Sonntagsevangelium (27)
Pfingstsonntag: Joh 20,19-23 oder 15,26-27; 16,12-15
Zu Joh 20,19-23 s. hier. Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf den Alternativtext.
Die Gegenwart Jesu im Geist nach seiner Rückkehr zum Vater: dies ist das eine große Thema der sogenannten »Paraklet-Sprüche« in den Abschiedsreden des Johannes-Evangeliums. Das griechische Wort, das unübersetzt mit »Paraklet« wiedergegeben wird (παράκλητος), bedeutet wörtlich »der Herbeigerufene« und bezeichnet ursprünglich vor allem den Beistand vor Gericht, ohne allerdings auf diesen Bereich festgelegt zu sein. Es kann sich um einen Fürsprecher jedweder Art handeln. Außerdem erhielt der Begriff »Paraklet« auch den Sinn: einer, der ermutigt, tröstet, mahnt, belehrt. Die Begriffsgeschichte zeigt eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit des Ausdrucks. In den Abschiedsreden kann dessen Bedeutung wohl am besten mit »Beistand« wiedergegeben werden.
Die Bedeutung der bleibenden Gegenwart Jesu kann in den einzelnen Worten aber unterschiedlich nuanciert sein; in 15,26f geht es um das Zeugnis für Jesus, also um ein Wirken auf die Welt hin. Dies ergibt sich aus dem literarischen Kontext und aus traditionsgeschichtlichen Zusammenhängen. Denn zum einen wird im vorherigen Abschnitt (15,18–25) vom Hass der Welt gegen die Jünger gesprochen, zum andern bezeugt Mk 13,9.11 die Vorstellung, dass die Jünger vor Gericht zum Zeugnis für ihre Richter auftreten werden und ihre Rede durch den Geist eingegeben wird.
Einführen in die ganze Wahrheit
Wenn der Geist die Glaubenden in die ganze Wahrheit einführt (16,13), zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied zu einer früheren Paraklet-Aussage: Es wird nicht Bezug genommen auf die Worte, die Jesus gesprochen hat (14,26: »alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe«), sondern futurisch formuliert: der Geist wird reden, was er hören wird. Auch der Inhalt der Rede des Geistes weist auf eine Verschiebung der Vorstellung: Er wird das Kommende verkünden. Dieser Inhalt wird zwar rückgebunden an Jesus (»von mir wird er empfangen und euch verkünden«, 16,14); dennoch dürften im Johannes-Evangelium zwei unterschiedliche Konzepte des Geistwirkens begegnen. Während es in den Paraklet-Sprüchen von Kapitel 14 (14,16f.26) um das Wachhalten der in Jesus ergangenen Offenbarung geht, um das Vergegenwärtigen von Vergangenem, wird dem Geist in Kapitel 15 und 16 stärker die Funktion zugeschrieben, Zukunft unter dem Erhöhten zu eröffnen.
Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven muss kein Gegensatz zwischen beiden Vorstellungen gesehen werden. Denn das genannte zukünftige Element ist nicht als Ergänzung der Jesus-Offenbarung zu deuten. Es ergibt sich aus dem Leben der Gemeinde. Bei allem, was auf sie zukommt, kann sie sich der Begleitung durch den Geist sicher sein. Er erschließt in der jeweiligen Gegenwart die Bedeutung von Geschichte und Geschick Jesu.
Zu Joh 20,19-23 s. hier. Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf den Alternativtext.
Die Gegenwart Jesu im Geist nach seiner Rückkehr zum Vater: dies ist das eine große Thema der sogenannten »Paraklet-Sprüche« in den Abschiedsreden des Johannes-Evangeliums. Das griechische Wort, das unübersetzt mit »Paraklet« wiedergegeben wird (παράκλητος), bedeutet wörtlich »der Herbeigerufene« und bezeichnet ursprünglich vor allem den Beistand vor Gericht, ohne allerdings auf diesen Bereich festgelegt zu sein. Es kann sich um einen Fürsprecher jedweder Art handeln. Außerdem erhielt der Begriff »Paraklet« auch den Sinn: einer, der ermutigt, tröstet, mahnt, belehrt. Die Begriffsgeschichte zeigt eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit des Ausdrucks. In den Abschiedsreden kann dessen Bedeutung wohl am besten mit »Beistand« wiedergegeben werden.
