Sonntagsevangelium (101)
31. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 19,1-10
Zum dritten Mal im Verlauf des Lukas-Evangeliums wird Jesus in der Gemeinschaft mit einem Zöllner gezeigt. In allen drei Fällen ist diese Nähe Gegenstand der Kritik: beim Gastmahl im Haus des Levi (5,30), in einer nur summarisch gezeichneten Szene, die die Gleichnisse vom Verlorenen einleitet (15,1f), wie auch in der Geschichte vom Oberzöllner Zachäus (19,7). Jeweils wird die Szene mit Jesusworten abgeschlossen, die auf diese Kritik antworten und sie zurückweisen (5,32; 15,3-32; 19,9f).
Am meisten Aufmerksamkeit ist der Figur des Zöllners in der Zachäus-Erzählung gewidmet. Während wir über Levi, der in die Nachfolge Jesu eintritt, kaum etwas erfahren (5,27-29), wird im Fall des Zachäus, der nicht zum Jünger Jesu wird, die Vorgeschichte zur Begegnung mit Jesus vergleichsweise breit erzählt (19,1-4). Dabei wird einerseits das Interesse an Jesus deutlich, das auch die Schwierigkeit der Kontaktaufnahme durch besonderen Einsatz überwindet (19,4). Andererseits bleibt eine Distanz: Zachäus will Jesus nur sehen (19,3) und wählt deshalb mit der erhöhten Position auf einem Maulbeerfeigenbaum einen Ort, an dem er Jesus nicht zu nahe kommt, sondern zunächst im Hintergrund bleibt.
Die Initiative zur Begegnung liegt bei Jesus, der seinerseits Zachäus sieht (19,5). Die Worte, mit denen sich Jesus bei Zachäus einlädt, sind von großem theologischem Gewicht. Dies betrifft zum einen das muss (19,5: »heute muss ich in deinem Haus bleiben«), das nicht irgendeine unbestimmte Notwendigkeit bezeichnet, sondern auf den Willen Gottes zu beziehen ist. Lukas verwendet hier dieselbe Formulierung wie in den Leidensankündigungen (9,22; 17,25; s.a. 24,26.44) oder der Kennzeichnung des Verkündigungsauftrags Jesu (4,43; 13,33). In diesen Rahmen wird auch die Einkehr bei Zachäus gestellt – bestätigt durch das abschließende Wort Jesu, das die Einzelszene grundsätzlich in den Sendungsauftrag des Menschensohns einordnet (19,10).
Zum dritten Mal im Verlauf des Lukas-Evangeliums wird Jesus in der Gemeinschaft mit einem Zöllner gezeigt. In allen drei Fällen ist diese Nähe Gegenstand der Kritik: beim Gastmahl im Haus des Levi (5,30), in einer nur summarisch gezeichneten Szene, die die Gleichnisse vom Verlorenen einleitet (15,1f), wie auch in der Geschichte vom Oberzöllner Zachäus (19,7). Jeweils wird die Szene mit Jesusworten abgeschlossen, die auf diese Kritik antworten und sie zurückweisen (5,32; 15,3-32; 19,9f).
Am meisten Aufmerksamkeit ist der Figur des Zöllners in der Zachäus-Erzählung gewidmet. Während wir über Levi, der in die Nachfolge Jesu eintritt, kaum etwas erfahren (5,27-29), wird im Fall des Zachäus, der nicht zum Jünger Jesu wird, die Vorgeschichte zur Begegnung mit Jesus vergleichsweise breit erzählt (19,1-4). Dabei wird einerseits das Interesse an Jesus deutlich, das auch die Schwierigkeit der Kontaktaufnahme durch besonderen Einsatz überwindet (19,4). Andererseits bleibt eine Distanz: Zachäus will Jesus nur sehen (19,3) und wählt deshalb mit der erhöhten Position auf einem Maulbeerfeigenbaum einen Ort, an dem er Jesus nicht zu nahe kommt, sondern zunächst im Hintergrund bleibt.
Die Initiative zur Begegnung liegt bei Jesus, der seinerseits Zachäus sieht (19,5). Die Worte, mit denen sich Jesus bei Zachäus einlädt, sind von großem theologischem Gewicht. Dies betrifft zum einen das muss (19,5: »heute muss ich in deinem Haus bleiben«), das nicht irgendeine unbestimmte Notwendigkeit bezeichnet, sondern auf den Willen Gottes zu beziehen ist. Lukas verwendet hier dieselbe Formulierung wie in den Leidensankündigungen (9,22; 17,25; s.a. 24,26.44) oder der Kennzeichnung des Verkündigungsauftrags Jesu (4,43; 13,33). In diesen Rahmen wird auch die Einkehr bei Zachäus gestellt – bestätigt durch das abschließende Wort Jesu, das die Einzelszene grundsätzlich in den Sendungsauftrag des Menschensohns einordnet (19,10).
Zum anderen ist auch das heute mehr als nur eine Zeitbestimmung. Mit diesem Wort verbindet sich der Gedanke der Gegenwart des Heils, von der Geburt (2,11) bis zum Tod Jesu (23,43), und eben auch in seinem Wirken: Es wird nicht nur grundsätzlich als »heute« geschehende Erfüllung prophetischer Verheißung gekennzeichnet (4,21); in der Zachäus-Geschichte ereignet sich auch in einem konkreten Fall »heute« Rettung des Sünders (19,9).
Der Protest gegen die Gemeinschaft Jesu mit einem Sünder, nicht von Schriftgelehrten, sondern von »allen« vorgebracht (19,7), ist in szenischer Hinsicht merkwürdig gebrochen. Er erfolgt erst, als Jesus bereits im Haus des Zachäus ist (19,6: »und er nahm ihn auf«). Es kommt also nicht zu einer direkten Konfrontation zwischen den Kritikern und Jesus. Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass Jesus sein abschließendes Wort an Zachäus richtet, obwohl er über ihn spricht: Jesus ist szenisch von der Menge getrennt, antwortet aber auf ihren Einwand, begründet und rechtfertigt er doch seine Einkehr bei einem Sünder. Lukas kann in der Gestaltung wohl deshalb etwas sorglos sein, weil der eigentliche Adressat der Antwort Jesu die Leser des Evangeliums sind.
Ihnen wird vor Augen geführt, dass die Rettung des Sünders Ziel der Sendung Jesu ist. Die Begründung aus der Abrahamssohnschaft des Zachäus lässt sich gut historisch in das Wirken Jesu zurückführen. Jesus ging es um die Sammlung Israels, und dabei wollte er die an den Rändern wieder ins Gottesvolk zurückholen. Diesem Impuls entspricht, dass die Zuwendung zu Zachäus in dessen Herkunft von Abraham begründet ist. Zachäus gehört, anders gesagt, zu Israel – für Jesus der entscheidende Grund der Zuwendung.
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