»(Junge) Freiheit für Pfarrer Oblinger!«
Der Bischof von Augsburg, Konrad Zdarsa, hat einem seiner Priester ein Publikationsverbot erteilt. Pfarrer Georg Alois Oblinger soll nicht mehr in der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit veröffentlichen. Die genauen Hintergründe der Maßnahme sind unklar, da sich das Ordinariat bedeckt hält und darauf verweist, in Personalangelegenheiten keine Auskünfte zu geben. Dass das eine günstige Strategie ist, lässt sich bezweifeln, befördert man so doch Theorien über eine Verschwörung gegen jene Kreise in der Kirche, denen Pfarrer Oblinger aus der Seele spricht.
Ich gehöre diesen Kreisen nicht an, aber auch als Nichtbetroffener hätte ich gern erfahren, warum das Veröffentlichungsverbot ausgesprochen wurde. Hat der Bischof Bedenken, dass ein Amtsträger seines Bistums regelmäßig in einer Zeitung publiziert, der »Scharnierfunktion zwischen dem rechtskonservativen und dem rechtsextremen Spektrum« zugeschrieben wird (s. hier)? Wenn es sich so verhält, wäre es gut, dies auch auszusprechen. Dann ergäbe sich eine politische Positionierung, die dem Vorwurf die Grundlage entziehen könnte, es solle einfach eine unliebsame Stimme zum Schweigen gebracht werden.
Kronzeuge Voltaire
Denn eigentlich verdient ein von oben verordnetes Publikationsverbot keine Sympathie. Darüber muss man nicht viele Worte verlieren. Der Sprecher des Arbeitskreises engagierter Katholiken in der CDU, Martin Lohmann, erinnert in seiner Reaktion an den Aufklärer Voltaire, der einmal gesagt hat,
Unverhoffte Verfechter der Demokratie in der Kirche?
Nimmt man alle verfügbaren Informationen zusammen, geht es in der verhandelten Sache nicht um ein Schreib-, sondern um ein Publikationsverbot, das sich auf die Junge Freiheit bezieht. Mit Schreibverbot und Zensur lässt sich der Vorgang selbstverständlich stärker skandalisieren. Dann liegt in der Beschneidung der freien Meinungsäußerung eine Menschenrechtseverletzung vor. Michael K. Hageböck zählt auf:
Nicht ganz unverhoffte plumpe Polemik
Dass dieses Aufblitzen von Werten der modernen Gesellschaft tatsächlich einer punktuellen Interessenlage entspringt und keine Annäherung der verschiedenen kirchlichen »Lager« bedeutet, zeigt die plumpe Polemik, die Gabriele Kuby in ihre Empörung über das Publikationsverbot mischt. Sie stellt die Frage:
Ich gehöre diesen Kreisen nicht an, aber auch als Nichtbetroffener hätte ich gern erfahren, warum das Veröffentlichungsverbot ausgesprochen wurde. Hat der Bischof Bedenken, dass ein Amtsträger seines Bistums regelmäßig in einer Zeitung publiziert, der »Scharnierfunktion zwischen dem rechtskonservativen und dem rechtsextremen Spektrum« zugeschrieben wird (s. hier)? Wenn es sich so verhält, wäre es gut, dies auch auszusprechen. Dann ergäbe sich eine politische Positionierung, die dem Vorwurf die Grundlage entziehen könnte, es solle einfach eine unliebsame Stimme zum Schweigen gebracht werden.
Kronzeuge Voltaire
Denn eigentlich verdient ein von oben verordnetes Publikationsverbot keine Sympathie. Darüber muss man nicht viele Worte verlieren. Der Sprecher des Arbeitskreises engagierter Katholiken in der CDU, Martin Lohmann, erinnert in seiner Reaktion an den Aufklärer Voltaire, der einmal gesagt hat,
er »werde gegen die andere Meinung eines anderen kämpfen, aber noch mehr werde er dafür kämpfen, daß dieser seine Meinung äußern darf.«Dass wir diesen Satz auf kath.net lesen, erstaunt allerdings. Voltaire, Aufklärung, Moderne - gilt es das nach der Tendenz dieses Nachrichtenportals nicht tunlichst aus der Kirche herauszuhalten? Und war nicht erst unlängst ein Interview zu lesen, in dem der Geist der »Ecclesia militans« und des Antimodernismus beschworen wurde (s. hier)?
Unverhoffte Verfechter der Demokratie in der Kirche?