Die Bedeutung der bleibenden Gegenwart Jesu kann in den einzelnen Worten aber unterschiedlich nuanciert sein; in 15,26f geht es um das Zeugnis für Jesus, also um ein Wirken auf die Welt hin. Dies ergibt sich aus dem literarischen Kontext und aus traditionsgeschichtlichen Zusammenhängen. Denn zum einen wird im vorherigen Abschnitt (15,18–25) vom Hass der Welt gegen die Jünger gesprochen, zum andern bezeugt Mk 13,9.11 die Vorstellung, dass die Jünger vor Gericht zum Zeugnis für ihre Richter auftreten werden und ihre Rede durch den Geist eingegeben wird.
Das Nebeneinander des Zeugnisses von Geist und Jüngern (»auch ihr sollt Zeugnis ablegen …«: 15,27) ist wohl als dynamisches Ineinander zu denken: im Zeugnis der Jünger geschieht das Zeugnis des Geistes. Die Jünger, Träger des Geistes, vermitteln das Zeugnis des Geistes an die Welt, die den Geist nicht wahrnehmen kann (vgl. 14,17).
Einführen in die ganze Wahrheit
Wenn der Geist die Glaubenden in die ganze Wahrheit einführt (16,13), zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied zu einer früheren Paraklet-Aussage: Es wird nicht Bezug genommen auf die Worte, die Jesus gesprochen hat (14,26: »alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe«), sondern futurisch formuliert: der Geist wird reden, was er hören wird. Auch der Inhalt der Rede des Geistes weist auf eine Verschiebung der Vorstellung: Er wird das Kommende verkünden. Dieser Inhalt wird zwar rückgebunden an Jesus (»von mir wird er empfangen und euch verkünden«, 16,14); dennoch dürften im Johannes-Evangelium zwei unterschiedliche Konzepte des Geistwirkens begegnen. Während es in den Paraklet-Sprüchen von Kapitel 14 (14,16f.26) um das Wachhalten der in Jesus ergangenen Offenbarung geht, um das Vergegenwärtigen von Vergangenem, wird dem Geist in Kapitel 15 und 16 stärker die Funktion zugeschrieben, Zukunft unter dem Erhöhten zu eröffnen.
Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven muss kein Gegensatz zwischen beiden Vorstellungen gesehen werden. Denn das genannte zukünftige Element ist nicht als Ergänzung der Jesus-Offenbarung zu deuten. Es ergibt sich aus dem Leben der Gemeinde. Bei allem, was auf sie zukommt, kann sie sich der Begleitung durch den Geist sicher sein. Er erschließt in der jeweiligen Gegenwart die Bedeutung von Geschichte und Geschick Jesu.
Dass sich solche unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen lassen, bestätigt allerdings, was auch durch andere Beobachtungen begründet werden kann: Die Kapitel 15-17 können als Überarbeitung (Relecture) des Evangeliums gedeutet werden. Sie gehören einer nachträglichen Bearbeitung an, deren Existenz sich am klarsten in Kapitel 21 zeigt.
Kommentare
Ich geb die Hoffnung auf den Pfingstgeist nicht auf: Das Wesen, das Johannes in Jesus zur Sprache gebracht hat und das so für die Welt messiansiche Wirklichkeit war, lässt sich auf aufgeklärte Weise wissenschaftlich vergegenwärtigen.
Doch es genügt nicht, wenn sich der Papst auf eine schöpferische Vernunft als Wesen des chr. Glaubens beruft und diese bereits bei Salomo bestimmende königliche Weisheit in heutiger Welterkärung, z.B. ökologischer Lehre nachdenken lässt, weil diese so erst jenseits menschlicher Relativität bestimmend wird und in mündige Verant-wort-ung nimmt.
Solange neutestamentliche Wissenschaftler nur einen jungen Juden als Wesen des chr. Glaubens um den See jagen wollen, wird die aufgeklärte Welt an Pfingsten nur Geisterjagd persönlicher Glaubensgefühle, nicht die Gegenwart dessen sehen können, um den es Johannes ging.
