakter und die systematische Manipulation der kath.net-Berichterstattung, an denen sich auch nach dem mit der Wahl des neuen Papstes verbundenen "Umschwung" nichts geändert hat.
hier zeigt sich btw. meines erachtens auch wieder schön ein doppelmoral-problem: kath.net arbeitet selbst mit den mechanismen, die man bei tebartz-van-elst so anprangert.
Das muss ja wirklich ein bitterböser Abschied gewesen sein.