Nimmt man alle verfügbaren Informationen zusammen, geht es in der verhandelten Sache nicht um ein Schreib-, sondern um ein Publikationsverbot, das sich auf die Junge Freiheit bezieht. Mit Schreibverbot und Zensur lässt sich der Vorgang selbstverständlich stärker skandalisieren. Dann liegt in der Beschneidung der freien Meinungsäußerung eine Menschenrechtseverletzung vor. Michael K. Hageböck zählt auf:
»Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist verbürgt in: Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen; Artikel 11 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union; Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.« (s. hier)Sprechen hier Kirchenreformer, die für eine Demokratisierung der Kirche eintreten? Man kann es nicht glauben, nimmt aber verwundert zur Kenntnis: Wenn der Bischof sich nicht so verhält wie gewünscht, werden die Werte der Demokratie in einem innerkirchlichen Disput auch von denjenigen ausgepackt, die sie sonst nur mit Protestantisierung und Selbstsäkularisierung in Verbindung bringen. Da kann dann selbst auf kath.net der »Rückfall in dunkle Zeiten« beklagt werden (s. hier).
Nicht ganz unverhoffte plumpe Polemik
Dass dieses Aufblitzen von Werten der modernen Gesellschaft tatsächlich einer punktuellen Interessenlage entspringt und keine Annäherung der verschiedenen kirchlichen »Lager« bedeutet, zeigt die plumpe Polemik, die Gabriele Kuby in ihre Empörung über das Publikationsverbot mischt. Sie stellt die Frage:
»Wurde je einer der 200 Priester und Theologen, welche das Memorandum unterschrieben haben und publizistisch gegen die römisch-katholische Kirche kämpfen, von seinem Bischof reglementiert?« (Hervorhebung von mir; s. hier)Natürlich nicht, denn dunkle Mächte verhindern das:
»Der Fall Oblinger zeigt wieder einmal: Es sind Kräfte innerhalb der Kirche, welche Priestern, die dem Lehramt treu sind, die Wirkungsmöglichkeiten beschneiden, aber die Kräfte, welche die Katholische Kirche um ihre Identität und damit um ihre Anziehungskraft bringen, gewähren lassen.« (zweite Hervorhebung von mir)So einfach lassen sich also Vorgänge in der Kirche in ein Schwarz-Weiß-Schema einpassen. Wer für Reformen eintritt, kämpft gegen die römisch-katholische Kirche; gehört Kräften an, die Identität und Anziehungskraft der Kirche zerstören. Und weil das alles so eindeutig ist, brauchen wir darüber auch nicht zu diskutieren. Das muss auch der Bischof lernen, weshalb es zum Ende ausdrücklich heißt:
»Wir brauchen keinen Dialogprozess...«,Dieser Seitenhieb gegen die Initiative des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz offenbart in Verbindung mit der Fortsetzung, aus welcher Haltung heraus ein Dialog abgelehnt wird. Denn was brauchen wir wirklich?
»... wir brauchen Bischöfe, die bereit sind, im Namen des Herrn zu kämpfen und Fehlentscheidungen zu revidieren.«Im Klartext heißt das nichts anderes als: »Wir brauchen Bischöfe, die bereit sind, meiner Meinung zu sein - und darüber müssen wir keinen Dialog führen, das ist eben so.«
Kommentare
Ein sehr guter Artikel zum selben Gegenstand.
Dazu empfehle ich die Replik:
http://schnitzler.myblog.de/schnitzler/art/6645804/Schwarz-oder-Wei-Was-denn-nun-Herr-Ockenfels-
Es wundert ich doch ein wenig, dass Sie, Herr Professor, diesen empfehlen.
Es kommen in dem Artikel zwei wesentliche Beobachtungen zur Sprache: die einseitige Wahrnehmung von Autoren oder Interviewpartnern der JF und die selektive Berufung auf die bischöfliche Autorität.
Im Übrigen ist Ockenfels' Beitrag zwar recht lang, aber wenig substantiell. Über das Jammern über angeblich nationalkirchliche Bestrebungen und Einschränkungen aufgrund politischer und religiöser Korrektheit kommt er nicht hinaus. Seine Begriffe klärt er nicht, seine Wertungen begründet er nicht, und er insinuiert, dass das Publikationsverbot mit dem römisch-katholischen Profil von Pfarrer Oblinger zusammenhinge (zum Auftrittsverbot für Hans Maier in Räumen des Bistums Augsburg wird er sich wohl nicht äußern). Der Schmollwinkel, in dem er eine nationale Kirchlichkeit verortet, ist sein eigener Aufenthaltsort.