Doch da das Wissen gegeben ist, liegt es nicht am Geber, sondern den Wissenschaftlern:
Eine gemeinsame Wahrheit zur Sprache zu bringen, die heute wissenschaftlich beschrieben wird, den monoth. Geschwistern zugrunde liegt, Johannes als universal sah. Und die Christen im aufgeklärten Bewusstsein, dem Anrufen dessen, der nur noch einen abgeschriebenen Bart hat, zur schöpferischen Vernunft bringen würde.
statt Vergeisterung, wird nun eine gemeinsame Sprach gesprochen. Nachdem neutestamentliche Wissenschaftler im historischen Wesen des chr. Glaubens nicht nur einen jungen Guru bzw. einen Wanderprediger untersuchten, der auf geheimnisvolle Weise göttlich gewesen sein soll, sondern nach dem in der Antike lebendigen Wort/der Vernunft allen kreativen Werdens in menschlicher, kulturgerechter Person (Rolle/Aufgabe) fragten, schufen sie die Voraussetzung den zu vergegenwärtigen, den Joahnnes in der menschlichen Geschichte zur Sprache brachte.
Nach neuem kirchenwissenschaftlichen Nachdenken über das damals in kausaler Welterklärung des antiken Monismus definierte Wesen des chr. Glaubens, ist auch die heute umfassende evolutionswissenschaftliche Welterkärung wieder zur Erklärung der gegenwärtigen schöpferischen Wirk-lichkeit geworden, die nicht der Unsagbare war, sondern als sein Wort/Vernunft (bei Christen als Sohn) verstanden und durch Johannes & Co. Mensch wurde.
Wo bisher Naturrecht galt oder rein menschliche Gerechtigkeit, Glaubensanhänger vergeblich fragten, was ein junger Gründer meinte und ihm dann selbstherrlich meinst nur konservative persönliche Meinungen in den Mund gelegt wurden, gilt heute ein von Schöpfung ausgehendes Recht. Was als ökologisch, weltökonomisch, sozial nachhaltig, richtig für die gemeinsame Zukunft geistbegabter Kulturwesen und ihrer Mitwelt gesehen wird, ist als "schöpferisches" Recht zur gemeinsamen Bestimmung geworden.
Mündigen Menschen ist der Sinn/Logos ihres Seins, der nach Verneinung der Buchwahrheit bisher allenfalls biologisch definiert wurde, wieder gegenwärtig. Im wissenschaftlich erkärten großen Ganzen verstehen sie ein Wort/eine schöpferische Bestimmung, die bei Kulturwesen über Genmaximiertung hinausgeht, der Genesis entspricht.
Wie zur Zeitenwende, so wurde nicht in modernen Logos- oder Vernunftlehren, sondern erst durch eine kulturgerechte Bedeutung, die bei Christen den bekannten Namen und bisher bestimmenden Namen Jesus hat, die gemeinsam erkannte Vernunft zur gegenwärtigen Bestimmung.
In Aufklärung über die Wurzeln westlicher Kultur werden die alten Bilder und Geschichten nicht verneint, sondern ist ihre Vernunft, wie die bisheriger Dogmatik klar geworden. Nicht nur in der Kirche wird im schöpferisch vernünftigen Sinne von Jesus gesungen und gesprochen, weil sie von westlichen Kulturwesen erst so gehalten wird.
Ohne sich über andere Glaubenssysteme zu erheben, ist so von chr. Glaubensaufklärung der Impuls ausgegangen, nach dem gemeinsamen "schöpferischen" Grund zu fragen, der nicht nur den monoth. Geschwister zugrunde liegt. Selbst in östlich-komosorientierten Glaubenslehren, wo bisher vom Halten des Tao gesprochen wurde, ist klar geworden, dass letztlich auch dahinter der steht, der bei Christen historisch Jesus heißt.
Auch wenn die Lämmer nicht bei den Löwen liegen. Welch kreative Wirkung für Entwicklung der Weltgemeinschaft, die immer mehr auf einen gemeinsamen Geist angewiesen ist, davon ausgeht, wenn nicht gegensätzliche Lehren und abgeschriebene Buchstaben bzw. Gründergestalten gelten, sondern eine gegenwärtige Wahrheit, lässt sich ausmalen.
Oder bin ich nur besoffen? War am Anfang nur ein historischer Wanderprediger, in den Johannes auf ähnliche Weise heiße Luft hineingeblasen hat, wie das Gestern oft geschah.